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Telespieler
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Einleitung:
Gran Turismo. Mit diesen beiden Worten wurde im Jahre 1997 von Polyphony Digital eine Marke geschaffen, die auf Sonys PlayStation-Systemen einmalig bleiben sollte. Mit dem wohl formulierten Anspruch, den echten Fahrsimulator zu schaffen, tritt die Softwareschmiede in jeder neuen Konsolengeneraton exklusiv an, um einmal mehr die Meßlatte für echtes Simulatonsracing auf der PlayStation höher zu legen.
Mit den Spielen bis Gran Turismo 4 für die Playstation 2 ist dem Entwicklerteam dieses auch jedes Mal gelungen. Im vorliegen Testbericht soll nun untersucht werden, ob Polyphony dem eigenen Anspruch, und dem der Fans, auch im fünften Teil der Serie gerecht werden kann.
Bislang sind unter der Marke folgende Haupt-Titel für stationäre Konsolen erschienen:
* Gran Turismo (Sony PlayStation, 1997)
* Gran Turismo 2 (Sony PlayStation, 1999)
* Gran Turismo 3: A-Spec (Sony PlayStation 2, 2001)
* Gran Turismo 4 (Sony PlayStation 2, 2005)
* Gran Turismo 5 (Sony PlayStation 3, 2010)
Dazwischen erschienen mehrere Titel, die als eine Art bezahlbare Demo gelten dürfen (u.a. Prologue-Versionen), vom Umfang her aber oft sogar größer gestaltet waren als manche Vollpreistitel anderer Hersteller.
Das Spiel war demnach gute 5 Jahre in der Entwicklung und hat in dieser Zeit einige Verschiebungen erfahren. Bereits vor längerer Zeit äußerte sich der Schöpfer und Kopf hinter der Serie, Kazunori Yamauchi, dahingehend, daß das Spiel eigentlich fertig sei und man dieses im Grunde sofort veröffentlichen könnte. Man wolle aber wirklich ein sehr gutes Spielerlebnis abliefern und nehme sich deshalb alle nötige Zeit.
Viele Spieler unken jedoch, daß die zahlreichen Verschiebungen vor allem darauf zurück zu führen seien, daß man seitens Sony unbedingt immer neue Vorzeigetechnologien in ihr liebstes Kind einbauen wollte, wie bspw. die Unterstützung für die neue Bewegunssteuerung MOVE (die aber, entgegen anderer Meldungen im Vorfeld des Erscheinens, nicht vorhanden ist), als auch Headtracking und das neue 3D-Feature für entsprechend kompatible TV-Geräte.
Wie dem auch sei, letztlich ist das Spiel vor einigen Wochen erschienen und seither stürzen sich die Fans erwartungsgemäß gierig auf die Software.
Auch wenn von vielen Seiten immer wieder teilweise heftige Kritik erklingt ob etlicher schwerwiegender Mängel, erfreut sich das Spiel nach wie vor hoher Verkaufszahlen. Es ist und bleibt eben Gran Turismo.
Spielstart:
Das Spiel kommt in der gewohnten BD-Verpackung daher und enthält in der Standard-Version lediglich ein ziemlich schmales Booklet mit Basis-Informationen. Meiner Ansicht nach für eine Simulation zuwenig. Aber nun gut.
Hat man die Disc in das Laufwerk geschoben, wird man vor die Wahl gestellt: Installation oder keine Installation. Es wird darauf hingewiesen, daß sich die Ladezeiten deutlich verkürzen, sollte man sich für die Installation auf der internen HDD entscheiden. Andernfalls würden während des Spielens peu a peu Spielinhalte auf die Festplatte geschaufelt.
Ich entschied mich für die Installation, die ca. 7 GB wiegt und (und da habe ich nicht schlecht gestaunt) gut 50 Minuten in Anspruch genommen hat.
Hat man das Prozedere überstanden, empfängt einen ein hübscher dezenter Bildschirm mit einigen Symbolen für den Zugang zu GT- und Arcade-Modus, Optionen und Videoareal. Im Hintergrund summt die bekannte Lounge-Musik, die sich übrigens jetzt zur Weihnachtszeit angepaßt hat und entsprechende Festtagslieder spielt. Sehr nett!
Kommen wir gleich zum GT-Modus (denn der Arcade-Mode ist eben nichts anderes, als ein Auswahlmodus für schnelle Rennen).
Des Menü dortens gestaltet sich hübsch und hat im Gegensatz zu GT4 wieder deutlich an Übersichtlichkeit gewonnen. Vertraute Beschriftungen und Symbole sorgen dafür, daß man sich rasch zurechtfindet.
Bereits in GT4 konnte man selbst fahren (A-spec) oder fahren lassen (B-spec). Dieses Mal gibt es zwei parallel laufende Karrieren, einmal als Fahrer und einmal als Manager, leider mit fast identischen Rennen.
Aber kommen wir zunächst zu den sonstigen GT-Modi:
Natürlich gbt es auch wieder die Lizenzen. Im Gegensatz zu den vorherigen Teilen hat sich PD aber die Kritik der Fans zu Herzen genommen und die Lizenzen nicht mehr zur Pflichtveranstaltung erhoben. Es bleibt einem freigestellt, ob man sich die knüppelharten Geduldsaufgaben antun möchte oder nicht. Man verzichtet dann aber ggf. auf Erfahrungspunkte, neue Autos und Trophäen.
Apropos Erfahrungspunkte: Im neuen GT5 muß man sich und seine Fahrer hochleveln. Es ist nicht mehr gestattet, quer durch alle Meisterschaften und Rennen zu hüpfen, wenn man Lust darauf und ein entsprechendes Auto hat. Erst muß man sich einen gewissen Skill-Level erarbeiten, was ich persönlich als nicht besonders gelungen empfinde. Sogar die verfügbaren Autos richten sich nach diesen Erfahrungsstadien. Manche Autos kann man sich so vielleicht leisten, darf sie sich aber noch nicht kaufen. Unnötig. Aber so soll die Spannung aufrecht erhalten werden, nicht gleich ein gutes Auto zu haben, mit dem alles gewinnt.
