FW: Wie arg nützt das übertakten der graka?
Dionysos808 schrieb:
Wenn eine GPU übertaktet wird, wird sie unter gleichen Bedingungen weniger lange leben, als hätte man sie auf Standardtakt laufen lassen.
Physik und Logik lassen keinen anderen Schluss zu.
Was sagt eigentlich die Materialwissenschaft dazu? Was nützt mir Logik ohne die Grundlagen. Bei Physik dito.
Eine Annäherung an die Risiken findet m.E. mit der Bereitstellung von Software durch Hersteller (CPU, GPU, Mainboard) statt.
In der Anfangszeit des OC - so mein Zugang seit 486er CPU Chips - war OC noch eine bewusste Falscheinstellung per Jumper oder DIP. Später wurden alle Einstellungen per Software bereitgestellt und damit auch die Manipulationsmöglichkeiten, erweitert durch die Anbieter von OC-Mainboards und OC-Hardware allgemein.
Zwischen GPUs und CPUs sehe ich starke Parallelen in der Übertaktungstechnik wie im Material. Die Toleranzwerte und automatischen Schutzmechanismen haben sich gleichermaßen entwickelt, konnte man früher eine Hardware mit einem falschen Jumper ruinieren, so ist das heutzutage hinsichtlich OC sehr erschwert, in der Spannungsversorgung über die Stecker Stromversorung hat man jedoch noch gute Chancen.
Ich habe über alle Generationen von Hardware stets besonnen und maßvoll übertaktet, heute sehe ich die Risiken für Schaden als noch vorhanden, aber sehr gering an. Hohe Spannungen mit resultierenden Temperaturen wirken auch ins Umfeld der Ziel-Chips in Richtung instabilen Betrieb. Weil v.a. (vorhandene) Schutzmechanismen zu spät greifen. Oder man unrealistische Software wie Furmark benutzt, die gezielt "alle Register" eines Chips zieht um ihn zu destabilisieren.
Früher diente "burn in" als eine Methode, OC Taktraten zu stabilisieren, um sie nutzbar zu machen. Zielsetzung dauerhafter Betrieb. Heute sehe ich die Perspektive vorherrschend, die Grenzen eines Chips zu überschreiten, um diese Grenzen als Phänomen zu demonstrieren. Zielsetzung Experiment als Freizeitvertreib.
In meinen nun gut 24 Jahren mit PC Technik hatte ich verschiedentliche Methoden eher ansatzweise als vertieft genutzt, um etwas aus der Hardware herauszukitzeln. Erst mit DC (Distributed Computing) habe ich systematisch auf mehr Effizienz getunt, d.h. den Verbrauch der rechnenden Hardware in den Vordergrund gestellt. Es macht keinen Sinn, GPUs nur deshalb zu übertakten, weil man es kann.
Sondern nur dann, weil man es braucht. Undervolting sehe ich als weit zielführender an, Kosten zu sparen, Lärm durch laute Lüfter zu sparen, bei dennoch hinreichender Leistung (wofür auch immer).
Die Ausgangsfrage hier war eine GTX750Ti,
Link zum CB Testbericht, ein Maxwell Chip der von Nvidia selbst
als übertaktungsfreudig bezeichnet wurde:
- "NVIDIA GPU Boost 2.0
Diese innovative Technologie sorgt für maximale PC-Gamingleistung mit präzisen Steuerungsmöglichkeiten. GPU Boost 2.0 überwacht intelligent die Arbeitslast anhand fortschrittlicher Parameter wie Solltemperatur des Grafikprozessors, Übertaktung und Überspannung um sicherzustellen, dass der Grafikprozessor maximale Leistung liefert." (Quelle nvidia.de)
Solche Hardware ist demnach
vom Hersteller auf Übertaktung ausgelegt.
