News Recht auf Vergessen: Artikel über Löschung müssen auch gelöscht werden

Daniel

Lt. Junior Grade
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Apr. 2008
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Ich befürworte den Datenschutz und den Schutz des Einzelnen vor der Datensammelwut der Internet-Konzerne. Aber man darf meiner Meinung nach die Linie zum Verhältnisblödsinn nicht überschreiten. Es gibt ausser dem Bedürfnis nach Löschung von Einträgen aus persönlichen Gründen auch Kriterien, die einer Löschung entgegenstehen.
Ich will dies mit einem realen Beispiel illustrieren, wenn auch in anonymisierter Form (Wer Details will: => PN) :
In den 90er Jahren wurden zwei Bürger eines mitteleuropäischen Landes in einem andern Kontinent entführt. Die Regierung des Heimatlandes setzte sich intensiv für die Freilassung ein - die dann glücklicherweise auch stattfand. Über die Rettungsbemühungen und die Freilassung informierte die Regierung des Landes mittels einer Pressemitteilung.
Rund 10 Jahre später verlangte eine der damaligen Geiseln, dass die Pressemitteilung vom Server der Regierung gelöscht werde. Sie verlangte nicht die Löschung/Schwärzung des Namens, sondern der Medienmitteilung. Diesem Begehren wurde - nach einigem Hin und Her - stattgegeben.
Das wiederum hat aber zur Folge, dass das Archiv der Pressemitteilungen einer Regierung eines mitteleuropäischen Landes nun nicht mehr vollständig ist. Es gibt also eine Differenz zum Datenbestand, der beispielsweise in Archiven gespeichert ist.
Das wiederum betrachte ich persönlich als einen schwerwiegenden Eingriff, der aus Historiker-Sicht nicht zu rechtfertigen ist.
 
Mich würde mal interessieren, wer denn alles löschen lässt und was .....

ich hab so die vorstellungen, das das am meisten personen sind, die das ein oder anderen Skandälchen am Hacken haben und das vergessen machen wollen.

so Richtung Wurstuli und der Steuerhinterziehung etc. wo der schon nach einigen monaten wieder halt draußen war, wo andere die ganze Zeit innerhalb der 4 Mauern absitzen müssen.
 
Google hatte hierbei erst Ende Juli noch einmal betont, dass es sich lediglich um ein europäisches Recht handele, weshalb die Links auch nur auf den europäischen Seiten der Suchmaschine entfernt werden, nicht aber aus dem globalen Index.

Auch wenn ich dieses Recht auf Vergessen kritisch sehe: wer A sagt, muss auch B sagen.

Wieso werden dann bitte DMCA-takedowns wegen (angeblichen) Urheberrechtsverletzungen international entfernt und nicht nur für die USA?
 
Wenn ich das richtig verstehe, werden doch nur Links in der GoogleSuche nicht angezeigt. Also so wie es in China gemacht wird.
Ich gehe davon aus das Google lediglich die Links für das jeweilige Land entsprechend ausblendet, diese jedoch im Datenbankpool bei Google selbst für immer gespeichert bleiben.
 
Ich sag es immer wieder gerne, es gibt KEIN Recht auf Vergessen!
Auch wenn es gewisse Leute gern so hätten. Ich bin strikt dagegen, jeder muss für das was er tut/getan hat dafür stehen, fertig. Und in dem Fall führt das nämlich auch noch zu Zensur, und Zensur ist grundsätzlich scheiße!
 
Wenn in besonderen Fällen Persönlichkeitsrechte missachtet werden kann ich es verstehen wenn solche Sachen "gelöscht" werden.
Aber wenn es darum geht, den Mist den ich in der Vergangenheit gemacht habe, zu löschen geht mir das zu weit.

Das heutzutage jeder versucht mit "Big Data" Geld zu verdienen und sämtliche Verhaltensmuster aufgezeichnet werden sollen interessiert scheinbar weniger, als die Google Suchergebnisse. (Oder die Suchvorschläge)
 
Morphy2k schrieb:
Ich sag es immer wieder gerne, es gibt KEIN Recht auf Vergessen!
Auch wenn es gewisse Leute gern so hätten. Ich bin strikt dagegen, jeder muss für das was er tut/getan hat dafür stehen, fertig.

Und jeder, der Webseiten über psychologische Beratung besucht oder mit seinem Anwalt/Arzt telefoniert, muss auch dafür stehen, was er getan hat?

