Man muss hier immer zwischen belastet (loaded) und unbelastet (unloaded) unterscheiden. Interessant ist letztlich die effektive Spannung, die bei angeschlossenem Mikro zwischen Drain und Source der Kapsel anliegt ("V_bias" oder auch "V_ds").
Eine Soundkarte, die 3 V Vorspannung liefert, wird mit angeschlossener Last je nach Innenwiderstand der Kapsel immer noch etwas abfallen. Dann bleiben effektiv vielleicht nur noch 1,8 V_ds übrig. Variiert je nach Schaltung bzw. Lastimpedanz.
Bei Elektretkapseln gibt es eine grobe Korrelation zwischen Vorspannung und Rauschabstand, in so fern, als dass eine höhere Betriebsspannung meist auch mehr Pegel (Empfindlichkeit) rausholen kann. Mit erhöhtem Pegel vergrößert sich (bis zu den Grenzen des technisch Machbaren) auch der Abstand zum Eigenrauschen der Kapsel.
Hier mal ein Beispiel anhand einer EM172-Kapsel von Primo:
Quelle: MicBuilders
In der Regel sind Elektretkapseln mit bis zu grob 10 V_ds belastbar. Unter 3 V_ds wird es normalerweise schnell verrauscht. Hängt aber immer a) vom jeweiligen Mikrofon und b) von der Güte des Mikrofoneingangs ab. Auch der Mic-In trägt einen Teil der Rechnung. Wenn dessen Dynamik bzw. Rauschabstand nichts hergibt, dann hilft auch das beste Mikro nichts.
Das Problem in der Praxis ist nun, dass es bei unsymmetrischen Consumer-Mikrofonen keinen verbindlichen Standard gibt und sowohl die Spezifikationen der Mikrofone als auch die der Mikrofoneingänge zum Teil stark variieren. Normalerweise findet man nicht mal Dokumentationen, was überhaupt verbaut ist und was die Hardware unter Optimalbedingungen überhaupt hergibt. In so fern bleibt leider nur Trial & Error, bis man eine funktionierende Kombi gefunden hat.
Es gibt auch Workarounds wie etwa einen Rode VXLR+ Adapter für Audio Interfaces mit 48 V Phantomspannung. Der Adapter konvertiert dann auf grob 3 V. Das heißt aber nicht, dass damit auch jedes Mic zurechtkommt. Je nach Kapsel gibt es da immer mal wieder Negativbeispiele, die belegen, dass auch solche Adapter nicht dazu in der Lage sind, die ganze Varianz der Kapseln technisch optimal zu bespielen. Das fängt schon bei der Belegung des Steckers an ...
Wer Nägel mit Köpfen machen möchte, wechselt auf ein XLR-Mikrofon, bei denen die Rahmenbedingungen bekannt und reproduzierbar sind. Bei Consumer-Mikrofonen und entsprechenden Mikrofoneingängen ist es jedoch grundsätzlich schwer, richtige Empfehlungen zu geben, weil einfach zu viel Schrott unterwegs ist und niemand vernünftige Dokumentationen anhängt.
Daher: Trial & Error.
Ich würde es mit dem Sharkoon DAC probieren.
PS: Die Hersteller oder besser gesagt Reseller solcher Mics und Adapter musst du da im Übrigen auch gar nicht befragen. Leider sind denen diese Umstände entweder egal (so lange der Rubel rollt) oder sie verstehen überhaupt nicht, worum es geht. Aus solchen Gründen ist der Markt auch seit mehr als 10 Jahren absolut statisch. Sieht man ja bei den Headsets, wie oft die Sache schief geht. Auch im Jahre 2023.