Welchen Master nach Informatik Bachelor?

Jojo_44

Lt. Junior Grade
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Hallo zusammen,

ich habe im Juni diesen Jahres meine Bachelorprüfung im Studienfach Informatik(FH) bestanden und möchte jetzt im Oktober einen Master anschließen. Dazu habe ich mich bereits bei zahlreichen FHs, Unis und TUs beworben und überall auch eine Zusage bekommen. Allerdings stellt sich jetzt, aufgrund der Tatsache, dass ich keine Absagen bekommen habe, die Frage welchen Masterstudiengang ich beginnen soll. Dabei geht es vorrangig erstmal um die generelle Richtung, deswegen habe ich im Folgenden die unterschiedlichen Namen der Studiengänge aufgezählt, die für mich in Frage kommen:

  • Informatik/Computer Science
  • Angewandte Informatik
  • Internet Web Science
  • Web Engineering

Ich habe zahlreiche Modulhandbücher verschiedenster FHs/Unis/TUs gelesen und mir daraus versucht eine Meinung zu bilden:

Zwischen dem Studiengang Angewandte Informatik und Informatik/Computer Science besteht meiner Meinung nach der Unterschied im Bereich Forschung/Theorie. Die Computer Science Studiengänge beinhalten meist viel mehr Theorie (Algorithmen/Mathematik). Da ich von der FH komme, und die meisten CS Studiengänge von Unis angeboten werden, mache ich mir sorgen, ob ich dem gewachsen bin. Insbesondere auch, da ich teilweise Grundlagen-Vorlesungen aus diesem Bereich nachholen muss.

Die Internet Web Science Studiengänge drehen sich meist um die professionelle Erstellung von Web-Anwendungen. D.h. rechtliche Aspekte, Auswahl Technologien, etc. Halte ich auch für interessant, allerdings glaube ich, dass dieser Bereich schlechter bezahlt bzw. schon überlaufen ist.

Die Web Engineering Studiengänge gehen auch in die Richtung Web-Anwendungen, dabei geht es aber eher um die Themen Cloud, Datensicherheit und Netzwerke. Da Internet of Things(IoT) und Industrie 4.0 immer mehr an Bedeutung gewinnen und ich denke, dass die Themen Cloud und Datensicherheit hier eine sehr große Rolle spielen werden, finde ich diese Studiengänge sehr interessant. Insbesondere, weil sich meine Abschlussarbeit auch mit dem Thema Cloud und SOA beschäftigt hat. Allerdings habe ich etwas Angst wegen dem Namen. Bei Web denken viele an HTML, CSS und Co. Außerdem findet hier eine doch recht große Spezialisierung statt. Klar, auch beim normalen Computer Science wird man sich im Laufe des Studiums spezialisieren, allerdings steht halt auf dem Abschlusszeugnis immer noch Informatik/Computer Science und nicht Web Engineering o.ä.

Ich wollte einfach mal ein paar Meinungen hören, vlt. von Leuten die vor der selben Entscheidung standen oder die bereits arbeiten, und wissen, welche Studiengänge(bzw. Bereiche) Ihre Arbeitgeber aktuell und in Zukunft brauchen.

Bin für jegliche Antworten dankbar.

mfg Jojo
 
Keine Firma gibt freiwillig Geld für Datensicherheit aus. Noch weniger leisten sich überhaupt einen Datenschutzbeauftragten. Bitte somit nicht Wichtigkeit des Themas mit "wird auch am Arbeitsmarkt" nachgefragt verwechseln.

Auch beim Thema Cloud -> die meisten Anwendungen laufen weiterhin lokal oder auf Servern die vom Unternehmen selbst betrieben werden. Unternehmen müssten vernünftige IT Konzepte haben und ihre IT auch gut strukturiert haben damit sie auch überhaupt Sachen in die Cloud auslagern können. Auch der begrenzte Datendurchsatz zwischen Cloud und Firma schrenken die Einsatzmöglichkeiten ein. Klingt alles ganz nett, meist ist es aber nicht zu gebrauchen.

Noch Fragen? ;)
 
Die Frage ist eher:
Was willst du denn hinterher mit dem Master machen?
Hierbei geht es weniger um die einzelne Tätigkeit, als mehr darum, ob du eher in Richtung Industrie oder Forschung gehen möchtest?

Das meiste geht ja bei dir schon eher in Richtung Web Services.

Cloud ist momentan immer so ein Thema... Ist zwar schön und nett, allerdings ist immer die Frage: Welche Firma will sensible Daten bei Amazon und Co. haben?
Genau, niemand der bei Verstand ist. Somit werden eigene Cloud-Lösungen gebaut inhouse. Allerdings sollte man beachten, was killy schreibt: Die meisten Geschichten laufen nach wie vor auf dem harten Blech oder in VMs.
Cloud mag im Kommen sein, aber je größer die Firma ist, desto schwieriger ist es, sowas weitreichend zu implementieren.
Es ist halt ein teurer Spaß, der oftmals eher wenige Einsatzgebiet findet. (Man darf nicht vergessen, auch die Kunden, die das hinterher bezahlen sollen, sind hier auch oftmals noch nicht wirklich aufgeschlossen genug.)

