Webentwicklung vs Desktopentwicklung

Jack159

Lieutenant
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Hallo,

Bis vor einiger Zeit dachte ich, dass ich nach dem Studium warscheinlich als Desktopentwickler (=normale Desktopsoftware entwickeln in beispielsweise Java, C#, C++ etc.) arbeiten möchte. Die Webentwicklung, womit ich HTML+CSS+PHP verbinde, hatte ich bis dahin immer abgelehnt. Einerseits fand ich diese zu Anspruchslos (zumindest das Backend, denn mit viel mehr als DB-Zugriffe hat man es da eh nicht zu tun) und andererseits unpassend, da ich kein Designer bin, was zur Webentwicklung aber nunmal dazugehört. Zwar wird vielerorts in Frontend und Backend aufgeteilt, aber dennoch sollte man beides können.

Jetzt hatte ich mich seit einiger Zeit aber mal mit PHP (zumindest ganz oberflächlich) beschäftigt und muss zugeben, dass mich das ganze doch schon gepackt hat.
- Man hat einfach verdammt schnell etwas aufgesetzt. Einzelne Funktionalitäten wie z.B. ein Login oder eine Anmeldung sind sehr schnell implementiert. Da steckt ja nicht viel hinter.

- Das Design muss auch keiner von Grund auf neu machen, denn dank Bootstrap und Co. hat man schon vieles vorgefertigt.

- Als 1-Mann Team kann man beeindruckende Webseiten schaffen, die durchaus groß werden können.

- Generell dürfte man bei der Webentwicklung wesentlich schneller/einfacher Nebenbei zusätzlich Geld verdienen als beispielsweise in der Desktopentwicklung.

- Eine Webseite ist die einzige "Anwendung" welche wirklich 100% Plattformunabhängig ist, egal ob Windows, Linux, Mac, Windows Phone, I-Phone, Android.... per Browser überall aufrufbar.

- Der Trend, dass immer mehr ins Web/Browser verlagert wird, finde ich intressant. Klassische Desktopprogramme sterben immer mehr aus.

- Die Webentwicklung wirkt mir deutlich frischer, lebendiger und weitreichender. Es gibt zig Technologien, Frameworks usw. Ständig kommt was neues raus. Bei Java hingegen beispielsweise im Vergleich zur Desktopentwicklung kommt mal alle paar Jahare eine neue Version raus...

- Ich habe generell den Eindruck, dass man von den "kleinen jungen innovativen Firmen, die möglichst modern entwickeln" mehr bei den Webentwicklern findet, als bei den Desktopentwicklern.


Wie seht ihr das? Liege ich falsch? Wie ist eure Meinung zu dem Thema?
 
Moin, ich finde es hängt davon ab, in welchem Bereich du dich in den Desktop-Anwendungen bewegst. Daher finde ich die folgende Aussage SEHR gefährlich.

- Der Trend, dass immer mehr ins Web/Browser verlagert wird, finde ich interessant. Klassische Desktopprogramme sterben immer mehr aus.^
 
Die kleinen modernen Firmen (oder auch Start-Ups) bauen mehr auf Smartphone-Apps ... und jeder der die Nutzer erreichen will wird auf eine native Applikation setzen (Sprich bei iOS mit Objective-C, bei Android mit Java oder was auch immer da gerade aktuell ist und bei Windows Phone mit C# geschrieben).
Eine Webanwendung steht einer nativen Anwendungen IMMER in einer Sache nach: Performance. Sei is die Navigation oder das rendern von der UI ... eine Webanwendung wird mit JavaScript immer das nachsehen haben. Zudem ist die Sichtbarkeit höher, wenn sich die App im Store wieder findet.

Auf dem Desktop sieht es anders aus. Hier verlagert sich wirklich immer mehr ins Web. Jedoch hat das auch hier Nachteile: Jeder Browser rendert die Webseite immer etwas anders. Was dir jetzt mehr Kohle bringt ist die Frage.
 
