Amazon Echo Auto im Test: Alexa-Sprachsteuerung im Auto mit Kabelsalat

Frank Hüber
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Amazon Echo Auto im Test: Alexa-Sprachsteuerung im Auto mit Kabelsalat

tl;dr: Amazon Echo Auto bringt die Sprachsteuerung mit Alexa über Bluetooth oder Klinke in neue und alte Autos. In ruhiger Umgebung funktioniert die Sprachsteuerung sehr gut, bei lauter sind ihr aber Grenzen gesetzt. Zudem müssen immer mehr Kabel verlegt werden. Echo Auto kann deshalb nur eine Zwischenlösung sein.

Das ist Amazon Echo Auto

Deutsche Autofahrer mussten sich fast zwei Jahre gedulden, bis Amazon Echo Auto auch nach Deutschland gebracht hat, nachdem es bereits im September 2018 in den USA gestartet ist. Amazon Echo Auto bringt den Sprachassistenten Alexa unabhängig vom Fahrzeug des Nutzers ins Auto und macht alle Funktionen von Alexa auch im Wagen zugänglich. So lassen sich nicht nur Musikstreaming-Dienste im Auto per Sprache nutzen, sondern auch Smart-Home-Geräte wie die Beleuchtung und Heizung zuhause steuern, Erinnerungen erstellen, Kalendereinträge vornehmen oder simple Fragen an Alexa stellen. Funktionen des Fahrzeugs selbst, also beispielsweise die Klimaanlage, Heizung oder das Radio, kann Alexa allerdings nicht steuern, da es hierauf keinen Zugriff hat.

Acht Mikrofone für die Spracherkennung

Hauptbestandteil ist eine 8,5 × 4,7 cm große Einheit, die gleich acht Mikrofone an ihrer Oberseite beherbergt – hiermit möchte Amazon trotz der häufig hohen Umgebungsgeräusche in Fahrzeugen zuverlässig die Sprache des Nutzers erkennen. Damit besitzt der Echo Auto mehr Mikrofone als alle bisher veröffentlichten Echo-Lautsprecher von Amazon – selbst der Echo Studio (Test) bringt es nur auf sieben.

Bekannte Tasten und Farben von den Echo-Lautsprechern

Die beiden Tasten an der Oberseite sind hingegen von den Echo-Lautsprechern bereits bekannt. Denn auch beim Echo Auto können die Mikrofone deaktiviert werden, wenn man sie nicht dauerhaft eingeschaltet und auf das Aktivierungswort lauschen lassen möchte. Um die Spracherkennung und Alexa ohne Aktivierungswort zu starten, dient die Aktionstaste. Wird sie gedrückt, kann direkt ein Befehl an den digitalen Sprachassistenten gestellt werden, ohne das Gerät über „Alexa“ aufzuwecken.

Auch die integrierte Lichtleiste im Echo Auto ist von den Echo-Lautsprechern bekannt. Ist Alexa aktiv, leuchtet sie blau.

Eine magnetische Halterung für exponierte Position

Neben dieser Einheit liefert Amazon eine Halterung mit, an der das Echo Auto magnetisch befestigt wird und die selbst wiederum an den Luftauslässen der Fahrzeuglüftung Halt findet. Die Halterung lässt sich an dieser Befestigung drehen, um sie besser ausrichten zu können. Auffällig ist, dass die Halterung groß ist und durch ihre Form dem Echo Auto eine sehr exponierte Position verschafft. Auch dies soll dazu beitragen, dass die Mikrofone nicht direkt im Luftstrom der Kühlung platziert sind und für eine gute Spracherkennung eine möglichst freie Sicht zwischen Nutzer und Echo Auto herrscht.

Strom per USB oder Zigarettenanzünder

Ohne Stromversorgung kommt aber auch Echo Auto nicht aus, weshalb Amazon ein passendes Micro-USB-Kabel beilegt, das entweder an einen USB-A-Anschluss des Fahrzeugs oder an den beiliegenden Adapter für den Zigarettenanzünder angeschlossen werden muss. Einen integrierten Akku bietet Echo Auto nicht. Somit funktioniert die Sprachsteuerung über Alexa auch nur bei eingeschalteter Zündung, sofern keine Powerbank genutzt wird, die ihrerseits immer wieder aufgeladen werden müsste. Das orientierungslose USB-C wäre die bessere Wahl, allerdings ist Echo Auto technisch identisch in den USA auch schon zwei Jahre erhältlich.

Audio per Bluetooth oder Klinke

Für die Übertragung des Tons stehen zwei Alternativen zur Wahl. Sofern sich das Smartphone über Bluetooth mit dem Infotainment-System des Autos verbindet, kann diese Verbindung genutzt werden. Ist das Smartphone aber nicht mit dem Wagen verbunden, muss der Echo Auto selbst über ein Klinkenkabel mit einer AUX-Buchse angeschlossen werden. Dass das Fahrzeug eine dieser beiden Schnittstellen bietet, ist somit neben USB oder einem Zigarettenanzünder Voraussetzung, wenn man keine eigenen Bastellösungen wie einen FM-Transmitter oder einen Kassette-Klinke-Adapter einsetzen möchte.

