Zeitarbeit - was haltet Ihr davon?

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René 83

Gast
Hallöchen,

Ich habe derzeit ein Minijob im Gartenbereich und da habe ich mit meinem Chef mal
über Zeitarbeit geredet und er meinte, dass dies nur Sklavenhandel ist und man dort nur hin
und hergescheucht wird und keine Zukunftsaussicht hat.
Man muss in 3 Schichten arbeiten und bekommt kein Nachtzuschlag!
Des Weiteren müssen die Zeitarbeiter ständig geschult werden.

Doch jetzt möchte ich gerne mal eure Meinungen hören!
Welchen Anregungen, Kritiken, etc. habt Ihr schon gesammelt?

Gruß René
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe gelesen, dass in Düsseldorf etwa ein Drittel aller offenen Stellen aus dem Bereich der Zeitarbeit kommen. So verkehrt kann das also nicht sein. Der Personalbedarf in den Unternehmen kann nun einmal schwanken. Das hängt oft mit unterschiedlichen Auftragslagen oder mit Urlaubszeiten zusammen. Dafür lohnt es nicht immer, gleich jemanden dauerhaft einzustellen, weshalb man gerne auf Zeitarbeit zurückgreift, auch wenn das manchmal etwas teurer werden kann.

Schwarze Schafe gibt es dort sicherlich auch, so wie in anderen Branchen. Aber es agieren auch viele große und bundesweit tätige Unternehmen in diesem Sektor. Die können sich gar keinen Sklavenhandel erlauben, wenn sie ihre Kunden nicht verlieren wollen. Schließlich sind sie davon abhängig, dass ihre Leute gute Arbeit leisten. Sonst bekommen sie den nächsten Auftrag nicht.
 
nach meinem zivildienst war ich mal für kurze zeit bei einer zeitarbeitsfirma... die arbeit war relativ angenehm und die bazahlung ganz ok. aber nach nicht mal zwei wochen hab ich da gekündigt, weil die in meiner stadt kein job mehr hatten. müsste dadurch in die nahe gelegene "großstadt". außerdem ging mein verdienst bei kündigung schon langsam in den zu versteuernden bereich. und das wollt ich auf keinsten.
 
Hi,

bevor ich mit meinem Studium begonnen habe, hatte ich für ca 1 Jahr in einer Zeitarbeitsfirma hier bei uns in der Region Karlsruhe gearbeitet.

Bis auf die Bezahlung, konnte ich mich nicht beklagen. Sicherlich resultiert dies daraus, das ja nicht nur ich bezahlt werden musste, sondern das ja die Firma an mir auch was verdienen will.

Auch hatte ich das Glück in einer Firma eingesetzt zu werden, in der ich freie Wahl hatte wie ich denn arbeiten wollte (Früh/spät im wechsel, nur früh, nur spät).
Auch musste ich während meiner Tätigkeit bei der Zeitarbeitsfirma nicht wechseln. Das ganze Jahr wurde ich in der selben Firma eingesetzt.

Wer bei dieser Zeitarbeitsfirma angestellt war, und Nachtschicht arbeitete, bekam auch einen Zuschlag von 20%.

Ich finde es ist eine ... naja, annehmbare alternative um über einen absehbaren Zeitraum etwas Geld zu verdienen, allerdings langfristig, oder gar auf unbestimmte Zeit würde ich von Zeitarbeitsfirmen abraten.
Und sollte man die Möglichkeit zwischen Zeitarbeitsfirma und sonstwas haben, würde ich mcih auch eher für "sonstwas" entscheiden, da man meist mehr Geld verdient. Einfach weil man nur für sich arbeitet, und nciht noch für die Mitarbeiter der Zeitarbeitsfirma.
 
also ich empfinde das auch als moderne Sklavenhaltung. Denn die Leute die dort arbeiten bekommen nicht mal annähernd das Gehalt, welches Sie für diese Position mormalerweise bekommen würden. Zumal wie soll sich jemand in einer Großstadt mit 5€/h und teilweise weniger über Waser halten? Das geht einfach nicht. Dann muß in den meißten Fällen der "Sklave" mit seinem eigenen Auto viele Kilometer zurück legen. Ist oft in anderen unternehmen tätig, weiß also seltenst wo er nächste Woche sein wird, usw...