Neben den Lizenzen gibt es noch die sog. Spezialveranstaltungen, die im Grunde nichts anderes sind als erweiterte Lizenzprüfungen. Warum man das so gemacht hat, weiß ich nicht, und ich finde es auch komplett unnötig. Die Rennen dort sind teilweise durchaus reizvoll, aber durch die lizenztypischen Einschränkungen, daß man nirgends anstoßen darf, ohne sofort disqualifiziert zu werden, wird das ganze zur Farce.
Die Kollisionsabfrage ist hierbei ohnehin eher schlecht gelungen. Berührt man leicht die Wand: Disqualifikation! Wird man von anderen gerammt: Disqualifikation! Und so geht es weiter. Frust pur.
Zudem ist die KI wirklich hammerblöd. Die fährt auf ihrer Ideallinie, als hinge davon der Fortbestand der Welt ab. Und so passiert es sehr häufig, daß man von der KI rabiat von von der Strecke gerammt wird.
Herstellerspezifische Rennen fehlen dieses Mal komplett, von zwei oder drei 1-Rennen-Cups einmal abgesehen. Schade.
Ansonsten, und das ist von großem Nutzen, gibt es noch jeden Kurs zum Üben und Testen von Fahrzeugeinstellungen.
Letztlich bleiben noch die Tuninghalle und das GT-Forum, in dem man Spoiler montieren, das Auto waschen, einen Ölwechsel durchführen und Rennmodifikationen durchführen kann. Zwar kann man hier auch sein Auto neu lackieren, aber die gewählte Farbe (die man sich auch erst erfahren muß und immer nur die neu hinzu bekommt, die der neu gewonnene Wagen grade hat) kann man nur auf einem Testobjekt sehen (so eine Art Wanne) und nicht am Auto. Sehr überflüssig. Und schade ist auch, daß man sich nicht einfach frei für die Farben und Variationen entscheiden kann, wie bspw. in Need For Speed: Shift. FlipFlop, Candy und anderes kann man daher gleich mal vergessen, es sei denn man gewinnt zB einen Tuscan Speed in seiner entsprechenden Lackierung.
Seit dem neuesten Update (Stand: 24.12.2010) sind auch noch weitere Herausforderungen hinzugekommen, die einem in Sachen Tuning und Fahrkönnen einiges abverlangen und aber auch entsprechend lukrativ sind, was Erfahrungspunkte und Geld angeht. Leider gibt es keine Autos zu gewinnen, und die Drift- und Zeitrennen bringen gar nichts in puncto Level-Punkte oder Geld. PD pflegt also sein Spiel kontinuierlich. Sehr löblich.
Die Menüführung ist im Übrigen bisweilen etwas hakelig und leidet unter sehr häufigem Nachladen. Eine streckenweise echte Geduldsprobe. Aber Ladezeiten sind ohnehin ein Thema bei GT5. Insgesamt. Sie dauern einfach zu lange, egal wo.
Kommen wir nun zu den Haupt-GT-Modi:
Der A-spec-Modus:
Hier geht es im Grunde wie gewohnt zur Sache. Auto kaufen, tunen, wenn möglich und dann ab auf die Piste und dem Gegner zeigen, was Sache ist. Je nach Platzierung hagelt es dann Geld und Erfahrungspunnkte und Autos, die man (etwas umständlich über eine Autobörse) der eigenen Garage hinzufügen kann. Leider sind die meisten Autos, die man gewinnt komplett für die Tonne, denn allzu oft bekommt einfach unbrauchbares, uninteressantes Zeugs, wie uralte japanische Plastikbomber, mit denen man ohnehin nirgends fahren kann. Man ist häufig auf die Karren aus den Lizenzen oder eben vom Autohändler angewiesen, weil man die Gewinne selten bis gar nicht in anderen Rennen einsetzen kann. Wobei gerade der Gebrauchtwagenhändler so gut wie nie wirklich nützliches anzubieten hat.
Der B-spec-Modus:
Hier kann man sich mal mehr, mal weniger entspannt zurücklehnen und einen angestellten Fahrer seine Arbeit verrichten lassen. Irgendwann hat man einen ganzen Rennstall zusammen bestehend aus mehreren Fahrern, die man vor allem auch für die Ausdauerrennen benötigen wird. Man sollte hier darauf achten, die Fahrer allesamt hochzuleveln, weil sie sonst im ernstfall einfach nur blöd im Sand rumfahren.
Was mich besonders am neuen B-spec stört ist, daß man das Spiel weder vorspulen (Geschwindigkeit erhöhen), noch pausieren kann. Keine Ahnung, warum das so sein muß, aber es nervt höllisch.
Mittels der Befehle "langsamer fahren", "Tempo halten", schneller fahren" und "überholen" kann man nun auf seinen Fahrer Einfluß nehmen und ihn entsprechend anweisen. Dabei bleibt er dann cool oder gerät derart in Wallung, daß es ihn zornbedingt von der Strecke reißt. Es ist also Fingerspitzengefühl gefragt. Gerade zu Beginn der B-spec-Karriere kostet das Nerven, denn Kollege B-spec-Fahrer hat teilweise sehr eigenwillige Methoden, ein Rennen zu bestreiten.
Ab der höchsten B-spec-Rennklasse kann man dann auch den Befehl zum Boxenstopp geben.
Ein klein wenig erinnert die Zusammenstellung und das Gameplay an ein Rollenspiel, wenn auch entfernt, wenn man seinen Avatar wählt, sich aussucht, ob er heißblütig fährt oder kühlen Kopfes, ob er körperlich stark oder mental rüstig ist und dann beginnt, ihn hoch zu leveln. Ist vll nicht jedermanns Sache, aber es hat durchaus seinen Reiz. Es ist schon ein Fortschritt zum B-spec in GT4.
Grafik:
Hier kommen wir zu einem ganz heiklen Thema.