Nvidia GPUs haben sich als logische wie praxisrelevante Ergänzung in der Vergangenheit als "übertaktungsrobust" erwiesen. Nun, im konkreten Falle bei einer auf Effizienz designten Hardware, die fern von maximalen Verbrauchswerten wie maximalen Temperaturen trotzdem auf "maximale Leistung" ausgelegt ist, könnte man schließen, diese Hardware nähme (Konjunktiv)
keinen Schaden durch Übertaktung. Solcher Taktwerte, die der Hersteller vorgesehen oder zumindest für die Zukunft geplant hat. Historisches Glück wie beim Celeron300A ausgenommen.
Würde sie Schaden nehmen und die Rücklaufquoten in der Garantiezeit wären entgegen aller bekannten Fakten gigantisch hoch,
wir wüssten es aus den Foren und über die berichtenden Redaktion. Vorreiter für Übertaktungsversuche sind oft early adopter, professionelle Übertakter, Benchmarker wie auch Preisfüchse, die sich "leistungsschwache" Hardware kaufen, in der Hoffnung Geld zu sparen durch Meidung der angeblich leistungsstärkeren und teureren Mittel- oder Oberklasse. Was in Praxis unter bestimmten Bedingungen aufgehen kann, Beispiel bei Maxwell Chip die Modellreihe GTX 970 vs. 980.
Besitze selbst noch eine GTX 650TI, eine GTX 970 hatte ich mehrere Wochen, bis zur Rückgabe wg. des RAMGate. OC Verhalten mit Kontrolle der Lüfter und Temperaturen ist und war schlicht bombastisch. Schäden Null. Behaupte ich frech. Ich hatte noch keinen GPU Schaden durch Übertaktung. Ich hatte noch überhaupt keinen GPU Ausfall mit von mir gekaufter Neuware. Trotz 24/7 Betrieb mit den stromhungrigen Geforce 9800GX2 Karten, die für folding u.a. DC Projekte gerechnet hatten. Ja, sie waren instabil bei sehr hohen Temperaturen (niedrige Grenzwerte), aber nach Absenkung der OC Takte war das zu beheben, richtig weitergerechnet haben sie trotzdem (Gegentest bei den DC Projektbetreibern sind standard). Die
Problemlösung bei OC war früher ausreichend Kühlung. Und ich sehe das heute ganz ähnlich.
Pauschal zu sagen, diese oder jene Hardware nähme keinen Schaden oder nähme garantiert einen Schaden sind m.M. falsch. Es gibt Risiken, es gibt Berichte von Ausfällen (oft von hardcore Gamern oder Overclockern), diese Risiken sind unbestreibar. Weil - so meine Erklärung - es beim Betrieb von Hardware unvermeidliche Abnutzungserscheinungen gibt.
Staub sehe ich als größtes Risiko an. Mangelnde Kühlung mit Überhitzung betrifft aber auch normal getaktete Hardware.
Jene Hardware mit (a) sehr großem Stromhunger (Orientierungsgröße Maximalverbrauch unter Last) und (b) ungeeigneten Kühlertechniken (Kontakt, Kühlkörper an sich, Montagerichtung innerhalb Gehäuse, Softwaresteuerung usw.) sehe als
schadensriskant an.
Moderne GPUs haben m.E. ein sehr niedriges Schadensrisiko, ausser ... sie haben schon bei Auslieferung (1) Mängel an der Kühltechnik sowie (2) Mängel bei der Lüfteransteuerung. Das (3) falsche weil überzogene Spannungsniveau als Toleranzwert für die vom Hersteller gewünschte (!) Übertaktbarkeit kann man mit Undervolting für sich lösen. Solange die BIOS Versionen editierbar bleiben.
Maxwell im GTX750TI würde ich als risikoarm einstufen. Verbunden mit niedrigen Ansprüchen an die Netzteil Versorgung. Doch es nützt dem Betroffenen wenig, der einen Schaden hat. Übertaktet man besonnen und maßvoll .... kann (noch) weniger passieren. Logik. Lässt man die Kühlkörper einstauben und das Gehäuse ist undurchlüftbar, steigt das Risiko wieder. Ergo kann man vieles beachten, vieles richtig machen und dennoch einiges falsch machen.