Auf der anderen Seite ist es vielleicht nicht schlecht wenn man überhaupt keinen Job bekommt und man nicht von der Stütze leben möchte. Auch hat man dann die Changse mal in viele Firmen rin zu schauen. Vielleicht ergibt sich dann dort mal ne Festanstellung.

Für Firmen die diese "Sklaven" anheuern ist es sehr bequem. Sie holen die Leute rein wenn sie gebraucht werden und schmeißen sie raus wenn die Arbeit wieder knapper wird. Also kein Ärger mit dem Kündigungsgesetz.

Ich bin der Meinung, soll jeder das für sich und seine momentane Situation selbst enscheiden.
 
Salut,

1. Zeitarbeit ist besser wie arbeitslos zu sein
2. Sklavenhandel ist schierer Blödsinn

Sicherlich ist der Verdienst nicht sonderlich gut, einen guten Teil der Kosten kassiert die Verleihfirma, sicherlich werden manche in wöchentlich oder zweiwöchentlich wechselnden Einsatzstellen arbeiten müssen, manche bestimmt auch im Schichtbetrieb. Und ?

Zeitarbeit kann eine Alternative und zugleich eine große Chance sein. Wir haben schon einige Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen, die sich bei uns bemüht und bewährt haben, in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen.
 
Naja, ich möchte behaupten, dass Zeitarbeitsfirmen mit den Arbeitslosen ein ziemlich gutes Geschäft machen.
Ein Beispiel: Hier in Kiel sind mehrere Zeitarbeitsfirmen angesiedelt und zahlen zwischen 5€ und 7€/h.
Ein Bekannter von mir arbeitet bei einer Zeitarbeitsfirma als fester Angestellter im Büro und sagt, dass die Zeitarbeitsfirmen meistens mehr als das Doppelte von denjenigen Firmen erhalten, dennen sie Arbeiter "leihen".
Das bedeutet, dass ein Zeitarbeiter 100% Arbeit leistet und 50% nur vergütet bekommt. Die anderen 50% gehen an den "Arbeitgeber".
Das ist für mich Ausbeutung.
 
Nun der schlechte Ruf der Zeitarbeitsfirmen als Ausbeuter ist IMO nicht gerechtfertigt. Es stimmt zwar, dass einige Arbeitgeber die gesetzlichen Bestimmungen (equal Pay) nicht einhalten, aber hier ist eher der Staat gefragt die bereits geltenden Gesetze auch anzuwenden.

Aber gerade bei großen Betrieben und Konzernen werden die Fremd- bzw. Zeitarbeitskräfte genau so gut bezahlt wie ein normaler Angestellter. Somit ist dann die Fremdarbeitskraft für das Unternehmen teurer als ein Angestellter. Der einzige Nutzen ist eben der, dass man den Vertrag mit der Zeitarbeitsfirma jederzeit kündigen kann, also wird die flexibilität des Konzerns gefördert.

Ein schwächerer Kündigungsschutz würde den Zeitarbeitsfirmen somit dann auch schnell den Wind aus den Segeln nehmen.
 
Zeitarbeit
-kann man einiges an Erfahrungen sammeln.
-Kann eine Alternative zur Arbeitslosigkeit HarztIV sein.

-ist aber hauptsächlich eine Ausnutzung von Arbeitnehmer.
Wie th3o gesagt hat verdienen die teilweise das 2-3fache was sie an Hungerslohn zahlen (wenn überhaupt gezahlt wird) - ein Grund mehr für ein Mindestlohn
-Und es wird immer mehr, die Unternehmen stellen immer weniger Leute ein und "mieten" sich jemanden von der Zeitarbeit. Leistet der keine gute Arbeit wird er sofort ausgetauscht wie ein Ersatzteil. Besonders bedenklich ist auch, dass viele Mitarbeiter zu ihren Verdienst aufstockende Leistungen von der Sozialbehörde beantragen müssen weil ihr Zeitarbeitslohn nicht ausreicht und dies bezahlen die Steuerzahler mit. Außerdem schickt die Agentur für Arbeit eh fast jeden zur Zeitarbeitsfirma hin. Ein normaler Arbeitsuchender hat so fast keine Chance mehr.
-zudem wird man überall eingesetzt, egal welchen Beruf man erlernt hat.

@ JulesBärle
in welche Bereiche wurden bei euch die Zeitarbeiter übernommen?
Gleich fest oder befristet?
Warum überhaupt erst Zeitarbeit und nicht normal eingestellt?
 