Schon immer war die Marke GT dafür bekannt, in ihrem Genre Maßstäbe zu setzen. GT5: Prologue hat hier einen wriklichen leckeren Vorgeschmack gegeben.
Aber, und das sei hier vorweg genommen, dieser gute Vorgeschmack hat sich bei GT5 zu einem faden Beigeschmack gewandelt.
Warum? Nun. Es war, das ist richtig, von Anfang an bekannt, daß PD die Autos teilen wird in sog. Premium-Modelle und Standard-Ausführungen. Diese sollten sich vor allem darin unterscheiden, daß die Standard-Wagen keine Cockpit-Ansicht bieten. Warum man allerdings zB einen Bugatti Veyron nur als Standard anbietet und dagegen einen popligen Fiat 500 als Premium, wird wohl ewig ein Rätsel bleiben.
Damit aber nicht genug. Die S-Modelle sind grafisch teilweise unterirdisch und einfach plump aus GT4 rüberkopiert. Bei manchen Autos hat man sich hier mehr Mühe gegeben (bspw. Nissan Skyline), bei vielen aber scheinbar einfach keine Lust gehabt. Die Autos strotzen nur so vor verwaschenen Grafiken, pixeligen und eckigen Radkästen, konturlosen Rändern und Aliasing. ich übertreibe hier keinesfalls: manche Wagen sind schlicht und ergreifend eine Frechheit und es wäre besser gewesen, diese rauszunehmen, als solch eine Schande einzubauen. Das ist dieses Spiels einfach unwürdig.
Auch bei den Strecken gibt es Licht und Schatten. Teilweise sind die Kurse sehr schön gestaltet und bieten auch außerhalb der Strecke Abwechslung, wie bspw. die Eiger Nordwand. Da stehen 3D-Figuren, die jubeln, es wehen die Fahnen. Schön! Aber das ist leider die Ausnahme. Auf den meisten Strecken ist die Grafik zwar annehmbar (von Trial Mountain abgesehen mit dem häßlich flimmernden See), aber es herrscht absolut tote Hose. Keine Streckenposten sind zu sehen, keine Zuschauer - und wenn doch sitzen leblose 2D-Pixel auf der Tribüne, die keinen Mucks von sich geben.
Außerdem: warum hinterlasse ich keine Spuren auf den Ausweichflächen (Sand und Gras etc.), wenn ich da durch rausche?
Hinzu kommt, daß das Spiel unter heftigsten Grafikfehlern leidet. Das Bild wird ständig unschön zerrissen (Tearing) und die Autos leiden unter extremem Flimmern und Aliasing. Die Schatten der Autos sind so grobpixelig und peinlich gestaltet, daß man das Gefühl hat, auf der PS1 unterwegs zu sein. Das sieht wirklich ganz übel aus! Überhaupt finde ich, daß die Grafik der Premiummodelle zwar ganz hübsch ist, aber von dem in den Vorschauen verprochenen Glanz wenig geblieben ist.
Spieleumfang:
GT5 versprach laut Nachrichtenmeldungen über 1.000 Autos auf mehr als 20 Strecken.
Nun, dieses Versprechen wurde gehalten. Aber wozu bitte brauche ich alleine gut 60 Nissan-Wagen mit bald 40 Skyline-Versionen?! Liebes PD-Team, warum streicht ihr davon nicht 50 Stück und investiert die Zeit in Premium-Modelle?
Die Strecken sind zahlreich vorhanden, wobei ich mir etwas mehr Weltstrecken gewünscht hätte, was aber vielleicht an Lizenzen scheiterte, wer weiß. So fehlen nach wie vor Hockenheim, Norisring, Bathurst oder Spa. Schade, denn GT5 ist, das sieht man auch jetzt wieder an den wöchentlichen Verkaufszahlen aus den einzelnen Kontinenten, das Produkt, das sich vor allem in Europa am besten verkauft. Der Fokus auf japanische Wagen, der schon immer vorhanden war, verwundert daher nach wie vor. Die Porsche-Lizenz ist noch immer nicht dabei und wird, wie gewohnt, durch RUF kompensiert. Überflüssig sind Premiummodelle, wie der VW Bulli und der VW Kübelwagen. Was soll das, bitte?
Folgende Strecken sind (vorwärts/rückwärts) in mehreren Varianten enthalten:
* Fuji Speedway
* Suzuka Circuit
* Daytona International Speedway
* Tsukuba
* Circuit de la Sarthe
* Nürburgring
* Nordschleife
* Indianapolis Motorspeedway
* Monza
* Top Gear
* Laguna Seca
* High Speed Ring
* Cape Ring
* Autumn Ring
* Deep Forest Raceway
* Grand Valley Speedway
* Eiger Nordwand Track
* Trial Mountain Circuit
* London
* Rome
* Circuito de Madrid
* Tokyo R246
* Côte d'Azur
* Special Stage Route 5
* Special Stage Route 7
* Toscana
* Chamonix
Neben fehlenden Welt-Rennstrecken fehlen also auch Seattle, Infineon Raceway, Teststrecke, Twin Ring Motegi, Seoul, Hong Kong, New York, Midfield Raceway, El Capitan und andere. Es gibt demnach wieder viel Strecken-Recycling (aber seien wir ehrlich: wir wollen die alten Strecken alle haben!) und leider nur wenig Neues.
Was den Wagenpark anbelangt: es gibt "nur" 200 Premiummodelle. 200 Fahrzeuge sind schon eine immense Anzahl. Aber wer genauer hinschaut, merkt, daß sich das wieder relativiert. Der bereits genannte VW Kübelwagen, der Fiat 500 (das Bonbon auf Rädern) und andere Autos, die eigentlich niemand will, wurden aufwendigst nachgebildet inkl. Innenraum. Ich weiß nicht, warum.
Daneben gibt es über 800 Standard-Modelle, die, wie bereits gesagt, von "boah geil" bis "was ein Scheiß" reichen und selten wirklich hübsch aussehen. Mir persönlich wäre es lieber gewesen, PD hätte sich auf 300 echte Premiummodelle konzentriert und dann wirklich alles fein gestaltet. So aber wirkt das wie Murks. Hauptsache Masse, keine Klasse, zudem man die meisten Karren einfach nur sammelt, aber nie wirklich fährt.
