GreatEvil schrieb:
Eindeutig gekaufte Wertungen sehe ich da ganz klar bei Diablo 4 und CP2077.
Und allein die Aussagen von der Gamestar zu beiden Spielen sind da mehr als erleuchtend.
Ich habe in der Branche gearbeitet und kann dir versichern, dass es keine gekauften Wertungen bei solchen Spielemagazinen gibt. In vielen Fällen rühren Hersteller von AAA-Games die Werbetrommel, wie bei D4 und ein Hype baut sich auf. Du bereitest für deine Seite ganze Strecken oder Guids zu D4 vor, weil schon im Vorfeld Spieler sich zu News zu D4 die Finger wundklicken.
Dann kommt der Release. Innerhalb weniger Tage soll die Redaktion sagen, ob das Ding was taugt. Trotz Objektivitätsmindset zieht der Titel die Testerinnen und Tester in seinen Bann. Viele sind auch jung und kennen die Wurzeln der Serie überhaupt nicht, interessiert sie auch nicht.
Ich behaupte, die Redaktion tendiert in solchen Fällen viel zu leicht zu soften und wohlwollenden Wertungen - unbeabsichtigt. Man ist im Strudel, hat oft schon Veranstaltungen zum Spiel besucht, mit Entwicklern gesprochen. Du gibst den Menschen sehr leicht Vorschuss-Vertrauen, dass hier und dort noch gefixed wird.
IMHO hatte vor allem 4Players genug Mut und auch Gleichmut, solche Hypetrains mit Karacho gegen die Wand fahren zu lassen. Das fand ich genau richtig. Wird das neue CoD genauso wie die letzten 10 Teile der Serie, muss eine Klatsche kommen. Ein Diablo in dem Gegner mitleveln, das am Ende trotzdem immer frustrierender wird? Hallo? GEHTS NOCH?
Die Testerinnen und Tester wählen ihren Beruf, weil sie total gerne Spiele spielen. Verstehe ich. Eigentlich braucht es auch Leute in der Redaktion, die selbst keine Fans der Titel sind, die wenig emotional mit Entwicklergesprächen umgehen.
Die Konsumentinnen und Konsumenten honorieren das aber nicht so, wie man erwarten sollte. Die wandern ja lieber zu Influencern ab, die selbst jeden Hype mitreiten und bittere Tränen weinen, wenn jemand ihren Lieblingstitel verletzt. Umgekehrt werden auch solide gefertigte Indietitel als dilettantische Stümperwerke abgetan, ohne drauf zu schauen, was für den Ein-Personen-Entwickler überhaupt machbar war.
Die Situation finde ich schwierig. Mit Spieletests kann ich nicht mehr viel anfangen. Am ehesten tendiere ich zu Golem.de, die nur gelegentlich ein Spiel reviewen, dabei aber ziemlich klar bleiben und mir vermitteln können, ob das etwas für meinen Spielertypus sein könnte. Sonst schaue ich auch Youtube-Videos, in denen jemand die Spiele anzockt und ein paar Worte dazu verliert, ohne gleich in ein starkes Urteil zu verfallen. Außer es handelt sich um ebenjede Desaster wie BF 2042 oder Redfall, bei denen Publisher und Entwickler vor lauter Kassenklingeln die kritischen Stimmen vor der Veröffentlichung nicht mehr gehört haben.