Manchmal überkommt es einen und man versucht gänzlich blödsinnige Sachen – die gerade weil sie ausserhalb jeder Vernunft liegen und voller Widersprüche sind, am meisten Spaß machen. So auch hier: Ich wollte einen kleinen (!), schicken Rechner auf dem Schreibtisch. Der was kann. Und wassergekühlt ist. Und leise ist. Und gut aussieht – schlicht, edel, unaufdringlich aber interessant. Und nicht wie das Disco-Lichtorgel-Alien-Chemielabor eines Zwölfjährigen...
Und der keine Intel-CPU und keine GPU der grünen Seuche enthält! (Dazu mehr am Ende des Textes...)
Da mich das Thema AMD schon einige Zeit reizt (ich mag ‚Underdogs‘), wurde vor kurzem ein Ryzen 2700X angeschafft und zusammen mit einer MSI Vega 56 Air Boost in ein Lian LI PC-Q50X Minigehäuse gestopft. Das hat zwar gut funktioniert (mit einem Noctua NH-U9S), war aber ziemlich laut aufgrund der Vega mit ihrem Radiallüfter. Karten mit Axiallüftern würden in das winzige Gehäuse blasen und dieses zusätzlich aufheitzen – das wollte ich dem Ryzen mit seinen 105W TDP und dem einzigen 120mm-Gehäuselüfter nicht zumuten.
Ich wollte also einen leiseren Graphikkartenbetrieb im Mini-ITX-Gehäuse – das ist die ultima ratio des ganzen Vorhabens hier...
(Edit) Erstmal eine Übersicht der letztendlich verbauten Komponenten:
Übersicht: Komponenten
Es musste also eine Wasserkühlung her (meine erste!), logischerweise in einem anderen Gehäuse. Dummerdings fand ich die meisten Gehäuse die mir so unterkamen entweder zu groß, potthässlich und/oder blödsinnig konstruiert: Ich wollte einen möglichst einfachen Luftstrom: Unten grossflächig kalte Luft rein, oben warme Luft raus – also sollte der Radi oben sein. Es sollte sich auch ein bisschen vom üblichen 0815-Gehäusedesign wie beim Fractal Design Define Nano-S abheben, dabei jedoch auch nicht so ‚kippelig‘ wie das PhanteksEnthoo Evolv Shift X Mini-ITX daher kommen, das m.M. nach auch zu viel ungenutzen Raum im Gehäuse hat. Leidlich aufgeräumt sollte es auch aussehen, die Augen nicht mit unnötigem optischem Schischi beleidigen (...Sicken, Spoiler und Fuchsschwanz...) und idealerweise aus Alu sein...
Gehäuse
Es wurde wieder ein Lian Li, diesmal das PC-Q37WX. Idiotisch teuer zwar – wirklich absurd! - aber ich war angefressen: Klein, kein unnützer Leerraum, klares, asymmetrisches Design, Glas vorne und an der Seite, das Kabelgedöns verschwindet samt Netzteil im rechten Drittel. Ich find‘s ideal, genau so etwas wollte ich. Man bekommt bei der hübschen Kiste mit ihrem horrenden Preis aber auch etwas: Nachteile!
Sie ist so schmal, daß es mit der Graphikkarten-Breite (nicht Länge!) schwierig wird (dazu später mehr). Die Unterbringung von AGB und Pumpe will überlegt sein – zusammen mit der drunter geschnallten Laing DDC PWM passt nur ein 100er AGB rein. Und wie befüllt man das Ding dann?
Vor allem aber: Reicht der 240er Radi? Schaut man sich so bei den üblichen WaKü-Projekten um, ist ja fast jeder, der auch seine GPU unter Wasser setzen will, mit mindestens zwei Radis unterwegs, idealerweise mit 360ern. Die Vega ist ein ziemlicher Hitzkopf und verwandelt locker über 200 W in Abwärme, dazu kommen noch ca. 125 W von der CPU (ohne Overclocking, das ist aber auch nicht wirklich beabsichtigt). Kriegt man über 325 W über einen einzigen 240er sozialverträglich aus dem Gehäuse geschafft? Spannend!
Radiator und Lüfter
Also gilt es, aus dem kleinen Radi das Maximum rauszuholen: Kupfer ist gesetzt. In der Länge ist nichts zu machen, dafür aber in der Höhe: 45 mm passen zusammen mit 25 mm hohen Lüftern noch ins Gehäuse, ohne mit dem MB zu kollidieren. Eine diagonal laufende Schlauch-Affenschaukel quer durchs Gehäuse will ich nicht, also brauche ich Anschlüsse an beiden Enden – es lief daher auf den Alphacool NexXxoS XT45 Full Copper X-Flow 240mm Radiator hinaus. Das Teil hat Anschlüsse an beiden Enden jeweils oben, seitlich und unten, was das Befüllen des Systems erleichtert (an die Einfüllöffnungen des AGB komme ich wegen des direkt darüber hängenden Radis ja nicht ran), aber es kollidiert mit den Rändern des Montageblechs am Gehäuse: Die Stopfen stehen etwas über die Auflagefläche des Radiators hinaus, er würde kippeln beim Versuch, ihn an das Blech anzuschrauben. Das Blech benötigt also passende Aussparungen, etwas grösser als die Stopfendurchmesser. Mit etwas Messen (eher Schätzen, daher schief!), Bohren und Feilen klappt das schliesslich. Zum Befüllen des Systems reicht es nun, das am oberen Anschluß des AGB angeschlossene Kugelventil zu öffnen, den Stopfen am Radiator zu entfernen (der obere Gehäusedeckel lässt sich leicht abnehmen) und dort direkt Kühlflüssigkeit einzufüllen. Ist der AGB voll, wird das Ventil geschlossen und solange weitergefüllt, bis die Flüssigkeit am Rand der Einfüllöffnung steht. Stopfen drauf, fertig: Die restliche Luft im System sammelt sich nach dem Einschalten der Pumpe im oberen Drittel des AGBs und das wars.