Eine Frage noch PD: wieso kann ich in der Garage meine Autos nicht drehen und von allen Außen- und Innenseiten bestaunen?
Die Fahrphysik:
Kommen wir zum Wichtigsten. Die Fahrpysik in GT5 sucht einmal mehr ihresgleichen. Da gibt es gar keine Diskussion in meinen Augen. Hier wird die Liebe zum Detail bei Polyphony wieder sichtbar, denn die Wagen fahren sich alle unterschiedlich und jede nur noch so winzige vorgenommene Änderung an Bauteilen oder Setup macht sich in irgendeiner Form bemerkbar. Das ist einfach echt geil! Ziehe ich Komfortreifen auf (die Normalen) fährt sich die Kiste ganz anders, als bspw. mit mittleren Rennreifen. Montiere ich Spoiler, habe ich bessere Downforce, installiere ich Semi-Renn-Schwungräder, ist das Ansprechverhalten besser usw usf. Hier wurde, zum Glück, ganze Arbeit geleistet.
Die Tuning-Optionen:
Wie schon angedeutet, läßt PD hier kaum Wünsche offen. Vom Motortuning, über den Einbau von Turbos, bis hin zur Gewichtsreduktion und dem Einbau von voll einstellbaren Getrieben und Fahrwerken oder Differenzialen, es gibt einfach alles! Und das schöne ist eben, daß man die eingebauten Teile und vorgenommenen Änderungen erst einmal testen kann, bevor man sich ins Rennen stürzt. Nur 100%ige "Simulanten" wünschen sich hier noch mehr.
Der Sound:
In puncto Klang hinterläßt GT5 einen zwiespältigen Eindruck. Die Motorensounds klingen zwar tief und rund, aber sie ähneln sich zu sehr. Da steigt man in einen alten Mazda und der röhrt wie ein V8. Da stimmt was nicht.
Viel kurioser ist aber der Klang, wenn die Autos aneinander rempeln. Egal, ob man aus der Cockpitansicht spielt oder von der Stoßstange her auf die Piste blickt, die Autos klingen bei Kontakt immer so, als würden zwei zornige Gießkannen einen Ringkampf ausüben. Ein dumpfes "Böng" erschallt und läßt den Spieler fragend zurück: "Was war das jetzt?"
Ansonsten kann man über den Klang im Spiel nicht meckern. Solide.
Die Steuerung:
Im Hinblick auf die Steuerungsmöglichkeiten hat PD keine Wünsche offen gelassen. Es werden zig Lenkräder unterstützt, sowie die normalen Controller plus (angeblich) MOVE. Auch wenn oft anderes behauptet wird: MOVE wird, wie gesagt, nicht unterstützt. Ich selbst spiele GT seit jeher mit dem Gamepad und jammere über meine wunden Finger. Über die Einbindung von anderen Steuerungsmöglichkeiten, vornehmlich Lenkrädern müssen also leider andere urteilen.
Der Streckeneditor:
Neu in GT ist ein integrierter Streckeneditor. Wer nun aber denkt, hier in völliger Freiheit seine eigenen Kurse designen zu können, der wird enttäuscht. Es gibt vorgefertigte Ringe, die man sich mit verschiedenen Parametern anpassen kann, wobei sich dann die Streckenführung verändert. Mehr nicht. Ein sicher ganz nettes Feature, ich persönlich brauche es nicht, um glücklich mit dem Spiel zu werden. Hätte man auch weglassen und die Ressourcen anderweitig nutzen können.
Multiplayer:
Ich habe folgende Möglichkeiten des MP getestet: Online vs. Freunde und online vs. Fremde.
Hat man sich einmal im (für mich) etwas wirren Menü zurechtegefunden, findet man sich doch bald auf heimischem Terrain wieder. Man kann aus seiner Garage ein Auto wählen, daß einem zuvor festgelegten Reglement entspricht und kann dann gegen Freunde oder gegen Leute aus aller Welt antreten. Mir persönlich gibt es nicht viel, gegen irgendwen zu fahren, ich bin aber auch kein typischer Onlinespieler, im Gegenteil. Ich mochte es schon immer viel lieber, gegen meine eigenen Kumpanen ins Feld zu ziehen. Und das hat wirklich Laune gemacht. Split-Screen-Rennen gibt es wohl auch, habe ich gelesen, ich habe es aber noch nicht ausprobiert.
Fazit:
Nun, ist das GT-Feeling wieder da? Ganz klar: ja! GT5 ist ein GT, keine Frage, und es ist auch ein wirklich gutes Spiel. Aber dieses gute Spiel, weist dieses Mal einfach zu viele Kratzer im Lack auf. Ladezeiten, Grafikfehler, Soundfehler und Fehler im Detail hinterlassen einen faden Beigeschmack an dem sonst wieder tollen Gericht. Man kann sich aber sicher sein, daß sich PD um sein Baby kümmern wird - wie? Nun, das wird die Zeit zeigen. Zum jetzigen Zeitpunkt verfehlt GT5 aber klar die Zieldurchfahrt als Spitzenprodukt.
GT5 ist gut! Es macht Spaß, es ist anspruchsvoll, es ist meistens realisitisch und sorgt für das typische "ach, dieses eine Rennen noch, dann ist Schluß"-Gefühl. Aber GT5 ist dieses Mal nicht sehr gut. Es ist überladen mit sinnlosen Fahrzeugen und hat in der Entwicklung scheinbar den Fokus auf falsche Features gelegt (Headtracking, 3D), die man hätte nachliefern können.
PD ist hier an den eigenen Ansprüchen und vor allem an der selbst erzeugten Erwartungshaltung gescheitert.
Aber wie gesagt: das Spiel ist dennoch toll, macht Spaß und sollte auch gekauft werden. Ich hoffe nur, daß PD patcht, was das Zeug hält.
