Wo kommt man möglichst preiswert an repräsentative Umfrageteilnehmer?

Danke für die vielen Hinweise und den theoretischen Exkurs.
Da ich weder eine Doktorarbeit verfassen möchte, noch eine >=99% Validierung meiner Idee, reicht mir eine einfache Abfrage nach Alter, Geschlecht und Rauchverhalten.
Clickworker erscheint mir von den Kosten dafür ganz attraktiv, kenne ich aber sonst nicht.
Dynata hat mir einen CPI von 3 € genannt, was deutlich zu viel ist.
 
Ich würde dir bei allen theoretischen Überlegungen vorab dennoch eine Pilotstudie ans Herz legen. Nichts ist ärgerlicher als sich beim Betrachten der Ergebnisse zu denken: "Mist, hätte ich doch danach auch noch gefragt". Manche Dinge sieht man erst, wenn man Ergebnisse hat. Abgesehen davon, dass dir die Teilnehmer direkt Feedback geben können, wenn z.B. etwas unklar ist.

Du könntest z.B. deine Umfrage vorab hier im Forum (Moderator vorher fragen! sollte aber bei privaten Zwecken klappen) oder auf Reddit veröffentlichen.
 
milliardo schrieb:
Kurz gesagt, die Hypothese bzw. der Forschungsgegenstand bestimmen, wie komplex letztendlich die Erhebung ausfallen sollte.
Im Prinzip richtig, nur dass Hypothese und Forschungsgegenstand nicht zwangsläufig identisch sind. In der ad hoc Forschung fängst erst mal bei quasi Null an. Wie umfangreich das dann wird, entscheidet das Budget. Das ist bei Infas sicher auch nicht anders sein, als anderswo.



milliardo schrieb:
Bei sozialwissenschaftlichen Studien mit in gewisser Weise offenem Ergebnis (zu Einkommen, Gesundheit, finanzieller Bildung…) ist die selektive Auswahl der Befragten nach Geschlecht und Alter üblich
Natürlich ist sie das! Aber nicht nur in der Sozialforschung.
Diese macht aber nur einen Bruchteil des Umsatzes der Branche aus (und ist leider nicht eben der wirtschaftlichste Zweig, aber das nur am Rande).


milliardo schrieb:
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass dafür eine selbstgezimmerte Online-Befragung ausreicht, wenn er ggf. ein paar offensichtliche Stolpersteine umgeht, also zum Beispiel Geschlecht und ein paar Altersgruppen mit abfragt.
Full ACK!


BeBur schrieb:
Wie das Problem in der Marktforschung umgangen wird kann ich dir nicht sagen (vllt. weißt du ja was darüber),
Na ja, es ist mein Job!
Nicht böse sein, wenn ich da jetzt nicht zu einem längeren Posting ansetze. Ich trenne ganz gerne beruflich und privat und die Vergütung hier ist nicht eben berauschend. ;)
 
Ich frage mich immer, wo das Privatfernsehn manche Darsteller herbekommt. Evtl können die dir einen Tipp geben... Ich glaube immer noch, dass die vorm Amt einfach Leute ansprechen.^^
 
milliardo schrieb:
wäre eine reddit-Umfrage auf z.B. auf r/raucher o.ä. unter 200-300 Teilnehmern und bei einem klaren Ergebnis nicht einfach abzutun
Ich versuche gar nicht erst zu erklären, warum das so nicht stimmt. Aber Statistik als wissenschaftliches Werkzeug wird in Deutschland in den letzten 10, 20 Jahren sowie geqäult und missbraucht - da spielt das auch keine Rolle mehr.
 
IHEA1234 schrieb:
Ich versuche gar nicht erst zu erklären, warum das so nicht stimmt. Aber Statistik als wissenschaftliches Werkzeug wird in Deutschland in den letzten 10, 20 Jahren sowie geqäult und missbraucht - da spielt das auch keine Rolle mehr.

Ich bitte um den Versuch.
 
Geht ihm vermutlich um die starke Verzerrung einer "Randgruppe" von internetaffinen Menschen, die sich zum Thema Rauchen auf einer amerikanischen Plattform austauschen und somit nicht gerade als "repräsentativ" bezeichnet werden können.
 
