Connected+ ausprobiert: BMW auf dem Weg zur One ID

Nicolas La Rocco
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Connected+ ausprobiert: BMW auf dem Weg zur One ID

BMW hat weitere Details zum geplanten Rollout von Connected+ bekanntgegeben. Außerdem hatte ComputerBase die Möglichkeit, in Chicago im BMW Technology Office hinter die Kulissen der Entwicklung von BMW Connected zu blicken und anschließend die neuen Features von Connected+ in der Hybrid-Limousine 530e auszuprobieren.

Bereits ab Ende Juli und nicht erst zum Ende des Jahres wird BMW Connected+ samt neuer digitaler Dienste zur Verfügung stehen. BMW hat das Pressematerial seit der Ankündigung von BMW Connected+ überarbeitet. Darin heißt es jetzt, dass BMW Connected+ aus zusätzlichen, neuen digitalen Diensten besteht, die Ende Juli mit dem Update-Release 6.0 in 28 Ländern, darunter Deutschland, verfügbar sein werden.

Damit die Dienste verwendet werden können, muss neben dem Smartphone mit Connected-App das Fahrzeug mit der Sonderausstattung ConnectedDrive Services (6AK) ausgerüstet sein. Die wiederum setzt eine Reihe anderer Ausstattungsmerkmale voraus, wie auf der BMW-Website im Detail erläutert wird. Grundsätzlich muss außerdem das Navigationspaket ConnectedDrive mit Navigationssystem Professional vorhanden sein. Im neuen BMW 5er (Test) kostet dies beispielsweise 2.200 Euro.

BMW Connected+ ist im ersten Jahr der Nutzung kostenfrei, sozusagen als Appetithäppchen, das Lust auf mehr machen soll. Was die erweiterten Dienste im Anschluss kosten werden, ist noch nicht kommuniziert worden. Das Basispaket der vorausgesetzten ConnectedDrive Services ist im BMW Store ab 250 Euro erhältlich, allerdings hängen Preise und Laufzeiten individuell vom Fahrzeug ab.

Zwischenstopp mit Route verknüpfen

Die für die Fahrt wichtigsten beiden neuen Dienste von Connected+ sind die erweiterten Features von „Send my Routes to Car“ sowie „Share Live Trip Status“. Bei „Send my Routes to Car“ fließt für die Berechnung der Zielführung jetzt auch die Tankfüllung mit ein. Das bedeutet: Bei einem auf Basis eines Abgleichs von Entfernung zum Ziel sowie Inhalt des Tanks negativen Ergebnis, rät Connected+ zu einem Zwischenstopp an einer Tankstelle auf der Route, die mit dem Tankinhalt noch erreichbar ist.

Zusätzlicher Tankstopp vor dem eigentlichen Ziel
Zusätzlicher Tankstopp vor dem eigentlichen Ziel (Bild: BMW)

Wie BMW im Technology Office Chicago erläuterte, könnten zukünftig in die Empfehlungen von Tankstellen auch Kraftstoffarten, Ladesäulen oder niedrigste Preise einfließen. Auch die Beschränkung auf nur einen Anbieter könnte für Stammkunden einer Marke sinnvoll sein. Derzeit findet solch eine Vorsortierung noch nicht statt.

Eigene Position mit anderen teilen

Das Feature „Share Live Trip Status“ ist vor allem dafür ausgelegt, um Verspätungen oder auch zu frühes Ankommen mit anderen Personen zu teilen, beispielsweise bei Teilnahme an einem Geschäftstermin. Die aktuelle Position des Fahrzeugs samt voraussichtlicher Ankunftszeit lässt sich auf Wunsch des Fahrers live mit einem hinterlegten Kontakt per SMS teilen. Die Kurznachricht enthält einen Link auf ein neues Portal von BMW, das auf einer Karte grafisch aufbereitet die Live-Position, Strecke sowie Daten zur verbleibenden Fahrt darstellt.

In dem Moment, in dem der Fahrer seine aktuelle Position freigibt, wird diese fortlaufend über das BMW-Portal aktualisiert. Wer seine Position hingegen nur einmalig teilen möchte, kann die Freigabe der Ortung im Connected-Menü des Navigationssystems jederzeit wieder entziehen. In der Detailansicht von „Share Live Trip Status“ ist zudem jederzeit ersichtlich, ob die Position des Fahrzeugs von Dritten mit Zugriff auf den Link eingesehen werden kann. Soll hingegen nur einmal die erwartete Ankunftszeit anderen Personen mitgeteilt werden, so ist auch dies über dasselbe Menü möglich. In die Berechnung fließt wie bei der Navigation die Real Time Traffic Information (RTTI) ein.

Aktuell kann BMW Connected+ die Position des Fahrzeugs ausschließlich per SMS teilen, da Dienste wie WhatsApp, iMessage oder der Facebook Messenger nicht in die Plattform integriert sind. Rein theoretisch könnte sich das in Zukunft ändern, handfeste Zusagen mit zeitlicher Einordnung ließ sich BMW in Chicago aber nicht entlocken.

Ausblick – Das Benutzerkonto für alle Dienste

Grundsätzlich biete die Connected-Plattform viele Möglichkeiten für die Erweiterung um neue Dienste und Features, lautete der Tenor in Chicago. Aufseiten des Back-Ends, das von Microsoft Azure gestellt wird, soll es von der Skalierbarkeit her keinen Engpass geben. Im Technology Office in Chicago konnte BMW über das Azure-Dashboard für Connected im letzten Monat den 100-prozentig aussetzerfreien Betrieb demonstrieren.

Azure-Dashboard für Connected liefert BMW wichtige Statistik
Azure-Dashboard für Connected liefert BMW wichtige Statistik (Bild: BMW)
Teststation mit Spitzname „Anton“ mit Infotainmentsystem
Teststation mit Spitzname „Anton“ mit Infotainmentsystem (Bild: BMW)
Entwickler skizzieren den Tagesablauf des Fahrers mit Connected
Entwickler skizzieren den Tagesablauf des Fahrers mit Connected (Bild: BMW)

Bei der Besichtigung des BMW Technology Offices wurde mehrfach betont, dass sich der Automobilhersteller von einem VIN-basierenden (Vehicle Identification Number) Angebot hin zur One ID bewegen möchten. Damit ist gemeint, dass der Fokus in Zukunft weniger auf dem einen Automobil, sondern auf der einen ID des Nutzers liegen soll, seinem Account bei BMW, mit dem alle Dienste des Konzerns verknüpft sind.

BMW One ID als zukünftiger Kern aller Dienste
BMW One ID als zukünftiger Kern aller Dienste

Diese One ID kann unabhängig von den eigenen Fahrzeugen auch für Leihwagen etwa von DriveNow, das Smart Home, Entertainment-Dienste sowie andere Dienstleistungen verwendet werden. Alle persönlichen Präferenzen sind hinterlegt und übertragbar.