8/10 (gerade noch)
Gran Turismo. Mit diesen beiden Worten wurde im Jahre 1997 von Polyphony Digital eine Marke geschaffen, die auf Sonys PlayStation-Systemen einmalig bleiben sollte. Mit dem wohl formulierten Anspruch, den echten Fahrsimulator zu schaffen, tritt die Softwareschmiede in jeder neuen Konsolengeneraton exklusiv an, um einmal mehr die Meßlatte für echtes Simulatonsracing auf der PlayStation höher zu legen.
Mit den Spielen bis Gran Turismo 4 für die Playstation 2 ist dem Entwicklerteam dieses auch jedes Mal gelungen. Im vorliegen Testbericht soll nun untersucht werden, ob Polyphony dem eigenen Anspruch, und dem der Fans, auch im fünften Teil der Serie gerecht werden kann.
Bislang sind unter der Marke folgende Haupt-Titel für stationäre Konsolen erschienen:
* Gran Turismo (Sony PlayStation, 1997)
* Gran Turismo 2 (Sony PlayStation, 1999)
* Gran Turismo 3: A-Spec (Sony PlayStation 2, 2001)
* Gran Turismo 4 (Sony PlayStation 2, 2005)
* Gran Turismo 5 (Sony PlayStation 3, 2010)
Dazwischen erschienen mehrere Titel, die als eine Art bezahlbare Demo gelten dürfen (u.a. Prologue-Versionen), vom Umfang her aber oft sogar größer gestaltet waren als manche Vollpreistitel anderer Hersteller.
Das Spiel war demnach gute 5 Jahre in der Entwicklung und hat in dieser Zeit einige Verschiebungen erfahren. Bereits vor längerer Zeit äußerte sich der Schöpfer und Kopf hinter der Serie, Kazunori Yamauchi, dahingehend, daß das Spiel eigentlich fertig sei und man dieses im Grunde sofort veröffentlichen könnte. Man wolle aber wirklich ein sehr gutes Spielerlebnis abliefern und nehme sich deshalb alle nötige Zeit.
Viele Spieler unken jedoch, daß die zahlreichen Verschiebungen vor allem darauf zurück zu führen seien, daß man seitens Sony unbedingt immer neue Vorzeigetechnologien in ihr liebstes Kind einbauen wollte, wie bspw. die Unterstützung für die neue Bewegunssteuerung MOVE (die aber, entgegen anderer Meldungen im Vorfeld des Erscheinens, nicht vorhanden ist), als auch Headtracking und das neue 3D-Feature für entsprechend kompatible TV-Geräte.
Wie dem auch sei, letztlich ist das Spiel vor einigen Wochen erschienen und seither stürzen sich die Fans erwartungsgemäß gierig auf die Software.
Auch wenn von vielen Seiten immer wieder teilweise heftige Kritik erklingt ob etlicher schwerwiegender Mängel, erfreut sich das Spiel nach wie vor hoher Verkaufszahlen. Es ist und bleibt eben Gran Turismo.
Spielstart:
Das Spiel kommt in der gewohnten BD-Verpackung daher und enthält in der Standard-Version lediglich ein ziemlich schmales Booklet mit Basis-Informationen. Meiner Ansicht nach für eine Simulation zuwenig. Aber nun gut.
Hat man die Disc in das Laufwerk geschoben, wird man vor die Wahl gestellt: Installation oder keine Installation. Es wird darauf hingewiesen, daß sich die Ladezeiten deutlich verkürzen, sollte man sich für die Installation auf der internen HDD entscheiden. Andernfalls würden während des Spielens peu a peu Spielinhalte auf die Festplatte geschaufelt.
Ich entschied mich für die Installation, die ca. 7 GB wiegt und (und da habe ich nicht schlecht gestaunt) gut 50 Minuten in Anspruch genommen hat.
Hat man das Prozedere überstanden, empfängt einen ein hübscher dezenter Bildschirm mit einigen Symbolen für den Zugang zu GT- und Arcade-Modus, Optionen und Videoareal. Im Hintergrund summt die bekannte Lounge-Musik, die sich übrigens jetzt zur Weihnachtszeit angepaßt hat und entsprechende Festtagslieder spielt. Sehr nett!
Kommen wir gleich zum GT-Modus (denn der Arcade-Mode ist eben nichts anderes, als ein Auswahlmodus für schnelle Rennen).
Des Menü dortens gestaltet sich hübsch und hat im Gegensatz zu GT4 wieder deutlich an Übersichtlichkeit gewonnen. Vertraute Beschriftungen und Symbole sorgen dafür, daß man sich rasch zurechtfindet.
Bereits in GT4 konnte man selbst fahren (A-spec) oder fahren lassen (B-spec). Dieses Mal gibt es zwei parallel laufende Karrieren, einmal als Fahrer und einmal als Manager, leider mit fast identischen Rennen.
Aber kommen wir zunächst zu den sonstigen GT-Modi:
Natürlich gbt es auch wieder die Lizenzen. Im Gegensatz zu den vorherigen Teilen hat sich PD aber die Kritik der Fans zu Herzen genommen und die Lizenzen nicht mehr zur Pflichtveranstaltung erhoben. Es bleibt einem freigestellt, ob man sich die knüppelharten Geduldsaufgaben antun möchte oder nicht. Man verzichtet dann aber ggf. auf Erfahrungspunkte, neue Autos und Trophäen.
Apropos Erfahrungspunkte: Im neuen GT5 muß man sich und seine Fahrer hochleveln. Es ist nicht mehr gestattet, quer durch alle Meisterschaften und Rennen zu hüpfen, wenn man Lust darauf und ein entsprechendes Auto hat. Erst muß man sich einen gewissen Skill-Level erarbeiten, was ich persönlich als nicht besonders gelungen empfinde. Sogar die verfügbaren Autos richten sich nach diesen Erfahrungsstadien. Manche Autos kann man sich so vielleicht leisten, darf sie sich aber noch nicht kaufen. Unnötig. Aber so soll die Spannung aufrecht erhalten werden, nicht gleich ein gutes Auto zu haben, mit dem alles gewinnt.
