Schöne, neue Medienwelt - Fluch oder Segen?

Genau das denke ich eben nicht.

Ein Informationsportal / -medium wird eben nur die Informationen zeigen die der Meinung der Vielzahl der Nutzer entsprechen. So würde z.B. eine Seite wie Heise niemals explizit darauf hinweisen, dass Schäuble in letzter Zeit immer wieder deutlich betont hat, dass es ihm nur um eine strenge gesetzliche Regelung mit gesetzlich festgelegten Kontrollmechanismen gehen soll. Statt diese Information, welche nun mal zur Beurteilung der gesamten Sachlage von entscheidender Bedeutung ist, zum Inhalt der Berichterstattung zu machen beschränkt man sich darauf alte Kamellen zum Thema "Gefahr im Verzug" immer wieder auf zu kochen.

Wie dies dann bei dem Konsumenten, also uns allen, wirkt, lässt sich beispielsweise hier im Forum daran erkennen, dass noch immer ein großer Teil die Meinung vertritt, dass Schäuble die Online-Durchsuchung ohne richterlichen Beschluss fordern würde. So kann die Weglassung bestimmter Informationen bzw. die geschickte Hervorhebung von Randinformationen dazu führen, dass sich verzerrte Bilder ergeben, die aber von vielen Menschen als "wahr" und "richtig" angesehen werden.

Wieder wollen wir das ganze nicht am Thema Schäuble fest machen.

Nicht umsonst werden die Medien als die vierte Macht im Staat bezeichnet. Leider begrenzt sich diese Macht aber nicht nur auf die Macht der Information, sondern sie wird immer wieder missbraucht um Meinungen zu beeinflussen bzw. zu "diktieren".

Die heutige Medienwelt ist aber derart komplex und aufgebläht, dass es in meinen Augen kaum noch möglich ist hinter die Absichten der Informationsportale / Medien zu kommen.
Bestes Beispiel ist hier Google. Für den Endnutzer ist kaum noch ersichtlich, wer alles Interesse an den von Google veröffentlichten Inhalten hat. Google ist ein global agierendes Aktienunternehmen welches massiv an der Informationsverbreitung beteiligt ist. Da Google aber keinerlei Verpflichtung zu unabhängiger und umfassender Information hat, gibt es auch für den Konsumenten keine Sicherheit den bereit gestellten Informationen zu vertrauen.

Dennoch verlässt man sich in der heutigen Gesellschaft immer mehr auf derartige Angebote. Will man Informationen zu einem Thema erlangen "googelt" man eben mal schnell danach und fühlt sich danach informiert...

/edit:

Übrigens: Es ist durchaus richtig, dass es keine objektiv richtige Meinung gibt. Es ist aber ebenso richtig, dass es schlichtweg "falsche" Meinungen gibt.

Wenn in den Medien falsche, verzerrte Informationen in einer Art Trommelfeuer auf den Konsumenten einwirken, dann besteht auf einmal die Gefahr, dass Meinungen auf einer Faktenlage beruhen die schlichtweg nicht der Realität entspricht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Aussage widerspricht sich @Adam_Smith.

Zum Einen findest Du die herrschende Medienvielfalt schlecht, weil sie Deiner Meinung nach die Möglichkeit der Reflexion und Meinungsbildung einschränkt, zum Anderen schreibst Du aber:

So würde z.B. eine Seite wie Heise niemals explizit darauf hinweisen,...

Mag ja sein, dass das so ist. Aber gerade durch die Medienvielfalt hat man eben die Möglichkeit, auch andere (unterschiedliche) Meinungen einzuholen. Das Problem, dass ein einzelnes Medium eine

"falsche" Meinung

wiedergibt gibt es unabhängig von der Medienvielfalt und unabhängig vom Medienträger.
 
Adam_Smith schrieb:
Übrigens: Es ist durchaus richtig, dass es keine objektiv richtige Meinung gibt.

falls sich das darauf beziehen sollte, dass du verstanden hast, dass ich gesagt hätte, dass es keine objektiv richtigen Meinungen gäbe, so hast du meinen Beitrag missverstanden. Ich behaupte, dass es sehr wohl objektiv richtige Meinungen geben kann.
 
@Enolam

Das widerspricht sich keinesfalls. Die Medienvielfalt birgt in meinen Augen die Gefahr, dass man sich auf eine Medienangebot beschränkt welches nur der eigenen Meinung immer mehr Argumente gibt. Durch die Vielfalt der Angebote ist es viel zu einfach genau die Angebote auszublenden, die der eigenen Meinung widersprechen.

Das Beispiel mit Heise zeigte dann lediglich wie diese "gefilterte" Darstellung der Faktenlage bei einem einzelnen Medium dann zur Meinungsbeeinflussung genutzt werden kann.

