Ich bin weder Jäger, noch stehe ich ihnen nahe im Sinne von Voreingenommenheit. Ich habe nur vor kurzem einen entsprechenden Disput verfolgt, sodass ich die jeweiligen Ansichten mitbekam, wobei mir die von mir weiter oben geäußerte am prinzipiell sinnvollsten erschien.
Und ja, ich bin mir des Sonderstatuses des Waldes bewusst und ich finde das auch insofern richtig, alsdass jeder Bürger die Möglichkeit haben sollte, die Natur in Reinform erleben zu können.
Sonst würde jeder Waldbesitzer dem ein Meter Weg gehört zum Provinzfürsten und Eintritt verlangen oder gleich das Betreten verbieten. Eine Nutzung des Waldes egal ob für die Jag, wirtschaftlich oder für Erholungszwecke wäre sonst unmöglich.
Da in der Regel die Waldbesitzer die Wälder selbst wirtschaftlich nutzen und zu einem Großteil auch selber Jäger sind bzw. Förster beschäftigen, wären die beiden ersten von dir genannten Punkte sehr wohl weiterhin möglich. Das Dritte der Praxis nach wohl nur mehr eingeschränkt für Einheimische (da wird oft ein Auge zugedrückt).
Zu den gestörten Tieren: Wie gestresst Rehe von Autos sind weiß wohl jeder. Die stehen neben der Straße und futtern gemütlich vor sich hinn. Und so ein Auto saust mehr als ein MTB.
Zur Gewohnheit: Ich wohne zum Glück in der Pampa. Wenn ich in den lokalen Wäldern (groß und zusammenhängend) fahre begegenet mir oft kein einziges Rad und nur wenige Fußgänger in der nähe von Ortschaften. Die Rehe hier sind Menschen also so wenig gewohn wie es in D überhaupt geht. Und die schert es gelinde gesagt keinen Meter wenn ich drann vorbei fahre. Die hüpfen vom Weg und gucken mich aus 10m Entfernung an wie ich vorbei fahre. Von Panik keine Spur. Ein 50m oder gar 100m entferntes Reh kümmert kein bisschen um ein Rad.
Mir ging es eher um den Überraschungseffekt, der bei einem MTB höher ist als bei einem Automobil, da letzteres lauter ist. Und dass die Rehe mitbekommen, dass von einer Autobahn keine Gefahr ausgeht, wenn nicht gerade ein Auto durch die Leitplanke geflogen kommt, liegt ja auch auf der Hand, schließlich sind das ja Kulturfolger, die sich an so etwas anpassen.
Das sie bei unerwarteten Störungen nicht sofort über alle Berge sind (wie etwa das Rotwild), ist bei Rehen normal, die bleiben immer nach einer kurzen Distanz stehen und verhoffen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Eine Störung ist es aber allemal. Auf größere Distanz magst du aber sicher recht haben, wenn sie Radfahrer prinzipiell kennen und der sich kontinuierlich vorwärtsbewegt und nicht stehen bleibt, dann schauen sie ihm zwar zu, aber mehr nicht.
Bei hoher Besucherfrequenz kann das Wild gestört werden. Keine Frage. Aber das sind die angesprochenen Hot Spots für die man lokale Lösungen braucht und keine Landesweiten verbote. I.d.R. ist übrigens an den stark besuchten Stellen die Besucherdichte durch Fußgänger deutlich höher. An den Stellen sollte man sich tatsächlich überlgen wie hier die Jagt geregelt wird. Auf den typischen Trails in der Fläche braucht wohl kaum ein Jäger angst haben sein Jagtrecht zu verlieren oder das seine Rehe ranzig schmecken.
Lokale Lösungen etwa auf Gemeindeebene dürften derzeit aber leider an der mangelnden rechtlichen Zuständigkeit dieser für das Jagdwesen scheitern oder zumindest sehr erschwert werden. Und der Landesgesetzgeber wiederrum hat offensichtlich keine Lust, das an lokale Gegebenheiten anzupassen, vermutlich, weil das in etwas sehr umfangreiches Stück Arbeit münden würde.
