Wintermute
Fleet Admiral
- Registriert
- Feb. 2003
- Beiträge
- 14.361
AW: Never change a running Systheme!
Hm, damit kommen wir näher an der Kern der Sache.
Technik:
Ich finde auch, dass die Möglichkeiten moderner Technik nicht sinnvoll, sondern oft nur für Eyecandy eingesetzt werden. Gefreut hats mich aber z.B. bei Silent Hunter 3 und 4, dass endlich mal Wellengang simuliert wurde, wenn auch nicht perfekt. Das nenne ich z.B. einen sinnvollen Einsatz.
Schlimm sind unsichtbare Mauern und begrenzte Gebiete, wo keine Begrenzung da sein müsste. Die Sache ist jedoch: In 2D-Spielen waren diese Grenzen auch da. Viele Berge waren nur zum Anschauen da, man konnte sich oft nur auf festen Wegen bewegen. Icewind Dale ist da ein gutes Beispiel. Bei aller Kritik sollte man sich (und ich schließe mich da nicht aus) manchmal fragen, ob man nicht allzu arg glorifiziert.
Kurzer Bezug auf RTS: Ich hatte sehr lustige Zeiten mit DoW, was imho das Beste Z-Remake ever ist.
Weiter im Text:
Früher lief sehr viel im eigenen Kopfkino ab, deswegen waren die Spiele auch Subjektiv gefühlt "besser", da sie mehr den eigenen Vorstellungen entsprachen. Ich frage mich nun selbst seit langem, wie man hierbei nun die beste Gratwanderung schafft. KotoR 1 schaffte sie in meinen Augen, aber auch nur wegen der vielen, sehr polarisierenden Charaktäre, welche sich einem anschlossen. Und natürlich wegen der Seele, welche diese eingepflanzt bekamen. Also ähnlich des Prinzips der Baldur´s Gate Reihe. Grafik hat in meinen Augen auch heute noch weniger Einfluß, als man sich gerne selbst glauben machen möchte.
Eine sehr gute Feststellung ist diese hier seitens Mdave:
"Ob ich das anders empfinden würde, wenn ich heute jugendlich wär und in die Spielewelt einsteigen würde?"
Man weiß es nicht. Ich glaube jedoch, dass es nicht dasselbe ist. Der kleine Bruder meiner Ex z.B. beschwert sich schon mit seinen 17 Jahren über eben dieselben Dinge, die wir hier gerne anprangern. Ich hab ihm ein paar Klassiker gezeigt, er hat sie nicht gespielt. Allerdings hatte er den Anspruch, sie mal genauer unter die Lupe zu nehmen und vom Plot, taktischer Tiefe etc. mit modernen Produktionen zu vergleichen. Er war erstaunt und zugleich kippte seine Wahrnehmung, was das aktuelle Angebot anging.
Ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher (auch nachdem ich 2 wissenschaftliche Abschlußarbeiten, einmal BA und einmal MA, über das Thema geschrieben habe), dass wir nicht verblendete "Alt-Zocker" sind, die sich über gute alte Zeiten aufregen, sondern ein Kern Wahrheit, wenn auch nicht so drastisch, wie oft dargestellt, in der "Früher waren Spiele besser" Aussage befindet.
Verbal hergetreten werde ich gerne, wenn ich meine Meinung zu Mass Effect kundgebe. Das Spiel versucht etwas darzustellen, was es nicht ist. Freiheit? Nein. Spieltiefe? Nein. Story? Jap, eine sehr Gute! Rollenspiel? *hust* Definitiv nicht. Taktische Kämpfe? Jedem, der interessiert ist, zeige ich den 2-Schritt-I-win-button, bitte PN.
Die Tarnkappe, welche anscheinende Komplexität vermittelt, funktioniert aber sehr gut und auch 95% der Spieletester fielen drauf rein. Lässt man Grafik und Präsentation bzw. Inszenierung weg, bleibt ein Spiel welches nicht mal einem 70er-Wertung-RPG aus den 90ern das Wasser reichen könnte. Ich fands jedenfalls sehr Schade, mir gefiel das Setting sehr gut.
Weiteres Thema: Elder Scrolls.
Die Elder Scrolls Reihe ist eine Art von RPGs, wie sie nur mit dem wachsendem, technischen Fortschritt entstehen können. Die ersten beiden Teile waren eine riesige Sandbox, in der man umherwandern und "Dinge" tun konnte. Weit entfernt von einer Storyline und tiefschichtigen Charaktären. Morrowind hatte als erstes die notwendige Hardware unterm Hintern, um eine große, generierte Welt mit einem Hauch von Story und identität zu füllen. Auch finde ich das Stats-System als eines der besten nicht-klassischen Systeme (welches ja für Oblivion leider entschärft wurde).