Dann die Lüfter: Weil ich bei der Radifläche an die Grenzen gehe, brauche ich in Sachen Druck und Luftdurchsatz das Beste was ich kriegen kann. Aufgrund von Reviews wie diesem
https://www.computerbase.de/2018-06/luefter-test-radiatorluefter/
lande ich beim Noctua NF-A12x25 PWM. Die Dinger sind leise, druckvoll und drehen bis 2000 Sachen, prima. In ihrem braun/beige sind sie zwar gewöhnungsbedürftig, aber normal kann ja jeder…
Auch schön: Die Lüfter bringen „Dichtungsringe“ für den Gehäuserand mit, damit werden sie vibrationstechnisch etwas entkoppelt und gleichzeitig wird Sichergestellt, daß keine Luft vor dem Radiator und zwischen den Lüftern entweicht – sonst ist die ganze HighTech für die Katz...
CPU-Kühler
Unproblematisches Thema: Wieder hilft ein Computerbase-Test,
https://www.computerbase.de/2016-10/cpu-wasserkuehler-anfi-tec-aqua-computer-ekwb-koolance-test/
ich entscheide mich für die dortige Empfehlung Aqua Computer Cuplex Kryos Next, bei der Montage gibt‘s keine Probleme auf meinem Mainboard Asrock Fatal1ty X470 Gaming-ITX/ac.
GPU-Kühler
Yeeeha! Das ist ja der eigentliche Motor des ganzen Vorhabens, ich will endlich nichts mehr von der Graphikkarte hören! Da ich AquaComputer eh‘ schon gefühlt Haus und Hof überschrieben habe, mache ich dort gleich weiter (auch weil ich so langsam zu Faul zum Recherchieren bin) und erwerbe eine kryographics für Radeon RX Vega 64/Vega 56 acrylic glass edition. Das Entfernen des Orginalkühlers gestaltet sich dank Youtube-Filmchen ohne Überraschungen, die Montagehinweise von Aquacomputer sind jedoch etwas dürftig – zwei Sachen erscheinen mir erwähnenswert:
a) Mit dem Kühler werden eigene, etwas grössere Schrauben geliefert – die Gewindebohrungen sind entsprechend größer. Das führt dazu, daß sich die orginale, kreuzförmige Klemmspange nicht mehr montieren lässt, die sonst das PCB gegen den Kühler drückt. Statt dessen wird nun das PCB einfach ohne die Spange an den Kühler geschraubt. Ich hatte erst Zweifel ob das ohne den zusätzlichen Druck ausreicht, aber völlig unbegründet – die Kühlung ist super.
b) Die mitgelieferten Wärmeleitpads zum Zuschneiden haben auf beiden Seiten Schutzfolien! Auf der einen Seite ist eine dicke Folie, die löst sich fast von alleine. Auf der anderen Seite ist eine sehr dünne, transparente Folie, die sich nur per spitzer Pinzette abziehen lässt, aber auch die löst sich dann sehr leicht. Ich gehe davon aus, daß auch diese Folie runter muss und nicht zu irgendeiner elektrischen Isolierung dient – meine Karte läuft zumindest noch… :-)
Dann kam jedoch erstmal ein Show-Stopper: Mit dem montierten Kühler und gesteckter Graphikkarte stößt das Anschlussterminal für die Wasseranschlüsse an die Gehäusedeckel-Glasplatte an! OMG!!! Es sind zwar nur zwei Millimeter, aber das reicht, daß sich die Glasplatte nicht plan auflegen und festschrauben lässt. Hätte Lian Li das Gehäuse nicht EIN KLEINES BISSCHEN BREITER machen können?! Offenbar können die sich nicht vorstellen, daß irgend ein Honk wie ich in diesem Winz-Gehäuse auch seine Graphikkarte unter Wasser setzen will…
Was tun? Eine Lösung wäre natürlich, die Platte mit irgendwelchen Abstands-Buchsen und verlängerten Rändelschrauben zu montieren, das hätte auch den Vorteil, daß etwas besser Luft ins Gehäuse nachströmen kann. Ich hatte jedoch weder verlängerte Schrauben, Buchsen oder die Geduld diese aufzutreiben, dafür jedoch eine Fräse! Das Acetal-Anschlußterminal auf dem GPU-Kühler hat genügend ‚Fleisch‘ ums Gewinde, um an der Aussenseite noch zwei Millimeter abzufräsen zu können – gesagt, getan. Nun passt es. Hier sehe ich jedoch ein echtes Problem für eventuelle Nachahmer: Die meisten GPU-Wasserkühler scheinen ein ähnlich dickes Anschlußterminal zu haben. Hier hilft dann entweder nur eine schmalere Graphikkarte (?), spanabhebende Bastelei oder eine optisch wenig ansprechende, aber die Luftzufuhr verbessernde aufgebockte Glasplatte...
