Google Chrome OS im Test: Ein erster Blick auf das Immer-Online-OS
6/7Im Alltag
Wie gut oder schlecht eine Plattform funktioniert, zeigt sich erst beim alltäglichen Umgang mit dieser. Hier wird deutlich, wie gut das „Always on“-Prinzip in der Praxis wirklich funktioniert und ob die von Google definierten Anforderungen – schnelles Booten, mindestens sechs Stunden Akkulaufzeit – wirklich von den Herstellern der Chromebooks umgesetzt werden.
Zumindest in Bezug auf die Boot-Dauer kann man Entwarnung geben. Die von Google genannten acht Sekunden werden problemlos von Samsungs Chromebook eingehalten, meist steht der Anmeldebildschirm bereits nach fünf oder sechs Sekunden bereit. Bestätigt man hier die Passworteingabe, dauert es wieder nur wenige Sekunden, bis das Gerät einsatzbereit ist – gegenüber der Konkurrenz ein deutlicher Vorteil.
Ab nun ist aber entscheidend, in welchem Umfeld man sich befindet. Denn die Arbeitsgeschwindigkeit hängt zu einem großen Teil davon ab, ob ein schnelles WLAN oder das Mobilfunknetz genutzt wird. Ist ersteres der Fall, ist flüssiges Arbeiten problemlos möglich. Die von Google bereitgestellten Dienste wie Google Mail, Google Docs oder der Kalender laden oftmals mit dem gleichen Tempo wie beispielsweise Outlook oder Thunderbird. Dank Tabs oder weiteren Browser-Fenstern kann man diese „Standardanwendungen“ einfach im Hintergrund laufen lassen, spürbare Auswirkungen auf die Systemleistung hat dies nicht.
Etwas anders sieht es aus, falls man nur via EDGE oder UMTS Zugang zum weltweiten Datennetz hat. Hier hat man teilweise mit sehr langen Ladezeiten zu kämpfen, abhängig in erster Linie natürlich von der Komplexität des aufgerufenen Dienstes oder der Seite. Erst in HSPA-Netzen werden Übertragungsraten erreicht, die für ein ausreichend hohes Tempo ausreichen.
Hier wird ganz klar der derzeit größte Nachteil von Chrome OS erkennbar. Während beim Produktiveinsatz auf Windows- oder Mac-OS-basierten Geräten oftmals CPU, GPU oder Festplatte die limitierenden Faktoren sind, ist dies bei Google Betriebssystem die Qualität der Internet-Anbindung. Ein Faktor, auf den man nur bedingt Einfluss hat. Allerdings will man hier zumindest teilweise gegensteuern: Zukünftige Updates sollen einige Anwendungen Offline-fähig machen, darunter unter anderem Google Mail und Google Docs. Der notwendige Datenabgleich zwischen Chromebook und den Google-Servern erfolgt dann automatisch bei bestehendem Internet-Zugriff.
Abseits dieser Problematik gibt es in puncto Bedienung kaum Unterschiede zwischen der Verwendung eines „normalen“ Notebooks und einem Chromebook. Zumindest falls man die zur Verfügung stehenden Anwendungen nutzen will oder kann. Ähnlich wie Smartphones ist man hier sehr darauf angewiesen, dass im Web Store entsprechend den eigenen Anforderungen Programme oder Erweiterungen bereitgestellt werden.
Da die meisten Daten in der „Cloud“ und nicht auf der verbauten SSD abgelegt werden, stört deren geringe Größe von 16 Gigabyte kaum. Einzig wer große Musik- und Video-Sammlungen oder mehrere große Dateien immer bei sich haben will oder muss, wird vor ein mehr oder weniger großes Problem gestellt. In diesem Fall hilft nur der Griff zu einem externen Speichermedium, welches problemlos nach den Anschluss vom System erkannt wird, oder aber der Einbau einer größeren SSD im mSATA-Format. Hier muss man dann aber mit dem eher unkomfortablen Datei-Manager vorlieb nehmen. Weder optisch noch funktionell kann dieser überzeugen.
Beim Chromebook an sich kommen nur wenige Fragen auf. Anschlüsse und Tasten sind sinnvoll platziert und größtenteils durch Klappen vor Verschmutzung geschützt. Dank des matten Display kann man auch in hellen Umgebungen nahezu frei von Spiegelungen arbeiten. Gut ist ebenfalls die Verarbeitung, einzig hier und da – beispielsweise bei den erwähnten Klappen – hätte man auf bessere Materialien zurückgreifen können.
Der verbaute Akku mit einer Kapazität von 61 Wattstunden soll laut Samsung etwa acht Stunden mit einer Ladung auskommen. Im Test konnte dieser Wert aber lediglich bei minimaler Helligkeitseinstellung sowie beim Betrieb in einem WLAN annähernd erreicht werden. Arbeitet man mit etwa 140 Candela, sind gut sechs Stunden abseits einer Steckdose möglich. Greift man auf das Mobilfunknetz zurück, reduziert sich die Laufzeit um etwa 60 bis 90 Minuten.