Jack159 schrieb:
Einerseits fand ich diese zu Anspruchslos (zumindest das Backend, denn mit viel mehr als DB-Zugriffe hat man es da eh nicht zu tun)
Da täuschst du dich aber gewaltig. Natürlich lebt vieles von der Datenbank, aber lebt denn eine Desktopanwendung nicht auch von den hinterlegten Daten? Ist es denn ein so großer Unterschied, ob du dein User ne .xls mit Daten hat, oder ob er dei Daten aus ner SQL-Tabelle gespeist bekommt?
Der wirklich interessante Teil ist der, an dem die Daten verarbeitet werden, und hier kannst du bei einer Webanwendung schon verdammt komplex werden. Denk nur mal an all die Variablen, die zu einem Webshop gehören.

und andererseits unpassend, da ich kein Designer bin, was zur Webentwicklung aber nunmal dazugehört.
An Design brauchst du gar nicht so viel, das Design liefert dir ein Designer. Du musst vor allem Backend-Logik erzeugen und selbige in HTML-Code umsetzen. HTML hat nichts mit Design zu tun, nur mit strukturierter Ausgabe der Daten.

- Man hat einfach verdammt schnell etwas aufgesetzt. Einzelne Funktionalitäten wie z.B. ein Login oder eine Anmeldung sind sehr schnell implementiert. Da steckt ja nicht viel hinter.
...sprachs, und schrieb 5 kritische Sicherheitslücken in einer Funktion...
An Webentwicklung ist eines deutlich schwerer als beim Desktop: Den ganzen Scheiß narrensicher machen.

Wenn du beim Desktop pfuschst, dann merkts im Zweifel keiner. N kleiner Bug hier und da, evtl. ne kleine Sicherheitslücke... das ist doch normal. Aber wenn du z.B. bei einem Webshop ne Lücke drin hast, dann wars das. Dann sind all deine Kundendaten direkt flöten.

- Das Design muss auch keiner von Grund auf neu machen, denn dank Bootstrap und Co. hat man schon vieles vorgefertigt.
Das Zeug ist Schrott... Der fähige Entwickler schreibt selbst, Bootstrap & Co. bringen zu viel total unsinnigen Scheiß mit.

- Als 1-Mann Team kann man beeindruckende Webseiten schaffen, die durchaus groß werden können.
Eher: Nein. Ich hab noch niemanden getroffen, der gleichzeitig ein gutes Design entwerfen und die notwendige Backend-Logik schreiben konnte.

- Generell dürfte man bei der Webentwicklung wesentlich schneller/einfacher Nebenbei zusätzlich Geld verdienen als beispielsweise in der Desktopentwicklung.
Pfennigbeträge.... Ein fähiger Desktopentwickler streicht dafür ein viel besseres regelmäßiges Gehalt ein.

Toms schrieb:
Jedoch hat das auch hier Nachteile: Jeder Browser rendert die Webseite immer etwas anders.
Das betrifft für fast alles nur IE<10, für vieles sogar IE<9. Nur für IE8 und niedriger muss man echte Abstriche machen.
 
Daaron schrieb:
An Design brauchst du gar nicht so viel, das Design liefert dir ein Designer. Du musst vor allem Backend-Logik erzeugen und selbige in HTML-Code umsetzen. HTML hat nichts mit Design zu tun, nur mit strukturierter Ausgabe der Daten.

Ich sehe das ganze nicht nur als Beruf sondern gleichzeitig auch als Hobby. Ich würde mich also wenn auch privat damit beschäftigen. Und wenn ich privat alleine dann Webseiten entwickeln will, dann muss ich nunmal auch ein Design erstellen können. Da ich aber kein Designer bin, kommt mir sowas wie Bootstrap gerade recht.

Daaron schrieb:
...sprachs, und schrieb 5 kritische Sicherheitslücken in einer Funktion...
An Webentwicklung ist eines deutlich schwerer als beim Desktop: Den ganzen Scheiß narrensicher machen.