Pumpe und AGB
Ein eigentlich unspektakuläres Thema: Laing DDC-Pumpe 12V DDC-1T Plus PWM mit aqualis DDC 100 ml. Wichtig ist nur die Verwendung des Entkopplungssets zur Pumpenbefestigung (zusätzlich bestellen!) und das genaue Messen: Unterhalb der montierten Pumpe und oberhalb des oberen Fittings bleiben nur ca. 3 mm Platz! Weil die Pumpe bei mir sehr gedrosselt läuft und ich Sorge habe, daß das Ding irgendwann mal nicht anläuft, habe ich noch so ein kleines Wasserrädchen mit Sichtfenster vor die Pumpe geschaltet (...also doch Schischi!)
Verschlauchung
Zugegeben, hier kann man sich mehr Mühe geben – muß man aber nicht. Das Konstrukt soll ja kein Showobjekt sein, mir reicht völlig, es anschauen zu können, ohne daß ich Spontanherpes bekomme. Ausserdem bin ich ein heimlicher Fan der Firma Festo (coole Messeobjekte!), die offenbar das Plug&Cool-System (mit?)entwickelt hat. Mir erscheinen die üblichen PVC-Schläuche zu dick und für meine vergleichsweise engen Biegeradien zu wabbelig – ich möchte nicht überall Eck-Verbinder verbauen, um Knicks im Schlauch zu verhindern. Die 8/6 mm-Schläuche des Plug&Cool-Systems sind aus Polyurethan, chemisch alterungsresistenter (geben weniger Weichmacher ab) und insgesamt steifer, also knickresistenter. Wichtig bei der Montage ist nur, daß man sie sehr bewusst bis zum zweiten ‚Anschlag‘ in die Fittings steckt, ich hatte keinerlei Undichtigkeiten – Industriestandard halt. Als Festo-Fan müssen die Schläuche natürlich blau sein – mit dem braun der Noctuas ist ästhetisch sowieso Hopfen und Malz verloren. Das ist nicht hässlich, das ist orginell und ausserdem Kunst!... ;-)
Netzteil und Lüftersteuerung
Es kommt das auch im Vorgängerrechner verwendete Corsair SF600 600W SFX zum Einsatz. Das Kabelmanagement ist schon praktisch, ausserdem hat das Netzteil genügend Leistungsreserven und läuft im normalen Officebetrieb ohne drehenden Lüfter. Glaubt man dem auch hierzu existierenden Computerbase-Test, bleiben bei dem Teil elektrisch keine Wünsche offen.
Die Lüftersteuerung übernimmt ein Quadro (AquaComputer), das ist ein reines PWM-Steuergerät. Angenehm dabei: Er ist elektronisch weit weniger aufwändig und auch billiger wie z.B. der spannungsregelnde aquaero, der überwiegend für 3-Pin-Lüfteranschlüsse ausgelegt ist. Die Pumpe wird dennoch vom Mainboard geregelt, was sich Asrock da allerdings mit der Umschaltung auf ‚WP‘ im Bios gedacht hat, bleibt mir ein Rätsel – damit dreht bei mir die Pumpe immer mit 3000 rpm. Statt dessen spreche ich die Pumpe als CPU-Lüfter an, der die Leistung je nach CPU-Last zwischen 30-40% regelt. Die Radiator-Lüfter werden vom Quadro geregelt, dieser bezieht seine Temperaturwerte von einem Sensor am Rücklauf des Radiators. In der Aquasuite habe ich eine Lüfterkurve eingestellt, die die Lüfter immer mindestens bei 30% laufen lässt (praktisch unhörbar) um eine minimale Gehäusedurchlüftung sicherzustellen. Ab 40 °C Wassertemperatur laufen die Lüfter auf 100%.
VRM-Kühlung
Das Asrock-Mainboard mit seinen nur 6 Phasen ist nicht gerade mit üppigen Kühlkörpern auf den VRMs gesegnet – wohl auch, weil die Konstrukteure vermutlich mit dem überwiegenden Einsatz von Top-Blower Luftkühlungen rechnen, bei denen die VRM einen recht starken Luftzug abbekommen. Mit WaKü gibt es an dem Kühlkörper praktisch keine nennenswerte Luftbewegung, selbst bei voller Drehzahl der Lüfter. Mir ist dieses Eisen buchstäblich zu heiß, weshalb ich einen zusätzlichen kleinen 60 mm-Lüfter per Schaumstoffentkopplung und Kabelbinder über dem VRM-Kühlkörper am Gehäuse befestigt habe. Dieser Noctua-typisch teure, aber praktisch unhörbare Lüfter wird per PWM von der CPU-Temperatur gesteuert (und damit indirekt von der an den Spannungswandlern auftretenden Last) und bläst bei über 70 °C mit maximal 50% Leistung.
Fazit: Geht die Rechnung auf?
Kurze Antwort: Für meine Zwecke, eindeutig ja!
Lange Antwort:
In der Praxis wird bei mir typischerweise entweder die CPU (Video-Rendering, RAW-Entwicklung) oder die GPU (Gaming bzw. Flugsimulator) belastet, selten jedoch beides gleichzeitig. Beim Video-Rendering mit Handbrake läuft die CPU auf allen 16 Threads fast mit Volllast (jedoch nicht übertaktet) und zieht bis zu 135 W. Die Wassertemperatur pendelt sich dabei auf 36 °C ein und die CPU erreicht eine Tdie von max. 67 °C bei allen Kernen über 4 GHz. Die Lüfter laufen dann mit 64% - das ist ein leichtes Rauschen, aber angenehm und keineswegs störend.
