Work Life Balance - Selbstständig

msilver

Lt. Junior Grade
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Juli 2005
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357
ich dachte mir, eh ich mir ein buch kaufe, erstell ich erst einmal ein thema.

ich habe mich vor ca einem jahr dazu entschieden, eine eigene kleine firma zu gründen. im august bin ich dann in die volle selbstständigkeit. anfangs war noch alles sehr entspannt. nun aber ist es so, dass mich der job bereits komplett einnimmt. ich schiebe jeden tag 14 stunden. in der mitte mach ich schon mal ne pause, aber abschalten geht gar nicht.

auch erkenne ich bei allen partnern, dass es diesen ebenso geht.

es muss doch einen weg geben, alles strukturiert anzugehen und auch mal alles abzuschalten, doch ich kann nichts abschalten, da ich erreichbar sein muss, vom gefühl.

ich bin immobilienmakler und hausverwalter. das ist der härteste scheiss, den ich je gemacht habe. es macht spaß, aber es frisst einen echt auf, auch wenn es mir liegt.

bei meinen partnern erkenne ich entweder, dass sie in der arbeit sehr sehr aufgehen und es für sie eine art hobby ist und nicht direkt freunde sehen wollen und die zeit daneben genießen wollen, eben das leben auch richtig leben. oder aber, dass ich denke, sie irgendwann mal daran einknicken, wenn der körper nicht mehr kann oder möchte.

es geht eben auch auf alles andere über: freunde treffe ich zwar immer mal, ist aber definitv weniger geworden und dort umgibt mich immer die arbeit.

an den wochenenden, feiertagen, sonntags, sehr oft melden sich etweiige partner.

essen nur noch mit ner art druck, es wird auch immer ungesunder.

bewegung und sport gen 0. bis september war das top, dann ging es los, ohne zu bemerken, dass hier was schief läuft.

ich sag mir: geld ist nicht alles. ich könnte mir arbeit suchen, aber meine firma aufgeben möchte ich nicht, dafür hab ich mir schon viel zu viel aufgebaut.

finanziell passt es gerade so. weniger geht also nicht, aber optimierter.

ich denke auch, dass es sich meine partner ab und an zu schwer machen, in dem einem oder anderem bereich.

bin für jeden tipp dankbar!!!
 
Mein Vater war Immobilienmakler, der hat i.d.R. zw. 8-11 und ab 15-20.Uhr gearbeitet. Akquise i.d.R. Nachmittags, da die Kunden auch gearbeitet haben Schriftkram Vormittag.

Nebenbei war er aktiver Badmintonspieler, Vorsitzender des Breitensport Sportvereins und Mitglied im Stadtrat...geht Alles....

Akquise und Ehrenamt war nicht immer trennbar aber so ist das in einer Kleinstadt.
 
Strukturierst du dein Leben ausreichend durch?

Also ganz bewusst Termine blockieren/setzen für Sport, Essen, Freunde, etc.?
 
Klingt normal. Ist bei meinen Chefs auch so. Unter der Woche viel arbeiten am WE dann in Ruhe noch mehr arbeiten.
 
Knappe 20 Jahre selbständig. Nie mehr als 40 Stunden gearbeitet. Selbständig heißt halt auch, dass man alleine auf sich achten muss.
Im Zweifel mal einen Auftrag weniger annehmen.
 
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msilver schrieb:
bin für jeden tipp dankbar!!!
Kauf dir ein Buch :freak:

Nein, aber was soll dir hier jemand sagen ? Woher sollen wir wissen woran es bei dir hapert, ohne auch nur ansatzweise irgendwas über die genaue Situation zu wissen.
 
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Der TE hat zwei wichtige Informationen geliefert, welche aber wie Du schon schreibst nicht zur einer gründlichen Beurteilung der Lage ausreichen.

Der TE schreibt: "ich habe mich vor ca einem jahr dazu entschieden, eine eigene kleine firma zu gründen."

