Bei all den vielen Antworten und Empfehlungen zu Mikrofonen und Audiointerfaces kommt ein Punkt bisher viel zu kurz: Wie genau stellst du dir den Ablauf einer Aufnahme vor? Dazu noch ein paar Fagen (die dir mit Sicherheit auch beim guten Musikalienhändler gestellt werden):
-Nimmst du den Gesang zu einem Musikstück (das während du singst abgespielt wird) auf oder singst du frei?
-Möchtest du dich beim Singen über Kopfhörer selber hören? (die meisten Studiosänger bevorzugen das, weil sie so die Töne besser treffen, usw)
-Wenn ihr in der Gruppe aufnehmen wollt, wie sehen die ersten beiden Punkte dann aus und wieviele seid ihr?
Du schreibst ausserdem noch was von Cubase und einem Keyboard. Welches Keyboard, welche Cubase-Version und benutzt du eventuell Software-Synthesizer? Erfolgt die Ausgabe über die Onboard-Soundkarte oder ist evtl sowas wie ein Audiointerface schon vorhanden? Schreib bitte auch noch was zu deinem Rechner: Laptop? Betriebssystem? CPU? Firewire- und/oder USB-Schnittstellen frei/vorhanden?
Mir geht es darum: Cubase ist eines der Top-Programme um Vocals aufzunehmen, nachzubearbeiten und zu arrangieren und deckt auch sonst softwaremäßig die komplette Musikproduktion ab. Wenn du das Programm schon besitzt und dich damit etwas auskennst, ist es am besten du verwendest es auch für deine Gesangsaufnahmen. Und hier ist es wichtig, dass sich das neue Equipment möglichst nahtlos in bisherige Arbeitsabläufe integrieren läßt. Dh, dass zb. ein USB-Mikrofon nicht wirklich geeignet wäre, wenn ansonsten über die Soundkarte/Audiointerface abgehört und Keyboard eingespielt werden soll. Oder ob das Keyboard eine eigene Klangerzeugung hat, die in das Setup integriert werden soll.
Mit diesen Infos könnte ich dich halbwegs gut beraten, was Mikrofon und Audiointerface angeht. Halbwegs deshalb, weil ich das ganze zwar professionell und beruflich mache, mich aber eher mit Equipment oberhalb der 500€ auskenne. Aber zumindest kann ich dir die wichtigen Punkte sagen auf die es ankommt.
Punkte die wir auf jeden fall schon mal durchgehen können, sind Stativ und Pop-Schutz. Beim Stativ würde ich unbedingt ein Marken-Stativ z.B. von König & Meyer nehmen und nicht eines der jeweiligen Hausmarke des Händlers. Die Billig-Stative halten oftmals nicht das Gewicht eines schweren Großmembran-Mikros inkl. Spinne/Halterung und knicken ein. Oder gehen sofort kaputt, wenn man versucht die Gelenke etwas fester anzuziehen. Selbst mit minimalem Aufpreis im Bundle ist das rausgeworfenes Geld.
Beim Pop-Schutz habe ich mit K&M auch gute Erfahrung gemacht. Wichtig ist hier vor allem, dass der Schwanenhals nicht zu kurz ist (min. 30cm) und dass du dir überlegst welche Größe der Schirm haben soll. Ein großer Schirm verdeckt eventuell den Blick auf Text- und Notenblätter, deckt dafür einen größeren Einsing-Winkel ab.
Ansonsten würde ich den größten Teil des Budgets auf das Mikrofon setzen, wobei das Audiointerface aber so gut sein muß, dass es einen guten Workflow ermöglicht. Klanglich schenken sich die Audiointerfaces nicht soviel, dass es sich dafür lohnen würde am Mikrofon zu sparen. Außerdem sind gute (Marken-)Mikrofone im Gegensatz zu allem anderen eine ziemlich stabile Geldanlage...
Um alleine einzusingen, benötigst du genau eine
Richtcharakteristik des Mikrofons - nämlich die Niere. Hierbei wird tendenziell weniger Umgebungsschall (und damit Nachhall durch den Aufnahmeraum) eingefangen als bei Kugel und Acht. Acht macht bei Gesangsaufnahmen Sinn, wenn man zu zweit gleichzeitig, jeweils von einer Seite das Mikrofon besingt. Kugel ist sinnvoll, wenn man eine Gruppenaufnahme macht und die Sänger kreisförmig um das Mikrofon positioniert sind. Die allermeisten Großmembranmikrofone bieten entweder die feste Richtcharakteristik Niere oder lassen sich zusätzlich umschalten. Mikrofone die umschaltbar sind haben eine Kapsel mit mindestens zwei Membranen und eine aufwändigere interne Elektronik. Von daher dürfte klar sein, dass man mit einem Nieren-Mikrofon bei gleichem Preis eine höhere Qualität erwarten kann. Da sich gerade im Low/Mid-Budget Bereich bei den Mics jeder Euro klanglich bemerkbar macht, solltest du dir gut überlegen, wie wichtig dir die Gruppenaufnahmen sind.
Abraten würde ich dir von schönfärbenden Mikrofonen und Röhrenmikrofonen. Diese klingen zwar für manche Stimmen besser, sind aber nicht für jede Stimme in jeder Situation geeignet und eignen sich daher im Studio eher als Ergänzung in der Mikrofonausstattung. Von daher würde ich unbedingt ein ordentliches neutral und sauber klingendes Mikrofon empfehlen. In der Regel ist ein Großmembran die Bauform der Wahl für Sprache und Gesang. Ich würde da auf jeden Fall auf einen der etablierten Hersteller (im Preisbereich unter 500€: Sennheiser(Neumann), AKG, Shure, Audio Technica, evtl noch Rode) setzen - erstens wg Werterhaltung, zweitens weil diese Hersteller in der Tontechnik-Szene einen Namen zu verlieren haben und es sich eigentlich nicht leisten können, schlechte Qualität zu produzieren.
Ich würde insgesamt nach folgenden Prämissen vorgehen:
- 40-60€ vom Budget für Stativ, Popschutz und XLR-Kabel (diese Dinge müssen unbedingt sein)
- Falls es auf ein Audiointerface rausläuft, das Audiointerface so wählen, dass du vernünftig aufnehmen kannst - ab dann aber so günstig wie möglich.
- Soviel wie möglich ins Mikrofon stecken - hier liegt das Limit nur an deinem Budget
- Ich würde mich auf objektive Testberichte verlassen (sind nach Anmeldung zb. bei Thomann runterladbar), gerne auch auf Beratung (die großen Musikhäuser ziehen einen eig. nicht über den Tisch - man kommt höchstens mal an inkompetente Mitarbeiter)