Gleiches gilt für (meinen) GPU-Einsatz: Überwiegend X-Plane (OMG, siehe meine Bemerkung am Schluß) und gelegentlich WoW. X-Plane setzt (noch) auf OpenGL und belastet bei meinen auf FPS optimierten Settings die GPU meist unter 60% und (35 °C) und besitzt auf der CPU nur einen Renderthread, die Last auf der CPU liegt bei lediglich 15 %. Nach längerem Einsatz beträgt die Wassertemperatur 34 °C, die CPU langweilt sich bei 50 °C und die Lüfter drehen bei 52 %. Bei WoW sind GPU und CPU etwas mehr beschäftigt, aber auch hier kommt die Wassertemperatur nie über 35 °C, die GPU auf ca. 38 °C und die CPU ebenfalls maximal auf ~ 50 °C, die Lüfter maximal auf 50% und das Geräusch ist nicht der Rede wert.
Aber was passiert unter VOLLLAST?
Testszenario: Unigine Heaven Benchmark in FullHD Standardsettings (GPU ~99%, Turbo-Setting in Wattman) bei gleichzeitigem prime95 (maximale Temperaturbelastung mit kleinen FFT 8K für maximale Temperaturbelastung, alle 16 Threads auf 100%) nach ca. 15 Minuten bei 23 °C Raumtemperatur wenn insgesamt ca. 320 W durch den einzigen 240er Radiator pfeifen:
- Lüfter 100% (2000 U/Min)
- Wassertemperatur max. 43 °C
- CPU (Tdie) 79 °C
- GPU 52 °C
Damit kann ich sehr gut leben, das System läuft robust und die Werte sind stabilisiert. Mehr Last könnte ich nur durch Overclocking erzeugen, derzeit ist das nicht geplant. Ich werde noch testen was mit RAM-Overclocking geht, aber bei CPU und GPU ist mir das zu ineffizient. Vom Krach her sind die Lüfter bei diesem Extremszenario fernab jeder Alltagsrelevanz schon sehr am Rauschen und ich würde das nicht dauernd neben mir stehen haben wollen, aber ich habe nicht das Gefühl, daß das System kurz vor der Kernschmelze steht – alle Werte sind noch locker im grünen Bereich und weit entfernt vom Throtteling. Die Pumpe ist bis zu 60 °C Wassertemperatur spezifiziert, da sollte es auch keine Probleme geben.
Kann ich diese Rechnerkonfiguration nun empfehlen? Es sollte klar geworden sein, daß das eine ziemliche Luxuskonfiguration für Mini-ITX-Fans ohne Overclocking-Ambitionen ist, die keine zwei linken Daumen haben und mal was anderes wollen. Sollte der geneigte Leser sich dieser Gruppe zugehörig fühlen, kann ich das hier beschriebene sehr empfehlen.
Aber: Man bekommt eine deutlich leistungsfähigere Custom-Wakü in einem grösseren Gehäuse für weniger Geld und muss dann nicht um jeden Millimeter kämpfen. Ich für meinen Teil bin jedenfalls super zufrieden, denn das ist genau die Kiste die ich wollte: Der leisere Betrieb einer heissen Graphikkarte – ich wüsste momentan nicht, wie das sonst mit Luftkühlung in einem Mini-ITX-Gehäuse zu bewerkstelligen wäre. Der Schlüssel zum Erfolg scheinen mir die Lüfter zu sein – die Noctuas sind bei niedrigen Drehzahlen praktisch unhörbar und auch bei den Drehzahlen typischer Lastszenarien sehr angenehm. Sie kommen mit dem Radiator super klar, treiben insgesamt aber auch den Preis um zusätzliche 60 € nach oben. Es wäre interessant zu sehen, wie sich eher durchschnittliche Lüfter hier schlagen.
Zum Thema X-Plane: Dafür ist meine Rechnerkonfiguration eigentlich komplett daneben: X-Plane setzt massiv auf SingleCore-Tempo, ginge es nach der Vernunft, müsste ich einen übertakteten i7 8700K einbauen, zusammen mit einer Nvidia 1070Ti, denn die OpenGL-Treiber von AMD sind deutlich schwächer als die von Nvidia. Hinzu kommt, daß die Nvidia-Karten für gleiches Geld fast immer schneller und generell effizienter sind (sie haben jedoch kein FreeSync, mein Monitor jedoch schon – das brauche ich für die häufigen Blickwinkel-Schwenks per Headtracker).
Warum ich es dennoch nicht auf Intel/Nvidia setze? Weil ich‘s leid bin. Weil mir diese Beiden mittlerweile so dermaßen zuwider sind, aus den sattsam bekannten marketingstrategischen Gründen, daß ich mich bei AMD einfach wohler fühle, auch wenn ich da bei manchen Anwendungen auf ein paar Prozent – und bei X-Plane auf sogar deutlich mehr – Leistung verzichte. Ausserdem möchte ich honorieren, daß AMD frischen Wind in die CPU-Entwicklung gebracht hat.
Ich will einfach was anderes. Vielleicht ist dieser Bericht ja eine Hilfe für Leute hier im Forum, die ähnliches vorhaben.
***Edit***
Mittlerweile ist noch ein zweiter Radiator im Gehäuseboden eingebaut worden:
https://www.computerbase.de/forum/t...g-aber-deutlich-weniger-luefterlaerm.1829164/
Und der keine Intel-CPU und keine GPU der grünen Seuche enthält! (Dazu mehr am Ende des Textes...)