Mit der gleichen Begründung kann man Totalüberwachung/VDS etc. rechtfertigen. Frei nach Eric Schmidt (CEO google): "If you have something that you don't want anyone to know, maybe you shouldn't be doing it in the first place."
 
Wie sieht denn die Praxis bisher aus? Gibt es Statistiken die zeigen, wie viele Einträge zum Löschen eingehen, wie vielen davon zugestimmt wird, wie viele abgelehnt werden und um was es da grob geht? Manchmal wird ja auch viel Wirbel um nichts gemacht.
 
Grundsätzlich wird ja nur ein Link gelöscht aber die Seiten mit dem Inhalt sind trotzdem noch erreichbar. Das führt im Endeffekt dazu, dass die Inhalte noch existieren und nichts "vergessen" wurde. Nur Google hat dann eine Gedächtnislücke was den Begriff angeht.
Aber es gibt ja neben Google noch etliche weitere Suchmaschinenanbieter, die den Begriff dann noch listen. Oder hab ich hier gerade einen Denkfehler?
Wenn nicht wäre das ganze so wie die "Stopschilder", die jeder mit IT Grundwissen innerhalb von 5 Minuten umgangen hat.
 
Das Recht auf Zensur soll also noch verschärft werden.
Finde ich krass, daß das so einfach durchgeht.
 
ich finds krass, damit könnte man den holocaust(ich gehe nicht davon aus, dass der antrag durchgehen würde) und jegliche diskussion darüber aus google (bzw allen suchmaschinen) verschwinden lassen.
und mal ehrlich, was google nicht findet ist im internet im grunde nicht existent, nicht umsonst werden unsummen ausgegeben um bei den suchmaschinen vorne zu stehen.

mein beispiel von oben ist ein bisschen hart (soll aber auch polarisieren), aber auch kleinere dinge die menschen schaden könnten damit verdammt werden, und als geschädigter würde ich keine gleichgesinnten mehr finden, weil ja die diskussionen über das thema auch gelöscht werden müssten.

um zazies beispiel von oben aufzugreifen, wenn der 2te entführte mir die geschichte heute erzählen würde und auf den artikel verweisen würde und es ich überprüfen würde, sähe er aus wie ein lügner.
 
fireeagle schrieb:
Grundsätzlich wird ja nur ein Link gelöscht aber die Seiten mit dem Inhalt sind trotzdem noch erreichbar. Das führt im Endeffekt dazu, dass die Inhalte noch existieren und nichts "vergessen" wurde. Nur Google hat dann eine Gedächtnislücke was den Begriff angeht.

Dummerweise haben dann auch die Nutzer eine Gedächtnislücke. Das freut alle Kleinkriminellen, die die gleiche Masche mit ein paar Löschanträgen genauso wieder abziehen können. Bis die dann irgendwann mal verurteilt sind, dauert es leicht 6 Jahre, mit mehreren Revisionen noch länger.

Bei anderen Suchmaschinen musst du getrennt Anträge stellen, und alle Suchmaschinen müssen die zeitaufwändige Prüfung einzeln machen (was auch nicht so ganz sinnig ist).
 
Zuletzt bearbeitet:
Das würde dann beispielsweise bedeuten, dass Suchmaschinen die Pressemitteilung des Europäischen Gerichtshofs zu dem Urteil des
Spaniers <-> Google [EuGH verpflichtet Google zum Löschen von Links]
nicht mehr verlinken dürfen.
Hier die Pressemitteilung bei der ich den Namen vorsichtshalber unkenntlich gemacht habe. Auch den Link zu der Pressemitteilung habe ich vorsichtshalber unkenntlich gemacht. ;)

hXXp://curia.europa.eu/jcms/upload/docs/application/pdf/XXX-XXXX/XXXXXXX.pdf

Gerichtshof der Europäischen Union
PRESSEMITTEILUNG Nr.
70
/14
Luxemburg, den 13. Mai 2014
Urteil in der Rechtssache C
-
131/12
Google Spain SL, Google Inc. / Agencia Española de Protección de Datos,
|||||||||| |||||||||



....

2010 erhob Herr |||||| ||||||| ||||||||, ein spanischer Staatsbürger ....
...
Auf diesen Seiten wurde u.a. die Versteigerung eines Grundstücks angekündigt, die im Zusammenhang mit einer Pfändung wegen Schulden stand, die Herr ||||||| |||||||| bei der Sozialversicherung hatte...