1. Er hat nichts zur Vorgeschichte erwähnt. Was war da? Gab es schon irgendwelche Probleme in einer vorangehenden Beschäftigung?

2. Der ganze Beitrag klingt nach dem eines sehr gestressten Menschen. Wenn er die "Selbstständigkeit" als Fortschritt gesehen hat, dann war es offensichtlich kein gesundes Wachstum.
 
msilver schrieb:
finanziell passt es gerade so. weniger geht also nicht, aber optimierter.
Das ist doch schon ein erster Punkt, der mich sehr ans Zweifeln bringen würde, ob diese Selbstständigkeit so sinnvoll ist bzw. meine aktuelle Struktur passt.
Wird sich dieser Punkt in absehbarer Zeit ändern? Ist klar, dass man am Anfang nicht lebt wie Jeff Bezos aber für die aufgewendete Zeit sollte schon auch was vernünftiges hängen bleiben.

Ansonsten fehlen finde ich noch einige Infos zur Gesamtsituation. Familie, Region (alternative Jobmöglichkeiten), Firmenstruktur (Du schreibst immer von "Partner". Wie ist denn eure Struktur im Einzelnen?)

Wenn du einen ganz pauschalen Rat willst: Such dir wieder ein Angestelltenverhältnis mit 35 oder 40h und mach den Rest als "Hobby" so nebenbei wenns dir Spaß macht.
14h Arbeiten täglich + Arbeit am Wochenende wirst du nicht bis zur Rente durchhalten.
Letztlich wirst du mit dem Kopf aber sehr oft trotzdem in der Firma sein. Es heißt nicht umsonst Selbst und ständig....
 
msilver schrieb:
bin für jeden tipp dankbar!!!
Trenne deine Kommunikation
Sonn- und Feiertags oder während der Freizeit bleibt das Firmenhandy /SIM aus, wer was will darf gerne eine E-Mail schreiben die dann am nächsten Werktag bearbeitet wird.
 
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Was man nicht vergessen darf ist der Anspruch der Gesellschaft.
Geht weit, kann man nur minimal anreißen gehört aber, leider, dazu.

Was das bedeutet: Man ist von "Amazon" verwöhnt. Hier soll Amazon als Synonym gelten für dieses: Jetzt bestellen bestenfalls heute oder morgen geliefert bekommen.

Immer weniger Menschen gehen mit und sagen: Ich schreib ne Mail und wenn der Makler in 48h antwortet ist das okay. Meist wird nach 3-4 Stunden auch direkt angerufen, ob die Mail angekommen ist.

Man kann sich fast nur noch den Luxus erlauben zu bestimmten Uhrzeiten zu erreichen zu sein, wenn man etabliert ist. Oder in einer passenden Branche arbeitet. Wenn man sich frisch selbstständig macht oder ein Start Up gründet muss man viel investieren. Obwohl "muss" hier das falsche Wort ist. Müssen nicht, aber wenn man wachsen und sich am Markt etablieren möchte ist das fast umumgänglich.
Ich kenne einige Start Upper, alle Arbeiten elends lang und oft. Meist antworten die auf Supportfragen auch Samstags und Sonntags.
Natürlich kann man dieses Trend nicht zurückentwickeln, wenn man selbst mit macht und es anbietet. Aber welcher "Frischling" sagt dann: "Hey ich bin nur von 10-14 und von 15-19 Uhr erreichbar. Danach und dazwischen nicht. Das machen die wenigstens und viele würde auch leider daran zu Grunde gehen. Außer man hat So ein geiles Produkt, dass es funktioniert.
Im konkreten Bereich Immobilienmakler ist das aber leider nicht so.
Vor allem in der aktuellen Zeit nicht. Bei uns explodieren die Preise. Kaum noch Immobilien sind auf dem Markt. Wenn der Makler hier 48h wartet bis er antwortet wird den keiner mehr nehmen wollen.
Die Leute suchen, sind auf sich fokussiert und warten, dass man ihnen unverzüglich weiter hilft. Wenn du aber einen Kundenstamm hast, dann kannst du dich zurück legen. Denn dann wissen deine Kunden auf Makler XYZ ist verlass. Wenn ich dem schreibe wird das bearbeitet.
Das haben die bei einem neuen nicht, habe ich persönlich auch nicht.
Wir haben vor kurzem ein Haus kaufen wollen. Die Makler die nicht binnen 24h reagiert haben, nutzen wir nicht mehr. Ist sicher eine schlechte Einstellung, aber der Markt zeigt, dass man sehr schnell sein muss. Teilweise sind hier Objekte veröffentlicht worden und 5h später waren vier Besichtigungstermine voll. Da wartet man nicht ob sich der Makler dann noch nach 24h meldet.