Bzgl. deines letzten Satzes: ich habe da auf rechtlicher Ebene argumentiert und da sind meine Vorbringen durchaus relevant. Wenn bei einer Jagdgebietsfeststellung die Fläche eines Weges nicht miteingerechnet wird, weil er durch die hochfrequente Nutzung von Fußgängern und/oder Radfahrern jagdlich nicht mehr nutzbar ist und wie schon oben erwähnt das Jagdgebiet selber nur gerade über der Eigenjagdgrößengrenze liegt, kann das sehr wohl negative Folgen für den Grundeigentümer haben.
Bzgl. der Fleischqualität: natürlich schmeckt das Fleisch dann nicht generell ranzig, aber die Wahrscheinlichkeit, dass man ein durch Krankheit geschwächtes Tier erlegt, dessen Fleisch eben auch nicht mehr oder nur unter Abstrichen genießbar ist, kann sich erhöhen. Das war der Punkt, auf den ich da hinauswollte.
In einigen Region ballt es sich. Und das schafft unbestritten Probleme. Aber die müssen vor Ort gelöst werden. Es hilft einfach dem Förster am Feldberg oder dem Frankenstein mit seinen Downhillern nix, wenn man 100km entfernt den Leuten das fahren auf Wegen verbietet. Da müssen einfach legale Strecken (Sportanlagen) her.
Für die Touren MTBler helfen ausgewiesen Strecken aber leider nix. Sie sind schön und eine Anregung. Aber genau wie der Spaziergänger wollen sie an ihrem Haus starten und da auch wieder ankommen und sich nicht erst ein Auto setzen und zu einer Strecke fahren. Wäre auch ökologischer Humbug.
Wenn MTBs es schaffen lokal das Wild zu beeinträchtigen dann müssen Schutzzonen eingerichtet werden. Aber man kann doch nicht überall wo einer die Jagt gepachtet hat das Betreten (wäre der nächste Schritt) des Waldes verbieten.
Zum oberen Absatz dieses Zitates stimme ich dir zu, eine lokale Lösung wäre da immer am besten, denn da sind die unmittelbar Betroffenen miteingebunden (wobei da natürlich Probleme auftauchen könnten, wenn Personen von außen das Gefüge stören sollten). Was die Sportanlagen betrifft, so wird die wohl das Land errichten müssen (wer sonst soll/kann die Kosten tragen), jedoch stellt sich dann wieder die Frage: was tun, wenn die nicht angenommen werden?
Zum zweiten Absatz: natürlich ist es schön, gleich vom Haus weg losfahren zu können, aber da kann man auch die Frage aufwerfen, was denn nun wichtiger ist: des Verlangen des Grundeigentümers nach ungestörtem Besitz (das ihm die Rechtsordnung ja zubilligt oder das Bedürfnis eines Dritten, der überall dort, wo er gerade will, sich erholen/Sport betreiben möchte.
Ich selber finde, dass hier die Seite der MTB-Fahrer (ich schmeiße die der Einfachheit halber mit allen Radfahrern in einen Topf) etwas fordert, auf das sie dem Grunde nach keinen Rechtsanspruch hat und das in gewisser Weise in das Eigentum anderer eingreift. Angesichts dessen, das nun Eigentum ein sehr hohes und dementsprechend geschütztes Rechtsgut ist, finde ich es nicht gut, da MTB-Fahrern freie Hand zu lassen.
Ich verstehe natürlich auch das Bedürfnis der MTB-Fahrer und sehe keinen Grund, es ihnen dem Grunde nach abzustreiten. Jedoch meine ich, da sie es ja sind, die etwas von anderen fordern, sie dementsprechend zurückhaltend (nicht zu Unzeiten fahren, möglichst von der Störung von Wildeinständen Abstand nehmen und diesen fern bleiben, usw.) bei der Nutzung vorgehen. Ich selbst habe so manches Mal zusehen können, wie Menschen den Wald als "allen gehörig" empfinden, wo daher vorrrangig ihre eigenen Wünsche zu gelten hätten und der Grundeigentümer/Jäger gefälligst seinen Mund halten solle. Das ist selbstverständlich nicht pauschalisierbar, aber das bringt mich zu der Ansicht, dass schon verdeutlicht werden sollte, dass man als MTB-Fahrer noch mehr ein Gast im Wald ist als es ein Jäger und Grundbesitzer ist.
Denn gleichwohl ein Allgemeininteresse besteht, dass sich Menschen im Wald erholen dürfen sollen, so sehr kann man da mE nicht so einfach mir nichts dir nichts Grundbesitzern eine Eigentumseinschränkung ohne jedweden Ausgleich aufoktroyieren.