Piktogramm schrieb:
Unschärfe von Sprache und Übersetzungen. "Moron" kann man auch als "Schwachsinniger" hernehmen und "made by morons" bezieht sich dann wohl auf eine Entwicklung von Schwansinnigen bzw. eine Entwicklung die schwachsinnig ist.
[…]
Danke dafür!
Herdware schrieb:
Ok. Ein "Moron" ist nur ein "Halbidiot". Das ist natürlich viel (50%?) besser.
…
Wenn wir schon dabei sind, uns gegenseitig in einem Thema Begriffe um die Ohren zu hauen, so dürfte doch das präzise
Begriffsvermögen um Selbige zu einem erheblichen
Mehr an Verständnis führen.
Torvalds hat in diesem Kontext niemals das Wort
Idiot benutzt, sondern sprach von ›morons‹ – hier trägt
ComputerBase aufgrund der schlicht falschen Übersetzung leider zur Verwirrung bei. Ein Idiot ist auch im englischen ein
›idiot‹ und ein
›moron‹ läßt sich eher mit
Schwachkopf oder
Irrer übersetzen.
Mag jetzt kleinlich erscheinen, aber ein Idiot ist im Allgemeinen Jemand, der gar keinen oder nur sehr geringen Verstand
besitzt – ebenso wird das Adjektiv
idiotisch auf etwas angewendet, was sich durch geringe geistige Höhe auszeichnet. Ein ›idiot‹ kann daher prinzipbedingt gar nicht anders, als idiotisch zu handeln.
Ein Schwachkopf ist im dazu Gegensatz
nicht notwendigerweise
dumm sondern besitzt im eigentlichen Verständnis
sehr wohl eben jenen Verstand, der nötig gewesen
wäre, in der jeweiligen Situation klüger zu handeln. Torvalds spricht ja in diesem Zusammenhang auch von ›insane‹ (wahnsinnig, verrückt, bekloppt) und ›sane‹ (vernünftig, gescheit).
In diesem Kontext ist es also
keineswegs eine Beschimpfung – auch wenn das so Viele hier so verstehen (oder gar, gesehen haben wollen!). Es ist nichts weniger als ein
kapitaler Vorwurf, da es
Mutwilligkeit und Absicht impliziert, daß Intel ihrerseits so handelt.
Herdware schrieb:
Ohne die genauen Hintergründe zu kennen, kann ich nicht wirklich beurteilen, ob der Ansatz, den Intel mit diesem merkwürdigen, an-/abschaltbaren Hardwarefix verfolgt, (hald-)idiotisch ist, böswillig/betrügerisch, oder vielleicht das einzige, was auf die Schnelle technisch machbar war, ohne diesen Teil des CPU-Designs komplett zu überarbeiten. Vielleicht ist das ja nur eine Übergangslösung, bis es grundlegend überarbeitete CPUs gibt, die auch ohne Performanceeinbußen keine Sicherheitslücken mehr haben. Aber sowas kann halt erst in ein paar Jahren kommen.
Ich kann mir eher nicht vorstellen, dass Intel vor hat auf Dauer mit diesem Zustand zu leben. Die haben doch ein ganz eigenes Interesse daran, dass ihre CPUs möglichst schnell und sicher sind.
Herdware schrieb:
Kindergartenniveau ist es, Intels CPU-Designer mal eben als (Halb-)Idioten zu bezeichnen. Ich wette Linus selbst weiß das auch besser, denn er wird wohl einige der Intel-CPU-Entwickler von verschiedenen Gelegenheiten (Tagungen usw.) kennen. Ich gehe jede Wette ein, dass das keine Idioten sind, sondern zu den besten gehören, die es in der Branche gibt.
Siehe oben. Absicht und so …
Herdware schrieb:
Ich bezweifle nicht, dass Linus Torvalds sich in vielen Bereichen auskennt. Er hat sicher auch eine Menge Ahnung von CPU-Design. Aber ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass gegenüber seinem strahlenden Genie die gesamte Designabteilung von Intel wie sabbernde Trottel dasteht und es wirft umgekehrt nicht gerade ein gutes Licht auf ihn selbst, wenn er versucht das so darzustellen.
Torvalds hätte die selbe Aussage leicht viel weniger kindisch formulieren können. Wenn es nicht ganz ohne Profanitäten geht z.B. so:
"Das Design des Hardware Interface kommt mir idiotisch vor. (Nähere Begründung siehe unten.) Ich wüsste gerne was Intels Entwickler sich dabei gedacht haben."