Ich kenne 9 Start Upper oder Selbstständige. Alle die neu angefangen haben (6 insgesamt) in den letzten drei Jahren, haben alle kaum Freizeit. Die die länger dabei sind regulieren das langsam runter. Wenn Mitarbeitende dazu kommen oder man Vertrauen von den Kunden hat.
Aber vorher, ist vor allem deine Immobilienbranche, sehr hart und man muss massig investieren.
Als Makler bist du erst einmal austauschbar. Du verkaufst ja nicht dich sondern eine Immobilie.
Passt diese nicht bist du raus. Selten wird der Kunde bei dir bleiben und sagen: "Suchen sie mal für mich" die Kunden werden zu 99% auch selbst suchen und andere Makler mitnutzen. Dann muss man sich irgendwie abheben, dass man die Käufer dauerhaft an sich bindet.
Verkauf läuft in unserer Region, das was angeboten wird kommt auch weg. Manchmal direkt, wenn es arg baufällig oder viel zu teuer ist, etwas später.

Meine These ist aber, dass es als frisch Selbstständiger Immobilienmakler wenig Chance auf eine gesunde Work-Life-Balance gibt, wenn man sich am Markt etablieren möchte und dort auch präsent bleiben will.

@msilver Ich hoffe das ist nicht zu negativ, spiegelt aber meine Erfahrungen wieder.
Ich bin froh Angestellter zu sein. Mein Vater ist Selbstständig aber schon 68 Jahre und bedient nur noch den Bestand und macht keine Akquise.
 
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Immobilienmakler ist ja auch kein geschützter Beruf. Jeder kann sich sofort Immobilienmakler nennen und Leute anschreiben die ggfs. ihr Haus verkaufen wollen um dann seine Dienstleistung zu versprechen.

Grade die hohen Provisionen locken doch da Leute ohne Ende an, die schnell Geld machen wollen. Und solange der Verkäufer bisher nie die Provision zahlen mussten, waren ihm auch die Qualifikation der Makler egal. Jetzt soll es ja 50:50 geteilt werden. M.E. ist es immer noch zu wenig um aktiv die vielen schwarzen Schafe aus der Branche zu werfen. Wenn ein Verkäufer immer 100% der Provision trägt, erst dann wird er sich aktiv über einen Makler informieren und auch zusätzliche Qualifikationen anerkennen damit sein Haus "in vernünftigen Händen" ist.

Solange wir aber kein 100% Bestellerprinzip haben, solange werden sich die Makler (Gute wie Schlechte) um die Kunden kloppen und die Langsamen verlieren. (und nicht die Schlechten)
 
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Faktisch werden die 50% aber sowieso an den Käufer weitergegeben. Aber ja, Obacht bei der Wahl des Maklers. Auch als Verkäufer.
 
