Microsoft und News Corp. gegen Google

Andreas Frischholz
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Microsoft und Rupert Murdochs News Corp. hegen derzeit Pläne, eine Internetallianz gegen den Platzhirsch Google zu schmieden. Murdoch hatte bereits vor einiger Zeit mit der Vorstellung kokettiert, die Online-Angebote seines Medienimperiums von Googles Nachrichtenaggregator auszuschließen.

Murdoch ist es ein Dorn im Auge, dass Nachrichtenaggregatoren wie „Google News“ durch Anzeigen Einnahmen erzielen, obwohl die auf den jeweiligen Seiten dargestellten Inhalte eigentlich von den Verlagen stammen. Diese Ansicht findet unter Verlegern breiten Konsens, etwa auch bei den deutschen, bei denen die Axel Springer AG die Vorreiterrolle einnimmt. Zwar sieht Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner keinen Bedarf, Google auszuschließen, will aber an den Werbeerlösen beteiligt werden. Murdoch wählt indes den radikaleren Weg, indem er Google ausschließen will und stattdessen ein Abkommen mit Microsoft trifft, die auf diesem Weg die Suchmaschine Bing fördern wollen.

Microsofts neue Suchmaschine ging Mitte des Jahres an den Start, heimste Lob von Kritikern ein und konnte seitdem stetig den Marktanteil von Microsoft im Suchgeschäft erweitern – zumindest im US-Markt liegt jener aber immer noch bei knapp unter zehn Prozent, während Google mit rund 65 Prozent weiterhin der unangefochtene Spitzenreiter ist. In Deutschland ist Google mit einem Marktanteil von rund 89 Prozent noch wesentlich erfolgreicher, während Microsoft als Zweitplatzierter lediglich auf 2,7 Prozent und Yahoo als Dritter im Bunde auf 2,5 Prozent kommen. Deswegen sollen die Redmonder schon seit geraumer Zeit den Versuch gestartet haben, Verleger von dem Plan zu überzeugen, dass Inhalte exklusiv über Bing auffindbar sind.

Printmedien leiden im Rahmen der Wirtschaftskrise verstärkt unter rückläufigen Verkaufszahlen und sinkenden Anzeigenpreise, wobei einige Verleger die sogenannte „Kostenloskultur“ des Internets dafür verantwortlich machen. Viele Artikel der Print-Medien stehen auf den jeweiligen Online-Angeboten frei zugänglich zu Verfügung, die online mittels Werbung erzielten Einnahmen reichen aber nicht aus, um die Verluste aus dem Print-Geschäft zu kompensieren. Deswegen geht beispielsweise Murdochs News Corp. dazu über, die Artikel der hauseigenen Online-Angebote – zu denen unter anderem die „Sun“, „The Times“ und das „WallStreet Journal“ zählen – nur noch gegen Bezahlung freizuschalten. Ebenso hofft man bei der News Corp. auf zusätzliche Einnahmen, indem man die Vereinbarung mit Microsoft eingeht und auf diesem Weg deren Suchmaschine an Attraktivität gewinnen lässt. Allerdings verliert die News Corp. auf diesem Weg alle potentiellen Leser, die über die Google-Suche auf deren Seiten gelangen.

Ohnehin ist es fraglich, inwieweit diese Maßnahmen fruchten. Nach Zahlen der Unternehmensberatung The Reach Group führen nur fünf Prozent der Google-Treffer zu Verlagsseiten, welche die „Hamburger Erklärung“ unterzeichnet haben. An dieser Erklärung haben sich 166 internationale Verlage beteiligt, die damit gegen die „Ausbeutung“ ihrer Inhalte von Google protestieren. Der Druck der Medienhäuser auf den Internetkonzern dürfte von daher vergleichsweise schwach ausfallen. Ein offizielles Statement gab es indes weder von Microsoft noch von der News Corp., jedoch wird vermutet, dass Microsoft noch mit weiteren Verlegern verhandelt. Was schlussendlich dabei herauskommt und ob die gegebenenfalls getroffenen Entscheidungen sich bewähren werden, ist weiterhin recht offen und dürfte noch viel Raum für Spekulationen über die Zukunft des Online-Journalismus bieten.