Wenn du beim Desktop pfuschst, dann merkts im Zweifel keiner. N kleiner Bug hier und da, evtl. ne kleine Sicherheitslücke... das ist doch normal. Aber wenn du z.B. bei einem Webshop ne Lücke drin hast, dann wars das. Dann sind all deine Kundendaten direkt flöten.

Da hast du recht. Aber gerade das sehe ich auch als Herausforderung. Zudem finde ich den Bereich auch spannend.

Daaron schrieb:
Das Zeug ist Schrott... Der fähige Entwickler schreibt selbst, Bootstrap & Co. bringen zu viel total unsinnigen Scheiß mit.

Was ist denn daran schrott? Für Leute, die eher im Backend ihre Stärke sehen und schlecht designen können ist sowas doch perfekt? Und anpassbar ist es doch auch beliebig. Zudem liefern Bootstrap und Co. einem direkt ein modernes und aktuelles Design. Dieses Design-Theme wird auch sehr häufig genutzt.

Daaron schrieb:
Pfennigbeträge.... Ein fähiger Desktopentwickler streicht dafür ein viel besseres regelmäßiges Gehalt ein.

Das wäre einer der Kritikpunkte. Wobei ich jetzt nicht genau weiß wie groß der Unterschied beim Gehalt ist (Webentwicklung vs Desktopentwicklung). Allerdings besteht bei der Webentwicklung natürlich die Möglichkeit auch in die JEE Schiene unterzukommen. Diese soll ja glaube ich wieder besser bezahlt sein als z.B. die PHP-Schiene.


Ich muss auch dazu sagen, dass ich als Firmentyp warscheinlich eher die kleine 10-Mann Firma, wo wirklich zielstrebig (aber auch hart) gearbeitet wird bevorzuge als eine größere Firma, wo man eher einen Lapaloma-Job hat. Auf sowas stehe ich eher weniger. Ich habe am meisten Spaß wenn ich gefordert werde und an spannenden Projekten arbeite. Das ganze dann in Kombination mit aktuellsten Tools.
Und gerade von diesen 10-Mann Firmen findet man glaube ich bei der Web- und Mobilebranche mehr als bei der Desktopentwicklungsbranche.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich erstelle Desktop wie auch Webanwendungen. Ich persönlich denke auch, dass es in vielen Bereichen in Richtung Webanwendungen geht, einfach weil man dabei deutlich weniger Ballast mitschleppt. Es muss immerhin beim Client nichts installiert oder geupdated werden. Performance im Sinne von ein paar Roundtrips ist im Business-Bereich meist vollkommen zweitrangig. Die Server haben dafür i.d.R. deutlich mehr Wumms als die meisten Business-Clients, das ist oft ein entscheidender Vorteil.
Meine letzte Anwendung war indes eine Client-Server-Anwendung um Vorteile aus beiden Pendants zu ziehen. Oft hängt die Entscheidung von persönlichen Vorlieben/Erfahrungen der Kunden ab und weniger von den Anforderungen.

Ein in schönes Beispiel ist übrigens dieses Forum im Bezug auf die Tapatalk-Clients. :D

Also, am besten fährst du, wenn du beides drauf hast. ;)
 
Jack159 schrieb:
Was ist denn daran schrott? Für Leute, die eher im Backend ihre Stärke sehen und schlecht designen können ist sowas doch perfekt? Und anpassbar ist es doch auch beliebig. Zudem liefern Bootstrap und Co. einem direkt ein modernes und aktuelles Design. Dieses Design-Theme wird auch sehr häufig genutzt.
Ist es auch, aber es gibt eben Menschen wie Daaron, die alles selbst machen ;)
Für die ist ein Sakrileg, dass es sowas fertiges gibt wo unnütze Sachen dabei sind und man ein paar Byte mehr braucht als eine hand-crafted Lösung.
 