Ich kann vieles was Millka schreibt bestätigen. Ich hab mich 2016 nebenbei selbständig gemacht. Zum einen weil mich mein Job nicht erfüllt hat und Bewerbungen ins leere liefen, zum anderen aber auch weil ich einfach für mich selbst mal wissen wollte was passiert wenn ich mich Selbständig mache. Gesagt getan, die ersten 2 Jahre nebenbei waren vielversprechend, also bin ich dann im 3. Jahr in die Vollselbständigkeit gegangen.

Zu dem Zeitpunkt als reiner Onlinehändler, ich wollte das ganze aber ausbauen und zusätzlich stationären Handel anbieten. Lange Rede kurzer Sinn. Ich kann genau deshalb vieles bestätigen was Millka schreibt. Man startet als kleiner Händler, hat für 50.000 € erstmal Ware eingekauft, denn ganze ohne Lagerware geht es einfach nicht und legt los. Der Anspruch der Kunden an den kleinen Händler ist allerdings beim Onlinehandel der selbe, wie an die großen, nämlich das man alles lagernd jederzeit verfügbar hat. Das kann man aber nicht leisten, vor allem bei teuren Teilen, wo auch stellenweise die Marge bei 15-20% nur liegt, kann man sich nicht diverse Teile aufs Lager legen. Was folgt sind potenzielle Interessenten, die dafür 0,0 Verständnis haben und einen Service wie bei Amazon erwarten. Auch Anrufe erhält man Abends um 22 Uhr in der Woche oder auch Sonntags. Das hat bei mir dazu geführt, dass ich halt feste Zeiten eingeführt habe an denen die Hotline besetzt ist und ansonsten geht halt der Anrufbeantworter dran. 12 - 14 Stunden Tage waren trotzdem keine Seltenheit, kein Urlaub, kein frei machen.

Durch Corona ist meine Selbständigkeit aber im Laufe des letzten Jahres sowieso leicht in Schieflage geraten und bevor ich komplett auf die Nase gefallen bin, hab ich zum 01.09.2020 wieder Arbeit in Vollzeit angenommen und die Selbständigkeit etwas zurück gefahren. Ich mache jetzt was wenn ich was machen möchte und ansonsten bezahlt mein Job wieder meine Rechnungen. Ich war insgesamt jetzt vom 01.01.2019 - 31.08.2020 in der vollen Selbständigkeit und ich für mich muss sagen, dass es mir seit ich wieder normal arbeite besser geht, vor allem habe ich mehr Freizeit und der gesamte Tagesablauf ist entspannter.
 
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@Idon

Hatte man auch bei den Mietverträgen befürchtet, es kam aber nicht so.

Als Eigenheimbesitzer wirst du bei der Provision verhandeln, wenn du diese alleine tragen musst. Hast du ein Häuschen für 300.000 EUR zahlst du nicht freiwillig 18.000 EUR nur dafür, dass am Ende der Makler meinetwegen 3x jemand dein Haus vorgestellt hat. Auch schlägt man nicht die 18.000 EUR auf den Kaufpreis auf, damit dann am Ende der Makler bezahlt werden kann.

Es wird m.E. das heutige Verhältnis gekippt. In den Regionen wo die Häuser weggehen wie warme Brötchen würden die Provisionen sinken. Wozu ein Makler wenn man selbst das Haus gut frei verkaufen kann?
In den Regionen wo es viel Leerstand gibt, bleiben die Provisionen oben, da der Makler hier wirklich arbeiten muss.

Wir wohnen im Speckgürtel von Hamburg - nach der ersten Besichtigung wird hier typischerweise der Kaufvertrag unterschrieben. Der Mehrwert eines Maklers ist da ja sehr gering - wenn man diesen selbst zahlen muss.

PS wir haben unser Häuschen direkt vom Eigentümer gekauft und vorher bei den Mietwohnungen haben wir bei Genossenschaften gemietet. Wir haben somit noch nie Maklerprovisionen zahlen müssen - haben also keinen "persönlichen" Groll gegen diesen Berufsstand.
 
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