Warum wird das Lügen verachtet, jedoch Heuchelei "toleriert"

cerasus hat aber Recht. Die meisten sagen von sich immer, dass sie "anders" sind, dass sie nicht lügen und weiß der Teufel. Am Ende sind sie doch im Mainstream, hängen auf Partys und versuchen sich anzupassen. Es ist völlig normal, wenn man von sich sagt, dass man etwas anders ist aber dann bei anderer Gelegenheit völlige Gleichheit demonstriert.
 
@Thomas

Ich habe keine Analyse gemacht. Ich habe klar und deutlich anhand was er geschrieben hat nur gesagt, dass sein Beitrag Lügen enthält. Ich habe weder behauptet er tut das immer, noch gesagt jeder ist so oder irgendwie ihn verallgemeinert. Ich habe mich also nur auf diesen Beitrag bezogen und nicht auf seine Person.
Schau mal, in diesem Thread geht es um Lügen und Heucheleien, richtig? Und jemand (in diesem Falle China) verwechselst hier seine Direktheit/Offenheit damit, dass er denkt er lüge nicht (zumindest habe ich das so verstanden) und lügt schon allein in seinem Beitrag.
Ich lüge die Leute net an.
Dafür kann ich mir beim Rest sicher sein,
Ich konnte noch nie Theater spielen
Was denkst du dann? Als ich es gelesen haben, dachte ich "Ach komm, jeder hat mal gelogen und lügt ständig, jeder misstraut(e) jedem und jeder hat mal in seinem Leben eine schauspielerische Leistung erbracht. Also kann es nicht stimmen was er sagt. Es hätte auch Person xy das alles schreiben können, man muss doch objektiv sagen, dass in diesem Beitrag Lügen vorhanden sind.

Und ich betrachte nicht euch beide direkt als Lügner, sondern jedes Lebewesen, das einen Verstand besitzt, also mit eurer Direktheit hat das nichts zu tun. Denn eine Lüge ist unausweichlich. Also Jeder in diesem Forum lügt ständig, hat ständig gelogen und wird ständig lügen (Achtung: ständig ist ein dehnbares Begriff). Und genauso viel heucheln. Jetzt habe ich das verallgemeinert und jetzt wird mir sicherlich gleich vorgeworfen, dass man das nicht sollte. Naja in dieser Sache sollte man das denke ich. Zu guter Letzt, ja auch ich habe einen Verstand, somit gehöre ich auch zu "diesen" Menschen.

Edit: Hoffe das Wort "Direktheit" existiert *g* . Ach und ich möchte nochmal betonen, dass ich nicht das Ganze mutieren lassen möchte und wir uns gegenseitig fertig machen. Sein Beitrag hat nur gut gepasst in das, was ich meine.


mfg
 
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ich bin immer für neue worte offen :D

wie gesagt, hier und da ne kleine lüge ist ja ok - und auch irgendwie unvermeidbar. dennoch gibt es leute die sich regelrecht durchs leben heucheln und lügen.

keine sorge wir machen uns nicht fertig, ich kann dich und deine meinung ja gut nachvollziehen und gewissermaßen haben wir ja alle recht. jeder hat eine andere auffassung einer lüge und reagiert anderst drauf - will damit sagen das eine lüge, welchen einen menschen sehr verletzt einem anderen recht egal sein kann. und genau deswegen lässt sich bei diesem topic auch kein gemeinsamer nenner finden.

manche lügen um stress aus dem weg zu gehen, andere sagen lieber die wahrheit in der gleichen situation, nehmen den stress auf sich und haben dafür vielleicht ein reineres gewissen. das muss aber jeder mit sich selber ausmachen :)
 
Gerade bei der Arbeit verstellt man sich automatisch. In ganz seltenen Fällen brauch man das nur nicht.

Man kann in den meisten Fällen
- den Kunden nicht seine Meinung sagen
- dem Vorgesetzten nicht seine Meinung sagen
- den Kollegen nicht seine Meinung sagen

denn dies würde das Betriebsklima beeinträchtigen, könnte zu einer Kündigung führen, zu weniger Geld, weil der Chef unzufrieden mit dir ist, bzw. die Kunden unzufrieden sind.

