plato333 schrieb:
Einige Bewertungen hatte ich so verstanden, dass die Hersteller lügen.
In welcher Hinsicht? Wenn es um die Garantie geht, so ist es eben leider so, dass nicht alle HDDs mit der gleichen Garantie ausgestattet sind. Die OEM HDDs haben vom eigentlichen Hersteller i.d.R. keine direkte Garantie, diese handelt der Großabnehmen (eben der OEM) aus und nur er kann dann im Rahmen der Vereinbarung mit dem Hersteller ggf. irgendwelche Garantien einfordern, bekommt dafür aber besondere Konditionen und ggf. auch Anpassungen. OEM Platten sind nicht dazu gedacht in den Handel zu gelangen, sondern in Endgeräte verbaut zu werden und dann hat der Kunde die Garantie auf eben diese Endgerät von dessen Hersteller und in dem Rahmen auch die Garantie auf die verbaute Platte.
plato333 schrieb:
Nutzungsdauer von 5 Jahren? Ist dann wohl eher sehr tiefgestapelt!?
Nein, es bedeutet ja nicht, dass die HDDs einen Tag nach Ende der geplanten Nutzungsdauer automatisch ausfallen, sondern eben nur, dass sie bei Nutzung innerhalb der Spezifikationen mindestens so lange durchhalten sollten. Das sie i.d.R. länger halten ist normal, die meisten reizen die Spezifikationen ja nicht aus, sondern betreiben sie in weniger fordernden Anwendungen und dann halten sie eben auch i.d.R. länger. Man kann eben nur nicht von ihnen erwarten, dass sie nach Ablauf der geplanten Nutzungsdauer noch lange halten oder ihre Spezifikationen z.B. bzw. der Fehleranfälligkeit (wie MTBF und UBER) noch einhalten.
plato333 schrieb:
Da ist zwar auch Kunststoff drin, der auch altert, aber HDDs sind bzgl. der mechanischen Präzision und auch der Chemie zur Schmierung noch sehr viel aufwendiger. Es ist ja auch nicht die Magentschicht die irgendwann aufgibt, sondern eben die Mechanik und/oder die Chemie dadrin. Viele Anwender wissen gar nicht, was sich im inneren der HDDs im Laufe der Zeit alles geändert hat um die hohen Datendichten zu erreichen die heute üblich sind, sondern den meisten fällt erst bei SMR oder der Heliumfüllung auf, dass technischen Änderungen erfolgt sind um die Kapazitäten zu erzielen, die man heute kaufen kann.
Dabei hat sich im Inneren viel getan, die Abstände der Köpfe zum Platter sind extrem geschrumpft, die Köpfe arbeiten schon länger im Teilkontaktbereich, die Oberflächen sind daher mit Carbonbeschichtungen geschützt und es gibt ein spezielles Schmiermittel auf den Oberflächen der Platter. Die Enden der Köpfe werden bei Zugriffen erwärmt um die Abstände eben bis in diesen Teilkontaktbereich zu reduzieren:
Es gibt sogar Dual Heater mit denen die Abstände beim Lesen und Schreiben unterschiedlich einstellen kann, denn beim Schreiben muss man weniger Abstand haben um die Ummagnetisierung zu erreichen, beim Lesen kann man mehr Abstand erlauben:
Daher gibt es seit einiger Zeit bei den HDDs auch ein Workload Rating, welches es früher nicht gab, als die Köpfe tatsächlich noch über die Oberfläche geflogen statt wie heute eher geschlittert sind. Die Komplexität die HDDs gerade im Bereich der Köpfe und Oberflächen heute haben, wurde aber nie kommuniziert, eben weil es auch Nachteile gerade bei der Lebenserwartung hat.
Wie man sieht ist das Schmiermittel nicht unkompliziert und statt nur einen Layer dick zu bleiben, schichtet es sich lieber zu mehreren Schichten auf und dann stimmt der Abstand der Köpfe zur Oberfläche nicht und es bleiben Bereiche auf denen keine Schmiermittel vor Abrieb schützt.
Meine erste HDD hatte noch eine Schrittmotor zur Positionierung der Köpfe und war im Vergleich zu den heutigen noch wie die Mechanik einer holländischen Windmühle im Vergleich zu einer Armbanduhr, wobei diese heutzutage im Vergleich zu HDDs schon wieder wie alte Windmühlen wirken. Die Seagate HDDs mit SMR haben schon eine Track densitiy von bis zu 580k/inch, also 580.000 Spuren pro 25,4mm. Dies sind 22835 Spuren pro mm, 22,8 pro μm bzw. alle 44nm eine Spur. Zum Vergleich, bei Intels 14nm Prozess beträgt die Transistor Fin Pitch 42nm, die Interconnect Pitch sogar 52nm und die Transistor Gate Pitch 70nm. Die Köpfe müssen sogar noch viel genauer als diese 44nm positioniert werden, so wie ein LKW, der mit seinen 2,5m Breite bei 3,5m Spurbreite ja auch nur einen halben Meter aus der Mitte kommen darf und dies ist eher wie die Spurbreite in einer Autobahnbaustelle.
Dies muss man sich mal klarmachen um zu verstehen welche Präzision die HDDs heutzutage haben und was da inzwischen für eine Technologie verbaut ist, von der aber eben nur die wenigsten Leute überhaupt eine Vorstellung haben.