Grafikkarten von AMD im Test: Radeon HD 5870, 6970, 7970, 290X und Fury X im Vergleich

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Wolfgang Andermahr
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Mehr Leistung, mehr Leistungsaufnahme

Wie in der Mittelklasse hat AMD auch im High-End-Segment mehr Leistung bis zur letzten Generation mit mehr Leistungsaufnahme erkauft. So benötigt das Testsystem mit der Radeon HD 5870 im Spielebetrieb 219 Watt, mit der Radeon R9 290X sind es dagegen deutlich höhere 381 Watt. Erst mit Fiji ist der Stromverbrauch leicht gesunken. Während bei Nvidia Fermi aus dem Jahr 2010 und 2011 das Bild allerdings positiv verfälscht, wird es bei AMD durch die ganz alten Karten negativ getrübt: sie waren sehr sparsam.

Leistungsaufnahme Gesamtsystem – RotTR
    • ATi Radeon HD 5870
      219
    • AMD Radeon HD 6970
      266
    • AMD Radeon HD 7970
      284
    • AMD Radeon R9 Fury X
      372
    • AMD Radeon R9 290X
      381
Einheit: Watt (W)

Bei der Radeon R9 Fury X liegt der kleine Vorteil weniger an einer effizienteren Architektur, sondern vielmehr an der modernen Speichertechnologie HBM, die in Verbindung mit dem kleineren Speicherinterface auf der GPU deutlich weniger Energie benötigt. Aktuell macht es den Anschein, als würde es mit der zukünftigen und neuen Architektur Vega erstmals seit längerer Zeit wieder eine deutliche Steigerung bezüglich der Energieeffizienz bei AMD geben.

Auch unter Windows gibt es seit GCN eine Stagnation

Auch unter Windows hat sich seit der Einführung von Graphics Core Next nur wenig bezüglich der Leistungsaufnahme getan. So hat die Radeon HD 7970 den Messwert für das Testsystem noch von 61 Watt (HD 5870) beziehungsweise 64 Watt (HD 6970) auf 57 Watt gedrückt. Die Radeon R9 290X kommt dann auf denselben Wert, und die Radeon R9 Fury X lässt ihn wieder um gut 9 Watt auf 66 Watt ansteigen. Dies liegt an der Wasserkühlung. Der zusätzliche Lüfter auf dem Radiator und vor allem die Pumpe benötigen den zusätzlichen Strom.

Leistungsaufnahme Gesamtsystem – Windows-Desktop
    • AMD Radeon HD 7970
      57
    • AMD Radeon R9 290X
      57
    • ATi Radeon HD 5870
      61
    • AMD Radeon HD 6970
      64
    • AMD Radeon R9 Fury X
      66
Einheit: Watt (W)

Eine gute Entwicklung – bis zur Radeon Fury X

Bis zur Radeon R9 290X haben sich die High-End-Grafikkarten von AMD schnell und gut weiterentwickelt. Mit der Radeon HD 7970 und damit der Einführung der Graphics-Core-Next-Architektur gab es einen sehr großen Schritt nach vorne, von dem die Serien immer noch zehren.

Mit Fiji auf der Radeon R9 Fury X hat sich allerdings gezeigt, dass die Architektur am Ende angekommen ist – und der nur vier Gigabyte große Speicher vom schnellen Typ HBM ist diesbezüglich nicht hilfreich. In niedrigen Auflösungen kann das immer noch aktuelle High-End-Modell die theoretisch doch deutlich höhere Leistung nicht ordentlich in mehr Bilder pro Sekunde umsetzen, in hohen limitiert noch schneller der Speicher.

GCN ist gut gealtert, aber jetzt muss Vega her

Dies ist auch ein Grund, warum es im Jahr 2016 keine neue High-End-GPU von AMD gegeben hat. Die alte Architektur konnte weder höher getaktet noch breiter ausgelegt werden, und die neue, Vega, war noch nicht so weit. Das ändert sich im ersten Halbjahr 2017. Insgesamt darf GCN aber ein sehr guter Alterungsprozess ausgestellt werden. Denn auch mit einer Radeon HD 7970 lassen sich alle aktuelle Spiele mit reduzierten Details noch gut wiedergeben. Der mit drei Gigabyte damals schon verhältnismäßig große Speicher zahlt sich hier aus.

R9 Fury X (oben, 2015) und HD 6970 (unten, 2010)
R9 Fury X (oben, 2015) und HD 6970 (unten, 2010)

Seit 2011 hat sich bei der Energieeffizienz kaum etwas getan

Während sich GCN bei der Performance noch gut gehalten hat, gilt dies nicht für die Energieeffizienz der High-End-Karten von AMD. Es gab keinen Wechsel der Fertigungsstruktur und nur kleinere Verbesserungen in der Technik selbst. Im Ergebnis ist die Leistungsaufnahme immer weiter angestiegen, nur Fiji auf Fury X kann von HBM profitieren.

High-End von AMD ist derzeit keine gute Wahl

Während sich die letzten Mittelklasse-Grafikkarten von AMD dank der etwas moderneren Polaris-Architektur und des Fertigungswechsels gut weiterentwickelt haben und bedenkenlos gekauft werden können, sieht dies bei den High-End-Ablegern von AMD anders aus. In dem Bereich können AMDs Angebote mit Nvidias Pascal-Generation nicht mehr mithalten. Spannend bleibt die Frage, ob AMD mit Vega wieder aufschließen oder Nvidia gar überholen kann. Wer High-End kaufen möchte, sollte bis dahin ausschließlich zu Nvidia greifen. Weil Vega vor der Tür steht, empfiehlt ComputerBase in der aktuellen Grafikkarten-Kaufberatung aber: abwarten.

Drei weitere Artikel zu den letzten Generationen High-End- und Mittelklasse-Grafikkarten von AMD und Nvidia sind auf ComputerBase bereits erschienen. In einem abschließenden Überblick wird ComputerBase die Erkenntnisse aus den vier separaten Artikeln ins Verhältnis setzen.

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