Als Anglist muss ich für Anfänger mal Duolingo, auch wenn es nicht die perfekte und nicht die schnellste Lernmethode ist, verteidigen. Duolingo lässt dich nicht nur Sätze auswendig lernen, sondern führt dir beim Sätzezusammensetzen immer hier ein neues Wort, dort ein neues Wort so ein, dass du eben nie ein karteikartensystemm benutzen musst, weil Duolingo prinzipiell ein Karteikartensystem ist und zwar gerade mit "spaced repitition" - dem Merkmal jedes guten digitalen Karteikartensystems. Wenn du jemand bist, der keine eigenen Karteikarten erstellen möchte, dann mach Duolingo und ignoriere die Rangliste, sondern mach einfach in deinem Tempo, nutze die "Tipps" (ja, den Button gibt es), und besorge oder erstelle dir eine Grammatikübersicht - Grammatik klingt lahm und "von gestern", ist aber das einzige, was das lernen wirklich beschleunigt. Aber nochmal kurz: Duolingo ist ein Karteikartensystem, bei dem der/die Lernende die Karteikarten nicht selbst erstellt, sondern diese durch einen Algorithmus bereitgestellt werden, dem diese von freiwilligen beigebracht wurden. Dabei ist es wichtig, zu hören, wie der Text, den man liest korrekt gesprochen wird und man sollte das ganze nachsprechen.
Alle paar Wochen schaust du mal, ob du es schon erträgst, englischsprachige Web-Artikel zu lesen (arstechnica.com, guardian.com, anandtech.com oder irgendeine Website mit News zu einem Themenfeld, das dich interessiert!)
Es gibt bessere Lernapps als Duolingo - es gibt aber auch schlechtere. Lingq ist besser, wenn du Geld ausgeben willst.
Sobald du Artikel "schmerzfrei" lesen kannst, lies so viele Artikel, wie du Zeit hast, schlag Wörter nach, die du nicht kennst, aber lese, lese, lese, denn nur so kann die benötigte Menge an Vokabelschatz wirklich aufgebaut werden, "Vokabellistenlernen" ist viel zu langsam, weshalb Zielvorgabe für Realschulabschluss mit 1,0 in der ersten Fremdsprache in Deutschland nach 6 Jahren vollem Englischschulunterricht nur "B2-Niveau" ist. Viel lesen führt zu viel Wiederholung von Vokabeln, die man schon kennt, was wichtig ist, damit diese nicht wieder verloren gehen - und damit du das auch tust, müssen dich die Inhalte interessieren. Englisch ist in der Hinsicht hervorragend, weil so wahnsinnig viele Inhalte in dieser Sprache frei verfügbar sind.
Und beschäftige dich nicht mit Leuten, die (angeblich) Englisch in einem halben Jahr gelernt haben und dann perfekt "sophisticated" kommunizieren können - das ist Quatsch. Es gibt Studiengänge, bei denen man es "nebenbei" ziemlich schnell lernt, weil sehr viele Primärtexte in Englisch sind. Wichtig ist, dass 1. dich der Inhalt interessiert und dass du es 2. versuchst, zu verstehen.
Eine Lehrer*in hilft dabei, zu lernen, welche Ausspracheabweichungen nicht schlimm sind und welche wichtig sind. Als kleines Gratis-Beispiel: Extend wird mit stimmhaftem weichen "D" am Ende gesprochen, was in keiner anderen germanischen Sprache gemacht wird, wenn du aber "Extend" so aussprichst, dass "Extent" aus deinem Mund genauso klingt, dann sind Muttersprachler verwirrt! Bei diesem Worpaar ist es aber wiederum, sonfern du nicht Snob werden willst, eher egal, ob du "äkstend" oder "ikstend" sprichst.
Das große Geheimnis, warum so viele Leute mit PC-Spielen Englisch gelernt haben, obwohl nur wenig Spielinhalt sprachlich ist, liegt in meinen Augen daran, dass PC-Spiele fast immer 1:1 Untertiteltext für den gesprochenen Text bieten, der exakt demgesprochenen Text entspricht und nicht wie bei DVD/BD/Home-Video "für Gehrlose" völlig verändert ist. Deswegen ist Lingq so gut.
Kümmer dich nicht vordergründig um "du musst mit anderen reden" - du musst "nur" beim Lesen den Text innerlich hören und das möglichst so, wie er gesprochen wird. Und du musst gelegentlich deine Zunge trainieren - das ist ein Muskel und die Bewegungen unterscheiden sich zwischen den Sprachen. Mit anderen reden kann für sehr soziale Menschen vorteilhaft sein - aber bevor du monatelang darauf wartest, jemanden zu finden, mit dem du auf deinem Lernniveau und mit korrekter Aussprache seinerseits reden kannst, baue deinen Wortschatz eigenständig auf und festige ihn.
Wenn du einen größeren Wortschatz hast, kann es sich lohnen, IPA zu lernen um neue Wörter schnell auf ihre Aussprache nachzuschlagen - aber deen.dict.cc und dict.leo.org haben meist passende Aussprache-Tonbeispiele.
P.S.
Achso, und falls das einige im Hinterkopf haben: Bei einem "Duolingo-Speedrun" lernt man natürlich nicht viel, deswegen sage ich auch: Ignorier die Rangliste! Wer mit selbst erstellten Karteikarten trainiert, probiert ja auch nicht, wie schnell er die durchblätttern kann.