eagle16 schrieb:
Stark angefangen und dann stark nachgelassen
Zumindest das ist erklärbar: OCZ hat am Anfang keine Produkte selbst hergestellt, sondern sie (wie z.B. auch Corsair) als OEM von anderen Herstellern bezogen. Je nach Produkt und Charge war dann die Qualität unterschiedlich. Tendenziell darf man aber bei solchen Herstellern nicht allzu viel erwarten, da ihre Marge kleiner ist und sie tendenziell rasch bei der Qualität zu sparen beginnen um den Profit zu retten. Vor einiger Zeit hat OCZ dann aber wirklich in die Entwicklung und Fertigung von SSDs investiert (vorher war ALLES eingekauft). Mit der Qualität ist es aber nur noch weiter runter gegangen. Kein Wunder: OCZ stellt keine Flash-Chips her. Die müssen das auf dem Spotmarkt einkaufen. Marge ist natürlich kleiner und je nach Situation am Markt bekommen sie eben nicht die besten Chips bzw. sie bemühen sich gar nicht erst drum, weil dann eben der Verdient wieder kleiner wäre (bei höherwertigen Flash-Chips). Prinzipiell können die Hersteller von Flash-Chips solche Konkurrenten wie OCZ beliebig ausschalten (wenn sie möchten). Man muss ihnen ja keine Ware liefern bzw. man kann sie preislich kaputt machen. Das war aber nicht der Fall. Wieso? Weil es eben verschiedene Qualitäten von Flash-Chips gibt. Die schlechteren verkauft man auf dem Spotmarkt (wo auch OCZ einkauft) und unter eigenem Namen gibt es nur Topqualität (man will sich ja den Ruf nicht versauen).
Bei RAM-Modulen ist das auch nicht anders. Dort gibt es schon seit vielen Jahren die Einteilung in "Original Brand" (qualitativ sehr hochwertige Speichermodule vom Speicherhersteller, also z.B. Samsung-Module mit Samsung-Chips, Micron-Module mit Micron-Chips für OEM bzw. Crucial-Module mit Micron-Chips für Retail-Kanal etc.), "Major on Brand", d.h. also Speicherchips eines grossen Herstellers auf Markenmodulen (z.B. Kingston, Adata, Corsair, OCZ etc.) und eben auch "Noname" (wie z.B. Schrottspeicher von "Princeton" oder anderen Phantommarken bzw. Module ohne irgendwelche konkrete Beschriftung). Häufig sieht man dem SPD-EEPROM der Module auch ziemlich viel an. Gerade bei fehlenden oder falschen SPD-EEPROM-Einträgen darf man davon ausgehen, dass die Module minderwertig sind.
Von JEDEM qualitativ hochwertigen Speichermodule darf man erwarten, dass vom Hersteller ein Datenblatt verfügbar ist mit genauen Spezifikation und Angaben zu Timings. Zudem müssen die Einträge im SPD-EEPROM korrekt und vollständig sein. Es gibt noch weitere Kriterien, aber das würde den Rahmen dieses Posts sprengen.
Das c't-Magazin hat vor vielen Jahren schon sehr detailliert über die Praktiken im Speichergeschäft berichtet. Dazu gehört eben nicht nur der Arbeitspeicher, sondern eben mittlerweile auch Flash-Memory.
Während man bei "Original Brand" immer davon ausgehen kann, dass man qualitativ Top-Ware erhält, kann man bei "Noname" davon ausgehen, dass man wirklich Schrott erhält. Noname-Ware ist selten geworden. Der Ruf solcher Module hatte schon vor mehr als zehn Jahren stark gelitten. Bei "Major on Brand" gibt es die grössten Unterschiede: Eigentlich bedeutet "Major on Brand" nur, dass die Hersteller/Marken selber keine Chips herstellen, sondern einkaufen. Die Platinen werden dann anderswo hergestellt und bestückt. Firmen wie z.B. Kingston haben sehr lange Erfahrung in der Herstellung von Speichermodulen. Dort ist die Qualität meistens (mit Ausnahmen) sehr gut. Bei anderen (z.B. Corsair, OCZ etc.) ist es eine Wundertüte. Viele dieser "Brands" stellen gar keine Module her, sondern kaufen sie sonstwo ein und verkaufen sie unter ihrer Marke. Deshalb kann die Qualität stark schwanken. Je nach Herkunft und Qualität eben.
Gerade bei Corsair fällt mir die Wahl nicht leicht: Corsair verkauft z.T. recht gute Produkte, auch wenn alles eingekauft ist. Aber gerade bei ihrem Memory bin ich kritisch. Es ist wie der Kauf einer Katze im Sack. Die Herkunft der Module ist meistens schwierig bis gar nicht zu ermitteln.
Wie das Beispiel von Micron zeigt, ist es meistens sehr schwierig zu wissen, was man vor sich hat. Micron ist einer der grössten Speicherhersteller und in der Prozesstechnik sehr weit vorne dabei. Unter eigenem Namen verkauft man nur an Firmen (OEM-Geschäft z.B. mit PC-Herstellern). Für den Retail-Kanal hat man die Marke "Crucial" geschaffen. Crucial-Module sind also solche von Micron und sind "Original Brand", obwohl sie eben mit "Crucial" beschriftet sind. Gewisse Speichersorten verkauft man aber vor allem über den Retail-Kanal, z.B. sehr schnelle Module für "Enthusiasten". Beim Speicherhersteller Nanya gibt es eine ähnliche Situation: Dort gibt es die Marke "Elixir" für den Retail-Kanal (seltsamerweise werden diese Module aber auch an OEMs verkauft). Samsung verkauft soweit mir bekannt nur unter eigenem Namen (und nur an OEMs), hingegen verkauft man durchaus Speicherchips an andere "Major on Brand"-Hersteller, welche dann halt die PCBs der Module selber herstellen und mit den Chips bestücken.
Als Konsument hat man es nicht einfach. Man sollte aber dem Marketinggeschrei nicht zu viel glauben schenken und halt mal nachforschen, ob eine "Marke" wirklich auch selber was herstellt. Ein Markenname macht noch lange keinen Hersteller.