Neben den Lizenzen gibt es noch die sog. Spezialveranstaltungen, die im Grunde nichts anderes sind als erweiterte Lizenzprüfungen. Warum man das so gemacht hat, weiß ich nicht, und ich finde es auch komplett unnötig. Die Rennen dort sind teilweise durchaus reizvoll, aber durch die lizenztypischen Einschränkungen, daß man nirgends anstoßen darf, ohne sofort disqualifiziert zu werden, wird das ganze zur Farce.
Die Kollisionsabfrage ist hierbei ohnehin eher schlecht gelungen. Berührt man leicht die Wand: Disqualifikation! Wird man von anderen gerammt: Disqualifikation! Und so geht es weiter. Frust pur.
Zudem ist die KI wirklich hammerblöd. Die fährt auf ihrer Ideallinie, als hinge davon der Fortbestand der Welt ab. Und so passiert es sehr häufig, daß man von der KI rabiat von von der Strecke gerammt wird.
Herstellerspezifische Rennen fehlen dieses Mal komplett, von zwei oder drei 1-Rennen-Cups einmal abgesehen. Schade.
Ansonsten, und das ist von großem Nutzen, gibt es noch jeden Kurs zum Üben und Testen von Fahrzeugeinstellungen.
Letztlich bleiben noch die Tuninghalle und das GT-Forum, in dem man Spoiler montieren, das Auto waschen, einen Ölwechsel durchführen und Rennmodifikationen durchführen kann. Zwar kann man hier auch sein Auto neu lackieren, aber die gewählte Farbe (die man sich auch erst erfahren muß und immer nur die neu hinzu bekommt, die der neu gewonnene Wagen grade hat) kann man nur auf einem Testobjekt sehen (so eine Art Wanne) und nicht am Auto. Sehr überflüssig. Und schade ist auch, daß man sich nicht einfach frei für die Farben und Variationen entscheiden kann, wie bspw. in Need For Speed: Shift. FlipFlop, Candy und anderes kann man daher gleich mal vergessen, es sei denn man gewinnt zB einen Tuscan Speed in seiner entsprechenden Lackierung.
Seit dem neuesten Update (Stand: 24.12.2010) sind auch noch weitere Herausforderungen hinzugekommen, die einem in Sachen Tuning und Fahrkönnen einiges abverlangen und aber auch entsprechend lukrativ sind, was Erfahrungspunkte und Geld angeht. Leider gibt es keine Autos zu gewinnen, und die Drift- und Zeitrennen bringen gar nichts in puncto Level-Punkte oder Geld. PD pflegt also sein Spiel kontinuierlich. Sehr löblich.
Die Menüführung ist im Übrigen bisweilen etwas hakelig und leidet unter sehr häufigem Nachladen. Eine streckenweise echte Geduldsprobe. Aber Ladezeiten sind ohnehin ein Thema bei GT5. Insgesamt. Sie dauern einfach zu lange, egal wo.
Kommen wir nun zu den Haupt-GT-Modi:
Der A-spec-Modus:
Hier geht es im Grunde wie gewohnt zur Sache. Auto kaufen, tunen, wenn möglich und dann ab auf die Piste und dem Gegner zeigen, was Sache ist. Je nach Platzierung hagelt es dann Geld und Erfahrungspunnkte und Autos, die man (etwas umständlich über eine Autobörse) der eigenen Garage hinzufügen kann. Leider sind die meisten Autos, die man gewinnt komplett für die Tonne, denn allzu oft bekommt einfach unbrauchbares, uninteressantes Zeugs, wie uralte japanische Plastikbomber, mit denen man ohnehin nirgends fahren kann. Man ist häufig auf die Karren aus den Lizenzen oder eben vom Autohändler angewiesen, weil man die Gewinne selten bis gar nicht in anderen Rennen einsetzen kann. Wobei gerade der Gebrauchtwagenhändler so gut wie nie wirklich nützliches anzubieten hat.
Der B-spec-Modus:
Hier kann man sich mal mehr, mal weniger entspannt zurücklehnen und einen angestellten Fahrer seine Arbeit verrichten lassen. Irgendwann hat man einen ganzen Rennstall zusammen bestehend aus mehreren Fahrern, die man vor allem auch für die Ausdauerrennen benötigen wird. Man sollte hier darauf achten, die Fahrer allesamt hochzuleveln, weil sie sonst im ernstfall einfach nur blöd im Sand rumfahren.
Was mich besonders am neuen B-spec stört ist, daß man das Spiel weder vorspulen (Geschwindigkeit erhöhen), noch pausieren kann. Keine Ahnung, warum das so sein muß, aber es nervt höllisch.
Mittels der Befehle "langsamer fahren", "Tempo halten", schneller fahren" und "überholen" kann man nun auf seinen Fahrer Einfluß nehmen und ihn entsprechend anweisen. Dabei bleibt er dann cool oder gerät derart in Wallung, daß es ihn zornbedingt von der Strecke reißt. Es ist also Fingerspitzengefühl gefragt. Gerade zu Beginn der B-spec-Karriere kostet das Nerven, denn Kollege B-spec-Fahrer hat teilweise sehr eigenwillige Methoden, ein Rennen zu bestreiten.
Ab der höchsten B-spec-Rennklasse kann man dann auch den Befehl zum Boxenstopp geben.
Ein klein wenig erinnert die Zusammenstellung und das Gameplay an ein Rollenspiel, wenn auch entfernt, wenn man seinen Avatar wählt, sich aussucht, ob er heißblütig fährt oder kühlen Kopfes, ob er körperlich stark oder mental rüstig ist und dann beginnt, ihn hoch zu leveln. Ist vll nicht jedermanns Sache, aber es hat durchaus seinen Reiz. Es ist schon ein Fortschritt zum B-spec in GT4.
Grafik:
Hier kommen wir zu einem ganz heiklen Thema.