Jack159 schrieb:
Was ist denn daran schrott?
Weil diese dämlichen Frameworks laufend total sinnlose CSS Resets mitbringen, gegen die man dann wieder arbeiten muss. Da wird dann gern mal bei ul/ol das Listensymbol und die Einrückung entfernt, Absätze verlieren gern mal die Abstände,...
Außerdem sieht der Scheiß dann immer gleich aus. So nach dem Motto: Nehmen wir Bootstrap, da sehen wir genauso hip aus wie all die anderen 100000 Seiten, dei Bootstrap verwenden.

Allerdings besteht bei der Webentwicklung natürlich die Möglichkeit auch in die JEE Schiene unterzukommen. Diese soll ja glaube ich wieder besser bezahlt sein als z.B. die PHP-Schiene.
Klar, wenn du einen der wenigen JEE-Jobs erwischst. Im deutschsprachigen Raum ist PHP nun einmal DIE Sprache. Fast jedes anständige CMS basiert auf PHP. Quelloffene Shopsysteme basieren quasi durchweg auf PHP.
Mit was anderem als PHP bist du an eine erlesene kleine Auswahl an Arbeitgebern gebunden. Vor allem kannst du schon aus einem einfachen Grund nichts als Freelancer machen: Du findest keine Server, auf denen dein Mist dann läuft. PHP läuft überall. Mit viel Glück findet man einen bezahlbaren Hoster für Perl oder Python, aber für Java? Na da hab ich doch arge Zweifel.
 
Daaron schrieb:
Außerdem sieht der Scheiß dann immer gleich aus. So nach dem Motto: Nehmen wir Bootstrap, da sehen wir genauso hip aus wie all die anderen 100000 Seiten, dei Bootstrap verwenden.

Aber genau darum geht es doch letzendlich bei einem Design. Der Masse muss es ja gefallen.
Und sobald ich auf eine Seite mit einem Bootstrap-Design stoße, dann wirkt die Seite direkt modern, finde ich.

Wie würdest du denn das Einstiegsgehalt (mit Informatik FH-Bachelor Abschluss) eines Web-Entwicklers einschätzen?
In der Desktopentwicklung hört man immer knappe 40k€/Jahr wären realistisch, ausgehend von Durchschnittsstadt und Durchschnittsfirmengröße.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bootstrap ist Klasse.
Dev Tools auf Basis von HTML/PHP werden damit sehr schnell und günstig (Zeit = Geld) umgesetzt.

Für einen Webshop würde ich das Framework auch nicht verwenden aber für alles andere warum nicht?
 
Toms schrieb:
Die kleinen modernen Firmen (oder auch Start-Ups) bauen mehr auf Smartphone-Apps ... und jeder der die Nutzer erreichen will wird auf eine native Applikation setzen (Sprich bei iOS mit Objective-C, bei Android mit Java oder was auch immer da gerade aktuell ist und bei Windows Phone mit C# geschrieben).
Eine Webanwendung steht einer nativen Anwendungen IMMER in einer Sache nach: Performance. Sei is die Navigation oder das rendern von der UI ... eine Webanwendung wird mit JavaScript immer das nachsehen haben.
Quelle? Wenn Unternehmen wie die BBC auf Hybride HTML5-Apps setzen, wüsste ich nicht wirklich, wo man dort Performanceabstriche < 0.1Sek machen müsste.

Toms schrieb:
Zudem ist die Sichtbarkeit höher, wenn sich die App im Store wieder findet.
Auch hierfür hätte ich gerne eine Quellenangabe?!

Toms schrieb:
Auf dem Desktop sieht es anders aus. Hier verlagert sich wirklich immer mehr ins Web. Jedoch hat das auch hier Nachteile: Jeder Browser rendert die Webseite immer etwas anders. Was dir jetzt mehr Kohle bringt ist die Frage.
Für welche Browser soll das zutreffend sein? IE10 ist vlt. einer der letzten wo man Abstriche machen müsste aber sonst?!
 
