Nochmal: Wenn es nur um eine Priorisierung im kundeneigenen Internetverkehr ginge, reicht eine entsprechende Einstellung im Router des Kunden. Damit wäre sichergestellt, dass die gleichzeitige Internetnutzung des Kunden keine Ruckler beim Entertain-Schauen verursacht. Das wäre völlig legitim und auch im Falle gesetzlich vorgeschriebener Netzneutralität erlaubt (zumindest, wenn der Kunde das QoS auf Wunsch deaktivieren kann).
Die Tatsache, dass die Telekom alle "Managed Services" im gesamten Netz priorisiert (oder dies zumindest anstrebt), heißt doch dass dieser Traffic nicht nur im kundeneigenen Internetstrom, sondern generell Vorfahrt haben soll. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass es durchaus zu Beinträchtigungen anderer Internetnutzer kommen kann, wenn die verfügbare Gesamtbandbreite nicht mehr fair und gleichmäßig auf alle gleichzeitigen Nutzer verteilt (das IP-Protokoll schafft das erstaunlich gut, da braucht es eigentlich überhaupt keine künstlichen Eingriffe wie QoS und Drosselung), sondern Kunden welche "Managed Services" nutzen, überproportional mehr Bandbreite zugeteilt bekommen. Natürlich ist das alles nur spür- und messbar, wenn es einen Engpass im Telekom-Netz gibt. Genau diese Situation schiebt die Telekom aber selbst vor, wenn sie Verstöße gegen die Netzneutralität als "zwingend notwendig" darstellt.
Es ist einfach absurd, zu sagen: Managed Services müssen priorisiert und von der Drossel ausgenommen werden, weil der Kunde dafür extra zahlt. Auch bei der Konkurrenz (Zattoo statt Entertain, rdio statt Spotify, Skype statt VoIP) zahlt der Kunde nämlich extra, kann die Dienste aber wegen der Drossel möglicherweise gar nicht richtig nutzen. Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten, auf diese Wettbewerbsverzerrung zu reagieren: Ausnahmslose Netzneutralität vorschreiben oder es Internetanbietern untersagen, gleichzeitig Content-Anbieter zu sein bzw. solche Kooperationen einzugehen. Aus ordnungspolitischer Sicht würde ich die erste Variante bevorzugen, da sie weniger invasiv und zugleich umfassender ist (bei der zweiten Variante könnten die Mobilfunkanbieter beispielsweise WhatsApp blockieren, um den SMS-Umsatz zu fördern).