@duskkk
Erst einmal: ich mag deinen Ansatz und die Denkweise.
Dann zu den einzelnen Punkten:
duskkk schrieb:
Geht es eigentlich heute einen sparsamen (also im Idle) PC bauen
Klar, sowohl im Idle, als auch im Spiele-Betrieb. Die Frage ist hier immer, was man unter sparsam (in Anbetracht der Umstände/Leistung/etc.) ansieht.
duskkk schrieb:
Die
Raptor-Lake Tests die ich gelesen habe, haben ja immer noch idle power draws die ziemlich hoch sind.
Findest du? Die gemessenen ca. 56 Watt entsprechen der Aufnahme des gesamten Systems. Historisch betrachtet ist das deutlich weniger, als z.B. noch ein Pentium 4- oder AMD Athlon XP-System seinerzeit im Idle-Betrieb benötigt hat.
duskkk schrieb:
Apple Studio/Mini verbrauchen selbst unter moderater Last nur 25W und ohne nicht mehr als ein Notebook
Du kannst das nicht im Ansatz vergleichen. Ein Apple-Gerät, egal welches, bietet praktisch keinerlei Erweiterungsmöglichkeiten und ist von seinem generellen Aufbau her in Verbindung mit der Funktionsweise kaum mit einem klassischen PC zu vergleichen. Allein die Tatsache der möglichst breiten Kompatibilität und Kommunikationsfähigkeit mit abertausenden Komponenten und demnach zich Milliarden (de facto eine nicht zu beziffernde, unglaublich hohe Zahl) Kombinationsmöglichkeiten fordern nunmal ihren Tribut. Dass die Leistung eines Apple-Geräts dann rein auf rechentechnischer Basis nicht annähernd mit der eines klassischen PCs mithalten kann, steht auf einem anderen Blatt - Ausnahmen bestätigen hier die Regel. Die M1-Prozessoren sind gewiss nicht schlecht, dienen jedoch ausschließlich dem Apple- eigenen Umfeld, z.B. in Final Cut. Klassische PC-Hardware hingegen soll in der Lage sein, nicht nur eine oder wenige spezialisierte, sondern praktisch jede nur denkbar mögliche Aufgabe mit einer möglichst hohen Leistung zu bewerkstelligen.
Der große Unterschied zu Apple-Geräten ist hier:
Du hast die Möglichkeit, ein sehr sparsames System zusammenzubauen, kannst aber gleichzeitig auch eskalieren und in die Vollen gehen. Bei Apple hast du diese Möglichkeit nicht: du kannst nur das nehmen, was der Hersteller dir vorgibt. In der Regel sind das im Idle- und auch im Lastbereich durchaus sparsame, aber leistungstechnisch eben auch beschränkte Systeme.
duskkk schrieb:
Xbox Series X liegt bei 42W und im Standby fast 11W
Auch hier wieder geht es um eie dedizierte Aufgabe. Das System muss im Idle nichts tun, ausser dir ein Menüband anzuzeigen - und gleichzeitig ab und zu mal nach hause telefonieren, um MS (bei Sony und Nintendo ja genauso) deine neuesten Nutzerverhalten mitzuteilen. Dafür benötigt es nicht allzu viel Strom. Die 42 Watt im Idle empfinde ich dafür übrigens wieder als relativ hoch. Der Spielebetrieb attestiert hier ebenfalls deutlich mehr Strombedarf, sowohl bei der PS4/5, als auch bei der XBox One/Series.
Eine wirklich sparsame Konsole ist die Nintendo Switch und hier musst du mit dem sehr eingeschränkten Spieleangebot leben oder eben auch mit der Tatsache, dass es z.B. kein Streaming von Spielen und auch sonst nur wenig Multimedia gibt - dazu kommen wir gleich.
duskkk schrieb:
diverse Mini PCs konkurrieren da eher mit Notebooks (und mein M1 MacBook Pro braucht max 10W in Betrieb externem display und ohne nichts)
Auch hier wieder: Äpfel und Birnen. Mini-PCs und Notebooks brauchen unter Microsoft- bzw. Intel/AMD-Basis auch nicht mehr als ein Apple-vergleichbares Gerät - können dafür aber hintenraus deutlich mehr. Hier spricht der Energiehaushalt gemessen an den Fähigkeiten also eher gegen Apple-Produkte.
duskkk schrieb:
nas hab ich mir jetzt nicht angesehen aber ich vermute die sind auch sparsamer
Ein NAS kann mit SSD-Platten sehr sparsam betrieben werden, mit HDDs, die dauerhaft durchlaufen sollen (damit man nicht 10 Sekunden warten muss beim Dateizugriff) springt der Energieverbrauch in die Höhe. Die Hardware hierfür kann eine klassische PC-Hardware sein, oder eben dedizierte Prozessoren (ARM/RISC), die für nichts anderes gedacht sind - oder hocheffiziente Mobile-SoCs, wie man sie in Handies kennt. Ein NAS hat auch nicht wirklich viel zu tun, auf Seiten der Rechenlast, die der Prozessor zu leisten hat, ist das im Vergleich zu allen zuvor genannten Geräten ein Witz. Der Hauptverbrauch ist hier mit Abstand der verbaute RAM und selbstverständlich die Festplatten.
duskkk schrieb:
Ich hab noch einen 7 Jahre alten Gaming PC der auch etwas als NAS fungiert. Genial wäre eigentlich etwas auf dem man gamen könnte und dann wenn nichts drauf läuft sollte es als NAS möglichst gar nichts benötigen.
