Umschulung ins IT oder Technisch-Mechanischen Beruf

TapacBulba

Lieutenant
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Feb. 2009
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Hallo,

ich wollte hier einige Meinung und Anregungen einholen. Vielleicht hilft es mir bei meiner Entscheidung.
Da ich schon dreißig bin und ohne abgeschlossene Ausbildung, hat mir das Arbeitsamt eine zweijährige Umschulung angeboten. Ich habe mich daher als ersten hingesetzt und habe versucht endgültig herauszufinden was ich bin, besser gesagt, werden soll. In dem Alter muss der Schuss sitzen, viel "experimentieren" kann ich nicht mehr!

Kurz über mich: Ich habe mich im Studium der Verfahrenstechnik und danach Media Systems versucht. Aus bestimmten Gründen auf die ich hier nicht eingehen möchte, habe ich dort nichts gerissen (auch Anrechnen kann man da kaum was). Es lag aber nicht an der mangelnden Intelligenz, das nur mal vorweg. Mittlerweile hat sich bei mir einiges geändert und ich sehe das Leben aus anderer Perspektive und bin mir vollkommen sicher, dass ich es jetzt packen werde. Ich frage mich nur was es genau sein soll.
Ich habe mich jetzt eingehend mit Berufszweigen beschäftigt und habe 4 Berufe ausgesucht unter denen ich mich entscheiden möchte:
Mechatroniker (nicht KFZ sondern Industrie)
Industriemechaniker
Elektroniker Betriebstechnik
Fachinformatiker Systemintegration
Ich wohne in der Großstadt Hamburg, was man beim Berufswahl auch beachten soll. Aber Schiffe und Flugzeuge sind für mich doch zu speziell auf bestimmte Regionen fixiert.

Wie man sieht, gehen die ersten drei Berufe in eine technisch-mechanische Richtung und die letzte Idee ins IT-Bereich. Wobei beim Mechatroniker man auch einiges an IT-Verständnis haben muss.
Da ich mittlerweile kleine Familie habe, spielt das mögliche Gehalt auch eine nicht geringe Rolle.
Über mich kann ich sagen, dass ich zwar kein Hobby-Bastler-Werkstatt habe, aber besitze mit Sicherheit keine zwei linke Hände. Also Handwerklich traue ich mir einiges zu. Ich interessiere mich auch für IT-Technik und PCs, mehr aber für Hardware als das reine Programmieren. Meine letzte Tätigkeit war auch technischer Support für einen DSL-Anbieter. Daher die Überlegung Fachinformatik Systemintegration zu lernen.
Mein Favorit ist trotzdem Mechatroniker. Die Vielfalt der Themen die man erlernt, ist schon enorm und verspricht Abwechslung im Berufsleben.
Technik ist in meiner Vorstellung auch interessanter, da mehr greifbar, als das virtuelles IT.

Was könnt ihr mir dazu so alles erzählen?
Vielleicht hat jemand Umschulungen gemacht und weiß wie das Leben danach tatsächlich ist, und ob man Chancen hat gute Einstellung zu bekommen.
Was verdient man realistisch in den Berufen?
Was wird mehr nachgefragt, wo herrscht mehr Mangel an Fachkräften, vor allem auf Hamburg bezogen?
Falls sich Menschen melden die diese Berufe ausüben und eigene Erfahrungen/Meinungen dazu schreiben, wäre auch klasse!

Ich danke schon mal vorab für jeden Beitrag,
grüße, Big ^^

PS.: Ich wäre sehr sehr dankbar, wenn die Antworten konstruktiv und nicht besserwisserisch sind.
 
Ich kann als erste Antwort vielleicht etwas das Thema umreißen...

Die IT umfasst grob gesagt nur wenige "Dienstleistungen":

Interne IT : Firmen, die einen ITler im Haus sitzen haben und der interne IT betreibt.
Hier kann man auch alles ausüben, vom "Passwort zurücksetzer" aka Firstlevel Support bis zum IT Spezialist aka Third Level Support.

