Windows Rechner mit 2 aktiven Netzwerken verbunden

Tim.Rettter

Cadet 3rd Year
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Aug. 2014
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Hi zusammen,
ich hab ein wenig rumprobiert und mir ist dabei aufgefallen, dass man an einem PC mit zwei aktiven Netzwerken verbunden sein kann.
Siehe Bild im Anhang. Hier war ich über das normale LAN und über mein Handy mit dem Internet verbunden.
Windwos Netzwerk.jpg
Ich hätte dazu eine Frage. Kann man das zu verwendende Netzwerk einem Programm irgendwie zuweisen? Z.B. Webbrowser nur über Netzwerk1 und Outlook nur über Netzwerk2?

Oder wird ohnehin immer nur Netzwerk1 verwendet? Würde mich über ein paar Zusatzinfos zu diesem Thema sehr freuen. Jede Info ist willkommen.

Danke!
 
Das Routing basierend auf Anwendungen oder der Quelle eines Datenpaketes nennt sich Policy Based Routing, bzw. Source Based Routing. Mir ist nicht bekannt das Windows das ab Werk unterstützt.

Der übliche Mechanismus ist, dass nach Zieladresse geroutet wird.
 
mhhhh. das kommt darauf an, wie dein netzwerk aufgebaut ist. aber im prinzip ist das möglich, dafür gibt es bestimmte befehle oder spezielle router.
 
Windows bevorzugt in der Regel immer die Schnittstelle in der Reihenfolge des Metric-Parameters, wenn LAN und Internet funktionieren hast Du zufällig die Reihenfolge korrekt. Wenn man nur 1 internes LAN und eine Schnittstelle mit Internetzugriff hat sollte letztere die höhere Priorität haben. Hab das eine Weile so betrieben, Kabel <> LAN und WLAN <> Router mit Internet.
Beides schließt sich im Zugriff aus, Anwendungen die ins Internet müssen müssen bei dieser Konfiguration auch über die erste Schnittstelle laufen, LAN-Requests laufen über die andere. Kann man einfach prüfen indem man LAN höher prioritisiert als INet, dann funktionieren zugriffe auf letzteres nicht mehr
 
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Danke zusammen für diese Informationen!!
@alxtraxxx, wie kann man die Prioritäten konfigurieren, sodass z.B. das Netzwerk2 (ist eine Verbindung übers Handy mit Internetzugang) eine höhere Priorität hat?
 
Es gibt ein Tool, das sich ForceBindIP nennt. Damit kann man ein Programm einer Netzwerkschnittstelle zuweisen. Wie gut/schlecht das funktioniert, kann ich dir nicht sagen.


Grundsätzlich routet Windows ausschließlich nach der Ziel-IP. D.h. zB die IP von Computerbase.de könnte man gezielt über Gateway1 oder Gateway2 schicken. Windows kann aber nicht unterscheiden ob es nu der Internet Explorer ist oder FireFox. Da könnte besagtes Tool evtl. helfen.

Abgesehen vom herkömmlichen Routing via Ziel-IP gibt es noch das sogenannte Policy Based Routing (PBR). Das beherrscht Windows jedoch nicht und wird es auch nie wie MS offiziell verkündet hat. Dafür bräuchte man also einen vorgeschalteten Router mit Linux o.ä.

Im übrigen kann ein PC prinzipiell an Dutzenden Netzwerken hängen, seien es WLAN, LAN oder VPN-Verbindungen. Es ist alles eine Frage der korrekten Konfiguration. Meistens empfiehlt es sich jedoch, diese Netzwerke an einem dedizierten Router (zB EdgeRouter) oder einem L3-Switch zusammenzuführen, da man ja nicht selten auch an anderen Geräten die zusätzlichen Netzwerke benötigt. Ich bin zB mit bis zu 3 VPNs gleichzeitig verbunden. Da muss das Routing, etc. schon stimmen, sonst geht plötzlich gar nichts mehr. Meine Routingtabelle ist dementsprechend komplex.


Bis Windows 7 kann man die Prioritäten der Netzwerkadapter im Netzwerkcenter bei den Adaptereinstellungen und dort bei den Erweiterten Einstellungen finden. Einfach die Adapter in der Liste hoch bzw. runterschieben. Sofern ein Ziel über zwei Verbindungen erreichbar ist, wird Windows 7 stets die Verbindung wählen, die weiter oben steht.
Ab Windows 8 hat Microsoft das klammheimlich geändert. Nu muss man direkt in den Einstellungen des Adapters selbst die "automatische Metrik" abschalten und selbst einen Wert eingeben. Beispielsweise WLAN=5 und LAN=10. Windows 8+ wird dann das WLAN bevorzugen.
 
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Der verlinkte Artikel gilt aber wie gesagt nur bis Windows 7. Ab Windows 8 hat Microsoft diese Funktion entfernt und durch besagte Metrikeinstellungen in den Adaptern selbst ersetzt.