Also wer hier sagt, er verstellt sich nie der lügt wie gedruckt und tlw. sind dies sogar die Leute die im wirklichen Leben nie sagen was sie denken.

Selbst die Arbeitslosen müssen sich verstellen oder hat davon schonmal ohne Konsequenzen einer den Gegenüber vom Amt einer die Meinung gesagt!

Ganz wenige können ihre Meinung sagen, allerdings sind dies Leute, die in Machtpositionen sind und andere von ihnen abhängig sind oder ob sie ihn mögen so wie er ist.
 
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Freie Meinung und ein weitestgehendst selbstbestimmtes Leben in unserer Zivilisation kann doch nur der haben, der reich geboren wurde ;-)
 
Selbstbestimmung und freie Meinung kann man sich nicht kaufen. Für selbstbestimmtes Leben braucht man nicht reich sein. "Die Freiheit zu tun, was man möchte" gleichzusetzen mit "Die Freiheit zu kaufen, was man möchte" beschreibt sehr gut, warum es so vielen Menschen in diesem Lande so "schlecht" geht und warum so viel gejammert und, da wären wir wieder, geheuchelt wird.

Wohlstandskrankheit ...
 
Um mal wieder auf die ursprüngliche Fragestellung zu kommen.

Lügen wird dann verachtet, wenn die Lüge als Mittel dazu gesehen wird, jemandem etwas böses zu tun.
Lügen wird dann tolleriert, wenn die Lüge als Mittel dazu gesehen wird, jemandem etwas gutes zu tun.

Ob man es dann "Verschweigen der Wahrheit", "Flunkern", "Lügen", "Heucheln" oder sonstwie nennt, ist dabei relativ irrelevant.

Um das Beispiel bzgl das Outfit der Freundin aus dem Thread aufzugreifen:
In dem Moment, wo man der Freundin sagt "Es ist okay" und das "aber nicht perfekt" verschweigt, wird das Lügen in den Augen des Lesers dazu verwendet, etwas gutes zu bewirken, nämlich dass der Abend losgehen kann und nicht im Klamotten-Such-Stress und Ehekrach endet.
Wenn die Frau jetzt aber von einem bekannten hört, dass ihr Kerl sie über seine Einschätzung ihres Outfits belogen hat, erkennt sie darin nichts gutes oder etwas negatives. Daraus resultiert dann ihre eschoffierte Reaktion.

Es geht also im Endeffekt nicht darum, ob man die Wahrheit sagt oder nicht, sondern darum, ob die anderen denken, dass man ihnen (oder anderen) mit seinem Handeln etwas gutes tut - oder eben nicht.
 
Eine Lüge wird von Leuten häufig da angebracht wo sie denken das andere ihnen dann keine Toleranz oder irgend ein Verständnis mehr schenken.

Hast du andere Ansichten die in einer Gruppe nicht auf akzeptanz stößt, doch du musst mit diesen Leuten zu tun haben ( Schule, Beruf etc.. ), dann wirst du, ohne die nötige Lust auf auseinandersetzung, Lügen müssen.

In gewisser Weise ist die Eigenart auch in anderen Säugetieren gegeben die in Gruppen leben. Hunde versuchen auch einen zu übertrumpfen in Sachen Rang und Futter, doch bei starkem gegendruck beugen sie sich und versuchen das Herrchen zu verarschen.
 
Das was du "lügen" nennst, kann je nach Situation "jemandem Leid ersparen" heissen.

Wenn dich ein langjähriger Freund, der es im Leben zu nichts gebracht hat, fragt ob er ein Versager ist, antwortest du mit "Ja"? Oder versuchst du ihn aufzubauen indem du es so drehst und wendest dass er in einem besseren Licht dasteht?

Das gleiche Konzept gilt in stärkerer und schächerer Ausprägung in unzähligen Situationen des alltäglichen, menschlichen Miteinanders. Auch sollte man nicht vergessen, dass Wahrheit nicht absolut ist, sondern immer relativ zum Betrachter. Das Beispiel mit der Freundin, die fragt wie einem ihr Outfit gefällt illustriert das sehr schön: Man selbst findet es durchschnittlich, das ist die eigenen Wahrheit. Sie findet es schön, das ist ihre Wahrheit. Keine der beiden Wahrheiten ist richtiger oder "wahrer" als die des anderen.