Ist übrigens das Gleiche, wie mit Geschichten wie Docker.. Sehr gehyped und schon merken die Leute, dass nicht alles Gold ist, was glänzt.


Datensicherheit ist immer so der wichtige, aber ungebliebte Freund. Je mehr zu machen wirst, desto öfters kommst du mit dem Thema in Kontakt. Je mehr Verantwortung und je mehr Bedeutung deine Implementierungen und Aufgaben haben, desto öfters merkst du, dass du so wenig, wie möglich, von deinen Datenschutzbeauftragten (@killy: Welche große Firma hat bitte keinen? Klar kleine 50Mann Firmen nicht, aber große können sich es nicht leisten keinen zu haben) zu hören, denn das bedeutet jedes mal extra Arbeit.
Was ich sagen will? Je nachdem wo du damit landest, ist es nicht gerade der dankbarste Job. Ist so ähnlich wie als Projektleiter. Du musst dir im Klaren sein, dass du dir mit der Position nicht immer Freunde machst, dass muss einem liegen, ansonsten hast du ein schweres Leben.

Was die Zukunft angeht, so ist es immer sehr schwer zu sagen, was die Firmen in Zukunft so brauchen werden, da sich das oftmals schnell ändert...
(Kaum kommt die Aussage es gäbe zu wenig Administratoren, meint jeder das wäre nur im Bereich Windows und zack hast du einen überlaufenen Arbeitsbereich.)
Was immer gesucht wird sind eher so Geschichten wie Netzwerker und Leute in Randbereichen (je weniger Leute das können, was du kannst, desto besser sind deine Chancen) oder Spezialisierungen (je tiefer du im Thema drin bist desto besser).
Sprich: Ist das grad im kommen mit IoT, wer sagt dir, dass es kein überlaufenen Gebiet sein wird, bis du fertig bist?
Übrigens: Je höher deine Position später sein wird, desto weniger wirst du voraussichtlich dein wirkliches Doing in deinem Bereich werden und desto höher wird voraussichtlich dein "bürokratischer overhead" werden.
 
Also natürlich hatten wir auch immer einen "alibi"-Datenschutzbeauftragten. Der bekam aber von keiner Seite Unterstützung, niemand mochte ihn. Als Datenschutzbeauftragter bietet man keine Lösungen an - damit ist man in vielen Unternehmen nunmal ein sehr einsames Licht. In den anderen IT-Bereichen kann man wenigstens ein paar Arbeitserleichterungen für die Fachabteilungen bieten ... freiwillig würd ich den Job nicht machen. (auch beendet man gefühlt die Karriere wenn man in Richtung Datenschutz geht)
-> dann doch lieber bei einem Dienstleister für IT-Security arbeiten, da verstehen die Kunden wenigstens warum man dies benötigt


Bzgl. Cloud -> ein weiteres großes Problem ist ja die Datenanbindung zwischen Cloud-Anbieter und Firma. Systeme auf den viele User arbeiten wie ERP Systeme eignen sich somit nicht für die Cloud Anbindung. Wirklich sinnvoll sind Cloud-Services nur für Anwendungen wo wenig Daten transferiert werden, aber viele Berechnungen durchgeführt werden müssen. Da fallen mir auf Anhieb kaum Anwendungen ein.
 
Auch wenn nicht alles für eine Verlagerung in die Cloud geeignet ist (Anbindung, Datensicherheit etc.) gibt es in heutigen Unternehmen einfach eine Vielzahl von Applikationen die trotzdem dafür geeignet sind. Und alleine dieser Kuchen ist groß genug. ;)

Außerdem besteht für viele Kunden der Cloud Vorteil primär in dem 'ich zahle nur noch was ich benötige' Feature und es wird im Gegensatz zu früher eben nicht mehr ein überdimensionierter Hobel ins RZ gestellt, der trotz Leerlauf voll bezahlt werden muss.

@TE, inhaltlich klingt Web Eng. am interessantesten (besonders wegen der Zukunftsthemen), Web Science auf keinen Fall und wenn dann nur in Richtung Projektleiter (in dem Bereich wird heute schon Near-/Offshoring ohne Ende betrieben. Zu Informatik, nun ja Algorithmen sind meistens grundlegende Bestandteile eines Programms. Immer gut wenn man sich hier etwas besser auskennt.
 
Vielen Dank für eure Antworten.

Datenschutz und Datensicherheit sind zwei paar Stiefel. Datenschutzbeauftragte sind meist Leute mit IHK Technikerabschluss o. ä. Die erstellen dann meistens die Benutzerzugänge und geben Ordner frei, halten Vorträge über Datenschutz etc. Hab ich zumindest so in einem DAX-Unternehmen erlebt. Datensicherheit beschäftigt sich eher mit Verschlüsslung/Kryptographie.

Ich habe mir jetzt aus dem Bereich Web Engineering und Computer Science je zwei Hochschulen rausgesucht und werde diese nächste Woche besuchen und mich anschließend entscheiden.

mfg Jojo
 
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