Sithys schrieb:
Quelle? Wenn Unternehmen wie die BBC auf Hybride HTML5-Apps setzen, wüsste ich nicht wirklich, wo man dort Performanceabstriche < 0.1Sek machen müsste.

Ob die "Performanceabstriche" annehmbar sind oder nicht, das hängt eben vom Szenario ab. Er sagte nicht, dass man keine guten Webapps bauen kann, sondern nur, dass nicht-native Apps nunmal konzeptbedingt Nachteile haben können. Aber zugegeben, das Wort "IMMER" in Upper-Case ist etwas übertrieben.

Das prominenteste Beispiel ist Facebook: deren App für's Smartphone basierte erst auf HTML5, bevor man auf nativ wechselte

FB-Entwickler über Scrolling-Performance:
This is one of our most important issues. It's typically a problem on the
newsfeed and on Timeline which use infinite scrolling (content is
prefetched as the user scrolls down the app and appended) and end up
containing large amounts of content (both text AND images). Currently, we
do all of the scrolling using JS, as other options were not fast enough
(because of implementation issues).

http://lists.w3.org/Archives/Public/public-coremob/2012Sep/0021.html

Bei diesem Szenario (Timeline) war's eben ein Problem. Heißt nicht, dass andere Plattformen mit anderen Eigenschaften Probleme haben müssen.

LinkedIn ging's ähnlich, man wechselte dort ebenso auf nativ. Die App lief zwar flüssig, der Speicherverbrauch war aber exorbitant:
http://venturebeat.com/2013/04/17/linkedin-mobile-web-breakup/

In beiden Links wird das Tooling und das Profiling für HTML5 Apps kritisiert.

Sithys schrieb:
Auch hierfür hätte ich gerne eine Quellenangabe?!

Wenn ich ihn richtig verstehe, meinte eher das eher aus Marketing-Sicht. Dass eine App im offiziellen Store hier nur von Vorteil sein kann, sollte klar sein.

Sithys schrieb:
Für welche Browser soll das zutreffend sein? IE10 ist vlt. einer der letzten wo man Abstriche machen müsste aber sonst?!

Da stimme ich zu, das Argument ist mittlerweile kaum mehr relevant.
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese Aussagen von Facebook und anderen großen Firmen sollte man kritisch sehen. Die HTML5 App von Facebook war technisch an einigen Stellen schlecht umgesetzt... Facebook ist eine große Firma (und hat durchaus sehr gute Entwickler), das bedeutet aber nicht automatisch, dass die alles richtig und perfekt machen. So große Firmen haben letztendlich auch genug Geld um für jede kleine Plattform auf diesem Planeten eine eigene App zu bauen. Das kann man mit "normalen" Software-Schmieden nicht vergleichen.
Facebook hat auch die Entwicklungsumgebung für native Android Anwendungen komplett umgeworfen und selbstgebaut, da ihnen die Tools nicht ausreichten...

Die Tools und auch die Browser haben sich aber auch weiterentwickelt. In Android 4.4 (mit dem Standard Chrome Browser) funktioniert jetzt z.B. das remote-debuggen per Desktop-Chrome erst richtig gut. Davor konnte man kaum in den Android-Browser reingucken.

Die Performance Lücke wird mit der Zeit immer kleiner. Beispiel: Auf iOS 8 dürfen nicht-Safari-Apps endlich den JavaScript-JIT verwenden! Bis iOS 7 wird JavaScript (außer im Safari) nur interpretiert, da Apple es einfach nicht anders zugelassen hat... und WebGL ist jetzt ENDLICH auch auf iOS 8 freigeschaltet... das ist fast schon traurig.

Der iOS App-Store (und native Apps) wurden übrigens erst ein Jahr nach dem Release vom iPhone 1 "erfunden". HTML5 war vor allem für Spiele nicht ausreichend.
Ein großes Argument für Native-Apps ist auch ganz einfach das Geld. Man kann in Appstores vergleichsweise schnell und einfach Geld verdienen. Das ganze System ist da und die User sind es gewohnt. Zudem stecken die App-Stores 30% der Einnahmen mit ein. Selbst bei in-App Verkäufen. Da hat Google, Apple und Co. nichts dagegen, wenn native Apps bevorzugt werden.
 