Da mich das Thema AMD schon einige Zeit reizt (ich mag ‚Underdogs‘), wurde vor kurzem ein Ryzen 2700X angeschafft und zusammen mit einer MSI Vega 56 Air Boost in ein Lian LI PC-Q50X Minigehäuse gestopft. Das hat zwar gut funktioniert (mit einem Noctua NH-U9S), war aber ziemlich laut aufgrund der Vega mit ihrem Radiallüfter. Karten mit Axiallüftern würden in das winzige Gehäuse blasen und dieses zusätzlich aufheitzen – das wollte ich dem Ryzen mit seinen 105W TDP und dem einzigen 120mm-Gehäuselüfter nicht zumuten.
Ich wollte also einen leiseren Graphikkartenbetrieb im Mini-ITX-Gehäuse – das ist die ultima ratio des ganzen Vorhabens hier...
(Edit) Erstmal eine Übersicht der letztendlich verbauten Komponenten:
Übersicht: Komponenten
- CPU: AMD Ryzen 7 2700X
- GPU: MSI RX Vega 56 Air Boost 8G OC
- RAM: G.Skill DIMM 16 GB DDR4-3200 Ripjaws V (F4-3200C14D-16GVK), CL14 14-14-34
- Mainboard: ASRock Fatal1ty X470 Gaming-ITX/ac
- Netzteil: Corsair SF600 600W SFX
- Gehäuse: Lian Li PC-Q37WX
- CPU-Kühler: Aquacomputer cuplex kryos NEXT AM4, Acetal/Nickel
- GPU-Kühler: Aquacomputer kryographics für Radeon RX Vega 64/Vega 56 acrylic glass edition, vernickelt
- Pumpe: Laing DDC-Pumpe 12V DDC-1T Plus PWM
- AGB: aqualis DDC 100 ml mit Nanobeschichtung, G1/4
- Radiator: Alphacool NexXxoS XT45 240mm
- Lüfter: 2x Noctua NF-A12x25 PWM, 1x Noctua NF-A6x25 PWM
- Schläuche und Fittings: plug&cool 8/6 mm
- Lüfterregelung: Aquacomputer Quadro
- Temperatursensor: Aquacomputer Temperatursensor Innen-/Außengewinde G1/4 für aquaero, aquastream XT und aquaduct
Es musste also eine Wasserkühlung her (meine erste!), logischerweise in einem anderen Gehäuse. Dummerdings fand ich die meisten Gehäuse die mir so unterkamen entweder zu groß, potthässlich und/oder blödsinnig konstruiert: Ich wollte einen möglichst einfachen Luftstrom: Unten grossflächig kalte Luft rein, oben warme Luft raus – also sollte der Radi oben sein. Es sollte sich auch ein bisschen vom üblichen 0815-Gehäusedesign wie beim Fractal Design Define Nano-S abheben, dabei jedoch auch nicht so ‚kippelig‘ wie das PhanteksEnthoo Evolv Shift X Mini-ITX daher kommen, das m.M. nach auch zu viel ungenutzen Raum im Gehäuse hat. Leidlich aufgeräumt sollte es auch aussehen, die Augen nicht mit unnötigem optischem Schischi beleidigen (...Sicken, Spoiler und Fuchsschwanz...) und idealerweise aus Alu sein...
Gehäuse
Es wurde wieder ein Lian Li, diesmal das PC-Q37WX. Idiotisch teuer zwar – wirklich absurd! - aber ich war angefressen: Klein, kein unnützer Leerraum, klares, asymmetrisches Design, Glas vorne und an der Seite, das Kabelgedöns verschwindet samt Netzteil im rechten Drittel. Ich find‘s ideal, genau so etwas wollte ich. Man bekommt bei der hübschen Kiste mit ihrem horrenden Preis aber auch etwas: Nachteile!
Sie ist so schmal, daß es mit der Graphikkarten-Breite (nicht Länge!) schwierig wird (dazu später mehr). Die Unterbringung von AGB und Pumpe will überlegt sein – zusammen mit der drunter geschnallten Laing DDC PWM passt nur ein 100er AGB rein. Und wie befüllt man das Ding dann?
Vor allem aber: Reicht der 240er Radi? Schaut man sich so bei den üblichen WaKü-Projekten um, ist ja fast jeder, der auch seine GPU unter Wasser setzen will, mit mindestens zwei Radis unterwegs, idealerweise mit 360ern. Die Vega ist ein ziemlicher Hitzkopf und verwandelt locker über 200 W in Abwärme, dazu kommen noch ca. 125 W von der CPU (ohne Overclocking, das ist aber auch nicht wirklich beabsichtigt). Kriegt man über 325 W über einen einzigen 240er sozialverträglich aus dem Gehäuse geschafft? Spannend!
Radiator und Lüfter
Also gilt es, aus dem kleinen Radi das Maximum rauszuholen: Kupfer ist gesetzt. In der Länge ist nichts zu machen, dafür aber in der Höhe: 45 mm passen zusammen mit 25 mm hohen Lüftern noch ins Gehäuse, ohne mit dem MB zu kollidieren. Eine diagonal laufende Schlauch-Affenschaukel quer durchs Gehäuse will ich nicht, also brauche ich Anschlüsse an beiden Enden – es lief daher auf den Alphacool NexXxoS XT45 Full Copper X-Flow 240mm Radiator hinaus. Das Teil hat Anschlüsse an beiden Enden jeweils oben, seitlich und unten, was das Befüllen des Systems erleichtert (an die Einfüllöffnungen des AGB komme ich wegen des direkt darüber hängenden Radis ja nicht ran), aber es kollidiert mit den Rändern des Montageblechs am Gehäuse: Die Stopfen stehen etwas über die Auflagefläche des Radiators hinaus, er würde kippeln beim Versuch, ihn an das Blech anzuschrauben. Das Blech benötigt also passende Aussparungen, etwas grösser als die Stopfendurchmesser. Mit etwas Messen (eher Schätzen, daher schief!), Bohren und Feilen klappt das schliesslich. Zum Befüllen des Systems reicht es nun, das am oberen Anschluß des AGB angeschlossene Kugelventil zu öffnen, den Stopfen am Radiator zu entfernen (der obere Gehäusedeckel lässt sich leicht abnehmen) und dort direkt Kühlflüssigkeit einzufüllen. Ist der AGB voll, wird das Ventil geschlossen und solange weitergefüllt, bis die Flüssigkeit am Rand der Einfüllöffnung steht. Stopfen drauf, fertig: Die restliche Luft im System sammelt sich nach dem Einschalten der Pumpe im oberen Drittel des AGBs und das wars.
