"Unlesbarkeit ist erwünscht"
Das ist Ofuskation und ein Antipatern der Softwareentwicklung. Wer sich das JS in lesbar ansehen will zieht den Code durch entsprechende Entwicklungsumgebungen und hat gar kein Problem damit. Damit ist nichts gewonnen.
"einziger Einwand irrelevant"
Der Einwand ist nachwievor, minification bedeutet Aufwand für Entwickler. Dieser Aufwand ist in aller Regel nicht gerechtfertigt.
"Angular Entwickler hinter der Zeit"
Jain, der Quellcode von Angular ist vergleichsweise riesig, vor allem wenn man die Kommentare drinnen lässt (für das Entfernen dieser bin ich durchaus). Wenn ich eine Bibliothek anbieten würde, würde ich auch versuchen diese in einer Form anzubieten die die halbwegs gescheit läuft. Egal ob der Webserver und die Entwickler die die Bibliothek einbinden DAUs sind oder nicht.
Gescheite Entwicklungen die Angular nutzen werden ihren eigenen JS Code samt Angular durch einen Treeshaker laufen lassen und so tendenziell ohne minification ein besseres Ergebnis erhalten als Jene, die ohne Treeshaker das gesamte, minimierte Angular einbinden.
Ansonsten ist das "aber guck mal, die machen das auch" eine schlechte Idee. Wie überall auch halten sich in der IT viele Mythen und veraltetes Wissen. Minifiacation war vor Jahren der Hit, wurde durch die stetige Weiterentwicklung von Kompression, dem HTTP Protokoll und der JS Engines völlig überholt.
"weniger Kompression macht Unterschiede größer"
Da muss man schauen wie der Tradeoff zwischen Übertragungsdauer und CPU-Zeit bei Server und Client ausschaut ausschaut und ob es überhaupt lohnt an der Stelle zu optimieren. Wie gesagt, da kämpft man um >10ms Zeit. Da gibt es in der Regel andere Stellen, wo mehr Zeit flöten geht.
"Grep und JS Parser sind verschiedene Welten"
Nö, das Parsing läuft vergleichbar ab, erst das Interpretieren/Compilieren des geparsten Textes benötigt ernsthaft CPU-Zeit. Wobei es da dann wirklich egal, ob eine Variable "Knuddelpuff3000" lautet oder einfach "a", da es sowieso durch etwas Maschinenlesbares ersetzt wird.
"Realistisch sind 32kbit/s in der Drosselung und/oder Edge"
Bei der Bandbreite mit den entsprechenden Latenzen und dem zu erwartendem Packetloss muss man bereits beten, dass der TLS Handshake überhaupt klappt. Wer Clienten bedienen, wo diese Bandbreite ernsthaft relevant ist, sollte Seite grundsätzlich so aufbauen, dass möglichst gar kein JS und keine Medien ausgeliefert werden..
"Da kann man Variablen-Namen, Leerzeichen & Co genauso dazuzählen."
Das sind grundlegend verschiedene Dinge. Klassen, Methoden und funktionales JS müssen komplett durch den JS-Interpreter durchgeschleust werden. Das ist vom Aufwand her eine wirklich komplett andere Welt als beim initialem Parsen Füllzeichen zu verwerfen.
Ich empfehle dir mal diesen Artikel samt Video:
https://v8.dev/blog/ignition-interpreter
Stand 2016 ist zwar auch schon wieder alt, aber es wird gut erklärt.
Wichtig ist u.a.
Füllzeichen werden beim Orangem Parser bereits ausgefiltert. Also sehr früh und vor allem sehr schnell (100MB/s bis xGB/s je nach CPU). Jede Klasse, jede Methode die mit ausgeliefert wird, aber nicht genutzt wird, muss diese Kette jedoch bis inkl. zum rotem Interpreter durchlaufen. Dabei sind die grünen Prozessschritte deutlich komplexer als der Parser.
Also ungenutzten Code ausliefern -> Bloat
Füllzeichen ausliefern -> Wayne
Edit: Das ist die vereinfachte Darstellung des Ablaufs eines Teils der V8 JS Engine. Das komplette Ding ist komplexer, es ändert aber nicht viel am Sachverhalt.