acc schrieb:
richter haben in der regel nicht viel lust, sich mit solchen anträgen zumzuschlagen...
Es ist sicher in den allermeisten Fällen keine Frage der "Lust", sondern der Möglichkeiten. Die Richter und ihre Mitarbeiter werden in der Regel gar keine Zeit und Mittel haben, alle Überwachungsanträge, die täglich stapelweise auf ihren Schreibtischen landen, inhaltlich zu kontrollieren, bzw. die darin gemachten Angaben auch auf Richtigkeit zu überprüfen. Sie können auf die Formalitäten schauen und müssen ansonsten darauf vertrauen, dass die Antragsteller ihnen nichts vorlügen oder vorenthalten.
Vielleicht gibt es bei manchen Richtern dabei auch ein falsches Gefühl von Solidarität zu den Ermittlungsbeamten. Man mag sich als "ein Team" sehen und im Zweifel eher zustimmen als ablehnen.
Egal was die Gründe sind, warum der Richter keine effektive Kontrolle machen kann, am Ende läuft es tatsächlich doch oft auf bloßes Abstempeln hinaus. Das sieht man z.B. bei schon länger praktizierten Telefonüberwachungen, Providerauskünften usw. Da werden nachweißlich eine Menge völlig unzureichender Anträge durchgewunken.
Richtervorbehalt allein ist deshalb meiner Meinung nach keine wirksame Maßnahme, um die korrekte Anwendung solcher Überwachungsmaßnahmen zu garantieren. Besonders wenn die Maßnahme aus Gründen von "nationaler Sicherheit" dauerhaft geheim gehalten wird.
Selbst Abgeordnete in zuständigen Kontrollausschüssen bekommen dann nur geschwärzte Dokumente vorgesetzt. Sowas darf nicht sein!
Besonders für Geheimdienste darf es keinen Vertrauensvorschuss geben. Dafür ist die Natur ihrer Tätigkeit zu gefährlich.
Und bei der Arbeit von Strafverfolgungsbehörden muss es eh maximale Transparenz geben, denn wenn die Beweise mit fragwürdigen Mittel beschafft wurden, wie sollen die dann vor Gericht Bestand haben?
Ich würde jedenfalls z.B. einer Audiodatei, die heimlich mittels Staatsstrojaner aufgezeichnet wurde, nicht viel Beweiskraft zugestehen. Das könnte sich jeder halbwegs kompetente Computeranwender selbst zusammenbasteln/schneiden/manipulieren.