Technische Frage an Experten wegen zwei schuldlos erhaltenen Abmahnungen

Peter Pancake

Cadet 2nd Year
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Aug. 2009
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25
Liebe Forenuser,

ich habe eine Frage zu technischen Möglichkeiten aus dem Bereich der Abmahnwelt:

Meine Schwester hat im Oktober eine Abmahnung wegen des angeblichen Zur-Verfügung-Stellens zweier Horror-Filme via Bit-Torrent-Netzwerk von Waldorf und Partner aus München (Gesamtsumme ca. 2500 Euro) erhalten, ohne zu diesem Zeitpunkt jemals etwas von Bit-Torrent gehört zu haben. Mit Horror-Filmen hat sie auch nichts am Hut.
So weit so schlecht.

Nun hat sie kurz vor Weihnachten Post aus Berlin (Daniel Sebastian) wegen eines angeblichen Zur-Verfügung-Stellens eines Musik-Albums via Bit-Torrent-Netzwerk erhalten (Forderung 4800 Euro). Inzwischen hat sie zwar von Bit-Torrent gehört, damit aber immer noch nichts zu tun.

Auch hat sie inzwischen einen neuen Laptop, so dass die Wahrscheinlichkeit von Schadbefalls nicht besonders hoch liegen dürfte.

Meine Schwester ist eine typische Netz-Nutzerin mit sehr wenig Ahnung von der Materie. Provider ist Alice.

Für mich persönlich kommen nur drei oder vier Szenarien in Frage, zu denen ich gerne Eure Meinung hören würde:

1) Sie hat sich tatsächlich zwei Mal irgendeine Schadsoftware eingefangen, die, wie auch immer im Hintergrund einen Torrent-Klienten installiert und aktiv macht.

2) Ihre IP-Adresse wurde zwei Mal fehlerhaft ermittelt bzw. ihrem Namen zugeordnet.

3) Jemand hat sich in ihr Wlan-Netzwerk eingehackt.

4) Es gibt irgendeine Methode wie Zählpixel, die gezielt eingesetzt werden, um IP-Adressen zu ermitteln und mit diesen dann in betrügerischer Absicht zu behaupten, die Person XY habe via Bit-Torrent Dateien zum Download bereitgestellt.


1) halte ich für einigermaßen unwahrscheinlich, da es sich eben um einen neuen Laptop handelt. Auch weiß ich gar nicht, ob es diese Form von Schädlingen überhaupt gibt.

2) Wäre auch ein großer Zufall.

3) Wäre möglich, da der Router evtl. nur WPA-Verschlüsselung hat. Allerdings müsste dahinter auch wieder kriminelle Energie stecken, da meine Schwester noch im 1 Mbit-Bereich surft und somit als Netzwerk-Wirt im Grunde uninteressant ist.

4) Gibt es eine solche Methode? Seit dem Redtube-Fall bin ich der Überzeugung, dass bestimmte Geschöpfe vor nichts mehr zurückschrecken um schnell und einfach sehr viel Geld zu machen. Bei den drei Werken handelt es sich um unbekanntes Zeug, dessen Verkauf vermutlich nicht einen Bruchteil dessen einspielt, was man mit solchen Abmahnungen verdienen kann.

Was meint ihr? Ich würde mich sehr über Antworten freuen.
 
mithilfe eines anwaltes dem abmahner klar machen, dass deine schwester sowas nicht gemacht hat.
bin mir nicht ganz sicher, aber der abmahner muss bei eventueller gerichtlichen vorgehen beweisen, dass deine schwester der täter ist, inkl. darlegen der provider-anfrage (gerichtsbeschluss zur adressenbeschaffung), und den getätigten datenpakete....

vorallem: den unterlassungsbescheid NICHT unterschrieben zurückschicken... das ist eine schuldanerkennung plus blankoschein für künftige forderungen.
also: ab zum anwalt.
 
Deine Vermutungen könnten alle richtig sein, wirst aber mangels Log Dateien keine beweisen können. Da es sich mittlerweile um eine Summe von 7300 € handelt, schalte einen ANWALT ein, wenn nicht schon getan.
 
Ist natürlich nur eine Vermutung, aber da dies nun schon zum zweiten mal passiert - halte ich Variante 1 für am wahrscheinlichsten!
Gerade die, die keine Ahnung haben treten doch leicht in so eine Falle - also Laptop prüfen und Anwalt einschalten wegen der beiden Abmahnungen!
 
Was hat das ganze mit Technik zu tun?

