Oh, tado, da kann ich auch mal meinen Senf dazugeben.
Was in der Diskussion hier etwas untergeht und was seltsamerweise im Artikel auch nicht erwähnt wird und was wirklich seltsamerweise auch von tado nicht zu aktiv in den Vordergrund gestellt wird: Der smarte Regler und die Möglichkeit der Fernsteuerung sind nicht das Produkt von tado. Das wäre auch überhaupt nicht
smart.
** edit: Eben noch mal die tado-Seite gelesen, die ist neu, da steht's eigentlich doch ganz deutlich drauf. Das war vor 2(?) Jahre noch anders.
Der Begriff smart ist in den letzten Jahren leider völlig fehlgeleitet worden - zum einen vom Marketing, zum anderen aber auch von Technikern, die es eigentlich besser wissen müssten. Auf den ganzen (Hausgeräte-)Fachmessen wimmelt es von "smarten" Produkten. Das ist inzwischen aber nur noch ein Synonym für "vernetzt". Wie schon jemand hier im Forum festgestellt hat, müsste nach der Definition dank KNX so ziemlich schon seit Ewigkeiten jedes Hausgerät "smart" sein.
Tados Produkt ist aber nicht die Möglichkeit meine Heizung auf einer hübschen Bedienoberfläche zu steuern (was natürlich auch geht), sondern das Thema "Heizung" aus meinen Gedanken verschwinden zu lassen. Der tado-Thermostat setzt auf geofencing und verfolgt das Smartphone und das Verhalten des Besitzers und lernt dieses. Der Thermostat lernt, wann ich außer Haus bin, wie weit ich typischerweise weg bin und wie lange ich meist nach Hause brauche um rechtzeitig (aber nicht zu früh) die Heizung einzuschalten. Er lernt zu Beginn auch das Abkühl- und Aufheizverhalten der Wohnung . Dementsprechend
muss ich meine Heizung überhaupt nicht mehr steuern, ich habe jemand, der das für mich macht. Und das ist, was ein smartes Produkt ausmacht, ich werde nämlich den Teufel tun und im Büro jedes Mal die Heizung an einem virtuellen Regler hochdrehen.
Was dafür aber unbedingt nötig ist wurde hier ja im Forum auch schon festgestellt: Völlig Aufgabe der dafür nötige Daten (hier: Standort und alle daraus ableitbare Informationen). Wie jeder weiß, der sich schon mal intensiver mit Google Now (oder den Äquivalenten der Konkurrenz) beschäftigt hat, ist die Aufgabe möglichst vieler persönlicher Informationen für das Funktionieren dieser elektronischen Butler nötig.
Ich bin ein Anhänger der "Finger weg von meinen Daten"-Fraktion, merke aber eben ganz deutlich, dass der aktuelle technische Trend aufgrund dieser Einstellung an mir vorbeizieht. Das kann einem komplett egal sein, was in allen deutschsprachigen Foren (speziell heise.de) ja auch der Tenor ist, allerdings fühle ich mich in dieser Situation unwohl - ich bin technikbegeistert, neugierig und will auch nicht plötzlich von der technischen Entwicklung überfahren werden und wie die Maus vor der Schlange am sprichwörtlichen Fahrkartenautomaten stehen, weil sich eben doch irgendwas verbreitet, was ich albern fand.
Für mich war tado ein Experiment. Deutsche Firma, deutsche Server (falls einen sowas beruhigt), scharf begrenztes Produktportfolio und ein für mich sehr spannender Anwendungsfall. Spannend, weil ich unglaublich unregelmäßig zuhause bin. Ich arbeite fast täglich zu anderen Start- und Endzeiten, ich bin oft kurzfristig Tage/Nächte/Wochenenden/stundenweise nicht zuhause. Kurzum: Meinen Heizungsthermostat manuell mit Werten für "Mo - Fr, Sa/So" zu füttern oder womöglich ständig die Heizung manuell zu regeln und ab-/anzuschalten war zum wahnsinnig werden.
Mein Ergebnis nach zwei Wintern ist eindeutig: Meine Heizkosten sind eingebrochen und das Thema "Heizung" ist mir aus dem Sinn. Ich käme gar nicht auf die Idee die Heizung in der App zu steuern. Wieso auch? Ich komme und gehe wie ich lustig bin, muss keinen Gedanken an die Heizung verschwenden, geschweige denn selber irgendwas steuern und dabei ist die Wohnung immer warm und die Heizkosten klein.
Kurz: Ich finde es großartig. Das ist aber mein Fall. Ich habe ein spezielles Nutzerprofil bei dem ich maximalen Nutzen aus dem System ziehe und ich gebe dafür unglaublich viele persönliche Informationen preis. Schwieriges Thema. Ich ziehe demnächst in eine Wohnung in der ich tado nicht mehr nutzen kann, damit ist mein Experiment beendet, aber es war sehr spannend zu sehen welches Potential die vernetzte Welt hat ... und was man aufgeben muss um sie zu nutzen.