Schon immer war die Marke GT dafür bekannt, in ihrem Genre Maßstäbe zu setzen. GT5: Prologue hat hier einen wriklichen leckeren Vorgeschmack gegeben.
Aber, und das sei hier vorweg genommen, dieser gute Vorgeschmack hat sich bei GT5 zu einem faden Beigeschmack gewandelt.
Warum? Nun. Es war, das ist richtig, von Anfang an bekannt, daß PD die Autos teilen wird in sog. Premium-Modelle und Standard-Ausführungen. Diese sollten sich vor allem darin unterscheiden, daß die Standard-Wagen keine Cockpit-Ansicht bieten. Warum man allerdings zB einen Bugatti Veyron nur als Standard anbietet und dagegen einen popligen Fiat 500 als Premium, wird wohl ewig ein Rätsel bleiben.
Damit aber nicht genug. Die S-Modelle sind grafisch teilweise unterirdisch und einfach plump aus GT4 rüberkopiert. Bei manchen Autos hat man sich hier mehr Mühe gegeben (bspw. Nissan Skyline), bei vielen aber scheinbar einfach keine Lust gehabt. Die Autos strotzen nur so vor verwaschenen Grafiken, pixeligen und eckigen Radkästen, konturlosen Rändern und Aliasing. ich übertreibe hier keinesfalls: manche Wagen sind schlicht und ergreifend eine Frechheit und es wäre besser gewesen, diese rauszunehmen, als solch eine Schande einzubauen. Das ist dieses Spiels einfach unwürdig.
Auch bei den Strecken gibt es Licht und Schatten. Teilweise sind die Kurse sehr schön gestaltet und bieten auch außerhalb der Strecke Abwechslung, wie bspw. die Eiger Nordwand. Da stehen 3D-Figuren, die jubeln, es wehen die Fahnen. Schön! Aber das ist leider die Ausnahme. Auf den meisten Strecken ist die Grafik zwar annehmbar (von Trial Mountain abgesehen mit dem häßlich flimmernden See), aber es herrscht absolut tote Hose. Keine Streckenposten sind zu sehen, keine Zuschauer - und wenn doch sitzen leblose 2D-Pixel auf der Tribüne, die keinen Mucks von sich geben.
Außerdem: warum hinterlasse ich keine Spuren auf den Ausweichflächen (Sand und Gras etc.), wenn ich da durch rausche?
Hinzu kommt, daß das Spiel unter heftigsten Grafikfehlern leidet. Das Bild wird ständig unschön zerrissen (Tearing) und die Autos leiden unter extremem Flimmern und Aliasing. Die Schatten der Autos sind so grobpixelig und peinlich gestaltet, daß man das Gefühl hat, auf der PS1 unterwegs zu sein. Das sieht wirklich ganz übel aus! Überhaupt finde ich, daß die Grafik der Premiummodelle zwar ganz hübsch ist, aber von dem in den Vorschauen verprochenen Glanz wenig geblieben ist.
Spieleumfang:
GT5 versprach laut Nachrichtenmeldungen über 1.000 Autos auf mehr als 20 Strecken.
Nun, dieses Versprechen wurde gehalten. Aber wozu bitte brauche ich alleine gut 60 Nissan-Wagen mit bald 40 Skyline-Versionen?! Liebes PD-Team, warum streicht ihr davon nicht 50 Stück und investiert die Zeit in Premium-Modelle?
Die Strecken sind zahlreich vorhanden, wobei ich mir etwas mehr Weltstrecken gewünscht hätte, was aber vielleicht an Lizenzen scheiterte, wer weiß. So fehlen nach wie vor Hockenheim, Norisring, Bathurst oder Spa. Schade, denn GT5 ist, das sieht man auch jetzt wieder an den wöchentlichen Verkaufszahlen aus den einzelnen Kontinenten, das Produkt, das sich vor allem in Europa am besten verkauft. Der Fokus auf japanische Wagen, der schon immer vorhanden war, verwundert daher nach wie vor. Die Porsche-Lizenz ist noch immer nicht dabei und wird, wie gewohnt, durch RUF kompensiert. Überflüssig sind Premiummodelle, wie der VW Bulli und der VW Kübelwagen. Was soll das, bitte?
Folgende Strecken sind (vorwärts/rückwärts) in mehreren Varianten enthalten:
* Fuji Speedway
* Suzuka Circuit
* Daytona International Speedway
* Tsukuba
* Circuit de la Sarthe
* Nürburgring
* Nordschleife
* Indianapolis Motorspeedway
* Monza
* Top Gear
* Laguna Seca
* High Speed Ring
* Cape Ring
* Autumn Ring
* Deep Forest Raceway
* Grand Valley Speedway
* Eiger Nordwand Track
* Trial Mountain Circuit
* London
* Rome
* Circuito de Madrid
* Tokyo R246
* Côte d'Azur
* Special Stage Route 5
* Special Stage Route 7
* Toscana
* Chamonix
Neben fehlenden Welt-Rennstrecken fehlen also auch Seattle, Infineon Raceway, Teststrecke, Twin Ring Motegi, Seoul, Hong Kong, New York, Midfield Raceway, El Capitan und andere. Es gibt demnach wieder viel Strecken-Recycling (aber seien wir ehrlich: wir wollen die alten Strecken alle haben!) und leider nur wenig Neues.
Was den Wagenpark anbelangt: es gibt "nur" 200 Premiummodelle. 200 Fahrzeuge sind schon eine immense Anzahl. Aber wer genauer hinschaut, merkt, daß sich das wieder relativiert. Der bereits genannte VW Kübelwagen, der Fiat 500 (das Bonbon auf Rädern) und andere Autos, die eigentlich niemand will, wurden aufwendigst nachgebildet inkl. Innenraum. Ich weiß nicht, warum.
Daneben gibt es über 800 Standard-Modelle, die, wie bereits gesagt, von "boah geil" bis "was ein Scheiß" reichen und selten wirklich hübsch aussehen. Mir persönlich wäre es lieber gewesen, PD hätte sich auf 300 echte Premiummodelle konzentriert und dann wirklich alles fein gestaltet. So aber wirkt das wie Murks. Hauptsache Masse, keine Klasse, zudem man die meisten Karren einfach nur sammelt, aber nie wirklich fährt.