Dann die Lüfter: Weil ich bei der Radifläche an die Grenzen gehe, brauche ich in Sachen Druck und Luftdurchsatz das Beste was ich kriegen kann. Aufgrund von Reviews wie diesem
https://www.computerbase.de/2018-06/luefter-test-radiatorluefter/
lande ich beim Noctua NF-A12x25 PWM. Die Dinger sind leise, druckvoll und drehen bis 2000 Sachen, prima. In ihrem braun/beige sind sie zwar gewöhnungsbedürftig, aber normal kann ja jeder…
Auch schön: Die Lüfter bringen „Dichtungsringe“ für den Gehäuserand mit, damit werden sie vibrationstechnisch etwas entkoppelt und gleichzeitig wird Sichergestellt, daß keine Luft vor dem Radiator und zwischen den Lüftern entweicht – sonst ist die ganze HighTech für die Katz...
CPU-Kühler
Unproblematisches Thema: Wieder hilft ein Computerbase-Test,
https://www.computerbase.de/2016-10/cpu-wasserkuehler-anfi-tec-aqua-computer-ekwb-koolance-test/
ich entscheide mich für die dortige Empfehlung Aqua Computer Cuplex Kryos Next, bei der Montage gibt‘s keine Probleme auf meinem Mainboard Asrock Fatal1ty X470 Gaming-ITX/ac.
GPU-Kühler
Yeeeha! Das ist ja der eigentliche Motor des ganzen Vorhabens, ich will endlich nichts mehr von der Graphikkarte hören! Da ich AquaComputer eh‘ schon gefühlt Haus und Hof überschrieben habe, mache ich dort gleich weiter (auch weil ich so langsam zu Faul zum Recherchieren bin) und erwerbe eine kryographics für Radeon RX Vega 64/Vega 56 acrylic glass edition. Das Entfernen des Orginalkühlers gestaltet sich dank Youtube-Filmchen ohne Überraschungen, die Montagehinweise von Aquacomputer sind jedoch etwas dürftig – zwei Sachen erscheinen mir erwähnenswert:
a) Mit dem Kühler werden eigene, etwas grössere Schrauben geliefert – die Gewindebohrungen sind entsprechend größer. Das führt dazu, daß sich die orginale, kreuzförmige Klemmspange nicht mehr montieren lässt, die sonst das PCB gegen den Kühler drückt. Statt dessen wird nun das PCB einfach ohne die Spange an den Kühler geschraubt. Ich hatte erst Zweifel ob das ohne den zusätzlichen Druck ausreicht, aber völlig unbegründet – die Kühlung ist super.
b) Die mitgelieferten Wärmeleitpads zum Zuschneiden haben auf beiden Seiten Schutzfolien! Auf der einen Seite ist eine dicke Folie, die löst sich fast von alleine. Auf der anderen Seite ist eine sehr dünne, transparente Folie, die sich nur per spitzer Pinzette abziehen lässt, aber auch die löst sich dann sehr leicht. Ich gehe davon aus, daß auch diese Folie runter muss und nicht zu irgendeiner elektrischen Isolierung dient – meine Karte läuft zumindest noch… :-)
Dann kam jedoch erstmal ein Show-Stopper: Mit dem montierten Kühler und gesteckter Graphikkarte stößt das Anschlussterminal für die Wasseranschlüsse an die Gehäusedeckel-Glasplatte an! OMG!!! Es sind zwar nur zwei Millimeter, aber das reicht, daß sich die Glasplatte nicht plan auflegen und festschrauben lässt. Hätte Lian Li das Gehäuse nicht EIN KLEINES BISSCHEN BREITER machen können?! Offenbar können die sich nicht vorstellen, daß irgend ein Honk wie ich in diesem Winz-Gehäuse auch seine Graphikkarte unter Wasser setzen will…
Was tun? Eine Lösung wäre natürlich, die Platte mit irgendwelchen Abstands-Buchsen und verlängerten Rändelschrauben zu montieren, das hätte auch den Vorteil, daß etwas besser Luft ins Gehäuse nachströmen kann. Ich hatte jedoch weder verlängerte Schrauben, Buchsen oder die Geduld diese aufzutreiben, dafür jedoch eine Fräse! Das Acetal-Anschlußterminal auf dem GPU-Kühler hat genügend ‚Fleisch‘ ums Gewinde, um an der Aussenseite noch zwei Millimeter abzufräsen zu können – gesagt, getan. Nun passt es. Hier sehe ich jedoch ein echtes Problem für eventuelle Nachahmer: Die meisten GPU-Wasserkühler scheinen ein ähnlich dickes Anschlußterminal zu haben. Hier hilft dann entweder nur eine schmalere Graphikkarte (?), spanabhebende Bastelei oder eine optisch wenig ansprechende, aber die Luftzufuhr verbessernde aufgebockte Glasplatte...
