US-Sanktionen: Huawei verkauft Honor, um es zu retten

Update Nicolas La Rocco
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US-Sanktionen: Huawei verkauft Honor, um es zu retten

Huawei soll den baldigen Verkauf der 2013 gegründeten Marke Honor planen. Der Verkauf in Höhe von knapp 13 Milliarden Euro könnte noch zum Ende dieser Woche bekanntgegeben werden, berichtet Reuters. Grund für den Verkauf sollen die Sanktionen der USA sein, die bei einem neuen Besitzer nicht mehr greifen würden.

2013 als junge Marke mit entsprechender Zielgruppe gegründet, könnte demnächst der Verkauf von Honor an mehrere Firmen aus China sowie die chinesische Regierung bevorstehen. Wie Reuters unter Berufung auf angeblich mit den Plänen vertraute Personen berichtet, sei ein Deal in Höhe von 100 Milliarden Yuan vorgesehen.

Ein Anteil von knapp 15 Prozent soll an den bisherigen Hauptdistributor und IT-Dienstleister Digital China gehen, der 2001 als Ausgliederung aus der Legend Group, heutzutage besser bekannt als Lenovo hervorging. Digital China, das mit Huawei bereits beim Cloud-Computing zusammen arbeitet, wolle den Deal mit neuen Krediten bewerkstelligen.

Darüber hinaus sollen mindestens drei weitere, von der chinesischen Regierung und einem Technologie-Hub aus Shenzhen finanzierte Firmen jeweils rund 10 bis 15 Prozent von Honor übernehmen. Zur Übernahme der verbleibenden 40 Prozent von Honor liegen bisher keine Informationen vor.

Honor soll an die Börse gebracht werden

Der Deal soll beinahe alle Bestandteile des Unternehmens umfassen, darunter die Marke Honor, Forschung und Entwicklung und das Management der Versorgungskette. Ein Großteil des bisherigen Managements und der mehr als 7.000 Mitarbeiter sollen von den neuen Eigentümern übernommen werden. Innerhalb der kommenden drei Jahre sei vorgesehen, mit Honor an die Börse zu gehen.

Honor ebenso von Huawei-Sanktionen betroffen

Huawei habe sich aufgrund der stetig schwerer wiegenden Sanktionen der USA für den Verkauf entschieden. Die Sanktionen, die Huawei bei der Software am Beispiel von Android mit Google-Diensten, aber mittlerweile auch bei der Hardware, etwa durch Einschränkungen bei der Chip-Entwicklung und Produktion durch HiSilicon und TSMC sowie durch Zulieferer im Bereich Speicher, immer härter treffen, gelten auch für alle Tochterunternehmen wie Honor, die dadurch ebenso bei der Entwicklung neuer Produkte eingeschränkt werden.

Verteilt auf mehrere neue Eigentümer und nicht mehr im Huawei-Konzern angesiedelt, könnte Honor wieder frei mit allen zuvor bekannten Ausstattungsmerkmalen angeboten werden. Honor soll dadurch konkurrenzfähig zu anderen Anbietern wie Oppo, Vivo und Xiaomi bleiben – auch in Europa. Derzeit steht Honor noch in starker Abhängigkeit zu Huawei, wenn es um die Auswahl der Komponenten geht. Viele Honor-Smartphones weisen ähnliche technische Ausstattungsmerkmale wie zuvor vorgestellte Huawei-Smartphones auf. Mit dem Verkauf könnte Honor aber wieder Zugriff auf alternative Zulieferer erlangen. Einschränkungen beim Verkauf etwa für Qualcomm würden damit wegfallen.

Huawei soll Fokus auf High-End legen

Huawei hingegen werde sich künftig bei Smartphones auf das High-End-Segment und das Geschäft mit Unternehmen konzentrieren, berichtet Reuters. Beim zuletzt vorgestellten Mate 40 Pro konnte Huawei mit dem Kirin 9000 vermutlich ein letztes Mal aktuelle High-End-Chips aus der 5-nm-Fertigung bei TSMC fertigen lassen. Effektiv wird seit Mitte September nicht mehr für HiSilicon produziert.

Update

Der Verkauf von Honor ist nun offiziell beschlossene Sache. Offizieller Eigentümer von Honor wird in Zukunft die Shenzhen Zhixin New Information Technology Co., Ltd., heißt es in einem knappen Statement von Huawei. Offizielle Details, wie etwa ein Preis, wurden nicht bekannt gegeben.