Du kannst alte Hardware immer weiterverwenden und für solche Projekte einsetzen. Auch, wenn hier ein Idle-Stromverbrauch höher liegen mag, so ist es ökologisch deutlich ratsamer, sie weiterzubetreiben, als alles neu anzuschaffen. Der geringere Stromverbrauch muss die Kosten (und den von dir erwähnten CO
2-Abdruck) erst einmal wieder rechtfertigen und das wird in der Regel über die übliche Betriebsdauer nicht abzubilden sein. Wenn du darüber hinaus noch deinen eigenen Strom erzeugst (Wind- oder Balkonkraftwerk, ordentliche PV-Anlage), dann erübrigt sich diese Denkweise vollends.
duskkk schrieb:
1. Muss man sich immer zwischen einem full size board mit hohem idle Verbrauch entscheiden vs. einem kleinen ITX mit notebook CPU oder gibt es mit etwas EFI optimierung auch sparsame full size PCs? (Full Size PC ist halt aufrüst und reparierbar)
Wenn man Wert auf möglichst hohe Effizienz legt, dann: JA, da musst du dich entscheiden. Du kansnt keinen Ferrarri fahren und den Verbrauch eines Hybrid-Prius erwarten, gleichzeitig aber 800 Kilo Gepäck zuladen wollen.
duskkk schrieb:
2. Meint ihr das einzelne Geräte die einzige echt alternative in dem Fall ist. E.g. ein Mac Mini oder rasperry pi 4 mit viel USB HDDs oder gleiche in NAS für File Server und normales Surfen/Arbeit + Xbox o. Gaming PC rein fürs Gaming.
Hier muss definiert werden, was "normales Arbeiten" bedeutet. Mit einem RasPi kannst du vermutlich 90% aller privat genutzten PCs in Deutschland ersetzen, ohne, dass der davor sitzende "Normalo" (Nicht-Zocker) es merken würde. Surfen, Office und Multimedia lassen sich hierüber mittlerweile problemlos abbilden und dank passender Linux-Derivate kann das Ganze mit z.B. Libre Office und sonstigen freien Software-Alternativen für jeden Einsatzbereich wunderbar im Alltag genutzt werden.
Für Gaming wäre eine solche Lösung aber nur bedingt bis gar nicht geeignet. RasPis können relativ gut bis zurück zur Playstation 2 bzw. zur Dreamcast und zum Gamecube zurück Spiele emulieren, hier ist aber schon das neueste und leistungsstärkste Modell von Nöten.
Für's möglichst energie-effiziente Zocken würde ich daher folgendes empfehlen:
CLOUD GAMING
Ich kann jedem nur empfehlen, wenigstens für einen Monat mal den XBox Gamepass Ultimate zu testen. Damit lassen sich für 12,99 Euro unzählige Spiele aus dem Microsoft-Angebot nicht nur wahlweise auf dem PC oder der XBox installieren und nativ spielen, sondern sogar bei Bedarf vom Handy aus per Knopfdruck aus dem Netz streamen.
Ich habe selbst schon diverse Male Forza Horizon 4 oder 5 auf dem Handy gespielt - einfach mit XBox-Controller und passender Halterung drangeklemmt. Der Input-Lag ist mittlerweilwe so gering, dass er selbst bei solchen Spielen nicht mehr der Rede wert ist. Kompetitive Shooter sind so natürlich nicht gut spielbar, aber alle anderen Genres, die sich mit Controller spielen lassen - bzw. am PC via Streaming selbstverständlich auch mit Maus und Tastatur - funktionieren aber absolut problemlos.
Jetzt könntest du argumentieren, dass du das eigentliche Problem, den Stromverbrauch, damit nur verschiebst - und zwar von dir zum Rechenzentrumsbetreiber.
Ja, das ist korrekt, allerdings mit dem Unterschied, dass Rechenzentren immer deutlich energieeffizienter arbeiten, als es jeder einzelne heimische PC jemals tun könnte - egal ob Mini-PC/RasPi oder ausgewachsene 4K UHD Zocker-Maschine.
duskkk schrieb:
Kosten erstmal egal (eher aus Sicht Klima-Hipster), aber wenn man Tausend Geräte produziert dann ist es mit Produktion auch nicht besser nur um im Verbrauch bei mir daheim weniger Strom zu benötigen. (PC+Xbox+Notebook+Table+Smartphone+NAS+....)
Wie bereits gesagt, die Möglichkeiten sind mannigfaltig. Du musst lediglich wissen, was du willst, dann ist das alles kein Problem.
Zum Thema zocken: ich blödel gerade in Satisfactory herum. Meine CPU, ein Intel Core i5-12600K, benötigt gerade ca. 14 Watt (Package-Power), meine Grafikkarte, eine RTX 3060 Ti von Palit, braucht gerade auf Full HD mit 60 FPS (Vsync) unter 60 Watt. Unter'm Strich kommt noch ein wenig für die restliche Peripherie im PC zusammen, aber wenn ich gerade 100 Watt am PC verbrauche, dann ist das schon viel. Da kommt eine XBox oder eine PlayStation - vor Allem bei der Grafikqualität - nicht einmal im Ansatz mit.