Ich habe dich wohl wirklich falsch verstanden. Allerdings bezweifle ich, dass es jemals eine objektive Sichtweise geben kann, da sie immer mit subjektiven Eindrücken vermischt ist. Aber das ist hier auch nicht das Thema.
Eine passage deiner Aussage bezieht sich auf das "subjektive Verarbeiten" der Informationen. Ein Problem sehe ich eben darin, dass durch das Überangebot diese subjektive Verarbeitung gar nicht mehr statt findet. Man sich also so auch zum "Sklaven" der vorgefertigten Meinungen macht.
 
@adam
wenn es aber, wie du schreibst, niemals eine objektive Sichtweise geben kann, dann wundert es mich wie Menschen sich überhaupt bisher auf viele Sachen haben einigen können. Beispielsweise auf bestimmte Gesetze (wie auch immer diese geartet sein mögen). Ein Gesetz an sich (ob in einer kapitalistischen Welt, einer sozialistischen oder wo auch immer) ist doch nichts subjektives. Denn wozu sollte man dann noch Gesetze befolgen wenn man schlicht sagen kann: "Ist ja eh nichts was Anspruch hat als objektiv zu gelten."
Dann gäbe es doch gar keine Richtlinien und Normen mehr wenn es keine objektiven Sichtweisen gäbe.

@Enolam
ich verstehe nicht was du mit deiner Frage genau meinst.
 
Stellt sich meiner Meinung nach die Frage, was denn besser ist:

a) Eine kleine Auswahl an Medien, die nicht verifizierbar sind und die nur wenige Sichtweisen aufzeigen oder
b) Eine große Auswahl an Medien, die nicht von allen effektiv genutzt werden können, weil sich nicht alle die Mühe machen wollen oder nicht die Fähigkeiten dazu haben.

Für mich ganz eindeutig b). Wenn ich meine Meinungsbildung auf einen einzelnen Anbieter beschränken würde, würde ich mir selbst bzw. meinen eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht.

@th3o: Aus wessen Sichtweise ist die Meinung "objektiv"? Die Frage, die ich damit in den Raum stellen will: Kann eine Meinung denn überhaupt objektiv sein?
 
Zuletzt bearbeitet: (Ergänzung)
@Enolam
Wenn ich jemanden bennen würde, aus dessen Sichtweise eine Meinung objektiv ist, dann wäre das von meiner Seite her ein Schuss ins eigene Knie.
Ich behaupte nicht, dass eine Meinung aus meiner Sichtweise objektiv ist, denn dann wärs nur subjektiv. Ich würde stattdessen behaupten, dass die Meinung einfach objektiv ist. Nicht aus wessen Sicht. Die Einschränkung auf jemand bestimmtes wäre ja gerade der Beweis gegen die Behauptung :freaky:.
Aber das wird wirklich zu theoretisch. Macht ihr beide (du und adam) mal weiter, ich muss lernen hehe :D
 
Ich glaube Theo verwechselt hier Meinung und Fakt.

Aus der Summe der subjektiven Meinungen unserer Legistlative entstehen zum Beispiel Gesetze. Dabei ist das Gesetz an sich aber ein Fakt, weil niedergeschrieben und verbindlich. Somit kann ein Gesetz niemals subjektiv sein, da es eine Sache ist und Gesetzesbücher in der Regel selten dazu neigen subjektive Meinungen auszubilden. :lol:

Die Sichtweise auf bestimmte Fakten unterdes ist immer subjektiv, da sie eben nur durch die Augen eines Subjektes gesehen werden kann und somit automatisch subjektive Einflüsse mit auf die Beurteilung der Sachlage einwirken.

@Enolam:

Stellt sich meiner Meinung nach die Frage, was denn besser ist:

Nun auf diese Frage würde ich antworten, dass die Medienwelt sich viel mehr auf das wesentliche Konzentrieren sollte. Ferner sollte sich wohl der Mensch von dem schlichten Konsum der Medien weg entwickeln. Leider aber wird er durch die Medienwelt an sich viel zu leicht verführt eben dies nicht zu tun.

Welche der beiden von dir genannten Möglichkeiten nun die bessere ist, vermag ich unterdes nicht zu sagen. Da für mich die Medien in erster Linie dazu dienen sollten Informationen zu übermitteln würde mir wohl Lösung c) am ehesten Zusagen:

c) eine übersichtliche Anzahl an Informationsangeboten die unabhängig und umfassend über ein Thema berichten.
 
@adam
"Die Sichtweise auf bestimmte Fakten unterdes ist immer subjektiv, da sie eben nur durch die Augen eines Subjektes gesehen werden kann und somit automatisch subjektive Einflüsse mit auf die Beurteilung der Sachlage einwirken."

