Wieso sollten Hardwarehersteller etwas gegen modulare Telefone haben?
Ist doch DIE Möglichkeit Telefonbetriebssysteme als Abo anzubieten, denn umsonst bietet keiner den Softwaresupport für eine Zeit die über den aktuellen Austauschzyklen liegt und dabei auch noch volle Kompatibilität zu Komponenten die erst in 3 Jahren entwickelt werden gewährleistet.
Und einzelne Komponenten kann man auch viel teurer verkaufen. Laut Teardown kostet das Kameramodul des iPhone 6 Plus
17,50$. (Die Zahlen sind eh unrealistisch, aber nehmen wir einfach mal an sie wären wahr)
Dann kann man ein modulares Kameramodul für 75€ verkaufen, denn da ist nun schließlich ein Gehäuse drum und ein paar weitere Chips (die eigentlich kaum was kosten, für die man aber trotzdem mehr Geld verlangen wird). Und natürlich Software, die Treiber die man nun aufwändiger entwickeln muss.
Und wo vorher ein einzelner Hersteller ein Komplettsystem verkaufte und darauf Gewährleistung geben musste, verkaufen nun viele Hersteller einzelne Komponenten, weisen bei Problemen alle Schuld von sich und haben sicherlich eine höhere Marge als der Hersteller eines nicht all zu teuren Komplettsmartphones.
Aber Project Ara wird eh von Google fallengelassen.
Wo passt dieses Projekt denn in das Portfolio von Google?
Highendgeräte gibt es bereits, Einsteigergeräte gibt es nun sogar direkt von Google (entwickelt) im Rahmen von Android One.
Damit erreicht man die ärmeren Menschen in Schwellenländern.
Welches Problem (neue Kunden zu gewinnen) löst denn Project Ara?
Man kann nicht einmal sagen, dass Google damit sicherstellt, dass die Menschen ihre Smartphones länger und intensiver nutzen, denn diejenigen die ihr Smartphone irgendwann nicht mehr nutzen weil es neue Features nicht unterstützt - oder eben aus demselben Grund keine neuen Features nutzen könnten - die werden sich auch kein Ara-Modul um Feature X nutzen zu können.
Falls Google das glaubt sind sie dumm und verstehen die Welt nicht.
Man muss die Menschen doch jetzt bereits mit dem kostenlosen Handy alle zwei Jahre zu ihrem "Glück" zwingen, da wird ein Modell bei dem diese Nutzer selber aktiv werden müssen und sich ein neues Modul für ihr Ara-Phone kaufen keine Chance haben.
Das letzte Feld wo Project Ara wirklich einen echten Einsatzzweck haben könnte ist der Bereich der Spezialmodule, die Sonderaufgaben erfüllen können die aktuelle Smartphones nicht beherrschen bzw. bei denen man nicht einmal auf die Idee käme, diese Aufgabe von einem Smartphone übernehmen zu lassen.
Beispiele dafür sind Wärmebildkameras oder Kreditkartenlesegeräte.
So ein Modul könnte ein Grund sein sich ein Ara-Phone zu holen - aber das ist eben eine Nischenanwendung, so dass Ara viele Anwender aus ganz verschiedenen Nischen haben würde, aber generell keinen hohen Marktanteil.
Das Problem dabei ist jedoch: Dafür benötigt man Project Ara auch nicht!
Die beiden Beispiele die ich nannte gibt es für das iPhone, das wohl nach allgemeinen Vorurteilen am wenigsten modifizierbare Smartphone.
Die FLIR One Wärmebildkamera gibt es als Case für das iPhone 5s, Square bietet einen Kartenleser für die Kopfhörerbuchse (auch für Android) an. In Apple Stores wird die Bezahlabwicklung zum größten Teil über iPod Touch in einem Case mit Barcodescanner geleistet.
Oder Stereomikrofone mit Dock-Connector- bzw. Lightning-Anschluss.