Du wirst überrascht sein, aber wenn man einmal vom Clickbait-Titel Abstand nimmt und sich mit dem Kontext befasst,
genau das hat er eigentlich gemacht. Das war nicht kindisch, sondern präzise.
Dein „Das Design des Hardware Interface kommt mir idiotisch vor.“
„They (→ the patches) do literally insane things. They do things that do not make
sense. That makes all your arguments questionable and suspicious. The
patches do things that are not sane.“
— Linus Tovalds, [RFC 09/10] x86/enter: Create macros to restrict/unrestrict Indirect Branch Speculation
Dein „Ich wüsste gerne was Intels Entwickler sich dabei gedacht haben.“;
„Is Intel really planning on making this shit architectural? Has anybody talked to them and told them they are f*cking insane?“
— Linus Tovalds, [RFC 09/10] x86/enter: Create macros to restrict/unrestrict Indirect Branch Speculation
Herdware schrieb:
Denn irgendwas anderes, als sich nur darauf zu konzentrieren weiter zu atmen, haben sich Intels unbestreitbar kompetente Designer garantiert dabei gedacht.
Ja, nennt sich denn auch wahlweise
Vertuschung,
Kaschierung oder Verschleppung. Kurzum:
unter den Teppich kehren. Und genau diese Verschleppung prangert Torvalds hier an, in jeder Hinsicht berechtigt. Oder etwa nicht?
Iscaran schrieb:
Ich finde die Antwortmail von Woodhouse aufschlußreich:
http://lkml.iu.edu/hypermail/linux/kernel/1801.2/05282.html
Ich denke es geht hier wohl darum dass Intel für Skylake und neuer "performantere" Patches umsetzen möchte...
Das ganze hat wohl damit zu tun dass die Retpoline-Mitigation die für ALLE CPUs bis auf Skylake+ funktioniert ab Skylake durch noch weitergehende "Architektur-Optimierungen" ausgehebelt wird. Wodurch man die "Worst-Case" Implentiereung IBRS auf Skylake+ erzwingen müsste. Was dann wirklich einschlägt wie eine Handbremse.
Aber so ganz kann ich der technischen Diskussion nicht folgen - daher warte ich mal bis jemand versierteres in der Lage ist das etwas "zusammenzufassen für Dummies".
Wenn ich es richtig verstanden habe, scheint das Problem zu sein, daß Intel
allen Widrigkeiten zum Trotz jetzt
ihre Patches in den Kernel einbringen möchte, obwohl a) der Retpoline-Patch bereits die Problematik für alle Intel-Prozessoren (außer Skylake
ff.) fixt und b) die Intel'schen Fixes mit
erheblichen Leistungseinbußen daherkommen.
„But since we already know that the IBRS overhead is <i>huge</i> on
existing hardware, all those hardware capability bits are just
complete and utter garbage. Nobody sane will use them, since the cost
is too damn high. So you end up having to look at "which CPU stepping
is this" anyway.“
— Linus Tovalds, [RFC 09/10] x86/enter: Create macros to restrict/unrestrict Indirect Branch Speculation
Offensichtlich will aber Intel a) ihre Patches nicht nur für alle betroffenen CPUs, welche Retpoline
nicht fixt, sondern b) schlichtweg
alle und daß c)
ihre Fixes die alleinigen sind und Retpoline auch
nicht bei Nicht-Skylake-Prozessoren zur Anwendung kommt –
und möchte obendrein,
aufgrund des wahnsinnigen Impacts auf die Performance, daß die Fixes deshalb doch bitte nur optional sind und erst vom Nutzer aktiviert werden müssen.
… und daß man
unter diesen Gesichtspunkten da nicht
außerordentlich hellhörig und suspekt reagieren würde, wie eben Torvalds dies hier tut, kann Niemand gesunden Verstandes verübeln.
Es stellt sich die Frage,
warum Intel darauf besteht, selbst jene Prozessoren durch ihre eigenen Patches zu fixen, die bereits performant und durchsichtig mittels Retpoline gefixt werden. Torvalds mutmaßt (nicht nur aufgrund der extremen Verschleierung im Code seitens Intel), daß die Patches von Intel entweder mögliche (offensichtlich nur Intel bekannte) Exploits, welche bereits durch die unterschiedlichen Patches
gefixt unbewußt seitens der Linux-Community geschlossen wurden, nun
wiederhergestellt werden sollen – oder gar schlimmeres.
In diesem Sinne
Smartcom