Dann kam Oblivion, welches die Reihe deutlich weiterbrachte. Den kargen Landschaften Morrowind wich eine komplexe Landschaft, befüllt mit Sidequests, welche auch zu teilen sehr ansprechend gestaltet waren. Als Beispiel bringe ich da gerne die Dark Brotherhood Questreihe, die Thieve´s Guild und die Ausflüge in das Portrait und die Gedankenwelt des Magiers. Langsam bekam die Welt eine Identität, welche über das Prinzip hinausging, einfach nur eine riesige Welt zu erschaffen.
Je stärker die Hardware wird, desto komplexer kann generierter Inhalt werden. Irgendwann wird es möglich sein, die komplette Spielwelt "on the fly" zu berechnen, so das niemand das komplett selbe RPG spielt. Und dies alle ohne dass alles Seelenlos und generiert wirkt, was uns beim Thema Freiheit jenseits der Möglichkeiten der klassischen Kracher katapultieren könnte. Der Fortschritt ist also nicht schlecht, nur finden wir uns gerade in einer relativ lang andauernden Umbruchsphase, welche man auf den MMORPG-Markt übertragen kann. Da stecken schon Konzepte in den Schubladen, dass einem die Ohren wackeln. Allerdings gibts noch nicht genug "bang for the buck", als dass man wagen könnte, so etwas zu entwicklen. Würde nirgends laufen. Ich denke aber, dass wir in dieser Hinsich innerhalb von 5 Jahren ordentlich Zock-Stoff bekommen werden.
Digitale Spiele sind ein Massenphänomen geworden und der Markt hat sich innerhalb von 10 Jahren explosiv ausgeweitet. Die ganzen Neuankömmlinge dürfen auch nicht überfordert werden, schreien aber bereits nach komplexeren Spielen. Kulturell gesehen befindet sich die Spieleindustrie in derselben Phase wie Filme in der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts, welche im Gegensatz zu Theater und Oper verpönt wurden.
Soviel, mal stark komprimiert, zu dem Thema. Vllt dients ja als Denkanstoß, würde mich auch freuen zu hören, was ihr dazu zu sagen habt.
Hoffe, es hat überhaupt wer gelesen. Das ist ja Online oft so eine Sache mit solchen Monstertexten. Hab´ versucht, nicht zu arg auszuschweifen, was hierbei aber sehr schwer ist, da so viele Zusammenhänge bestehen.
Hm, damit kommen wir näher an der Kern der Sache.
Technik:
Ich finde auch, dass die Möglichkeiten moderner Technik nicht sinnvoll, sondern oft nur für Eyecandy eingesetzt werden. Gefreut hats mich aber z.B. bei Silent Hunter 3 und 4, dass endlich mal Wellengang simuliert wurde, wenn auch nicht perfekt. Das nenne ich z.B. einen sinnvollen Einsatz.
Schlimm sind unsichtbare Mauern und begrenzte Gebiete, wo keine Begrenzung da sein müsste. Die Sache ist jedoch: In 2D-Spielen waren diese Grenzen auch da. Viele Berge waren nur zum Anschauen da, man konnte sich oft nur auf festen Wegen bewegen. Icewind Dale ist da ein gutes Beispiel. Bei aller Kritik sollte man sich (und ich schließe mich da nicht aus) manchmal fragen, ob man nicht allzu arg glorifiziert.
Kurzer Bezug auf RTS: Ich hatte sehr lustige Zeiten mit DoW, was imho das Beste Z-Remake ever ist.
Weiter im Text:
Früher lief sehr viel im eigenen Kopfkino ab, deswegen waren die Spiele auch Subjektiv gefühlt "besser", da sie mehr den eigenen Vorstellungen entsprachen. Ich frage mich nun selbst seit langem, wie man hierbei nun die beste Gratwanderung schafft. KotoR 1 schaffte sie in meinen Augen, aber auch nur wegen der vielen, sehr polarisierenden Charaktäre, welche sich einem anschlossen. Und natürlich wegen der Seele, welche diese eingepflanzt bekamen. Also ähnlich des Prinzips der Baldur´s Gate Reihe. Grafik hat in meinen Augen auch heute noch weniger Einfluß, als man sich gerne selbst glauben machen möchte.
Eine sehr gute Feststellung ist diese hier seitens Mdave:
"Ob ich das anders empfinden würde, wenn ich heute jugendlich wär und in die Spielewelt einsteigen würde?"