Ohne Kabel geht es nicht

Gänzlich kabellos ist der Amazon Echo Auto aber nie, was der Optik und der Bedienung anderer Funktionen im Fahrzeug nicht gerade zuträglich ist. Die Halterung des Echo Auto bietet zwar Kabeldurchführungen, an denen beide Kabel fixiert werden können, eine elegante Lösung ist dies in aktuellen Autos jedoch nicht und löst auch nicht den Verlauf zum AUX-In und Zigarettenanzünder. Wo diese platziert sind, ist bei jedem Fahrzeug unterschiedlich, weshalb auch das Ausmaß der Verschandelung des Interieurs individuell sehr verschieden ist. An dieser Stelle muss der Käufer einen klaren Kompromiss eingehen. Denn so gerne man Echo Auto möglichst versteckt und unsichtbar im Wagen platzieren würde, damit die Kabel möglichst nicht sichtbar verlegt werden können, so exponiert muss Echo Auto für eine gute Spracherkennung in der Nähe der Insassen angebracht werden. Damit nicht nur der Fahrer auf Alexa zugreifen kann, bietet es sich an – wenn häufig mehrere Personen im Fahrzeug sitzen –, Echo Auto an den Luftauslässen der vorderen Mittelkonsole zu platzieren. Dort duelliert sich das Modell dann gegebenenfalls mit den Smartphone-Halterungen der Insassen. Im Fazit wird auf die Verkabelung noch einmal anhand zweier praktischer Beispiele näher eingegangen.

Nachdem der Echo Auto im Fahrzeug angebracht und alle notwendigen Kabel angeschlossen wurden, muss er mit dem Smartphone verbunden werden.

Echo Auto nutzt die Alexa-App auf dem Smartphone

Echo Auto hat keine integrierte SIM-Karte und auch kein WLAN-Modul, um eine Datenverbindung herzustellen. Stattdessen wickelt das Modell alle Anfragen über das Android- oder iOS-Smartphone und die Alexa-App des Nutzers ab. Ist das Smartphone nicht mit im Wagen oder leer, bleibt auch Alexa im Echo Auto stumm. Bei der Einrichtung in der Alexa-App wird der Nutzer nach einem Sicherheitshinweis, dass Einstellungen nicht während der Fahrt vorgenommen werden sollen, auch gefragt, wie der Ton an das Fahrzeug übertragen werden soll und passt die Einrichtung an die Auswahl an. Ein Testton schließt den Einrichtungsprozess des Echo Auto in der Alexa-App ab. Die Einrichtung in der App selbst dauert nur rund zwei Minuten.

Amazon Echo Auto in der Alexa-App

Auf dem Echo Auto läuft lediglich das von Amazons AWS-Sparte entwickelte FreeRTOS für die Sprachverarbeitung. Die Hardware-Basis bildet ein MediaTek MT7697 in Kombination mit Dual-DSP und Inferencing-Engine auf Basis des Intel Quark S1000.

Spezielle Skills fürs Auto

Obwohl Alexa im Auto grundsätzlich die gleichen Fähigkeiten wie auf einem Echo-Lautsprecher zuhause besitzt, ist der Sprachassistent für den Einsatz im Fahrzeug leicht angepasst worden. Am auffälligsten ist, dass sich Echo Auto beziehungsweise Alexa bei jedem Einschalten der Zündung des Fahrzeugs bemerkbar macht, wenn es startet – ein Verhalten, das man nach ein paar Tagen gerne deaktivieren würde. Zudem gibt Alexa im Auto stets einen Bestätigungston bei der Anfrage „Alexa“ aus, damit man während der Fahrt nicht auf den Lichtring achtet, um zu prüfen, ob der Sprachassistent reagiert hat. Das akustische Signal ertönt allerdings erst deutlich später als das Leuchten des Lichtrings – eine frühere Bestätigung wäre wünschenswert. Dass die Antworten im Auto kürzer ausfallen als auf einem Echo-Lautsprecher, fällt nur im direkten Vergleich auf und ist im Alltag im Wagen nicht negativ bemerkt worden. Zudem ist das Sofort-Drop-In über Alexa auf dem Echo Auto deaktiviert.

Amazon Echo Auto
Amazon Echo Auto

Benzinpreise, Bußgelder und Parkgebühren

Abseits dieser Funktionsanpassungen durch Amazon gibt es auch spezielle Skills für Echo Auto. Diese sind beispielsweise die Abfrage von Benzinpreisen, ein Bußgeldrechner, die Frage nach Städtekürzeln auf Kennzeichnen, wenn man sich wieder einmal fragt, woher der Vordermann eigentlich kommt, und das Bezahlen der Parkgebühr per Smartphone. Echo Auto unterstützt zudem standortbezogene Dienste wie das Ein- und Ausschalten der Smart-Home-Beleuchtung, wobei hierfür die Standortbestimmung im Smartphone ausschlaggebend ist. Wegen dieser Skills wird bei der Einrichtung von Echo Auto in der Alexa-App um eine permanente Standortfreigabe gebeten.