Aber lass dir gesagt sein, dass du auf einem hardwaremäßig-kalibriertem Adobe-RGB-Monitor keinen Sonnenbrand bei Hautfarben siehst oder auch sonst irgendwelche Farben komplett verzerrt werden. Das ganze ohne ICC-Profil oder Hardware-sRGB-Emulation.
Wenn das Bild dann auch nach AdobeRGB transformiert wurde und die Personen tatsächlich keinen Sonnenbrand haben: Ja. Bei dem von dir angesprochenen sRGB-Content, der "einfach so" auf dem "AdobeRGB"-Bildschirm (gibt es so nicht; der Farbumfang typischer Geräte mit WCG-CCFL oder GB-r-LED blu reicht volumetrisch noch über AdobeRGB hinaus, mit RGB-LED blu wird er noch etwas weiter vergrößert) abgebildet würde: Ganz klares Nein. Das hat mit der Güte des Displays auch überhaupt gar nichts zu tun, sondern schlicht und einfach der Farbvalenz der Primärfarben (die Tonwertkurve differiert im konkreten Fall dann auch noch).
Das hat was mit den Abweichungen der Primärfarben zu tun. Bei einem gut kalibriertem Monitor sind die besonders niedrig
Die Aussage macht so keinen Sinn. In Bezug auf was sollen die Primärfarben "wenig abweichen"? Du kalibrierst – außer wir betrachten Farbraumemulationen – nicht "auf" einen Farbraum. Im Rahmen der Kalibration wird der Bildschirm in Bezug auf die Kalibrationsparameter, d.h. gewünschter Weißpunkt und Tonwertkurve "linearisiert". Seine konkrete Charakteristik wird danach im Zuge der Profilierung erfasst und in einem ICC-Profil gespeichert.
Der Farbrechner in farbmanagementfähiger Software nimmt die notwendigen Transformationen anhand der im Workflow beteiligten Profile über einen gerätunabhängigen Verbindungsfarbraum (der PCS) vor.
Aber mal ein ganz konkretes Beispiel – wobei hier natürlich immer die Krux besteht, dass auf Seiten des Betrachtes natürlich ebenfalls korrektes Farbmanagement angewendet werden muss oder in diesem Fall der Bildschirm zumindest hinreichend der sRGB-Charakteristik entsprechen sollte.
Das nachfolgende Bild wurde ausgehend vom originären Farbraum nach sRGB konvertiert (relativ farbmetrisch; mit Matrix-Profilen sind generell nur farbmetrische Intents möglich). Die Hautfarben liegen klar innerhalb des Zielfarbumfangs, können also ideal transformiert werden.
In einem weiteren Schritt wurde dem Bild nach der sRGB Konvertierung einfach das AdobeRGB-Arbeitsfarbraumprofil zugewiesen. Das entspricht dem Szenario "Untransformierte Wiedergabe von sRGB-Inhalten auf einem 'AdobeRGB'-Bildschirm". Anschließend dann eine Konvertierung nach sRGB, um eine einheitliche Basis zu haben.
Der Farbabstand beträgt an repräsentativer Stelle (Hautton) ~ 4.3 dE 00.
Die Kalibrierung auf die Primärfarben ist unabhängig von sRGB oder Adobe RGB
Siehe oben. Die Kalibration verfolgt das Ziel, einen linearen Ausgangszustand zu schaffen: Der Bildschirm soll den gewünschten Weißpunkt erreichen und die gewünschte Tonwertkurve reproduzieren. Die Graubalance sollte ebenfalls vernünftig sein. Das realisiert man bei hardwarekalibrierbaren Bildschirmen direkt über die LUT des Bildschirms. Im anderen Fall (Softwarekalibration; beides natürlich mit Sonde) wird die LUT der Grafikkarte herangezogen – die Korrekturinformationen werden dann im vcgt-Feld des ICC-Profils gespeichert und bei Systemstart geladen. Das sichert aber keine farbechte Darstellung, weder bei einer Hard- noch Softwarekalibration.
Deswegen wird die Charakteristik des Bildschirm im Rahmen der Profilierung erfasst (nicht verändert!) und im Profil gespeichert (bei einem einfachen Matrix-Profil sind das die farbmetrischen Daten der Primärfarben + Gradation für jeden Kanal; ein LUT-Profil speichert CLUTs mit Zuordnungen zwischen Farbwerten des charakterisierten Gerätes und den korrespondieren Farbwerten im PCS und vice versa).
Eine Farbraumemulation geht nun einen Schritt weiter und versucht eine gewünschte Zielcharakteristik möglichst exakt zu reproduzieren. Das ist für das Arbeiten in nicht farbmanagementfähiger Umgebung wichtig (ansonsten raubt man sich nur unnötig Flexibilität). Wie das funktioniert, habe ich z.B. für einen konkreten Bildschirm
hier beschrieben. Dort kannst du dir auch noch einmal in Zahlen vor Augen führen, was bei der untransformierten Abbildung im hier durchgekauten Szenario passiert (
untransformierte Abbildung,
transformierte Abbildung).