Pumpe und AGB
Ein eigentlich unspektakuläres Thema: Laing DDC-Pumpe 12V DDC-1T Plus PWM mit aqualis DDC 100 ml. Wichtig ist nur die Verwendung des Entkopplungssets zur Pumpenbefestigung (zusätzlich bestellen!) und das genaue Messen: Unterhalb der montierten Pumpe und oberhalb des oberen Fittings bleiben nur ca. 3 mm Platz! Weil die Pumpe bei mir sehr gedrosselt läuft und ich Sorge habe, daß das Ding irgendwann mal nicht anläuft, habe ich noch so ein kleines Wasserrädchen mit Sichtfenster vor die Pumpe geschaltet (...also doch Schischi!)
Verschlauchung
Zugegeben, hier kann man sich mehr Mühe geben – muß man aber nicht. Das Konstrukt soll ja kein Showobjekt sein, mir reicht völlig, es anschauen zu können, ohne daß ich Spontanherpes bekomme. Ausserdem bin ich ein heimlicher Fan der Firma Festo (coole Messeobjekte!), die offenbar das Plug&Cool-System (mit?)entwickelt hat. Mir erscheinen die üblichen PVC-Schläuche zu dick und für meine vergleichsweise engen Biegeradien zu wabbelig – ich möchte nicht überall Eck-Verbinder verbauen, um Knicks im Schlauch zu verhindern. Die 8/6 mm-Schläuche des Plug&Cool-Systems sind aus Polyurethan, chemisch alterungsresistenter (geben weniger Weichmacher ab) und insgesamt steifer, also knickresistenter. Wichtig bei der Montage ist nur, daß man sie sehr bewusst bis zum zweiten ‚Anschlag‘ in die Fittings steckt, ich hatte keinerlei Undichtigkeiten – Industriestandard halt. Als Festo-Fan müssen die Schläuche natürlich blau sein – mit dem braun der Noctuas ist ästhetisch sowieso Hopfen und Malz verloren. Das ist nicht hässlich, das ist orginell und ausserdem Kunst!... ;-)
Netzteil und Lüftersteuerung
Es kommt das auch im Vorgängerrechner verwendete Corsair SF600 600W SFX zum Einsatz. Das Kabelmanagement ist schon praktisch, ausserdem hat das Netzteil genügend Leistungsreserven und läuft im normalen Officebetrieb ohne drehenden Lüfter. Glaubt man dem auch hierzu existierenden Computerbase-Test, bleiben bei dem Teil elektrisch keine Wünsche offen.
Die Lüftersteuerung übernimmt ein Quadro (AquaComputer), das ist ein reines PWM-Steuergerät. Angenehm dabei: Er ist elektronisch weit weniger aufwändig und auch billiger wie z.B. der spannungsregelnde aquaero, der überwiegend für 3-Pin-Lüfteranschlüsse ausgelegt ist. Die Pumpe wird dennoch vom Mainboard geregelt, was sich Asrock da allerdings mit der Umschaltung auf ‚WP‘ im Bios gedacht hat, bleibt mir ein Rätsel – damit dreht bei mir die Pumpe immer mit 3000 rpm. Statt dessen spreche ich die Pumpe als CPU-Lüfter an, der die Leistung je nach CPU-Last zwischen 30-40% regelt. Die Radiator-Lüfter werden vom Quadro geregelt, dieser bezieht seine Temperaturwerte von einem Sensor am Rücklauf des Radiators. In der Aquasuite habe ich eine Lüfterkurve eingestellt, die die Lüfter immer mindestens bei 30% laufen lässt (praktisch unhörbar) um eine minimale Gehäusedurchlüftung sicherzustellen. Ab 40 °C Wassertemperatur laufen die Lüfter auf 100%.
VRM-Kühlung
Das Asrock-Mainboard mit seinen nur 6 Phasen ist nicht gerade mit üppigen Kühlkörpern auf den VRMs gesegnet – wohl auch, weil die Konstrukteure vermutlich mit dem überwiegenden Einsatz von Top-Blower Luftkühlungen rechnen, bei denen die VRM einen recht starken Luftzug abbekommen. Mit WaKü gibt es an dem Kühlkörper praktisch keine nennenswerte Luftbewegung, selbst bei voller Drehzahl der Lüfter. Mir ist dieses Eisen buchstäblich zu heiß, weshalb ich einen zusätzlichen kleinen 60 mm-Lüfter per Schaumstoffentkopplung und Kabelbinder über dem VRM-Kühlkörper am Gehäuse befestigt habe. Dieser Noctua-typisch teure, aber praktisch unhörbare Lüfter wird per PWM von der CPU-Temperatur gesteuert (und damit indirekt von der an den Spannungswandlern auftretenden Last) und bläst bei über 70 °C mit maximal 50% Leistung.
Fazit: Geht die Rechnung auf?
Kurze Antwort: Für meine Zwecke, eindeutig ja!
Lange Antwort:
In der Praxis wird bei mir typischerweise entweder die CPU (Video-Rendering, RAW-Entwicklung) oder die GPU (Gaming bzw. Flugsimulator) belastet, selten jedoch beides gleichzeitig. Beim Video-Rendering mit Handbrake läuft die CPU auf allen 16 Threads fast mit Volllast (jedoch nicht übertaktet) und zieht bis zu 135 W. Die Wassertemperatur pendelt sich dabei auf 36 °C ein und die CPU erreicht eine Tdie von max. 67 °C bei allen Kernen über 4 GHz. Die Lüfter laufen dann mit 64% - das ist ein leichtes Rauschen, aber angenehm und keineswegs störend.