Wenn jemand also tatsächlich durch's Leben geht, und jedem die (oftmals nur eigene) Wahrheit unter die Nase reibt, wird er damit vielen Menschen unnötig wehtun. Und das macht ihn zu einem schlechten Menschen.
 
Das Beispiel ist etwas unglücklich. =/ Wenn mich ein langjähriger Freund fragt, ob er ein Versager ist, und es stimmt ... dann sage ich es ihm. Aber nicht herablassend. Dann helfe ich ihm. Oder er mir, je nach dem, der die Frage stellt. ;)
 
Unsere ganze Gesellschaft basiert doch mehr oder weniger auf Heuchelei.
Alles was dem Zwecke der Gesellschaft erfüllt.

Die Wahrheit können nur die wenigsten ertragen.
 
sehr interesante und anregende philosofische fragestellung.

es ist wirklich traurig manchmal das so viele leute lügen tun. aber wenn ich ehrlich bin tu ich das auch mit leuten (meistens fische) die ich nicht leiden kann.

notlügen gegenüber frauen freunden oder verwanten zählen türlich nicht. das mach ja jeder und das ist moralich auch auf jeden besser als die frage "wie seh ich heute aus?" oder "hab ich das gut gemacht?" mit nein zu beantworten. da finde ich findet jeder normale mensch das es besser ist zu heucheln... da freut sich der andere und man selber hat auch kein schaden. frieden freuden eierkuchen.

und heucheln fängt ja schon damit an mit "wie gehts dir?" oder in läden wenn die leute sagen "schön sie zu sehen" "gerne geschehen" usw. usw.

es ist für eine moralisch hochweritge gesellschaft finde ich wichtig zu heucheln weil es keine guten alternativen gibt!°
 
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chinamaschiene schrieb:
es ist für eine moralisch hochweritge gesellschaft finde ich wichtig zu heucheln weil es keine guten alternativen gibt!°

Der Satz macht keinen Sinn.
Oder ist seit neuestem Heuchelei selbst zur einer Moral geworden?

Und ob die Gesellschaft in der jetztigen Form moralisch hochwertig ist, halte ich für sehr fragwürdig.
 
Wenn ich mir überlege, dass jeder Mensch angeblich bis zu 200 mal am Tag lügen soll, kann ich das gar nicht glauben.
Wenn ich von solchen Aussagen ausgehe, dann wäre ja im Durchschnitt jeder 2. Satz am Tag eine Lüge, das grenzt wohl eher an Unwahrscheinlichkeit. Somit wäre ich Tag für Tag von lauter notorischen Lügnern umgeben, das wäre schlichtweg eine Katastrophe.
Wenn ich solchen Sachen Glauben schenken würde, dann dürfte ich jedes "Guten Morgen" usw schwer glauben dürfen. Oder ich würde nach der Aussage "Es regnet draussen" direkt immer rausrennen um zu sehen, ob das auch stimmt, weil das ja schon wieder eine Lüge sein könnte....

Ja sicher lügt man manchmal, der eine um zu imponieren, der andere aus Prinzip. Ich kenne auch einige Menschen, bei denen man nie glauben kann was sie erzählen, aber dem Grossteil der Menschen mit denen ich Kontakt habe, traue ich ein notorisches Lügen Tag für Tag einfach nicht zu.