Und genau hier bin ich geleitet vom Idealismus und seiner Dialektik und stimme daher deinem Satz nicht zu.
Das Subjekt ist in der Lage, wenn es in sich vernünftig ist und auf einer entsprechenden "Stufe" der geschichtlichen Entwicklung sich befindet, sich selbst und seine Welt dadurch objektiv zu setzen indem er das Objektive und Subjektive miteinander vermittelt. Der traditionelle Antagonismus Objektivität/Subjektivität wird dann überwunden eben durch die Vernunft und durch Denken.
Weil es Quatsch ist zu sagen, dass alles an Meinung nur subjektiv sein muss (denn dann bräuchten wir uns ja gar nicht mehr unterhalten wenn da eh nichts bei rumkommen würde), muss das Objektive sich dem Diktat des Denkens und der Vernunft unterordnen, das nämlich allein in der Lage ist Wirklichkeit zu begreifen und durch das Begreifen auch zu gestalten. Und zwar allgemeingültig oder aber objektiv.
 
Ich gehe gleich mal auf die Ausgangsfrage dieses Threads sein, in der es darum geht, ob wir heute angesichts der zahlreichen verfügbaren Informationsquellen tatsächlich besser informiert sind als früher.

Wenn wir beispielsweise über Geschehnisse sprechen, an denen mehrere Personen beteiligt sind (Theatervorführung, Demonstration, Betriebsausflug, Filmproduktion), dann müssen wir uns ganz schnell von der Vorstellung verabschieden, die Objektivität der Veranstaltung erfassen zu können. .Das hängt mit der unterschiedlichen Wahrnehmung der Menschen zusammen.

Bei einem Betriebsausflug wird das meiner Meinung nach sehr gut deutlich. Wenn man am nächsten Arbeitstag die Fotos sieht, die von verschiedenen Leuten gemacht wurden, dann erkennt man, wie „objektive“ Sachverhalte aus einer anderen Perspektive ausgesehen haben. Man sieht auch, was man (im Suff) alles verpasst hat. Unterschiedliche Personen nehmen also ein und dasselbe Ereignis unterschiedlich wahr und verarbeiten/bewerten es vor dem Hintergrund ihres Kenntnisstandes individuell auch anders.

Solche Personen sind es, die Berichte für die Medien schreiben, Reportagen drehen , Themen auswählen und Kommentare abgeben. Allein schon durch die Wahl ihrer Worte oder die nonverbalen Signale (z. B. im TV) beziehen sie in gewisser Weise Stellung.

Wenn ich mich nun anhand eines Mediums informiere, erhalte ich praktisch immer eine subjektiv gefärbte Version. Durch die Wahl mehrerer Medien kann ich mitunter dieser Einseitigkeit der Darstellung entgegenwirken. Ich habe erst vor ein paar Tagen ein Beispiel dafür gegeben, wie unterschiedlich die Positionen sein können, als es um die Erhöhung der Energiepreise ging. Der Konzern e.on schrieb von einer notwendigen Preisanpassung, wogegen der energiepolitische Sprecher der LINKEN von „Diebstahl per Steckdose“ sprach.

Ich sehe das so: Während sich die Menschen vor 15 oder 20 Jahren noch oft mit ihrer lokalen Tageszeitung begnügten, ist es heute kein Problem mehr, sich etwas breiter zu informieren. Das dürfte ohnehin bei solchen Themen geschehen, die einen persönlich besonders interessieren. Kaum jemand hat die Muße, sich täglich durch drei große überregionale Zeitungen zu arbeiten und vielleicht noch den Spiegel und DIE ZEIT zu lesen. Das wäre vom zeitlichen Aufwand auch unangemessen.

Aber gerade bei strittigen Themen (z. B. Online-Durchsuchung oder G8-Gipfel) finde ich es überaus sinnvoll, mehrere und auch konträre Positionen zu kennen. Es stimmt schon, dass die Leute bevorzugt das lesen (und sehen), was sie ohnehin schon glauben und wo sie eine Bestätigung für ihre Meinung finden. Man schaue sich nur die Esoteriker an, die alles zu diesem Thema verschlingen und (berechtigte) Kritik an der Esoterik als solcher gar nicht mehr ernst nehmen.

Ich selbst habe auch Probleme damit, wenn ich z. B. eine streng konservative oder eine sehr weit links stehende Zeitung lesen soll. Das strengt richtig an, weil man sich an zu vielen Stellen aufregt über Dinge aufregt, die als selbstverständlich vorausgesetzt werden, aber an denen man persönlich große Zweifel hat (z. B. die Theorie über die Entfremdung von der Arbeit).

Der Königsweg für uns Medienkonsumenten besteht meiner Meinung nach darin, sich nicht zu sehr in den Bann der Medien ziehen zu lassen. Das meine ich vor allem in zeitlicher Hinsicht. Denn auch die Informationsbeschaffung muss gemanagt werden und sollte nicht ausufern. Nicht jeder Mist, der als wichtig verkauft wird, ist wirklich von Bedeutung. Weiterhin sollte man die neuen Möglichkeiten nutzen, die vor allem das Internet bietet. Man kann doch mittlerweile ganz problemlos die unterschiedlichsten Meinungen einholen, ohne dafür gleich ein kleines Vermögen in der Bahnhofsbuchhandlung auszugeben.
 
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