Im Test vor 15 Jahren: Die Radeon HD 5970 war schnell und ruckelte
Mit der ATi Radeon HD 5870 konnte AMD die Single-GPU-Leistungskrone wieder an sich reißen, konnte Nvidias Dual-GPU-Flaggschiff GeForce GTX 295 jedoch nicht das Wasser reichen. Mit der ATi Radeon HD 5970 (Test) änderte sich das, trotz der Leistungskrone ruckelten Spiele auf der Dual-GPU-Grafikkarte jedoch öfters.
Aus zwei Radeon HD 5870 mach eine Radeon HD 5970
Bei der Radeon HD 5970 setzte AMD wie bereits bei der HD 5850 und HD 5870 auf die RV870-GPU. Dabei kam der Vollausbau mit 320 Shader-Einheiten, 80 Textureinheiten und 32 ROPs zum Einsatz. Da es sich bei der Radeon HD 5970 um eine Dual-GPU-Grafikkarte handelte, lag dies alles in doppelter Ausführung vor. Um unter der 300 Watt Grenze der damaligen PCIe-Spezifikationen zu bleiben, mussten die Taktraten gegenüber der Radeon HD 5870 jedoch etwas eingebremst werden. Mit 725 MHz statt 850 MHz waren auf den GPUs ein Minus von knapp 15 Prozent zu verzeichnen. Der zweifach vorhandene, jeweils 1.024 MByte große, Grafikspeicher wurde mit 2.000 MHz statt 2.400 MHz (-17 Prozent) angesprochen.
Radeon HD 4870 X2 | Radeon HD 5850 | Radeon HD 5870 | Radeon HD 5970 | GeForce GTX 295 | |
---|---|---|---|---|---|
Chip | 2 × RV770 | RV870/Cypress | 2 × RV870/Cypress | 2 × GT200b | |
Transistoren | 2 × ca. 956 Mio. | ca. 2,15 Mrd. | 2 × ca. 2,15 Mrd. | 2 × ca. 1,4 Mrd. | |
Fertigung | 55 nm | 40 nm | 55 nm | ||
Chiptakt | 2 × 750 MHz | 725 MHz | 850 MHz | 2 × 725 MHz | 2 × 576 MHz |
Shadertakt | 2 × 750 MHz | 725 MHz | 850 MHz | 2 × 725 MHz | 2 × 1.242 MHz |
Shader-Einheiten (MADD) |
2 × 160 (5D) | 288 (5D) | 320 (5D) | 2 × 320 (5D) | 2 × 240 (1D) |
FLOPS (MADD/ADD) | 2 × 1.200 GFLOPS | 2.090 GFLOPS | 2.720 GFLOPS | 2 × 2.320 GFLOPS | 2 × 894 GFLOPS |
ROPs | 2 × 16 | 32 | 2 × 32 | 2 × 28 | |
Pixelfüllrate | 2 × 12.000 MPix/s | 23.200 MPix/s | 27.200 MPix/s | 2 × 23.200 MPix/s | 2 × 16.128 MPix/s |
TMUs | 2 × 40 | 72 | 80 | 2 × 80 | |
TAUs | 2 × 40 | 72 | 80 | 2 × 80 | |
Texelfüllrate | 2 × 30.000 MTex/s | 52.200 MTex/s | 68.000 MTex/s | 2 × 58.000 MTex/s | 2 × 46.080 MTex/s |
Shader-Model | SM 4.1 | SM 5 | SM 4 | ||
effektive Windows Stromsparfunktion |
✓ | ||||
Speichermenge | 2 × 1.024 MByte GDDR5 | 1.024 MByte GDDR5 | 2 × 1.024 MByte GDDR5 | 2 × 896 MByte GDDR3 | |
Speichertakt | 2 × 1.800 MHz | 2.000 MHz | 2.400 MHz | 2 × 2.000 MHz | 2 × 999 MHz |
Speicherinterface | 2 × 256 Bit | 256 Bit | 2 × 256 Bit | 2 × 448 Bit | |
Speicherbandbreite | 2 × 115.200 MByte/s | 128.000 MByte/s | 153.600 MByte/s | 2 × 128.000 MByte/s | 2 × 111.888 MByte/s |
Gegenüber der älteren Dual-GPU-Grafikkarte von Nvidia, der GeForce GTX 295, war die Radeon HD 5970 auf dem Papier um Meilen voraus. Wie bereits bei der Radeon HD 4870 X2 verfügte die Radeon HD 5970 über einen PCIe-Switch von PLX, der für die Kommunikation zwischen den GPUs verantwortlich zeichnete. Die unverbindliche Preisempfehlung der Radeon HD 5970 lag vor 15 Jahren bei 599 US-Dollar und war ab etwa 560 Euro in Deutschland verfügbar.