T0a5tbr0t schrieb:
Diese Aussagen von Facebook und anderen großen Firmen sollte man kritisch sehen. Die HTML5 App von Facebook war technisch an einigen Stellen schlecht umgesetzt...

Muss man sicherlich beachten, jap... ihr Argument mit der Timeline kaufe ich ihnen allerdings absolut ab. Selbst wenn ich mit einem Desktop-Rechner mit 8GB Ram nur lange genug auf Twitter unterwegs bin, ohne alle paar Stunden die Seite mal komplett neu zu laden, fängt es plötzlich mit Rucklern an - und das, obwohl die Seite selbst ja eher minimalistisch ist. Aber das DOM wächst nunmal immer weiter. Bei nativen Apps mit Views und Adaptern gibt es hingegen schon von Haus aus Mechanismen, um Content bei langen Listen rein und wieder raus zu laden.

T0a5tbr0t schrieb:
Die Performance Lücke wird mit der Zeit immer kleiner.

Das ist das schöne daran.
 
Ich hatte mal in einem Infinite-Scroll - Plugin einen Bug, dass die Nicht-JS - Pagination, die als Basis dient, bei jedem Weiterblättern dupliziert wird, und zwar exponentiell. Die Pagination enthielt nur ein Dutzend kleine DOM-Elemente, aber nach 5-6 Duplikationen (also 2^6 Pagination-Blöcke á ~12 Elemente) konnte man mit der Seite einen Sandy Bridge i5 mit 8GB RAM in die Knie zwingen.
 
Naja, wann hat Facebook denn eine HTML5 App entwickelt? 2012 sah das auch alles noch anders aus. Heutzutage mit Cordova/Phonegap/Sencha/jQM etc. ist das doch ein Kinderspiel eine App mit HTML5 zu bauen, die das Look 'n Feel einer nativen hat. Speicher mag sein, ja. Wäre für meine Apps aber eher irrelevant, da diese nicht ein Ausmaß wie Facebook annehmen.

Trotzdem danke für die aufschlussreichen Infos carom
 
Speicher IST relevant. Je länger die App offen ist oder je weiter man in der Timeline zurück scrollt, desto komplexer/länger wird das DOM, und damit fangen die Probleme eben richtig an.

Wenn du sehen willst, wie brutal so etwas enden kann, schreib mal in PHP eine ganz einfache Schleife, die 100.000x ein kleines, einfaches HTML-Konstrukt ausgibt, vielleicht 3 verschachtelte <div> mit 2-3 <p> und nem kleinen <img>. Damit kannst du n Chrome-Tab abstürzen lassen.
 
Sithys schrieb:
Heutzutage mit Cordova/Phonegap/Sencha/jQM etc. ist das doch ein Kinderspiel eine App mit HTML5 zu bauen, die das Look 'n Feel einer nativen hat.
Super Argument! Du führst Lösungen als Argument an, die gerade nicht das Look'n'Feel einer nativen Anwendung haben bzw. einer nativen Anwendung wie es für diese Plattform sein müsste.
Und selbst wenn man nicht den Look der Plattform nachbauen will, auf der das App nachher läuft, fühlen sich Sencha und jQM alles andere als nativ an. Man merkt sofort, dass dies Fremdkörper sind, weil sie sich "anders" verhalten oder einfach träger funktionieren.

Es gibt nur eine Hand voll Artikel im Netz von wirklich guten HTML5-Apps bei denen die Entwickler dann mal ihre Tricks verraten haben, was sie machen mussten um eine annehmbare (!) Performance zu erreichen. Da muss echt viel getrickst werden usw. und dann ist das ganze auch wieder von der (als Beispiel) iOS-Version abhängig.