Kleines Beispiel: Eine Firma von 500 Mitarbeiter hat intern 10 IT. Davon 2, die sich um alle Weh Wehchen kümmern, wie Drucker kaputt, Passwort vergessen etc. Dafür braucht man ITler. Dann gibt es auch welche, die zum Beispiel SAP Umgebung Programmieren, oder ähnliches. Spezialisten für AD / Windows Umfeld.


Dann gibt es noch die externen Dienstleister in der IT.
Dort gibt es alles vom Allrounder, bis zum Spezialisten.
Dort kann man noch Techniker, die zum Kunden fahren dazu zählen.


Zusätzlich gibt es dann eben noch die Bereichsleiter/Abteilungsleiter/Teamleiter/LeiterLeiter, wie man sie auch immer nennen möchte. Diese Menschen kümmern sich mehr um die Kommunikation zwischen Teams, in den Teams und Koordination. Diese Stellen werden meistens an Studierte vergeben (Gibt auch natürlich Ausnahmen! Aber meistens braucht man hier Softskills und BWL Skills, die ein normaler Informatiker meistens nicht besitzt... So aus meiner Erfahrung.)


In der Informatik macht alles die Erfahrung und das Wissen.
 
Moin,

Fachinformatiker Systemintegration wäre schon grob das Richtige wenn du einen Schritt in die IT gehen möchtest. Allerdings ist das halt ein Ausbildungsberuf und die Kollegen die dies Ausführen sind alle recht jung. Ich sehe da eher schwarz - sind die 2-3 Jahre Ausbildung überhaupt finanziell für Dich möglich?

Eventuell wäre es sinnvoll wenn Du mal bei der Arge nachfragst. Es gab mal eine Umschulung SAP BI Beratung. ( nicht das du das jetzt machen sollst ) aber da werden anscheinend ziemlich gute Schulungen in die Richtung angeboten.

Ansonsten ist es schon so wie Klonky gesagt hat - die IT wie eine Parallelwelt :D
Ich würde mich aber nicht auf das Technikgeschraubel versteifen.


Viele Grüße,

haunt
 
Für die Industrieberufe (Mechaniker, Mechatroniker, Elektroniker) bist Du recht spät dran, könntest aber Glück haben, daß Du z.B. in Bremen am BBZ die Umschulung machen könntest. Sofern Dein Studium nicht allzu lange zurückliegt, kannst Du Teile dieses Studiums mit auf die Ausbildung/Umschulung anrechnen lassen, sodaß Du ein wenig verkürzen könntest.

Aus den dreien wäre vermutlich der Mechatroniker angesichts Deines Standortes die bessere Wahl. Da ich selber ebenfalls im Hamburger Umland wohne, kann ich Dir mit ziemlicher Bestimmtheit sagen, daß die Elektrobranche in und um Hamburg sich in erster Linie um Windkraft und TGA (technische Gebäudeautomation) dreht, beides Bereiche, von denen ich persönlich nicht allzu viel halte, wenn es um Ausbildung geht. Insbesondere angesichts der Tatsache, daß das Berufsbild des (Energie-)Elektronikers/Betriebstechnik in den letzten Jahren deutlich kastriert wurde (Ich habe selbst auch diesen Beruf erlernt, wenngleich weit früher und in einem anderen Bundesland, der Rahmenlehrplan ist jedoch mittlerweile einheitlich). Der Mechatroniker ist zwar noch eine Stufe unter dem Elektriker, was Kenntnisse und Fertigkeiten angeht, hat aber in Deutschland eher Zukunft, da er mehr auf die "Bedürfnisse" bzw. die Denkweise der Entscheider in den Chefetagen ausgerichtet ist. Der "alte" Energieelektroniker ist schlichtweg zu teuer, Teile austauschen und Defekte feststellen kann auch ein Mechatroniker.