Nehmen wir nur einmal das Beispiel Fussball. Man guckt sich in einer Männerrunde ein Spiel an, und es dauert nicht lange, bis einer posaunt: "Das kann doch nicht so schwer sein, den hätte ich mit nem Fallrückzieher blind ins linke Eck geschossen!"....Bumm, gelogen. :lol:

Oder nehmen wir das Beispiel Geschäftsführer/in in der Firma, in der man angestellt ist. Keiner wird dem Mann/der Frau sagen, dass man sie/ihn eh nicht ausstehen kann, oder denen offen ins Gesicht sagen, dass man dem/der die Pest an den Hals wünscht, wenn man wieder mal zig Überstunden schieben muss, während sie mal wieder pünktlich nach Hause gehen.....Man glaubt gar nicht, wie oft man hinter dem Rücken sagt "Da kommt der/die Alte", und sagt im gleiche Satz "Schönen guten Morgen, sie sehen heute wieder gut aus...."
Ich möchte diesen Menschen sehen, der offen zu seinem Chef sagt, dass er ihn eh nicht ausstehen kann, und er ihn in am Hintern kratzen soll usw. (Es sein denn, man kennt sich schon seit Ewigkeiten, und ist per Du).

Oder man geht zu einem Geschäftsessen mit eventuell zukünftigen Geschäftspartnern. Wer ist dann so ehrlich, und sagt einem dann ins Gesicht "Sie sehen Scheisse aus mit der Krawatte. Wer hat denn das Scheissding ausgesucht?", oder "Es tut mir leid, sie stinken nach Achselschweiss, eine Dusche haben sie wohl schon länger nicht mehr von innen gesehen....".
Ja sicher kann man sowas vielleicht verlauten lassen, etwas höflicher verpackt, aber das wäre trotzdem nicht ganz ehrlich. Denn wenn ich rigoros ehrlich sein will, dann sage ich auch was ich über den Menschen denke, und das ohne "schöne Verpackung". Diese Aussagen würde ich erst Recht nicht, auch nicht mit schöner Verpackung von mir geben, wenn ein 100 Mio-Euro Auftrag vor dem erfolgreichen Abschluss steht.

Ein letztes Beispiel: Man wird von einer Streife angehalten, weil man ein wenig zu schnell war, oder die TÜV-Plakette abgelaufen ist. Wer sagt denn dann nicht" Ich habe das 80er-Schild nicht gesehen", oder "Die Plakette wollte ich eh morgen erneuern lassen" , oder "Das Rücklicht ist kaputt? Das habe ich überhaupt nicht bemerkt."......

Diese Beispiele zeigen, dass man schon ab und zu mal eine "Höflichkeitsheuchlerei" oder Lüge von sich gibt, aber dass man nun gleich 200 Mal am Tag lügen soll, halte ich für masslos übertrieben. :lol:

Aber genauso wenig glaube ich, dass es Menschen gibt, die ihr Leben lang grundsätzlich ehrlich sind und niemals lügen. Das halte ich persönlich auch für eine Lüge. ;)
 
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_Systemfehler_ schrieb:
jedes "Guten Morgen"

Ich meine, ich haette damals auch diesen Artikel gelesen, in dem stand, dass wir im Schnitt 200 mal luegen. Dabei wurde auch gesagt, dass z.B. solche Floskeln als Luegen gewertet wurden. Es kommt eben haeufig vor, dass sowas automatisch gesagt wird, ohne dass man sich gross Gedanken darueber macht, oder es wirklich meint. Dadurch kam man eben auf diese Zahl.

Ich versuche auch moeglichst ehrlich zu meinen Mitmenschen zu sein, leider merkt man wirklich, dass viele mit der nackten Wahrheit nicht klarkommen. Die sind dann fast schockiert, dass sie etwas ungeschoent gesagt bekommen.
Ehrlichkeit kann eben auch verletzend sein...
 
Also ich lüge das sich die Balken biegen, vor allem wenn es mich vorwärts bringt, mich aus heiklen Situationen befreit oder auch nur dazu beiträgt mir meine Ruhe zu bewahren.

Viele meiner Mitmenschen wissen das und wems nicht passt der hat Pech gehabt.
 
Also diese gewissen "Standartlügen" finde ich nicht schlimm, da sie eig normal sind.
Ich probiere immer möglichst ehrlich zu sein, aber das geht halt nicht immer.
Manchmal muss man sich halt auch mal zurückhalten und was für sich behalten.
Aber was mir auch mal aufgefallen ist, ist um so öfters man schon mal bewusst gelogen hat umso niedriger wird die Hemmschwelle wieder zu lügen.
 
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