Das Phänomen ist halt das immer wiederkehrende Problem der sehr geringen Empfindlichkeit solcher passiven "dynamischen" Mikrofone. Baubedingt produzieren diese leider nur ein sehr, sehr leises Signal. Dieses Defizit muss durch eine sehr hohe Verstärkung beim angeschlossenen Audio-Interface ausgeglichen werden. Da die darin verbauten Mikrofon-Verstärker nur eine begrenzte Leistung haben und auch nicht immer absolut rauschfrei arbeiten, muss leider häufig nachgerüstet werden. Insbesondere das SM7B ist in dieser Hinsicht sehr wählerisch (extrem geringe Empfindlichkeit).
Abhilfe schafft wie gesagt ein so genannter "In-Line-PreAmp". Zum Beispiel: FetHead, Cloudlifter oder Dynamite DM1. Dabei handelt es sich um einen kleinen Vorverstärker, der sich einfach zwischen Interface und Mikro stecken lässt und die 48 V Phantomspeisung des Interface abzwackt (die das passive "dynamische" Mikro selbst nicht benötigt), um die Aufnahme pauschal um bspw. 20 dB oder 30 dB anzuheben. Damit wird der Verstärker des Interface entlastet, was sich gegebenenfalls auch positiv auf das Grundrauschen ausübt. Speziell beim UR22 wäre das sogar recht wahrscheinlich.
An Stell eines solchen Adapters kann man sich auch nach einem "richtigen" Mikrofon-Vorverstärker umsehen, der über ein separates Netzteil mit Strom versorgt wird und dementsprechend mehr Power hat. Oft kommen diese Geräte auch noch mit ein paar Einstellungen, zusätzlichen Kanälen, mehr Schnittstellen etc. Braucht man als normaler Streamer allerdings nicht so richtig. Zumal man hier auch schnell in einer preislich unangenehmen Größenordnung liegt, wenn es kein Spielzeug werden soll (macht schnell mal 500 Euro und aufwärts).
Eine kleine Ausnahme wäre noch das DBX 286A. Das ist ein bezahlbarer Vorverstärker mit eigentlich recht solider Qualität, der sogar einige Filter zur Klanganpassung mitbringt.
Nach dem bisherigen Verlauf des Threads glaube ich aber nicht, dass solch ein Gerät das Richtige für dich wäre. Generell habe ich so meine Zweifel, dass du das Potenzial des SM7B mit deinem bisherigen Know-How und dem praktischen Können als Sprecherin - worüber wir nur mutmaßen können - auch nur ansatzweise ausschöpfen wirst. Ich bin entgegen des Geblubber der ganzen Fanboys sogar der Meinung, dass das SM7B in der Szene der Podcaster- und Streamer völlig überhyped ist, wodurch beim potenziellen Kunden immer wieder völlig falsche Vorstellungen losgelöst werden und am Ende dann solche Threads zustandekommen. Selbst wenn man dem Shure das nötige Feuer unterm Hintern macht, sehe ich keinen Grund, warum es nicht auch ein 15 Euro Behringer XM8500 oder von mir aus auch ein 100 Euro SM57 tun sollte. Den Unterschied merkt am Ende, wenn jemand mit ein klein wenig Erfahrung die Bearbeitung vornimmt, sowieso keine Sau. Zumal der Großteil des Streamingkonsums über Lautsprecher läuft, die diese Standards ohnehin nicht im Ansatz ausreizen.
Am einfachsten wäre in meinen Augen ein bezahlbares Kondensatormikrofon, welches auch ohne zusätzliche Hardware (per Phantomspeisung betrieben) ausreichend Pegel ausgeben kann. Wenn es was Ordentliches sein soll, dann wäre das zum Beispiel ein Audio Technica AT 2035 für 150 Euro. Es gibt aber auch genügend günstigere Konkurrenz, die eine solide Qualität dank Massenfertigung auch schon für den schmalen Taler von 30 - 50 Euro auf den Tisch zaubern kann. Damit ist der Verlust dann auch nicht so groß, wenn es mit dem Hobby doch mal nicht so laufen sollte oder irgendwann schlichtweg die Zeit fehlt.
Davon abgesehen muss man auch einräumen, dass der Ton durch drei maßgeben Dinge geformt wird:
1) Performance als SprecherIn / SängerIn
2) Akustik des Raumes
3) verwendete Technik
Zwischen Punkt 2) und 3) müssten eigentlich einige Leerzeilen liegen. Denn für das Können als SprecherIn / SängerIn sowie eine geeignete Raumakustik gibt es letzterer Ebene absolut keinerlei Ersatz! Gerade das wollen viele Leute, die Mikros wie das SM7B empfehlen, jedoch nicht immer wahrhaben. Daher kommt es auch zu vollkommen verzerrten Konstellationen, bei denen die Leute glauben, mehr Zuschauer oder Abonnenten zu bekommen, wenn sie mehr Geld auf die Technik werfen und ihr Ego durch Statussymbole pushen. IMO ist das schwachsinnige Heuchelei, die nichts mit Content zu tun hat. Ab einem gewissen Level - und dieses ist in den vergangenen zehn Jahren wirklich sehr erschwinglich geworden - tut sich von der technischen Seite sowieso nicht mehr viel. Warum dann also an der falschen Stelle so viel Geld ausgeben? Vollkommen unnötig.
Just my 2 Cents.