Dein Problem wird die Konkurrenz sein, die deutlich jünger ist, bei gleicher Berufserfahrung. Alle drei sind zwar gute Berufe, bei denen Du auch vieles lernst, was Du für Dich selber im Alltag gut gebrauchen kannst, aber alle drei sind ebenso auch vergleichsweise schlecht bezahlte Berufe, insbesondere auch rund um Hamburg. Du wirst sehr viel Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt haben, und nur wenig interessante Jobs in einem humanen Arbeitsumfeld.

Bei Deinen bisherigen Tätigkeiten wäre der Fachinformatiker vermutlich die bessere Wahl, es würde sich besser in Deine berufliche Laufbahn integrieren und Du könntest schon mal erste Berührungen mit Teilaspekten des Berufsfeldes als Berufserfahrung anführen.

BigNapoleon schrieb:
Was wird mehr nachgefragt, wo herrscht mehr Mangel an Fachkräften, vor allem auf Hamburg bezogen?

Hamburg stirbt, nicht zuletzt auch dank der Politik. Was den Elektro-Sektor angeht, ist die einzige Sparte mit Zukunft in Hamburg zur Zeit TGA. So traurig dies auch ist. Alles andere wird zur Zeit heruntergewirtschaftet oder ist zum Politikum verkommen. Es gibt noch einen Haufen anderer Faktoren, die mir sauer aufstoßen, aber das spielt nicht zum Thema. Auch wenn alle drei Berufe (Mechaniker, Mechatroniker, Elektroniker) eine gute Wahl wären, da es durchaus interessante und umfangreiche Tätigkeitsfelder mit vielen potentiellen Entwicklungsmöglichkeiten sind, momentan erscheint mir die Lage dann doch zu fragwürdig, als daß ich es ruhigen Gewissens empfehlen könnte.

Es sind spannende Berufe, die auch im Privatleben nützlich sind. Wenn es Dir rein um die Fähigkeiten und Fertigkeiten gehen würde, würde ich Dir gar dazu raten, entweder den Mechaniker oder den Energieelektroniker zu wählen. Wenn Du ernste Karriereperspektiven suchst, wirst Du allerdings wohl eher woanders suchen müssen. Oder aber Du gehst ins Ausland. Du darfst nur nie den gleichen Fehler machen wie ich, und Dich zurück nach Deutschland locken lassen, egal, wie gut die Versprechen. Glaube mir, Deutschland sieht ganz anders aus, wenn man es mit den Augen eines Rückkehrers sieht. Und das nicht zum Positiven.
Noch zumindest ist eine deutsche Fachausbildung im (europäischen) Ausland recht gut angesehen und kann mit wenig Mühe auch in anderen Ländern anerkannt werden, mit einem kurzen Zusatzkurs über die dort gültigen Vorschriften und Rechtsnormen.

Um das Ganze mal ein wenig zu relativieren: Das, was in Hamburg an E-Technik-Berufen angeboten wird, kann durchaus für einen Berufseinsteiger interessant sein, es gibt durchaus Leute, die sich in der TGA, den alternativen Energien oder dem Schiffs- bzw. Flugzeugbau wohlfühlen und mit Leib und Seele dabei sind, und es sind auch genug gute Leute mit darunter. Daß ich diese Branchen ein wenig kritischer sehe, liegt eher daran, daß ich schlichtweg vorbelastet bin und manchmal auch zu kritisch hinschaue. Für einen gut integrierten Optimisten finden sich sicherlich sehr viele gute Aussichten. Manchmal ist es schlichtweg besser, wenigstens etwas gelernt zu haben und ein wenig zu tun, als gar nichts zu wissen und noch weniger zu können (Obwohl, Manager werden eigentlich immer gesucht...).
In jedem Falle bieten Dir die drei Industrieberufe einiges an Vorzügen für den privaten Gebrauch und Nutzen, und wenn Du nicht allzu viel erwartest, gibt es auch viele Betätigungsfelder. Stellenausschreibungen für zumindest Elektroberufe gibt es wie Sand am Meer, und wird es auch weiterhin geben.