Technische Möglichkeit Nr. 1: Telefonieren und einen Termin beim Anwalt machen.
Technische Möglichkeit Nr. 2: Ins Auto einsteigen und mit diesem zum Anwalt fahren.

Andere technische Möglichkeiten fallen mir sonst nicht mehr ein...
 
Oh man das hört ja richtig übel an. Tut mir leid für deine Schwester.

Ich würde dir wirklich empfehlen so schnell wie möglich zu einem Fachanwalt für Urheberrecht zu gehen.
Es sind ja theoretisch alle Möglichkeiten die du aufgezählt hast möglich.

Hast du evtl. ne möglichkeit mal in Software vom Router zu schauen wer sich alles Verbunden hat? Evtl. sieht man ja dass da jemand fremdes sich verbunden hat.

Mehr wüsst ich erstmal nicht. Aber hier gibts bestimmt noch ein paar die mehr Informationen haben.
 
Jeder, der Dir hier den sofortigen Gang zu einem Anwalt empfiehlt, kennt sich nicht aus. Vorerst kannst du alles noch selbst erledigen, die Kosten belaufen sich auf die Einschreibebriefgebühren.

Alles Weitere:
http://www.iggdaw.de/faq

Ruhig bleiben! Alles Technische ist bis zu einer sehr sehr sehr unwahrscheinlichen Klage egal.
 
Erst einmal danke für die zahlreichen Antworten.

Einen Anwalt hat sie bereits. Kostet aber (solange es nicht zu einem Prozess kommt, den man auch noch gewinnen muss) auch nicht wenig Geld.

Warum technisch? Weil es mir eben nicht um die rechtliche Situation geht. Da bin ich eingelesen. Mich interessiert eben, welche technischen Möglichkeiten es gibt, unbedarfte User auszusaugen. Ich habe mir aus meinem "Wissen" eben Möglichkeiten zusammengereimt, weiß aber nicht, ob es möglich wäre, sich IP-Adressen zu erstehlen und diese dann einzusetzen. Die Rechtslage im klassischen Filesharing-Bereich ist ja immer noch sehr kontra User, so dass man als Abmahner oder vermeintlicher Rechte-Inhaber relativ sorgenfrei auch unschuldige Bürger belangen kann.
 
Das soll keine - ich wiederhole keine - Empfehlung für Peter Pancake sein, aber bei mir würde so eine Abmahnung gleich in der "Ablage Rund" landen!
Solange kein gerichtlicher Mahnbescheid kommt würde ich gar nichts unternehmen und Kosten sparen, auch keinen Anwalt einschalten der nur Geld kostet.

Sollte ein gerichtlicher Mahnbescheid kommen - gelber Briefumschlag gegen Empfangsquittung - würde ich diesem ohne Angabe von Gründen wiedersprechen. Ein entsprechendes Antwortblatt läge bei.
Sollte es daraufhin wirklich zu einer gerichtlichen Verhandlung kommen - was sehr unwahrscheinlich ist - dann will ich mal sehen wie die Gegenseite hieb- und stichfest die Schuld beweisen will...

Die Abmahnanwälte sind das letzte *Piep*Pack und hoffen darauf das Unwissende wirklich zahlen.

Ein sehr ernst gemeinter Rat ist allerdings auf keinen Fall eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben!!
 
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Ich persönlich würde auch hoffen, dass es endlich mal jemand mit ausreichend finaziellen Mitteln wagt, bis zur höchsten Instanz zu gehen, damit endlich der unerträgliche Mist beendet wird, dass die IP-Zuteilung als fehlerfreies Beweismittel anerkannt wird.

Bislang sind sich die Richter meines Wissens aber einig, dass diese Ermittlung ausreichend sei, um die beklagte Seite in die Gegenbeweispflicht nehmen zu können. Auch ich habe inzwischen einen sehr tiefen Hass auf diese skrupellosen Verbrecher entwickelt, wollte hier aber eigentlich keine rechtliche Diskussion, sondern eben eine technische zu den Möglichkeiten, wie man (unbedarft) schuldlos in eine solche Situation geraten kann.
 
kopf in sand stecken und nichts tun ist das dümmste, was man machen kann. richtig wäre: richtigen anwalt fragen... die paar euro ist gut investiertes geld. (und bitte keine "discount-anwälte" oder AAA-Anwalt-visitenkartenempfehlungen, kostet und bringt null.)

klar... ein anwalt kostet... aber gegen das abmahn-pack kommst du nur so zu einem korrekten abschluss.

