Im Test vor 15 Jahren: Passive Grafikkarten-Kühler von Flop bis Top
tl;dr: Grafikkarten waren bereits im Jahr 2005 die primäre Geräuschquelle von Computern. ComputerBase widmete sich sieben passiven Grafikkartenkühlern (Test), die dieses Problem beheben sollten. An absoluter High-End-Hardware scheiterten diese jedoch.
Von AeroCool bis Zalman
Der mit 18,90 Euro günstigste getestete Kühler stammte von NorthQ und hörte auf den Namen NQ-3800. Im Lieferumfang waren zwei Aluminium-Kühlkörper, eine Heatpipe zum Verbinden derer, ein Montageblock für ATi und Nvidia sowie Wärmeleitpaste enthalten. Beide Kühlkörper hatten Abmessungen von 80 × 120 × 10 mm und wurden mit einer 5-mm-Heatpipe verbunden, woraus sich ein Endgewicht von 300 Gramm ergab.
Die Inspiration für den NQ-3800 stellte der Zalman ZM80D-HP, der für 27,90 Euro erhältlich war. Auch bei diesem wurden zwei Kühlkörper, wovon der vorderseitige auf 80 × 140 × 10 mm und der rückseitige auf 73 × 140 × 10 mm kam, verwendet. Die Verbindung zwischen diesen stellten zwei 5-mm-Heatpipes her. Zusätzlich legte Zalman acht Speicherkühler aus Aluminium bei. Das Gesamtgewicht fiel daher mit 350 Gramm etwas höher aus. Beiden Modellen gemein war die sehr frickelige Montage.
Als zweites Modell von NorthQ befand sich der NQ-3801 im Test, der sich als leistungsstärkeres Exemplar die Konkurrenz vorknöpfen sollte. Dafür setzte er auf einen 90 × 150 × 13 mm großen Kühlkörper auf der Vorderseite und einen weiteren mit 67 × 150 × 13 mm auf der Rückseite. Verbunden wurden diese mittels zweier 5-mm-Heatpipes. Wem die passive Kühlung nicht ausreichte, der konnte die beiden beigelegten 50-mm-Lüfter auf dem Kühler montieren. So kam der NQ-3801 auf sein stattliches Gewicht von 500 Gramm. Mit einem Preis von 29,90 Euro war er zugleich das teuerste Modell im Test.
Der Cooler Master CoolViva stellte mit 23,90 Euro eine günstigere Alternative dar. Dieser setzte ebenfalls auf zwei Kühlkörper, die jeweils 82,6 × 120 × 13 mm maßen und mit einer 6-mm-Heatpipe gekoppelt waren. Optional ließ sich ein beigelegter 60-mm-Lüfter auf dem 450 Gramm schweren Kühler installieren.
Mit nickelbeschichtetem Aluminium-Kühlkörper in Anthrazitlackierung und zwei beschichteten Kupfer-Heatpipes konnte der be quiet! Polar Freezer für 22,90 Euro optisch einiges hermachen. Dank der 95 × 130 × 13 mm (Vorderseite) und 86 × 130 × 9 mm (Rückseite) großen Kühlkörper war er für bis zu 90 Watt Wärmeleistung spezifiziert. Zudem konnte der 480-Gramm-Kühler im Test mit der besten Verarbeitungsqualität überzeugen.
Mit 28,90 Euro etwas teurer, konnte der Thermaltake Schooner mit einem zusätzlichen Kühlkörper außerhalb des Gehäuses aufwarten. Die beiden eigentlichen Kühlkörper kamen auf Abmessungen von 100 × 150 × 12 mm vorne und 84 × 130 × 6 mm hinten. Das externe Modul wurde mit zwei Heatpipes an den eigentlichen Kühler angeschlossen und konnte zu den 1.159 cm² + 446 cm² weitere 516 cm² an hitzeabführender Oberfläche bieten.
Das letzte Modell im Test war der AeroCool VM-101, der für 25,90 Euro den Besitzer wechselte. Der VM-101 war für bis zu 70 Watt Wärmeleistung spezifiziert, wobei die Abwärme der GPU von zwei 6-mm-Heatpipes abgeführt wurde. Im Vergleich zu vielen Konkurrenten setzte AeroCool nur auf einen einzigen (Aluminium-)Kühlkörper, dessen Abmessungen 60 × 165 × 30 mm betrugen.
Von kühl bis zu heiß
In den Tests zeigten sich erhebliche Unterschiede bezüglich der Kühlleistung. Der be quiet! Polar Freezer konnte sich durchgehend an die Spitze des Testfelds setzen. Je nachdem, ob ein zusätzlicher Lüfter verwendet wurde oder nicht, lag der Vorsprung auf den durchgehend schlechtesten Kühler – den Cooler Master CoolViva – zwischen 13 und 14 Kelvin unter Last. Im Leerlauf arbeitete der Polar Freezer immerhin noch zwischen 10 und 13 Kelvin kühler.
- VGA-Heatpipes mit NB SX1 Casefan
- VGA-Heatpipes komplett passiv
- ATX, BTX oder Desktop: Polar Freezer
- ATX, BTX oder Desktop: VM-101
- Härtetest mit GeForce 6800 GT
- Lautstärkemessung bei 5 und 12 Volt
- VGA-Heatpipes Aktiv-Betrieb – 12 Volt
- VGA-Heatpipes Aktiv-Betrieb – 5 Volt
- Was bringt der externe Kühlkörper?
Als Testgrafikkarte setzte ComputerBase damals auf eine GeForce FX 5900 Ultra. Mit Ausnahme des NorthQ NQ-3801 waren alle getesteten Kühler mit den neueren Modellen 6800 GT/Ultra aufgrund von zu dicken Montageschrauben inkompatibel. Nvidia hatte mit diesen Modellen die Bohrlöcher rund um die GPU von drei auf zwei Millimeter verkleinert, weswegen die meisten Kühler nicht mehr passten. Bei der GeForce 6600 GT mit AGP kam hingegen der PCIe-zu-AGP-Brückenchip den Kühlern des Öfteren in die Quere.
Testsieger von be quiet!
Der Polar Freezer ging damit als klarer Testsieger hervor. Mit guter Verarbeitung, schickem Design und starker Kühlleistung für einen bezahlbaren Preis stach er die Konkurrenz aus. Auf dem zweiten Platz – insbesondere für Besitzer einer GeForce 6800 GT oder Ultra interessant – landete der NorthQ NQ-3801, der sich in puncto Kühlleistung nur knapp dem Polar Freezer geschlagen geben musste.
Ein Problem blieb aber auch mit diesen ausgereiften Kühlern bestehen: Ohne den Luftstrom des CPU-Kühlers waren die Kühlkörper nicht in der Lage, die hohe Abwärme der GPU abzuführen. In der Praxis ließen sich im Jahr 2005 demnach keine komplett passiv gekühlten High-End-Systeme umsetzen. Wer dennoch zumindest die Grafikkarte als Geräuschquelle eliminieren wollte, hatte reichlich Optionen zur Wahl.
In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:
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