Die Beschwerde wurde … soweit sie sich gegen [die Zeitung] La Vanguardia
richtete, mit der Begründung zurück gewiesen, der Herausgeber [Zeitung] habe die betreffenden Informationen rechtmäßig veröffentlicht.
Suchmaschinen wird es untersagt rechtmäßig veröffentlichte Informationen zu verlinken.

Wie sieht es mit:
Zeitungsartikel, JuraBlogs, Internet... die aus diesem Urteil zitieren, in dem der Name des spanischen Klägers samt dem gesamten Sachverhalt erwähnt wird. Diese dürfen dann zukünftig von Suchmaschinen nicht mehr verlinkt werden.
Wie sieht es eigentlich aus, wenn ein User diesbezügliche Informationen die den Tatsachen entsprechen unterhalb eines Artikels als Kommentar hinschreibt. Muss dann der Kommentar gelöscht, zensiert werden, damit man nicht Gefahr läuft unter Umständen von Suchmaschinen nicht mehr gefunden zu werden.

Darf ich dann noch so etwas verlinken:
hXXp://www.spiegel.de/spam/satire-bei-spiegel-online-mXXXo-cXXXa-gXXXXXz-vs-google-a-969288.html​
In der URL selbst steht ja bereits sein Namen.

Demnächst:
Spanischer Bürger verklagt den Europäischen Gerichtshof, weil dieser seinen Namen in der Urteilsbegründung gegen Google bekannt gegeben hat, und die Urteilsbegründung öffentlich zugänglich machte. Weiters muss jede Zeitung die aus der Urteilsbegründung zitiert hat mit einer Klage rechnen.


ps.
Solche Artikel findet man dann wohl in ein paar Jahren über Suchmaschinen nicht mehr. Ob der Sachverhalt den Tatsachen entspricht, spielt dabei keine Rolle.
https://de.wikipedia.org/wiki/Uli_Hoeneß
Hoeneß wurde am 13. März 2014 von der 5. Strafkammer des Landgerichts München II wegen Steuerhinterziehung zu einer Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt.
....
https://de.wikipedia.org/wiki/Alice_Schwarzer#Steuerhinterziehung
....
 
Zuletzt bearbeitet:
Muss man dann auch das Artikel über die Löschung der Artikel über die Löschung löschen? :lol:

Find ich aber gut
 
Also ich hab Mühe den Artikel zu verstehen. Die Beispiele hier in den Kommentaren helfen aber etwas.
 
Ich habe gerade aus Versehen das Internet gelöscht. Das kann man nun auch vergessen. </Dummfug>

Recht ist selten gleichzusetzen mit dem, was man selbst als rechtmäßig, rechtschaffen, gerechtfertigt und gerecht empfindet. Mit jedem neuen Paragrafen, der eine Lücke in der Rechtsprechung schließen soll, tun sich wenigstens zwei neue auf. Je spezialisierter die Gesetze werden, desto größer die Möglichkeiten, sich durch die nicht erfassten Maschen zu schlängeln. Wir müssten hier dringend entmisten ... aber siehe die Vorposts, das Geschrei nach neuen Paragrafen und Regelungen geht wieder von vorne los, wenn Ermessensspielräume durch Verallgemeinerung übergroß werden.

Die Rechtsstaatlichkeit ist leider ihre eigene Nemesis, das wird sich nie ändern, solange die Moral außen vor bleibt. Und die wird doch nur all zu leicht dem Profit geopfert.

Letzten Endes geht es doch auch bei dem "Recht auf Vergessen" nur darum, nichts anderes.
 
Was wir brauchen, ist eine Seite, die automatisch alle Links, die durch das "Recht auf Zensur" aus Google entfernt werden, auflistet.
Dann könnte man auch mal schön das Ausmaß des Missbrauchs sehen, der damit stattfindet.
Ihr könnt davon ausgehen, daß das in erster Linie von Betrügern und Kriminellen genutzt wird.
 
Guter Vorschlag. Auch die BKA-Sperrliste tauchte ja wenig später im Internet auf. Ich würde auch konkrete Anleitung zur Umgehung dieser fragwürdigen Zensurbestrebungen bzw. Empfehlungen für Suchmaschinenalternativen befürworten.

Irgendwann lassen korrupte Politiker und Kleriker ihre Verfehlungen aus den Trefferlisten löschen und besitzen für die meisten der Google-Nutzer eine weiße Weste..
 
Um was für Löschung handelt es sich den hier?Gehts sich um Private Daten von Nutzern oder wie?Wenn ja wo genau macht man diese Löschung dann?
 
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