Man weiß es nicht. Ich glaube jedoch, dass es nicht dasselbe ist. Der kleine Bruder meiner Ex z.B. beschwert sich schon mit seinen 17 Jahren über eben dieselben Dinge, die wir hier gerne anprangern. Ich hab ihm ein paar Klassiker gezeigt, er hat sie nicht gespielt. Allerdings hatte er den Anspruch, sie mal genauer unter die Lupe zu nehmen und vom Plot, taktischer Tiefe etc. mit modernen Produktionen zu vergleichen. Er war erstaunt und zugleich kippte seine Wahrnehmung, was das aktuelle Angebot anging.
Ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher (auch nachdem ich 2 wissenschaftliche Abschlußarbeiten, einmal BA und einmal MA, über das Thema geschrieben habe), dass wir nicht verblendete "Alt-Zocker" sind, die sich über gute alte Zeiten aufregen, sondern ein Kern Wahrheit, wenn auch nicht so drastisch, wie oft dargestellt, in der "Früher waren Spiele besser" Aussage befindet.
Verbal hergetreten werde ich gerne, wenn ich meine Meinung zu Mass Effect kundgebe. Das Spiel versucht etwas darzustellen, was es nicht ist. Freiheit? Nein. Spieltiefe? Nein. Story? Jap, eine sehr Gute! Rollenspiel? *hust* Definitiv nicht. Taktische Kämpfe? Jedem, der interessiert ist, zeige ich den 2-Schritt-I-win-button, bitte PN.
Die Tarnkappe, welche anscheinende Komplexität vermittelt, funktioniert aber sehr gut und auch 95% der Spieletester fielen drauf rein. Lässt man Grafik und Präsentation bzw. Inszenierung weg, bleibt ein Spiel welches nicht mal einem 70er-Wertung-RPG aus den 90ern das Wasser reichen könnte. Ich fands jedenfalls sehr Schade, mir gefiel das Setting sehr gut.
Weiteres Thema: Elder Scrolls.
Die Elder Scrolls Reihe ist eine Art von RPGs, wie sie nur mit dem wachsendem, technischen Fortschritt entstehen können. Die ersten beiden Teile waren eine riesige Sandbox, in der man umherwandern und "Dinge" tun konnte. Weit entfernt von einer Storyline und tiefschichtigen Charaktären. Morrowind hatte als erstes die notwendige Hardware unterm Hintern, um eine große, generierte Welt mit einem Hauch von Story und identität zu füllen. Auch finde ich das Stats-System als eines der besten nicht-klassischen Systeme (welches ja für Oblivion leider entschärft wurde).
Dann kam Oblivion, welches die Reihe deutlich weiterbrachte. Den kargen Landschaften Morrowind wich eine komplexe Landschaft, befüllt mit Sidequests, welche auch zu teilen sehr ansprechend gestaltet waren. Als Beispiel bringe ich da gerne die Dark Brotherhood Questreihe, die Thieve´s Guild und die Ausflüge in das Portrait und die Gedankenwelt des Magiers. Langsam bekam die Welt eine Identität, welche über das Prinzip hinausging, einfach nur eine riesige Welt zu erschaffen.
Je stärker die Hardware wird, desto komplexer kann generierter Inhalt werden. Irgendwann wird es möglich sein, die komplette Spielwelt "on the fly" zu berechnen, so das niemand das komplett selbe RPG spielt. Und dies alle ohne dass alles Seelenlos und generiert wirkt, was uns beim Thema Freiheit jenseits der Möglichkeiten der klassischen Kracher katapultieren könnte. Der Fortschritt ist also nicht schlecht, nur finden wir uns gerade in einer relativ lang andauernden Umbruchsphase, welche man auf den MMORPG-Markt übertragen kann. Da stecken schon Konzepte in den Schubladen, dass einem die Ohren wackeln. Allerdings gibts noch nicht genug "bang for the buck", als dass man wagen könnte, so etwas zu entwicklen. Würde nirgends laufen. Ich denke aber, dass wir in dieser Hinsich innerhalb von 5 Jahren ordentlich Zock-Stoff bekommen werden.
Digitale Spiele sind ein Massenphänomen geworden und der Markt hat sich innerhalb von 10 Jahren explosiv ausgeweitet. Die ganzen Neuankömmlinge dürfen auch nicht überfordert werden, schreien aber bereits nach komplexeren Spielen. Kulturell gesehen befindet sich die Spieleindustrie in derselben Phase wie Filme in der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts, welche im Gegensatz zu Theater und Oper verpönt wurden.
Soviel, mal stark komprimiert, zu dem Thema. Vllt dients ja als Denkanstoß, würde mich auch freuen zu hören, was ihr dazu zu sagen habt.
Hoffe, es hat überhaupt wer gelesen. Das ist ja Online oft so eine Sache mit solchen Monstertexten. Hab´ versucht, nicht zu arg auszuschweifen, was hierbei aber sehr schwer ist, da so viele Zusammenhänge bestehen.
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