cypeak schrieb:
früher in den game-magazinen haben spiele für wesentlich unwichtigere details abzüge kassiert!
Früher war die Gaming Community auch eine weitaus homogenere Gruppe. Gaming war mehr als nur der Konsum von Spiele-Inhalten und der Gaming-Journalismus hatte auch eine entsprechende "Macht" in Form von Werbung und Einfluss auf diese Community. Das alles ist jedoch durch die Veränderung in den letzten 2 Jahrzehnten verloren gegangen. Gaming ist keine Nische mehr und besteht mehr und mehr aus Menschen, die einfach nur des Konsum Willens halber spielen. Der Einfluss von Gaming-Magazinen auf diese Gruppen ist relativ gering, allen voran weil über das Spiel selbst hinaus man sich gar nicht weiter für anderes interessiert, man liest quasi überhaupt nicht auf solchen Seiten usw.
Dazu kommt, dass durch den Verlust von Einfluss und Co. entsprechende Seiten abhängig von der Industrie sind als umgekehrt. Wohlwollende Berichterstattung etc. ist da wichtiger als der Journalistische Auftrag. Sieht man sehr gut an diversen Beiträgen aus dem US-amerikanischen Raum, wo z.B. die Microtransaktionen in Sportspielen damit verteidigt werden weil die Linzenzen so teuer seien.
Daher hält man sich tunlichst zurück im Gaming-Journalismus und springt erst dann auf, wenn es in der großen Gaming-Community wirklich so stark brodelt, dass das ganze wirklich Einfluss auf die Branche hat.
Ein schönes Beispiel dafür ist die Gamestar, die in jüngerer Vergangenheit genauso gehandelt hat. So begann man erst dann Loot-Boxen zu kritisieren, als in der Gaming-Community durch Battlefront 2 der Druck so groß auf EA wurde, dass man da von Seiten des Journalismus keine negativen Folgen zu erwarten hatte, wenn man auf den Kritik-Bandwagon mit aufspringt.
Ebenso verteidigte man Spiele wie Fallout 76 und Anthem bis kurz oder gar nach Release, meist unter dem Deckmantel von "Autoren Meinung" (wenn man sich abseits davon weitere Beiträge angesehen hat, merkte man schnell dass es sich nicht um "Autoren Meinung" handelt) und begann erst dann sich langsam für ernsthaftere Kritik zu öffnen, als die Community selbst genügend Druck gegenüber beiden Spielen machte.
Daher: große Gaming Magazine sind viel mehr Lakaien der Industrie, was aber verständlich ist nachdem sich der Markt so entwickelt hat.
immatoll schrieb:
Dagegen funktioniert ein Free2Play Titel wie PoE ausgezeichnet und bietet ständig neuen Content, weil er sich über viele Ingame-Items finanziert.
Das ist der springende Punkt: PoE ist ein Free2Play Titel, da sind solche Aktionen okay, weil ich als Spieler keine Vorleistung erbringen muss. Bei Spielen, für die ich zunächst Bezahlen muss, sind solche Aktionen auch im Nachhinein kritisch zu sehen. Es wäre noch als "okay" anzusehen, wenn eben diese Aktion wirklich nur für nachträglich gelieferten Content genutzt werden würde (so wie früher eben DLCs/Addons), was aber nicht der Fall ist.
Letztlich ist das eigentliche Problem eher, dass hier der Frosch im Kochtopf landet. Man versucht bewusst die Spieler mit solchen Aktionen zu unterwandern. Merkt man über die Jahre: aus ehemals "keine Microtransactions jedweder Art" ist inzwischen ein "kosmetische Sachen sind doch okay" geworden, selbst eben vermeintlich freieren Gaming Journalismus (man schaue nur mal Angry Joe oder ACG, wie sich dort über 3-4 Jahre die Argumentation in deren Spieletests gewandelt hat). Unter diese kosmetischen Sachen werden aber nach und nach kleine Sachen eingeschoben, die zunächst nur minimale Vorteile bringen, weil man ja sich das auch erspielen kann. Irgendwann wird das erspielen schwerer, die Vorteile besser und dann wird eben argumentiert, dass P2W Inhalte auch okay sind.
Die Entwicklung hatten wir schon einmal bei DLCs ("Pferderüstungen sind doch okay") und auch hier wird es sich so entwickeln.
Dazu empfehlenswert ist Jim Sterlins Beitrag, allen voran das letzte Drittel: