Das Problem ist viel komplexer bei Samsung Electronics als in südkoreanischen Medien berichtet wird.
Zum einen steckt die Familie Lee vor dem Problem, sehr viel Erbschaftssteuer zu zahlen. Dann ist da noch das gerichtliche Verfahren gegen Lee Jae-yong, das immer noch nicht komplett ausgeräumt ist.
Schließlich wurde in dieser Zeit einige falsche strategische Entscheidungen getroffen. Eines davon war Entwicklung von HBM nicht zu erkennen und die Entwicklungsabteilung komplett aufzugeben. Die Mitarbeiter sind dann zu SK-Hynix gegangen. Viel Geld hat Samsung Electronics investiert, um vom volatilen Memory-Geschäft wegzukommen und mehr mit Systemhalbleiter Geld zu verdienen. Dass viel Geld nicht immer in Erfolg ummünzen lässt, zeigen ja auch Beispiele woanders. Schließlich gab es noch der Streit zwischen Südkorea und Japan, was zu Lieferboykott von Spezialchemikalien aus Japan geführt hat.
In südkoreanischen Medien wird auch darüber hinaus noch diskutiert, dass der neue Chef Lee Jae-yong nicht wie sein Vater "auf den Tisch" hauen würde als würden wir noch in den 1990ern leben. Andere sagen, dass in Südkorea geltende Gesetz zu streng sei. Man müsste für Halbleiterindustrie die maximale Arbeitszeit lockern, dabei gilt da schon über 50 Stunden/Woche. Diese Begründung ist deswegen absurd, weil der Mitbewerber SK-Hynix bei gleicher Bedingung offensichtlich nicht gleiches Problem hat. Absurd ist auch der Vorwurf, dass die Mitarbeiter bei Samsung Electronics alt seien. In Südkorea ist die Kultur ziemlich verbreitet, auf alle zu schimpfen, die nicht den ersten Platz erreichen. Samsung war Jahrzehnte lang unumstrittener Marktführer im Bereich DRAM. Da Samsung in einer Krise steckt, dreschen jetzt alle südkoreanischen Medien auf das Unternehmen drauf. Dabei vergessen sie, dass Samsung schon viele Krisen überwunden hat.