Na das sind ja wirklich teilweise schockierende Meinungen, da kann man ja wirklich nur die Finger von solchen Firmen lassen!

Danke für Eure Antworten und Anregungen!


Gruß René
 
Zeitarbeit ist in meinen Augen kein Sklavenhandel, jedoch sind diese Firmen total Seelenverkäufer.

Wie hier schon gesagt wurde werden die Arbeiter einfach ausgetausch wie ein Ersatzteil. Und das geht so schnell, selbst 2 Tage krank heisst oftmals austausch, weil man nicht 100% leisten konnte.
Und das die großen Zeitarbeitsfirmen sich solche Machenschaften nicht leisten können zeigt randstad.

Die nutzen regelmäßig neue "schlachtpläne" wo sie die plätze der anderen firmen abwerben. die sog. "disponenten" der firma sind nichts weiteres als darauf geschulte mitarbeiter, die dich zur arbeit zwingen wollen oder dich rauswerfen. wer zb eine tätigkeit nicht annimmt, mit welchem grund auch immer, bekommt sofort ein "arbeitsverweigerung" an den kopf geworfen. wer dann nicht spurtet bekommt dann auch nicht mehr viel unterstützung.
anderes beispiel sind zb freie tage, die ein mitarbeiter mit urlaub verrechnen soll und als grund soll irgendwas angegeben werden. nur das die firma für einen nichts zu tun hat darf man nicht schreiben, obwohl es oftmals der fall ist.
und um diese ausbeuter-schiene weiter zu vollziehen können, hat zb bei mißverständnissen mit der auftraggebenden firma immer die firma recht. sprich egal was man mit seiner zeitarbeitsfirma versucht zu klären, die glaubt einem nicht. wozu auch. rauswerfen, neuen einstellen.

also ich habs 1,5 jahre mitgemacht und nein danke. diesen beschiss des staates an der wirtschaft (und andersrum) mach ich nicht mehr mit. da bleib ich lieber bei hartz4 und lass es mit psychisch gut gehen. :P

sers, fire
 
Salut,

@bonMon

Zeitarbeiter werden bei uns ausschließlich im gewerblichen Bereich Lager und Versand geholt. Warum überhaupt erst Zeitarbeit und nicht normal eingestellt? Ganz einfach, Zeitarbeit muß bei dann einspringen, wenn unerwarteter und akuter Bedarf an zusätzlichem Personal besteht, z.B. bei Krankheit oder Unfall. Dann habe ich nicht die Zeit eine Annonce zu schalten und jemand aus zig Bewerbungen auszuwählen. Zeitarbeit bedeutet Flexibilität - ich rufe früh morgens dort an, spätestens um 1000 habe ich ein oder zwei Leute hier. Die Verleihfirma kennt unsere Bedürfnisse, spurt derjenige nicht oder meint er, er können eine zu ruhige Kugel schieben, geht es ab nach Hause und der nächste Zeitarbeiter kommt. Stelle ich jemand fest ein und er spurt nicht, bekommt er sein Gespräch mit mir. Beim zweiten Mal sofort die Papiere. Wir zahlen nicht fürs rumgammeln.

Zeigt der Mann Interesse an der Arbeit, gibt sich Mühe und bekundet sein Interesse an einer Festeinstellung, bekommt er nach Rücksprache mit dem Lagerleiter ein Angebot auf Festeinstellung. Wenn wir jemand festeinstellen, grundsätzlich erst einmal 2J befristet, egal ob Lagerarbeiter oder Kaufmann, egal ob Sonderschule oder Uni. Bewährt er sich, paßt er zu uns und wir wollen ihn behalten, bekommt er nach einer gewissen Zeit ein Schreiben, daß die Befristung aufgehoben wird. Gleiches natürlich bei Frauen.



th3o schrieb:
Das bedeutet, dass ein Zeitarbeiter 100% Arbeit leistet und 50% nur vergütet bekommt. Die anderen 50% gehen an den "Arbeitgeber". Das ist für mich Ausbeutung.

ich wäre sehr enttäuscht gewesen, wenn nicht die übliche platte sozialistisch gefärbte Ausbeutungstheorie von unserem Rechengenie th3o gekommen wäre. ;)
Apropos Ausbeutung ... ich bekomme übrigens 100% Gehalt brutto, 48% davon gehen an den deutschen Staat um u.a. th3os und firexs zu unterhalten.
Wenn das nicht Ausbeutung ist ...
 
