Reaper75 schrieb:
Hallo Zusammen,
Meine Frau und ich haben einen fast 17 Jährigen Sohn der nächsten Monat mit der Realschule fertig ist. Er ist einfach unglaublich faul und weigert sich für eine Lehrstelle zu bewerben. Seit über einem Jahr reden wir ihm zu und er sucht nur Ausreden und Lügen warum und weshalb er nichts machen will oder kann. Nichts fruchtet bei Ihm. Seine Freundin und seine Klassenkameraden haben größenteils schon eine Stelle nur er nicht.
Taschengeld und Klamottengeld haben wir schon gestrichen und ihm gesagt, er kriegt erst wieder was wenn er einen Ausbildungsvertrag vorweisen kann. Egal, er liegt nur im Bett rum und fummelt die ganze Zeit mit dem Handy rum.
Hallo.
Schön, dass du hier schreibst.
Ich befasse mich seit knapp einer Dekade im soziologischen Bereich mit diesen Themen.
Zuerst möchte ich anmerken, dass Menschen nicht faul sind. Sie sind unmotiviert im Bezug auf individuelle Bereiche.
Dass dein Sohn hier unmotiviert kann viele Gründe haben.
Die Situation ist schwierig (Freundin und Freunde haben bereits Lehrstellen) und ihr zeigt euch mMn nicht als mentale Hilfe.
Druck und negative Sanktionen funktionieren nachweislich fast exklusiv nur auf den unteren drei Maslowschen Bedürfnissen.
Auf diese drei (Grund-, Sicherheit-, Sozialbedürfnisse) hast du kaum Einfluss, da du ihm wahrscheinlich nicht Essen, körperliche Unversehrheit oder soziale Kontakte entziehen kannst. Diese Methoden funktionieren dann, wenn der Empfänger befürchtet, dass diese Bedürfnisse beschnitten werden können, bspw. kleine Kinder oder in einem Arbeitslager.
Dass er Ausreden und Lügen sucht, verwundert mich nicht. Bei der Kommunikation gibt es Sender und Empfänger. Ist die Kommunikation gestört, treten solche Ergebnisse auf. Du übst Druck auf und damit die damit assozierten Emotionen aufhören, lügt er. Das ist ein menschlich komplett normales Verhalten. Ob du das moralisch schlecht findest, spielt dabei für ihn keine Rolle.
tomtom 333 schrieb:
Ich war aber auch schon deutlich früher dran mit dieser Taktik , so ab 10 ungefähr .
Da ging es zwar noch nicht um den Beruf aber eben um andere dinge .
Ganz allgemein habe ich meinem Sohn viele Freiheiten gelassen ( ein ganz bewust eingegangens Risiko),andererseits aber viel Zeit , vor allem meine Freizeit für ihn geopfert ,( Fussball usw) .
Das eigene Vorbild denke ich mal hat hier viel zum Erfolg beigetragen , wer sich selber viel Freiraum nimmt ,
lebt das auch seinen Kindern vor , das nützen sie dann auch aus ....

Andererseits ist das Vorbild im Freundeskreis oftmals sogar noch entscheidender.
Wie du nun noch Einfluss auf deinen Sohn nehmen kannst musst du selber herausfinden ,
aber ein Gespräch mal ganz von Mann zu Mann ohne Druck und Vorwürfe mit offenheit nach allen Seiten
sollte zumindest einen Versuch wert sein , so Blöd sind die unsere Kids auch wieder nicht ! ( wenigstens die meisten ) .
So sehe ich das auch.
Irgendwo hat dein Sohn Vorbilder, seien es nun Cristiano Ronaldo, Mark Zuckerberg oder Dan Bilzerian.
In der Pubertät befinden sich die Vorbilder meist in den Bereichen Sexualität, soziale Anerkennung, was durch Instagram und Snapchat heutzutage potenziert wird.
Was macht er momentan?
Ist er viel auf Facebook/Snapchat/Instagram?
Dann gibt es dort viele spannende Berufe wie Social Media Manager.
Ich empfehle ein Gespräch von Mann zu Mann.
Keine Vorwürfe, sondern mit Offenheit.
Und zwar indem du erzählst, warum du das alles machst und dass du ihn unterstützen möchtest.
Reaper75 schrieb:
Ja der Junge hat irgendwelche psychischen Probleme, denn er ist extrem ruhig und in sich gekehrt (jedenfalls zuhause) Er hat eine Freundin und er geht Sie auch öfters besuchen, also er sitzt jetzt nicht jeden Tag zuhause, aber wenn, dann kackt er in seinem Zimmer ab und will nichts für seine Zukunft tun. Meine Frau und Ich haben schon etliche Mal ein Gespräch mit ihm geführt, (sofern man davon sprechen kann, da er nur dumm da sitzt und sein Mund nicht aufbekommt) und es hat nie zu dem gewünschten Erfolg geführt. Er macht sich einfach keine Gedanken um seine Zukunft und ignoriert alles was man ihm sagt. Heute habe ich ihm WLAN am Handy per Router gesperrt, da meckerte er direkt aber er bekommt es nicht zurück und zwar so lange nicht, bis er schwarz auf weiss nachweisen kann das er sich um einen Ausbildungsplatz bemüht hat. Ja er ist ein kleiner Junge im Körper eines 17 Jährigen. Er hat einfach keinen richtigen Plan, was er werden will und ohne Plan klappt es nunmal nicht.
Dieses Vorgehen ist eben extrem ergebnisorientiert.
Und er hört sich eher nach einem Verhör an, Sohn vs. Eltern.
Dann schlampt er eine Bewerbung hin.
Und vielleicht bekommt er eine Lehrstelle, die ihn nicht juckt.
Dann sitzt er in 6 Monaten wieder zuhause, diesmal mit einer abgebrochenen Ausbildung.
Und sein Selbstvertrauen geht noch weiter runter.
Dazu kommt, dass euer Verhältnis dann noch verschlossener sein wird.
Reaper75 schrieb:
Er schafft es nicht mal bei eine Firma anzurufen und nachzufragen ob die einen Azubi suchen, da versucht er sich panisch herauszuwinden und andere Ausreden zu erfinden. Ich habe noch nie einen Jugendlichen wie mein Sohn gesehen, ich sollte ihn echt zum Psychiater bringen, was anderes hilft glaube ich nichts.
Ich denke, dass proaktiv-unterstützende Eltern, die verständnisvoll agieren, am meisten helfen würden.
Ihr stellt intelligente Fragen, er sucht nach Lösungen. Steckt er fest, unterstützt ihr ihn.
Ohne Vorwürfe, ohne Druck. Lediglich mit dem Hinweis darauf, dass er mit den Konsequenzen seines Handelns selbst klar kommen muss.
Viel Erfolg.