Objektiv haben die Hersteller in ihr Chip Design das Übertakten durch den Käufer, v.a. durch Software Tools, eingerechnet und unterstützen es sogar.
Verschwörungstheoretiker oder Obsoleszenz Kritiker können dann - folgerichtig -
Absicht vermuten, die Hersteller lassen ihre Käufer bewusst die Hardware zerstören (die Lebenszeit verkürzen), damit Folgeprodukte noch Absatz finden. Dem widerspricht m.M. die Lebensdauer auf dem ersten und zweiten Markt. Vorsichtig wäre ich auf Verramsch-Absatzkanälen unter Ausschluß von Rückgaberechten.
Solche Absichten sehe ich als unglaubhaft an. Die Hersteller wissen zwar sicher mehr als wir Käufer als Lebenszyklen von intensiv genutzter wie intensiv übertakteter Hardware. Doch auch in der DC Szene sind solche Erfahrungswerte vorhanden. Beispiel das GPUgrid Projekt mit Nvidia Hardware. Mir wäre neu, dass durch OC die Lebenszeit drastisch verkürzt wird. Folgephänomene wie oben erwähnt, Temperaturprobleme mit instabilem Betrieb, sind weit geteilte Erfahrungen.
fps zu produzieren ist Schwerstarbeit, DC Aufgaben sind oft weniger anspruchsvoll, dennoch ist ein andauernder Lastbetrieb hinsichtlich Temperaturen deutlich belastender. Und ebendiese Aufgaben bewältigen GPUs ohne irgendwie auffallende Ausfallraten. Abstürze hingegen hat sicher schon jeder erlebt. Nach Neustart und Beseitigung etwaiger Ursachen (Lüfterautomatik, Lüfterprofil, Enstaubung, Abluft Management im Gehäuse usw.) läuft i.d.R. die Hardware wie gewohnt. Höchstens das Betriebssystem hat beim Absturz Schaden genommen.
Lange Rede, kurzer Sinn, das Übertakten schadet einer Grafikkarten im Rahmen der Hersteller Spannweiten höchstens im kleinstelligen Risikobereich. Je höher die Spannungen mit tatsächlicher Last umso höher die Temperaturen umso kritischer die Kühlung bis zum ... Absturz. Echte Schadensfälle sind m.E. Einzelfälle. Wer mir Zahlen als Gegenbeweis liefern kann, bitte her damit.
In Zeiten, in denen für jeden GPU Takt die jeweils "richtige" im Sinne von notwendiger Spannungsversorgung durch die Ansteuerung bereitgestellt wird, kann man sich m.M. sehr risikoarm dieser Takt- und Spannungsstufen bedienen und beruhigt übertakten. Es wird immer Zeitgenossen geben, die es übertreiben. Und das Entstauben vergessen. Oder einen Regler einfach an den rechten Rand schieben, nur weil es eben geht.
Erfolgreiches Übertakten sehe ich in einer Kette von Faktoren:
- geeignete Modelle (Kühlung, BIOS, Qualitätsfertigung insbesondere Spannungsversorung auf Platine)
- Backup (BIOS, Daten-/Festplattensicherung)
- bedenkenlos leistungsfähiges Netzteil
- KnowHow auf der Basis von Fremderfahrungen
- Muße zu systematischen Testreihen
- Verzicht auf "hardwarefressende" Last-Software (Beispiel Furmark)
- Verzicht auf das letzte Quentchen an sog. Leistung, die absolut ineffzient bereitzustellen wäre
Dann entdeckt man auch Spaß und vergisst die Ängste um Schaden und Verlust.
Trotzdem: immer reflektieren, was man tun, Freiheit zu tun was man will und Verantwortung dafür übernehmen gehören zusammen. Good OC.