Viel Platz und Energie waren nötig
Mit knapp 30,5 cm war die Radeon HD 5970 die damals längste Grafikkarte, die selbst die sehr lange Radeon HD 5870 mit ihren 28 cm in den Schatten stellte. Interessenten war daher angeraten vor einem Kauf, zu überprüfen ob das eigene Gehäuse genug Platz bot. Für die Stromversorgung der beiden GPUs benötigte es einen 6-Pin- und einen 8-Pin-PCIe-Anschluss, die zusammen mit dem Steckplatz 300 Watt übertragen konnten.
Der große Dual-Slot-Kühler erstreckte sich über die gesamte Länge der Grafikkarte, während die Rückseite mit einer Rückplatte abgedeckt war. Am Ende der Grafikkarte befand sich ein 75-mm-Radiallüfter, der Frischluft aus dem Gehäuse durch den Kühler hindurch führte und dann rückwärtig ausblies.
Spitzenplatz bei der Leistung
In puncto Bilder pro Sekunde lag die Radeon HD 5970 unangefochten an der Spitze des Testfeldes. So betrug der Vorsprung zu Nvidias GeForce GTX 295 zwischen 15 und 128 Prozent, abhängig von der Auflösung und der eingestellten Kantenglättung. Aufgrund der enorm hohen Rechenleistung fielen die Vorteile der Radeon HD 5970 vor allem in hohen Auflösungen mit viel Kantenglättung auf, wo anderen Grafikkarten der Dampf ausging. Auf die Radeon HD 5870 – der schnellsten Single-GPU-Grafikkarte – konnte die Radeon HD 5970 zwischen 29 und 49 Prozent Vorsprung rausholen. Im Vergleich zur Radeon HD 5970 erreichten allerdings zwei gleich hoch getaktete Radeon-HD-5850-Karten fast immer dieselbe Leistung, die zusätzlichen Recheneinheiten kann die Grafikkarte nur selten nutzen.
Wie zu erwarten, konnte die Radeon HD 5970 bei den B-Noten keine Glanzleistungen erzielen. Die Lautstärke unter Last war hoch und die Leistungsaufnahme enorm. Im Vergleich zur GeForce GTX 295 waren beide Werte jedoch besser – eine niedrige Messlatte, aber immerhin. Bei der Übertaktung waren nur 45 MHz mehr auf den GPUs möglich, während der Grafikspeicher ein Plus von 600 MHz vertrug. Damit konnten Anwender auf ein Leistungsplus zwischen zwei und 17 Prozent rechnen. Mit angehobenen Spannungen auf den GPUs konnten diese im Test immerhin 900 MHz und somit ein Taktplus von 175 MHz erzielen. Die Leistung stieg jedoch nur noch marginal um weitere zwei bis sieben Prozent an.
Fazit
Mit der Radeon HD 5970 lieferte AMD ein wahres Leistungsmonster ab. Das galt sowohl für die brachiale GPU-Leistung als auch deren enorme Leistungsaufnahme. Den Titel schnellste Grafikkarte konnte sich der Hersteller ohne Wenn und Aber auf die Fahne schreiben. Für alle Spieler machte die Radeon HD 5970 dennoch keinen Sinn. Durch die mehreren GPUs bedingt plagten die Grafikkarte Probleme wie Mikroruckler. Wer wirklich die höchstmögliche Leistung auf einer einzelnen GPU wollte, für den war die Radeon HD 5970 die einzige Möglichkeit. Mehr Leistung gab es nur in einem CrossFire-Verbund aus zwei Radeon HD 5870.
In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:
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