Amazfit GTR 3 Pro im Test: Vitaldaten und Fazit

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Frank Hüber
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Viele, aber weiterhin ungenaue Vitaldaten

Die Amazfit GTR 3 Pro erfasst noch mehr Vitaldaten als die GTR 2. Mehr ist aber nicht immer besser, denn auch wenn der Hersteller betont, dass die Genauigkeit der Datenerhebung verbessert worden sei, weicht sie je nach Szenario weiterhin deutlich von den Referenzwerten ab.

Mehr, aber weiterhin zu wenig Schritte

Im Alltag werden weiterhin zu wenig Schritte gezählt. Im Test ist die Abweichung dabei nicht konstant, sondern schwankt zwischen 20 und 40 Prozent. Die Herzfrequenz wird im Alltag gut und genau erfasst. Sobald man aber Sport treibt und die Herzfrequenz deutlich ansteigt, wird die Erfassung erneut ungenau und liegt meist wie bei der GTR 2 zu niedrig – auch wenn die Uhr sehr eng um das Handgelenk getragen wird. Auf Wunsch lassen sich Warnhinweise für ungewöhnlich hohe oder niedrige Herzfrequenzen aktivieren.

Die Hauttemperatur fehlt noch in der App

Bei der erfassten Hauttemperatur fehlt es derzeit an praktischem Nutzen, da die Daten aktuell nur auf der Uhr eingesehen werden können, in der Zepp-App aber nicht auftauchen. Wird dort die Karte für „Körpertemperatur“ aktiviert, heißt es schlicht „keine Temperaturdaten“. In welchem Bereich sich die erfasste Oberflächentemperatur bewegen sollte, ist so zunächst unklar. Auch in den Einstellungen der GTR 3 Pro in der App fehlen Optionen zur Temperatur unter dem Reiter „Gesundheitsmonitoring“ noch gänzlich.

Amazfit GTR 3 Pro
Amazfit GTR 3 Pro

Gute Werte bei der Atmung, nicht beim Blutsauerstoff

Gut erfasst wird allerdings die Atemfrequenz, die passende Werte liefert. Auch die Blutsauerstoffsättigung kann mit der GTR 3 Pro nun kontinuierlich im Hintergrund erfolgen, was eine Verbesserung zur GTR 2 darstellt, bei der die Messungen immer manuell angestoßen werden mussten. Die gemessenen Daten des Blutsauerstoffgehalts fallen bei der GTR 3 Pro in der Regel aber zu niedrig aus, häufig kratzt man nur an 90 Prozent, während andere Smartwatches 98 Prozent anzeigen.

Schlaftracking und Auswertung in der App

Auch das Schlaftracking ist erneut gut umgesetzt und zeigt nicht nur die Schlafdauer an, sondern auch wieder verschiedene Schlafphasen. Der Nutzer kann weitere, persönliche Informationen für jeden Tag hinterlegen und mit Smileys festhalten, wie erholt er sich fühlt.

PAI für körperliche Aktivität

Mit PAI („Personal Activity Intelligence“) stellt Amazfit erneut alle Aktivitätsdaten wie die Herzfrequenz und Trainings in einer einzigen Zahl dar. Wird an einem Tag keine gesteigerte Aktivität durchgeführt, verweilt dieser Wert hartnäckig bei 0. Wenn man etwa 20 Minuten joggt, erhält man 1 PAI. Fährt man 2 Stunden Fahrrad und hält die Herzfrequenz dabei niedrig, verdient man hingegen 10 PAI.

Wichtiger als dieser eigene Wert dürfte für viele aber sein, dass man die Amazfit GTR 3 Pro problemlos mit Apple Health und Google Fit verbinden kann, um Gesundheitsdaten zu synchronisieren, und sich Aktivitäten auch mit Strava, Relive, Runkeeper und TrainingPeaks synchronisieren lassen.