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Vermutete ich zuerst auch, aber diese Verzerrung war durchaus bekannt und auch thematisiert... Vielleicht Leseunwille.
 
milliardo schrieb:
war durchaus bekannt und auch thematisiert...
Gute Statistik entsteht nicht durch here Worte.

Ziel der Umfrage soll sein, die Motivation einer Handlung zu ermitteln. Das ist schon unter günstigen Vorraussetzungen schwierig. Klassische Umfragen geben den Teilnehmern Alternativen zur Auswahl (und selbst da wird oft genug gelogen, da muss also auch kalibriert oder falsifiziert werden)

  • Die Teilnehmer müssen die Handlung also überhaupt durchgeführt haben. Sie müssten eine Kippe weggeworfen haben. Dazu wiederum müssten sie geraucht haben.
  • Im nächsten Schritt müsste eine Motivation existieren, die Frage nach der Motivation des Wegwerfens wahrheitsgemäß zu beantworten
  • Und das muss man dann für irgendeine Gruppe repräsentativ kriegen
  • Für "alle Raucher" wird man das nie repräsentativ kriegen, auch nicht für "alle Männer" (Teilnehmerquote nach Geschlecht auf reddit?)
  • Man müsste also sicherstellen, dass ein Teilnehmer auf reddit a) überhaupt als Individuum existiert b) tatsächlich raucht c) überhaupt mal Kippen weggeschmissen hat d) auch im weiteren zur Motivation die Wahrheit sagt e) genügend wahrheitsgemäße Aussagen zur Person abgibt, um eine Korrelationsanalyse machen zu können f) aus der Grundgesamtheit der Teilnehmer und deren Eigenschaften eine Metagruppe hochrechnen, für die die Teilnehmergruppe repräsentativ ist.

Das klappt niemals, was da rauskommt, ist Datenmüll, das sieht man auf den ersten Blick.

Tendenziell wäre man sauberer, wenn man in zwei oder drei Innenstädten schlicht Befragungen unter Rauchern durchführen würde - dann müsste man vielleicht die Zielsetzung etwas anpassen "Motivation des Wegwerfens von Kippen bei Besuchern deutscher Innenstädte".
Oder man stellt sich an einen Bahnhof und befragt direkt die Menschen, die eine Kippe weggeworfen haben. Wenn man sich traut.

Ich halte auch von diesen ganzen Telefonumfragen gar nichts, die haben auch eine so große Verzerrung, dass nur Datenmüll rauskommt. Mir ist durch Zufall dieser Tage wieder eine "Analyse" von Gartner in die Finger gekommen "10 Predictions". Meine Fre... stand da Unsinn drin. So was kommt raus, wenn man Datenmüll extrapoliert.

Um allerdings etwas Trost zu spenden: ich bin ein alter Sack und meine Meinung ist bedeutungslos. Im Grunde könnt ihr heutzutage Statistik verbiegen, wie ihr wollt, so lange ein gesellschaftskonformes Ergebnis rauskommt, wird sich niemand daran stören. Alle leben in ihren Filterblasen, manche Filterblasen umfassen gar ganze Staaten oder Kulturen - das ist zutiefst im Menschen verankert.

Schreibt, was die Menschen hören wollen, und nehmt mit, was ihr kriegen könnt.
 
Zur Befriedigung der Neugier und zur Bewertung von Alltagsfragen kann nicht jeder zu einem Instutut rennen und sich für (zehn)tausende Euro eine nach allen Kriterien der Wissenschaft durchgecheckte Umfrage basteln lassen. Das hat auch nix mit deinem Weltzorn und mit neumodischen Filterblasen und Co zu tun, das ist schlicht ökonomisch ineffizient. Es wundert mich bei deinen Ansprüchen nicht, dass du vermutlich über 90% an Umfragen für "Datenmüll" hältst, aber die meisten Menschen sind es gewohnt mit Approximation und einer gewissen Unsicherheit zu leben/zu arbeiten.

Überlass das erst mal dem TE. Wir wissen nach wie vor nicht in welchem Kontext das überhaupt erstellt und veröffentlicht werden soll. Soll er die Erhebungsmethodik offenlegen. Die Leser können dann selbst entscheiden, ob sie es als "Datenmüll" auffassen oder nicht...
 
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