Man kann durchaus gute HTML5-Apps machen, dass das App sich nachher auch gut "anfühlt" ist aber auch alles andere als leicht. Es hat schon seine Gründe warum die Apps dann eben einmal für iOS und einmal für Android gebaut werden oder es Projekte wie Titanium Mobile gibt.
 
Jack159 schrieb:
Die Webentwicklung wirkt mir deutlich frischer, lebendiger und weitreichender. Es gibt zig Technologien, Frameworks usw. Ständig kommt was neues raus. Bei Java hingegen beispielsweise im Vergleich zur Desktopentwicklung kommt mal alle paar Jahare eine neue Version raus...
Java selbst mag vielleicht nur alle paar Jahre einen neuen Major-Release erhalten, aber das sagt noch lange nichts über die Verfügbarkeit von "Frameworks, Technologien usw." aus. Ich lehne mich mal etwas aus dem Fenster und behaupte, dass das Java-Umfeld sogar die größte Vielfalt an Technologien, Frameworks, APIs, libs, etc. bietet. Es dauert nur seine Zeit, bis man sich da eingearbeitet hat.
Das Webentwicklung für dich "frischer, lebendiger und weitreichender" wirkt, liegt wohl eher an der Art der Wahrnehmung. Man sieht überall diese tollen hippen HTML5-Websites mit den freshen modernen Designs. Die sind schön anzusehen, keine Frage, aber du solltest Webdesign nicht mit Softwareentwicklung verwechseln, das sind zwei paar Schuhe. Viele machen zwar beides, aber einem professionellem Designer kann kein Entwickler das Wasser reichen, wenn es um die Gestaltung der Oberfläche geht.
Zudem liest man überall von HTML5, jquery, node, angular, d3, etc., wie toll diese Technologien doch alle sind und wie innovativ (und natürlich wie hipp!). Aber deswegen ist es nicht weniger aufwendig, frustrierend oder berauschend als die Entwicklung von Desktopanwendungen.

Jack159 schrieb:
Ich habe generell den Eindruck, dass man von den "kleinen jungen innovativen Firmen, die möglichst modern entwickeln" mehr bei den Webentwicklern findet, als bei den Desktopentwicklern.
Natürlich sind es eher die "kleinen jungen Firmen", die mit modernen Technologien arbeiten. Etablierte Unternehmen müssen ihre Produkte ja warten, pflegen und weiterentwickeln. Ein kompletter Rewrite auf eine neue hippe HTML5-Technologie wird es wohl in der Regel nicht geben.
Generell ist das eher der Trend in den USA (SF bay), die ganzen neuen hippen Webtechnologien werden da von den Startups nach gutdünken verwendet und entsprechend gepusht. In der BRD gibt es (leider noch) keine vergleichbare Startupkultur, mit der das möglich wäre. Die "moderne Entwicklung" findet aber auch in vielen etablieren Unternehmen statt, du musst nur das richtige für dich finden.

Jack159 schrieb:
Generell dürfte man bei der Webentwicklung wesentlich schneller/einfacher Nebenbei zusätzlich Geld verdienen als beispielsweise in der Desktopentwicklung.
"Schneller und einfacher" ist in erster Linie eine Frage der Erfahrung. Und wieso eigentlich "nebenbei"? Willst du hauptberuflich noch was anderes machen?

Noch zwei Anmerkungen:
1) Das Tooling ist bei Java, C, C++, C#, etc weitaus besser und stabiler.
2) Wenn Webentwicklung, dann bitte nicht mit PHP. Es gibt genug (bessere) Alternativen.
 
Das ist zwar an einigen Stellen schon durch gekommen, aber ich wills nochmal heraus stellen:
Egal ob Desktop oder Web, im professionellen Umfeld geht es fast immer um client-server Strukturen. Wenn man an der Stelle ein ordentliches MVC Konzept hat "degradiert" der client eh zur Ausgabe und Interaktionsschnittstelle.
Will sagen: Ein großer Teil der Entwicklungsarbeit besteht aus Server Implementierung; Client-unabhängig.
 
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