du vielleicht. aber bei zb etwa 7eur/std bekommt die zeitarbeitsfirma min. 7eur/std. für lau. und ich bekomm von meinen 7eur/std nach abzug staat dann etwa 4eur. macht bei etwa 150std./monat 600eur. ich bekomm 500eur bei hartz4.
bei einer festanstellung wäre ich natürlich weit ab von hartz4, so ist es aber schon recht easy, dem nixtun zu verfallen :P

bevor nun mich einer anmosert: ich mach vollzeitschulische berufsausbildung informatik. ich kann mir momentan selber ausrechnet das ich nen locker leben gerade habe :P

sers, fire

ps: meine mutti ist übrigens von ihrer damaligen eingesetzten firma übernommen worden und meine schwester auch gerade. man kann zeitarbeit schon als sprungbrett nutzen, nur ich werd auf ewig die finger daovn lassen.
 
Ich war auch mal einer der "Glücklichen", die Zeitarbeiter waren.
Ist aber jetzt gute 7 Jahre her.

Habe nur schlechte Erfahrungen gesammelt und würde keinem raten dort hinzugehen.
Entscheiden muss es jedoch immer noch jeder für sich.

Wenn es eine Chance darstellt der Arbeitslosigkeit zu entfliehen und/oder HartzIV zu entkommen, dann ist es vllt. noch OK.
Aber nicht auf Dauer.
Die Möglichkeit so seinen zukünftigen Arbeitgeber zu suchen und zu finden besteht aber.
Wir haben auch gerade welche übernommen.
 
Hier wird oft auf die (niedrigeren) Löhne in der Zeitarbeit abgestellt. Aber das sollte man schon differenzieren. Wenn sich jemand eigenständig einen Job sucht, dann fallen keine zusätzlichen Kosten an und dann kassiert er auch den vollen Lohn. Aber hier ist es so, dass die Zeitarbeitsfirma diese Aufgabe für den Beschäftigen übernimmt. Sie muss jemanden dafür abstellen, der die Suche nach einem Auftraggeber übernimmt, der Gespräche mit den Firmen führt, der die Disposition macht und sich mit Beschwerden herumschlägt. Das muss natürlich von irgendjemandem bezahlt werden. Und so kann es kommen, dass die Gehälter zum Teil 20 Prozent unter denen der fest Angestellten leigen. Das ist systembedingt und keine Ausbeutung.
 
Die Gehälter sollten aber nicht so tief sein, das ein Leben davon unmöglich ist.
Bei der vielen Fahrerei in der Republik geht viel vom Gehalt drauf. Gibt es noch Auslöse ?
Ich weiss nicht. Ich bekam damals keine... Wird sich bestimmt nicht viel geändert haben.
 
Also erst einmal hat sich das Verhalten und auch das Image der Zeitarbeitsfirmen in den letzten Jahren deutlich geändert. So verdienen heute ca. 90% der Angestellten bei Zeitarbeitsfirmen Tariflohn (dies ist zumindest die Angabe des Verbandes).

Ich selbst arbeite in einer Firma bei der ca. 20% der Angestellten Zeitarbeiter sind. Diese bekommen alle genau das selbe Geld was auch ein fest Angestellter bekommen würde der auf dieser Stelle arbeitet. Lediglich die Gewinnbeteiligung entfällt.

Für meinen Arbeitgeber ist der Zeitarbeiter ca. 5-10% teurer als ein normaler Angestellter. Der "Benefit" ist lediglich die gestiegene Flexibilität. Übrigens ist dieses Konzept mit Zustimmung der Gewerkschaften erstellt worden, denn im Gegenzug für diese 20% Zeitarbeitnehmer gibt es Garantie, dass in den nächsten 8 Jahren keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen werden (dies gilt natürlich nur für die fest Angestellten).

Wenn übrigens alte Arbeitnehmer aus dem Betrieb ausscheiden oder sich jemand wo anders bewirbt, dann wird der Platz oftmals durch die übernahme eines Zeitarbeitnehmers besetzt.

Also wie gesagt:

Es gibt natürlich in dieser Branche schwarze Schafe, aber die gibt es nun einmal überall. Wenn der Staat nicht in der Lage dazu ist geltendes Recht auch anzuwenden, dann darf man den Zeitarbeitsfirmen nicht vorwerfen, dass sie diese Unfähigkeit ausnutzen.
 
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