Planescape Torment ist absolut genial, wegen seiner absolut skurrilen Welt und seinen seltsamen Bewohnern.
Das ganze Spiel spielt meistens in Sigiil, der Stadt der Tore, dem Käfig, dem Zentrum des AD&D Universums (Baldurs Gate, Icewind Dale, Temple of Elemental Evil, Neverwinter Nights, Pool of Radiance). Rund um Sigiil, welches sich auf der Spitze eines unendlich hohen Turmes befindet, ordnen sich die verschiedenen Ebenen des Universums an, geordnet nach Gesinnung. Sigiil heißt nicht ohne Grund die Stadt der Tore, denn jeder umschlossene Raum kann ein Portal auf eine der Ebenen sein, jedes Fenster, Tor, ein umgestürzter Baum, ein Brunnen, all das, kann einen woanders hinführen, wenn man nur den richtigen Schlüssel hat. Aus diesem Grunde gibt es in Sigiil die seltsamsten Gestalten und Bräuche, da sich immer wieder Ebenenreisende dorthin verirren oder absichtlich vorbeikommen. Man trifft auf Scheusale aus Baator, der rechtschaffend bösen Ebene, Tanar-Ri (Sukkubuss) aus dem Abbyss, welche sterbliche Verführen nur um ihre Seele dann direkt in die Hölle zu schicken, auf Tieflinge, Mischlinge aus Menschen & Dämonen, Zentauren, Wesen aus dem Limbus, einer Ebene in der alles flüssig ist und alles mit Gedankenkraft geschaffen und gefestigt wird.
Nur: Was macht man selber dort, in Sigiil ?
Das herauszufinden ist der erste Teil des Abenteuers. Ihr wacht in einer Leichenhalle auf, und euer Zustand ist - naja sagen wir mal - nicht der "beste". Konkret heißt das, ihr seid von Kopf bis Fuss mit Naben übersäht, überall Tätowiert und ein sprechender, fliegender, Totenkopf liesst euch Nachrichten vor, die irgend ein Scherzkeks auf euren Rücken geschrieben hat. Ganz nebenbei habt ihr keine Ahnung wer ihr seid. Nach der wenig sinnvollen Erkenntnis, das euer neuer Freund ein manischer Schürzenjäger ist, trefft ihr den Schreiber der Leichenhalle, welcher euch eröffnet, das ihr die unsympathische Angewohnheit habt, ständig tot in die Leichenhalle eingeliefert zu werden und sie trotzdem immer wieder ohne Erinnerung an euch selbst verlasst.
Es fällt mir wirklich schwer, nicht zuviel zu verraten, denn die Geschichte die ihr erlebt, die Reisen die ihr unternehmt und die Dinge die ihr erfahrt, seht, spürt in dem Spiel sind einfach unglaublich spannend und aufregend. Planescape Torment unterscheiden sich absolut grundlegend von allen herkömmlichen Rollenspielen, ihr müst keine Orklager entvölkern, kein böser Imperator will die Welt beherrschen und selbige will zur Ausnahme nicht einmalmehr gerettet werden. Aber grade das macht Planescape Torment so unwiederstehlich, so einzigartig, so neu.
Allerdings hat das ganze natürlich auch einen negativen Aspekt, nicht für alle, aber für Fans einfacher Actionrollenspiele:
In Planescape Torment gibt es zwar das bewährte AD&D Kampfsystem mit zahlreichen Zaubern, Waffen, Fähigkeiten etc. jedoch werdet ihr eure Kampffähigkeiten wesentlich seltener als in anderen Rollenspielen unter beweis stellen brauchen, die Story wird fast ausschliesslich in langen Dialogen, Rätseln und ähnlichen weitererzählt, da sind die Kämpfe eher lästiges Beiwerk. Und wenn ich lange Dialoge sage, dann meine ich es auch so, lesefaule Spieler sollten einen weiten Bogen um das Spiel machen und Actionfanatiker auch. Allen anderen kann man dieses Spiel nur bedenkenlos empfehlen, es ist ein extrem cooles, storylastiges Rollenspiel in dem man pausenlos neue spannende, skurrielle oder atemberaubende Dinge entdecken kann. Es gibt Orte, in denen man sich stundenlang einfach nur umsehen, sich mit Leuten unterhalten, Objekte begutachten oder Geschichten hören kann.
Planescape ist mein absolutes Lieblingsrollenspiel, weil einfach ein unglaublicher enddeckerdrang befriedigt werden kann.