Die Auswahl der Aktivitäten ist wie bereits erwähnt von 90 auf 150 angewachsen und enthält zahlreiche aktuelle Trends. Auch E-Sport und Aktivitäten wie Schach sind vertreten. Während die acht bereits genannten Aktivitäten von der Uhr automatisch erkannt werden können, müssen die anderen beim Start aus der Liste ausgewählt, gestartet und nach ihrer Beendigung wieder gestoppt werden. Auf Wunsch kann das Display während eines Trainings dauerhaft aktiviert bleiben.

Fazit

Die Amazfit GTR 3 Pro zeigt erneut viele gute Ansätze und überzeugt wie der Vorgänger auch bei Verarbeitung und Optik. Der nach wie vor vergleichsweise breite schwarze Rand um das helle, gute Display wird wieder gut versteckt. Das Aluminiumgehäuse ist sehr gut verarbeitet und der Tragekomfort hoch. Während das schlichte Design, das Display und die Möglichkeit, das Armband selbst zu wechseln, somit wieder überzeugen, ist es erneut die Software, die noch nicht vollständig ausgereift wirkt.

Die Bedienung ist auch mit dem jüngsten Firmware-Update nicht gänzlich flüssig und ab und an treten störende Hänger in den Menüs auf dem Display auf. Dabei bleiben die Animationen beim Wischen hängen oder die Anzeige springt in Listen wieder nach oben, wenn man weiter nach unten wischen möchte. Und auch wenn die Vitaldaten mitunter sogar genauer gemessen werden als bei der GTR 2, weichen sie bei Belastung weiterhin zu stark vom Istwert ab. Dem generellen Problem, dass die Uhr keine Unterstützung durch Drittanbieter erfährt und keine Apps bereitstehen, lässt sich aber auch nicht durch eigene Softwarepflege beheben. In Kürze soll ein App-Developer-Kit erhältlich sein, das sich jedoch an Nutzer direkt richtet und mit dem eigene Zifferblätter und Mini-Apps entworfen werden können.

Neue Firmware geht erste Probleme an

Während des Tests hat sich die Uhr zudem mehrfach unverhofft im Alltag von alleine neu gestartet. Auch die eingestellte Displaysperre ist immer wieder angesprungen, obwohl die Uhr eng am Handgelenk getragen wurde. Die Option zum Konfigurieren des WLANs fehlt in der App derzeit, die Einstellungen der Uhr verweisen jedoch auf diese. Die unmittelbar vor Fertigstellung des Tests erschienene neue Firmware (Version 8.16.7.1) behebt einige der Übersetzungsprobleme in den Menüs der Uhr. Auch die Hänger in den Menüs sind, wie bereits mehrfach erwähnt, deutlich seltener geworden. Dafür sind die Einstellungen zum WLAN nun vollständig auch auf der Uhr verschwunden, so dass es sich weiterhin nicht konfigurieren lässt.

Selbst wenn Amazfit die verbliebenen Probleme zeitnah löst, bietet die GTR 3 Pro abseits von vielen Daten und Aktivitäten wenige Funktionen, die man am Handgelenk im Alltag sinnvoll nutzen kann, vor allem da die Vitaldaten weiterhin viel zu ungenau sind. Dies ist und bleibt nach der GTR 2 auch der größte Kritikpunkt an der GTR 3 Pro. Für eine unverbindliche Preisempfehlung von 199,99 Euro ist die Amazfit GTR 3 Pro so zwar weiterhin günstiger als viele Konkurrenten, kann die Versprechen aber nicht in allen Punkten halten. Eine Fitbit Sense (Test) ist die bessere, allerdings mit 300 Euro eben auch teurere Smartwatch.

Nicht nur die Amazfit GTR 3 Pro ist ab sofort verfügbar. Gleiches gilt für die GTS 3 und die GTR 3, für die eine unverbindliche Preisempfehlung von 149,99 Euro aufgerufen wird.

ComputerBase hat die GTR 3 Pro leihweise von Amazfit unter NDA zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Test fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

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