screwdriver0815 schrieb:
Nein, ich argumentiere aus Verbrauchersicht. Du argumentierst aus deutscher Unternehmersicht, der sich die deutsche Vollkaskomentalität zu eigen gemacht hat.
Google soll überhaupt keine Alimentierung bis in ewige Zeiten bekommen. Es darf sehr sehr gern ein Konkurrent auftreten, der ein besseres Angebot macht.
Ich argumentiere auf Basis von Fakten, auf die du auch nicht eingehst. Nämlich, dass digitale Märkte eine sehr starke Tendenz zu Monopolen haben, sodass ich sie schon für natürliche Monopole halte.
Wie soll das im Falle von Google passieren? Google wird das Monopol auf die Suche bis in alle Ewigkeit behalten, wenn es nicht eine komplett neue, disruptive Innovation gibt (die Google vollkommen verpennt, und nicht mehr schafft aufzukaufen). Nichtmal MS schafft es mit seinem ganzen Geld, in den Suchmaschinen-Markt zu kommen.
Beispiel am Auto: Daimler, Ford und von mir aus Peugeot beginnen in etwa zur gleichen Zeit um 1900 mit der Entwicklung des Autos. Daimler hat nach drei Jahren die beiden Konkurrenten verdrängt, und seit dem gibt es nur noch Daimler. Und diesen Zustand findest du, so wie ich es verstehe, vollkommen ok. Du sagst halt: "jaha, wenn einer ein besseres Produkt auf den Markt bringt, dann wird sich das schon lösen". Im Falle von digitalen Gütern aber kaum: Ein inhärenter Produktvorteil bei fast allen digitalen Gütern ist es, dass es viele Nutzen. Und diesen Vorteil kann kein neuer Anbieter liefern. Der neue Anbieter wird einfach nur das Interesse von Google wecken, welche diesen dann aufkauft -> Monopol gesichert.
screwdriver0815 schrieb:
Autovergleich: warum sollte VW für alle Zeiten Geld für Autos verlangen dürfen, nur weil andere weniger Autos verkaufen?
Beispiel passt nicht. Der Verkaufspreis bei Autos ist maßgeblich von den variablen Kosten getrieben. Und gerade diese sind in digitalen Märkten fast 0.
screwdriver0815 schrieb:
Ähm... Es gibt verschiedene Strom- und Wasseranbieter, die alle über die gleiche Leitung liefern. Was ist das denn nun für ein Bullshit-Argument?
Achte mal auf deinen Diskussionsstil. Willst du nur diskutieren um einen Streit auszutragen, oder um evtl. auch offen für neues zu sein?
Genau das sage ich doch: Der Staat stellt die grundsätzliche Infrastruktur bereit, und andere Anbieter mieten sich dort ein und bieten zusätzliche Leistungen. Denn aus volkswirtschaftlicher Sicht ist es höchst ineffizient, solche Infrastruktur mehrfach zu verbauen. Und genau das gleiche gilt ähnlich für z.B. Online-Handelsplätze oder Musik-Datenbanken: Es wird einfach doppelt und dreifach gespeichert, obwohl es auch mit einer zentralen Datenbank gehen würde. Servicedienstleister könnten um die Datenbank dann wiederum eigene Leistungen anbieten.
screwdriver0815 schrieb:
Das stimmt ja auch. Jeder Markt tendiert zum Monopol. Der eine Bereich mehr, der andere weniger.
Ja, und dagegen muss der Staat etwas tun.
screwdriver0815 schrieb:
Es gibt aber keine Monopole, die in Stein gemeißelt sind.
Doch genau diese gibt es. Nämlich natürliche Monopole, wie die oben bereits erwähnte Infrastrukturen.
screwdriver0815 schrieb:
Es gab und gibt immer Situationen, in denen scheinbar übermächtige Monopolisten durch bessere neue Konkurrenz ihres Monopols entledigt wurden.
Aber gilt das innerhalb eines Marktes, oder wurde durch eine disruptive neue Technologie ein neuer Markt geschaffen? Hast du Beispiele?
screwdriver0815 schrieb:
Und wenn es auch nur durch verändertes Konsumverhalten so kam...
"Nur" ist gut. Das wäre ein externer Effekt, der nicht Teil eines funktionierenden Marktes ist. Sowas kann passieren, muss aber nicht. Und bei Politik auf das Prinzip Hoffnung zu setzen, wäre dumm.
screwdriver0815 schrieb:
Die Situation in D. ist ja gerade für all das ein Paradebeispiel. Bessere Konkurrenz aus Übersee hat die einheimischen Anbieter verdrängt.
Aber was wird die langfristige Folge sein?
screwdriver0815 schrieb:
Der Staat hat hier zwar theoretisch die Aufgabe, es allen recht zu machen. Tut er aber nicht, weil er lobbygetrieben ist. Das ist schade, aber die Realität.
Tja, die Lobby, die den Staat verbiegt ist genau die Lobby, die du als besseren Regulator auf digitalen Märkten siehst. Dann müsste für dich das doch eigentlich gut sein, wenn ich dich richtig verstehe.
screwdriver0815 schrieb:
Bezogen auf Datenmissbrauch ist es ja so, dass jeder Anbieter, der Datenschutz betreibt, hier ja eigentlich Marktführer sein müsste, wenn man nach dem Geschrei in D. geht. Ist aber nicht so, also hat der Konsument hier kein Interesse daran...
Tja, die Menschen heutzutage verstehen überhaupt nicht, was das alles bedeutet. Da wäre ein stärker regulierender Staat nötig. Ähnlich wie im Umweltschutz oder Arbeitsrecht. Sobald konkrete kurzfristige Vorteile gegen diffuse zukünftige Nachteile abgewogen werden, tendieren viele Menschen sofort zu den jetzigen Vorteilen.