Besser zumindest, Du hast etwas gelernt. Noch besser, Du kannst es auch privat nutzen. Letztlich bleibt die Entscheidung bei Dir.

Wenn Du mehr zum Energieelektroniker wissen willst, kann ich Dir da gerne weiterhelfen. In Grenzen auch zum Mechatroniker oder Mechaniker. Ich bin mir nur nie so wirklich sicher, wo nach Rahmenlehrplan das Wissen der letzteren beiden aufhören sollte. Meines Erachtens kann man nie zu viel lernen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich wollte mal schon ein großes Dank sagen, für die sehr umfangreiche Meinungen und Erfahrungsberichte hier.

@Twostone
Ich war der Meinung, dass Hamburg einiges mehr an Technischen Berufen (Einstellungsmöglichkeiten) bietet, als ich aus deinem Posting so heraus gelesen habe. Die Beraterin bei der Arge hat mir das relativ blumig beschrieben und Beispiele angeführt, was so einige die Umschulungen in meinem Alter durch gemacht haben, jetzt verdienen.
Obwohl du es richtig bemerkt hast, dass IT-Beruf besser zu meinem Lebenslauf passen würde, bin ich momentan doch mehr zu technischen Berufen zugeneigt. Aber Entscheidung ist noch nicht gefallen.
In HH bieten BFW und Steep eine zweijährige Umschulung in diese technische Berufe.
 
BigNapoleon schrieb:
Die Beraterin bei der Arge hat mir das relativ blumig beschrieben und Beispiele angeführt, was so einige die Umschulungen in meinem Alter durch gemacht haben, jetzt verdienen.

Gut verdienen kann man schon, wenn man auf ein Leben verzichten kann. Was Dir die Dame von der Arge nicht hat beschreiben können (da sie so etwas nicht weiß und es sie auch nicht sonderlich interessiert), sind die Konditionen, zu denen man "viel" Geld verdienen kann und weswegen man da so "viel" Geld verdient.
Es gibt schon Möglichkeiten, auch ein paar sinnvolle, zu einem guten Gehalt zu kommen, aber Du kannst Dir auch vorstellen, wie groß die Konkurrenz dort ist. Rechne dazu noch die absolute Unfähigkeit deutscher Personalbüros, und Du kannst Dir Deine Chancen an 1 1/2 Fingern abzählen. Überspitzt formuliert.
Egal, wie gut Du tatsächlich bist, es findet sich garantiert jemand mit besseren Papieren. Oder ein besserer Lügner. Gegen jemand gleichaltrigen hast Du Berufserfahrung verschenkt, gegen einen jüngeren hast zu geringeres Potential. Für die meisten Personaler ist diese Rechnung tatsächlich so einfach. Mittlerweile geben sie sogar unverblümt in den Medien zu, daß über 50% ihrer Personalentscheidungen in Fehlbesetzungen ausarten. Lernen sie? Nein, warum. Deutschland.

Vom rein praktischen, privaten Nutzwert gesehen, würde ich Dir zu einer der drei Industrieausbildungen raten. Strategisch aber wahrscheinlich dann doch eher zum Fachinformatiker.

Ich könnte noch ein paar zynische Ansichten zum Besten geben, um die jeweiligen Punkte zu unterstreichen, es bringt nur nicht allzu viel.
Eines nur: Im Gegensatz zu der Dame der Arge bin ich aus der Branche, ich kenne die Berufe, habe auch zeitweilig darin ausgebildet.
 
@Twostone:
das ist aber arg pessimistisch. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man halt eventuell erstmal in den sauern Apfel beissen muss. Man braucht nur erstmal einen Job, dann kann man sich dort auch etablieren - und selbst wenn es einem dort nicht gefällt kann man sich ja umbewerben. Ich würde umschulen, klinken putzen und dann schauen wie es dahin geht wo du hinwillst.

Das Schwiergiste wird wohl werden eine Chance zu bekommen.
 
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