Gleiches gilt für (meinen) GPU-Einsatz: Überwiegend X-Plane (OMG, siehe meine Bemerkung am Schluß) und gelegentlich WoW. X-Plane setzt (noch) auf OpenGL und belastet bei meinen auf FPS optimierten Settings die GPU meist unter 60% und (35 °C) und besitzt auf der CPU nur einen Renderthread, die Last auf der CPU liegt bei lediglich 15 %. Nach längerem Einsatz beträgt die Wassertemperatur 34 °C, die CPU langweilt sich bei 50 °C und die Lüfter drehen bei 52 %. Bei WoW sind GPU und CPU etwas mehr beschäftigt, aber auch hier kommt die Wassertemperatur nie über 35 °C, die GPU auf ca. 38 °C und die CPU ebenfalls maximal auf ~ 50 °C, die Lüfter maximal auf 50% und das Geräusch ist nicht der Rede wert.
Aber was passiert unter VOLLLAST?
Testszenario: Unigine Heaven Benchmark in FullHD Standardsettings (GPU ~99%, Turbo-Setting in Wattman) bei gleichzeitigem prime95 (maximale Temperaturbelastung mit kleinen FFT 8K für maximale Temperaturbelastung, alle 16 Threads auf 100%) nach ca. 15 Minuten bei 23 °C Raumtemperatur wenn insgesamt ca. 320 W durch den einzigen 240er Radiator pfeifen:
- Lüfter 100% (2000 U/Min)
- Wassertemperatur max. 43 °C
- CPU (Tdie) 79 °C
- GPU 52 °C
Damit kann ich sehr gut leben, das System läuft robust und die Werte sind stabilisiert. Mehr Last könnte ich nur durch Overclocking erzeugen, derzeit ist das nicht geplant. Ich werde noch testen was mit RAM-Overclocking geht, aber bei CPU und GPU ist mir das zu ineffizient. Vom Krach her sind die Lüfter bei diesem Extremszenario fernab jeder Alltagsrelevanz schon sehr am Rauschen und ich würde das nicht dauernd neben mir stehen haben wollen, aber ich habe nicht das Gefühl, daß das System kurz vor der Kernschmelze steht – alle Werte sind noch locker im grünen Bereich und weit entfernt vom Throtteling. Die Pumpe ist bis zu 60 °C Wassertemperatur spezifiziert, da sollte es auch keine Probleme geben.
Kann ich diese Rechnerkonfiguration nun empfehlen? Es sollte klar geworden sein, daß das eine ziemliche Luxuskonfiguration für Mini-ITX-Fans ohne Overclocking-Ambitionen ist, die keine zwei linken Daumen haben und mal was anderes wollen. Sollte der geneigte Leser sich dieser Gruppe zugehörig fühlen, kann ich das hier beschriebene sehr empfehlen.
Aber: Man bekommt eine deutlich leistungsfähigere Custom-Wakü in einem grösseren Gehäuse für weniger Geld und muss dann nicht um jeden Millimeter kämpfen. Ich für meinen Teil bin jedenfalls super zufrieden, denn das ist genau die Kiste die ich wollte: Der leisere Betrieb einer heissen Graphikkarte – ich wüsste momentan nicht, wie das sonst mit Luftkühlung in einem Mini-ITX-Gehäuse zu bewerkstelligen wäre. Der Schlüssel zum Erfolg scheinen mir die Lüfter zu sein – die Noctuas sind bei niedrigen Drehzahlen praktisch unhörbar und auch bei den Drehzahlen typischer Lastszenarien sehr angenehm. Sie kommen mit dem Radiator super klar, treiben insgesamt aber auch den Preis um zusätzliche 60 € nach oben. Es wäre interessant zu sehen, wie sich eher durchschnittliche Lüfter hier schlagen.
Zum Thema X-Plane: Dafür ist meine Rechnerkonfiguration eigentlich komplett daneben: X-Plane setzt massiv auf SingleCore-Tempo, ginge es nach der Vernunft, müsste ich einen übertakteten i7 8700K einbauen, zusammen mit einer Nvidia 1070Ti, denn die OpenGL-Treiber von AMD sind deutlich schwächer als die von Nvidia. Hinzu kommt, daß die Nvidia-Karten für gleiches Geld fast immer schneller und generell effizienter sind (sie haben jedoch kein FreeSync, mein Monitor jedoch schon – das brauche ich für die häufigen Blickwinkel-Schwenks per Headtracker).
Warum ich es dennoch nicht auf Intel/Nvidia setze? Weil ich‘s leid bin. Weil mir diese Beiden mittlerweile so dermaßen zuwider sind, aus den sattsam bekannten marketingstrategischen Gründen, daß ich mich bei AMD einfach wohler fühle, auch wenn ich da bei manchen Anwendungen auf ein paar Prozent – und bei X-Plane auf sogar deutlich mehr – Leistung verzichte. Ausserdem möchte ich honorieren, daß AMD frischen Wind in die CPU-Entwicklung gebracht hat.
Ich will einfach was anderes. Vielleicht ist dieser Bericht ja eine Hilfe für Leute hier im Forum, die ähnliches vorhaben.
***Edit***
Mittlerweile ist noch ein zweiter Radiator im Gehäuseboden eingebaut worden:
https://www.computerbase.de/forum/t...g-aber-deutlich-weniger-luefterlaerm.1829164/
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