*edit: Kann auch sein, dass das erst ab Windows 10 so ist. Ich nutze weder Win8 noch Win10 von daher kann ich das gerade nicht nachschauen.
 
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Ich würde immer die Metric anpassen, das funktioniert immer egal welche Windowsversion
 
Danke noch mal für die Antworten. Eine Frage hätte ich noch zum Verständnis. Mit dieser Einstellung kann man also die Prioritäten der Netzverbindungen festlegen. Windows wird dann aber der Reihe nach versuchen die einzelnen Netzverbindungen zu verwenden um einen Service zu gewährleisten? Wenn Outlook z.b. nicht über Netzverbindung 1 funktioniert, wird die Verbindung mit der zweithöchsten Priorität versucht?
 
Njein ;) Kommt auf die Adressierung und Segmentierung der Netze an. Beispiel Wlan <> Ineternet, Kabel <> Lan. Wenn die Priorität auf Kabel liegt wird Dein Internetexplorer keine Seiten mehr öffnen, Zwischen den Rechner hin und herkopieren wird je nach Subnetzkonfiguration dann per Kabel durchgeführt, also schneller als per WLAN. Windows probiert prinzipiell erstmal alles über die priorisierte Verbindung zu schicken. Wenn das immer über die optimale Schnittstelle laufen soll müsstest Du die Routingtabelle konfigurieren, z.B. so dass alles ohne Eintrag weiter über die erste Schnittstelle läuft aber Dateien kopieren oder ähnliches über die zweite Schnittstelle. Oder Du deaktivierst das WLAN vorm kopieren x) Eine simple klickbare Lösung um immer optimal zu laufen gibts soweit ich weiß nicht in Windows (bzw generell). Über einen Router und Portforwarding könnte man es noch konfigurieren anhand der Zieladressen aber bei jeder dieser Lösungen muss man sich einmal die Mühe machen das zu konfigurieren
 
Prinzipiell dreht es sich dabei um die Routing-Tabelle. Das Routing läuft abgesehen von fortgeschrittenen Routing-Techniken (Policy Based Routing => kann Windows nicht) stets nach Ziel-Adresse ab. Das Betriebssystem nimmt die Ziel-Adresse und sucht in der Routing-Tabelle (route print) nach einer passenden Route. Dabei wird immer die Route gewählt, die am genauesten passt.

Exakte Ziel-IP ist 100% genau, das Default Gateway (=beliebige IP) ist quasi 0% genau. Ein Subnetz (zB 192.168.1.xxx) liegt entsprechend dazwischen.

Nur dann, wenn Windows 2 Routen findet, die gleichspezifisch sind, kommt die Metrik zum Tragen.

Vereinfachtes Beispiel:

Code:
Ziel         Gateway  Metric
192.168.1.x  gw1      20
192.168.1.x  gw2      10
192.168.1.5  gw1      10
172.16.17.x  gw3      99

Ist das Ziel 192.168.1.5 wird explizit über gw1 geroutet. Die Route über gw2 bezieht sich auf das komplette Subnetz, ist also weniger spezifisch.
Ist das Ziel jedoch 192.168.1.123, greift die Subnetz-Route. Derer gibt es zwei, einmal via gw1 und einmal gw2. Da die Metric bei gw2 kleiner ist, wird Windows in diesem Falle also via gw2 routen.
Ist das Ziel 172.16.17.18, greift nur die Route über gw3, die Metric ist also unerheblich. Bringt ja nix, wenn eine andere Route mit niedriger Metric gewählt wird, wenn das Ziel darüber gar nicht erreichbar ist.

Für die Standardroute bzw. das Default Gateway gilt das ebenso. Sind zwei 0.0.0.0 Routen vorhanden, wird die mit der niedrigeren Metric verwendet. Ist man zB per LAN im heimischen Netzwerk und per WLAN beim Nachbarn, haben beide Verbindungen ein Default Gateway, zwei 0.0.0.0 routen. Bei der automatischen Metric in den Adaptereinstellungen wird Windows stets Kabel-Verbindungen vor Funk-Verbindungen priorisieren. Die Metric des WLAN-Adapters wird also standardmäßig höher sein als die vom LAN-Adapter. Ergo wird Windows in dem Falle stets über das eigene LAN ins www gehen, nicht über das Nachbar-WLAN. Setzt man die WLAN-Metrik unter die vom LAN, geht man folglich über das Nachbar-WLAN ins www.

Die Metric ist in etwas vergleichbar mit dem Torverhältnis in der Bundesliga. Man kann +500 Tore haben, aber hat man nur 1 Punkt weniger, ist man trotzdem nur 2.
 
Wahnsinn. Vielen Dank. Das Thema ist wirklich sehr interessant und viel komplexer als ich dachte.
 
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