Die Gewaltbereitschaft ist meiner Ansicht nach aber wirklich gestiegen und das wurde auch mehrfach die letzten Monate im Fernsehen belegt, letztens noch vor gut zwei Woche, wo man einen Bericht über die Gewalt auf dem Oktoberfest in München brachte und die Körperverletzungsdelikte vom letzten Jahr mit denen von vor 10 Jahren verglich und man eine Verdopplung feststellte. Damit fängt es doch schon an. Ich weiß nicht, ob einige Leute mit ihren Aussagen hier die Augen vor der Realität verschließen, aber dass, was Jule ansprach, kann ich weitesgehen auch so sehen, auch wenn diese Erfahrungen, da ich in einer eher kleinen Stadt lebe, zumindest am eigenen Leibe noch nicht miterlebt habe - gesehen habe ich sie dafür schon.
Vielen Menschen ist es schlichtweg egal, was mit anderen passiert. Oder wie erkläre ihr euch, dass es dazu kommt, dass in einer belebten Einkaufsmeile eine fast-Vergewaltigung/Schlägerei oder was auch immer stattfindet und die Menschen teilweise achtlos - ob das nun wirklick achtlos ist oder nicht, sei mal dahingestellt - daran vorbeigehen und kaum Leute wirklich eingreifen. Und wenn ich ehrlich bin, kann ich das in manchen Fällen sogar nachvollziehen, da im Falle von Schlägereien die Täter immer brutaler vorgehen und auch nicht Halt davor machen, wenn andere auf dem Boden liegen und sogar noch nachtreten. Und meist sind die Täter nicht allein, sondern zu zweit/dritt/viert und somit hat das Opfer so gut wie garkeine Chance sich zu wehren. Was soll so eine Scheiße?!
Ich habe mich mit meiner Oma und auch mit meinem Vater darüber schonmal unterhalten und dabei kam heraus, dass es damals natürlich auch Schlägereien und Auseinandersetzungen gab - das liegt wohl in der Natur des Menschen, sich selbst zu zerstören - aber da ging es dann einer gegen einen und wenn der Kontrahent zu Boden ging, dann war Schluss und es wurde nicht noch zig Mal draufgetreten. Zudem gab es mehr Zivilcourage, was heute immer seltener wird, angesichts der steigenden Brutalität ist das aber auch kein Wunder.
Ich habe auch das Gefühl, dass die junge Generation (bin mittlerweile 32 und zähle mich schon nicht mehr dazu) immer weniger Wert auf Wertevermittlung oder Gerechtigkeitssinn legt, sondern nur noch auf sich selbst bedacht ist. Natürlich kann man das nicht pauschalisieren, aber der Trend zeichnet sich klar dahingehend ab, dass die Gesellschaft immer mehr zu einer Egogesellschaft tendiert. Bei den älteren bis alten Menschen erkennt man noch Ansätze davon, weil sie natürlich auch ganz anders aufwuchsen. Aber je jünger die Menschen, umso mehr fällt einem das auf, wobei man das, wie oben schon erwähnt, nicht pauschalisieren kann, denn es gibt immer die berühmte Ausnahme der Regel.
Der Erziehung die Schuld zu geben, wäre übrigens zu einfach, da es oftmals garnicht an dieser liegt, sondern daran, was mit den Kindern passiert, sobald sie ins soziale Leben kommen und mit Mitschülern in Kontakt treten. Hier besteht eine der größten Gefahren, da Kinder nunmal von anderen Kindern lernen und wenn ein Kind aus gut erzogenem Haus auf ein Kind eines sozial-kritischen Hauses trifft, welches anstelle von Reden lieber Gewalt bevorzugt - weil es das nicht anders kennen gelernt hat - dann wird es in seiner Entwicklung beeinflusst. Genauso verhält es sich mit dem teilweise erschreckenden Vokabluar, was einige Kinder und Teenager heutzutage an den Tag legen. Das gut-erzogene Kind bekommt somit in vielerlei Hinsicht schlechte Vorbilder vorgesetzt und wenn es psychisch leichter beeinflussbar ist, dann kann die Erziehung noch so gut sein, das Kind lernt irgendwann und kann sich in die falsche Richtung entwickeln. Wenn man schon die Gesellschaft das Kind miterziehen lässt, dann muss diese Gesellschaft selber auch Werte habe, die sie weitergibt, sonst sehe ich da für die Zukunft echt schwarz...