Eine Frage noch PD: wieso kann ich in der Garage meine Autos nicht drehen und von allen Außen- und Innenseiten bestaunen?
Die Fahrphysik:
Kommen wir zum Wichtigsten. Die Fahrpysik in GT5 sucht einmal mehr ihresgleichen. Da gibt es gar keine Diskussion in meinen Augen. Hier wird die Liebe zum Detail bei Polyphony wieder sichtbar, denn die Wagen fahren sich alle unterschiedlich und jede nur noch so winzige vorgenommene Änderung an Bauteilen oder Setup macht sich in irgendeiner Form bemerkbar. Das ist einfach echt geil! Ziehe ich Komfortreifen auf (die Normalen) fährt sich die Kiste ganz anders, als bspw. mit mittleren Rennreifen. Montiere ich Spoiler, habe ich bessere Downforce, installiere ich Semi-Renn-Schwungräder, ist das Ansprechverhalten besser usw usf. Hier wurde, zum Glück, ganze Arbeit geleistet.
Die Tuning-Optionen:
Wie schon angedeutet, läßt PD hier kaum Wünsche offen. Vom Motortuning, über den Einbau von Turbos, bis hin zur Gewichtsreduktion und dem Einbau von voll einstellbaren Getrieben und Fahrwerken oder Differenzialen, es gibt einfach alles! Und das schöne ist eben, daß man die eingebauten Teile und vorgenommenen Änderungen erst einmal testen kann, bevor man sich ins Rennen stürzt. Nur 100%ige "Simulanten" wünschen sich hier noch mehr.
Der Sound:
In puncto Klang hinterläßt GT5 einen zwiespältigen Eindruck. Die Motorensounds klingen zwar tief und rund, aber sie ähneln sich zu sehr. Da steigt man in einen alten Mazda und der röhrt wie ein V8. Da stimmt was nicht.
Viel kurioser ist aber der Klang, wenn die Autos aneinander rempeln. Egal, ob man aus der Cockpitansicht spielt oder von der Stoßstange her auf die Piste blickt, die Autos klingen bei Kontakt immer so, als würden zwei zornige Gießkannen einen Ringkampf ausüben. Ein dumpfes "Böng" erschallt und läßt den Spieler fragend zurück: "Was war das jetzt?"
Ansonsten kann man über den Klang im Spiel nicht meckern. Solide.
Die Steuerung:
Im Hinblick auf die Steuerungsmöglichkeiten hat PD keine Wünsche offen gelassen. Es werden zig Lenkräder unterstützt, sowie die normalen Controller plus (angeblich) MOVE. Auch wenn oft anderes behauptet wird: MOVE wird, wie gesagt, nicht unterstützt. Ich selbst spiele GT seit jeher mit dem Gamepad und jammere über meine wunden Finger. Über die Einbindung von anderen Steuerungsmöglichkeiten, vornehmlich Lenkrädern müssen also leider andere urteilen.
Der Streckeneditor:
Neu in GT ist ein integrierter Streckeneditor. Wer nun aber denkt, hier in völliger Freiheit seine eigenen Kurse designen zu können, der wird enttäuscht. Es gibt vorgefertigte Ringe, die man sich mit verschiedenen Parametern anpassen kann, wobei sich dann die Streckenführung verändert. Mehr nicht. Ein sicher ganz nettes Feature, ich persönlich brauche es nicht, um glücklich mit dem Spiel zu werden. Hätte man auch weglassen und die Ressourcen anderweitig nutzen können.
Multiplayer:
Ich habe folgende Möglichkeiten des MP getestet: Online vs. Freunde und online vs. Fremde.
Hat man sich einmal im (für mich) etwas wirren Menü zurechtegefunden, findet man sich doch bald auf heimischem Terrain wieder. Man kann aus seiner Garage ein Auto wählen, daß einem zuvor festgelegten Reglement entspricht und kann dann gegen Freunde oder gegen Leute aus aller Welt antreten. Mir persönlich gibt es nicht viel, gegen irgendwen zu fahren, ich bin aber auch kein typischer Onlinespieler, im Gegenteil. Ich mochte es schon immer viel lieber, gegen meine eigenen Kumpanen ins Feld zu ziehen. Und das hat wirklich Laune gemacht. Split-Screen-Rennen gibt es wohl auch, habe ich gelesen, ich habe es aber noch nicht ausprobiert.
Fazit:
Nun, ist das GT-Feeling wieder da? Ganz klar: ja! GT5 ist ein GT, keine Frage, und es ist auch ein wirklich gutes Spiel. Aber dieses gute Spiel, weist dieses Mal einfach zu viele Kratzer im Lack auf. Ladezeiten, Grafikfehler, Soundfehler und Fehler im Detail hinterlassen einen faden Beigeschmack an dem sonst wieder tollen Gericht. Man kann sich aber sicher sein, daß sich PD um sein Baby kümmern wird - wie? Nun, das wird die Zeit zeigen. Zum jetzigen Zeitpunkt verfehlt GT5 aber klar die Zieldurchfahrt als Spitzenprodukt.
GT5 ist gut! Es macht Spaß, es ist anspruchsvoll, es ist meistens realisitisch und sorgt für das typische "ach, dieses eine Rennen noch, dann ist Schluß"-Gefühl. Aber GT5 ist dieses Mal nicht sehr gut. Es ist überladen mit sinnlosen Fahrzeugen und hat in der Entwicklung scheinbar den Fokus auf falsche Features gelegt (Headtracking, 3D), die man hätte nachliefern können.
PD ist hier an den eigenen Ansprüchen und vor allem an der selbst erzeugten Erwartungshaltung gescheitert.
Aber wie gesagt: das Spiel ist dennoch toll, macht Spaß und sollte auch gekauft werden. Ich hoffe nur, daß PD patcht, was das Zeug hält.
8/10 (gerade noch)