du schreibst: das war schon mal... also hast du (ähm.. deine schwester..) schon mal unterschrieben und bezahlt? falls ja, brauchst du wirklich einen anwalt... aber schnell..

und wie man zu solchen schreiben kommt.
1. trojaner
2. fileshare tool benutzen
3. einschlägige foren besuchen
4. umleitungen auf einschlägigen fileshare-phishingseiten. (wie redtube-dings)
5. wlan ungesichert.
6. email anhänge öffnen.
7. internetzugang an bekannte geben.
8. sich auf öffentlichen wlan einloggen, ohne verschlüsselung
 
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@KnolleJupp: dito.
Eine Möglichkeit wäre: Eine selbst formulierte Unterlassungserklärung ohne Schuldeingeständnis schreiben der die entsprechenden Titel enthält und den Abmahnern schicken. Soweit möglich die Beweise für falsch zugeordnete IPs und ähnliches dokumentieren und aufheben.
Einem evtl. später nicht unwahrscheinlich eintrudelnden gerichtlichen Mahnbescheid fristgerecht widersprechen. Nichts weiter machen und abwarten. Alles weitere wie jetzt schon Anwälte einschalten wäre nur zum Fenster hinaus geworfenes Geld. Zumal diese oft zum Aushandeln und Zahlen eines Vergleichs raten. Anwälte sollten erst eingeschaltet werden wenn eine gerichtliche Auseinandersetzung unvermeidbar wird.
 
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An der Stelle deiner Schwester würde ich als allererstes mit den Schreiben mal zur Verbraucherzentrale gehen. Die wissen in der Regel was zu tun ist und können auch Anwälte empfehlen. Außerdem gibt es dort Listen mit Kanzleien, die für unberechtigte Abmahnungen "berühmt" sind und was man dagegen tun kan. In der Regel ist die erste Beratung in der VBZ auch kostenlos.
 
Ich gehe da mit Sublogics, wenn man die vorgeworfenen Tatbestände nicht begangen hat. Vorlagen für eine Unterlassungserklärung finden sich im Netz. Allerdings gibt es dafür meist kurze Fristen. Wie habt ihr das mit der Oktober-Abmahnung gehandhabt?
 
Sublogics schrieb:
@KnolleJupp: dito.
Eine Möglichkeit wäre: Eine selbst formulierte Unterlassungserklärung ohne Schuldeingeständnis schreiben der die entsprechenden Titel enthält und den Abmahnern schicken.

NEIN! nichts selber schreiben - außer man hat davon eine Ahnung und dann würde man hier eh nichts schreiben. Der Anwalt - Spezialist auf seinem Gebiet - wird das von einem selber geschrieben in der Luft zerreißen und es evtl. noch schlimmer machen.
 
macht es so wie Agricola schreibt. ist der sicherste weg. unterlassungserklärungen selber verfassen oder auf vorlagen aus dem netz würde ich nicht eingehen. das sollte schon ein rechtsanwalt tun. schnell hat man was in der unterlassungserklärung geschrieben, was denen noch ne rechtliche handhabe gibt.
 
Meine Schwester war zuerst bei einer Jenaer Kanzlei, die aber offensichtlich in dem Bereich nichts drauf hatten. Inzwischen ist sie bei einem Anwalt, der sich anscheinend auskennt. Da gibt es aktuell den wohl üblichen Briefverkehr zwischen Waldorf Frommer und ihm.

Aber noch einmal zurück zum Technischen:

Gibt es denn Trojaner, die Bit-Torrent-Klienten installieren. Oder wäre es (eine zweifach falsche Zuordnung und das Einhacken einmal ausgeschlossen) denk- und machbar, dass die sogenannten Rechteinhaber inzwischen tatsächlich so weit gehen, IPAdressen wie vermutlich im Redtube-Fall einzusammeln und einfach mal drauf los zu mahnen?
 
Ich denke ein Nachbar hat sich in den Router deiner Schwester eingeschleust da er nur mit WPA gesichert ist was heutzutage absolut keinen Schutz bietet. Schau dir mal die verbindungslogs im Router an vielleicht hat der Eindringling seinen Rechnernamen hinterlassen steht in den Logs .
 
Für mich ist das alles zu wage und mir drängen sich da 2 Fragen auf, die es doch zuerst zu klären gilt:

Was ist mit dem 1. PC, gibt es den noch?
Hast du mal in den Labtobs nach sehen können, ob da überhaupt ein Torrent-Client installiert ist?
 
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