H3rby schrieb:
Hier wäre auch mal endlich etwas Sachlichkeit von Nöten. Geheimdienste heißen ja nicht umsonst Geheimdienste, damit sie eben nicht bei der nächst besten Gelegenheit alles ausplaudern.
Aber irgendwem gegenüber müssen sich doch auch die Geheimdienste verantworten. Irgendjemand muss darauf achten, dass die Geheimdienste ihren Job tun und ihre Befugnisse nicht überschreiten. Irgendjemand, der dann auch über die entsprechende Autorität verfügt, die Dienste wieder in die Schranken zu weisen. Wer sollte das sein, wenn nicht zuständige Parlamentarier im entsprechenden Ausschuss. Die sind wie gesagt die höchste Instanz in unserer Demokratie. Denen gegenüber muss auch das offen gelegt werden, was man z.B. sogar dem Innenminister oder dem Kanzler nicht anvertrauen will.
Ich verlange ja nicht, dass alles direkt veröffentlicht wird, was die Geheimdienste tun, aber gegenüber solchen höchsten Aufsichtsinstanzen muss das halt bedingungslos auf den Tisch gelegt werden. Man kann die Geheimdienste nicht nach eigenem Gutdünken unter dem Deckmantel der Geheimhaltung vor sich hin wurschteln lassen. Dann können die nämlich selbst schnell zu einer viel größeren Gefahr für unser Land werden, als alle Terroristen der Welt.
Ich habe die starke Befürchtung, dass da vieles schon aus dem Ruder gelaufen ist. Dass sich die Geheimdienste längst zu einem Staat im Staate entwickelt haben, der sich weitgehend der demokratischen und juristischen Kontrolle entzieht und tut was er will.
Bei vielen Methoden der Geheimdienste scheint die Verhältnissmäßigkeit überhaupt nicht mehr zu stimmen. Schließlich reden wir hier über nicht weniger als schwere Eingriffe in elementarste Menschenrechte bei hunderten Millionen unbescholtener Bürger weltweit. Da muss auf der anderen Seite schon etwas extrem schweres in die Waagschale geworfen werden, um das auszugleichen.
"Sicherheit" übertrumpft nicht automatisch alles andere.
Ich würde sogar so weit gehen, dass sogar der eine oder andere Terroranschlag in Kauf genommen werden kann/muss, wenn die Alternative dazu solche extremen, systematischen Menschenrechtsverletzungen durch unkontrollierbare Behörden sind. In anderen Bereichen leben wir bewusst mit viel höheren Risiken.
Ist unsere Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit denn wirklich so viel weniger wert, als z.B. Mobilität im Straßenverkehr oder die Freiheit sich nach Belieben mit ungesundem Essen vollzustopfen? (Und das sage ich als jemand, der ein schnelles Auto fährt und mehr wiegt, als es gut für ihn ist.)