Diablo IV im Technik-Test: Spielkritik und Fazit

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Update 3 Wolfgang Andermahr (+1)
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Wie gut ist Diablo IV?

Dass Diablo IV richtig gut wird, haben schon die Beta-Eindrücke angedeutet und frühe Tests in einer leicht eingeschränkten Spielumgebung bestätigt. Also ja: Diablo IV ist richtig gut. Verbesserungspotential gibt es trotzdem.

Aus vielen Gründen spaßig

Blizzards runderneuertes Loot-RPG macht aus vielen Gründen Spaß – seien es die Kämpfe, die Charakterentwicklung, die Synergien zwischen vielen interagierenden Systemen, der maßvolle Ansatz beim „Loot“, die untypisch packende Story, die Freiheiten beim Charakterbau oder das Versprechen von sehr langer Unterstützung (etwa mit neuen Inhalten). So stimuliert Blizzard kunstvoll das Jäger-und-Sammler-Gehirn. Das „alte“ Blizzard kehrt mit Diablo IV jedoch nicht zurück. Denn die lange Unterstützung heißt auch, dass das Game ein „Live Service“ ist – und das bedeutet Mikrotransaktionen.

Deshalb landet die Diskussion doch wieder bei Diablo Immortal. Diablo IV wird zwar nicht pay to win, weil eine andere Zielgruppe als beim Mobile-Slotautomaten bedient wird. Das heißt aber nicht, dass die Mikrotransaktionen dezent oder harmlos bleiben müssen. Die Botschaft bisher ist durchaus ambivalent: Was kommen wird, hatte Blizzard einerseits grob im Vorfeld erläutert, andererseits den Ingame-Shop aus Testversionen bis zum Verkaufsstart ausgeklammert. Der Battle Pass startet ohnehin erst später. Dadurch hat der Entwickler das Thema aus den meisten Artikeln ferngehalten. Vielleicht, um den Blick nach Immortal auf die Qualität des Spiels zu lenken?

Toller Start mit durchaus ungewisser Zukunft

Vielleicht aber auch, um Spieler erst mal in das Spiel zu locken? Wer Zeit investiert, hört nicht so schnell wieder auf, weil Mikrotransaktionen ein kleines Stück mieser werden. Beide Deutungen müssen sich nicht ausschließen. Call of Duty, ebenfalls ein 70-Euro-Titel des Unternehmens, ist ein Beispiel für eine schrittweise immer weiter anziehende Monetarisierung bis hin zur oder über die Pay-to-win-Grenze hinweg. Zudem bleibt im Hinterkopf: Die größte Neuerung von Overwatch 2 war der Ingame-Shop. Das sind die Prioritäten.

Dass auch Diablo IV dieser Weg bevorsteht, lässt sich nicht nur nicht ausschließen, es muss in Anbetracht dieser Vorzeichen rund um den Start des Rollenspiels auch erwartet werden. Dazu muss niemand lügen, schließlich gibt es immer Tricks oder Hintertüren in Formulierungen. Was ist und sein wird, lässt sich nur zum Verkaufsstart nicht klären.

Zurzeit ein sehr gutes Spiel

Aller plausiblen Spekulation zum Trotz: Diablo IV ist ein sehr gut unterhaltendes, kunstfertig zusammengestelltes Spiel – das „Aber“ ist der Firmenpolitik geschuldet. Man sollte am Ende nur im Hinterkopf behalten, dass sich das noch freundliche Live-Service-Gesicht zum Verkaufsstart wandeln kann, wenn man an solchen Dingen Anstoß nimmt.

Fazit

Die PC-Version von Diablo IV ist zwar nicht perfekt geworden, die Technik befindet sich aber durchaus in einem guten bis sehr guten Zustand – zu meckern gibt es wenig. So stellt das Spiel erstaunlich niedrige Anforderungen an die Grafikkarte, selbst in Ultra HD müssen es nicht gleich High-End-Exemplare, ja noch nicht mal sonderlich schnelle Modelle sein. In Full HD wiederum ist selbst eine aktuelle Einsteiger-Grafikkarte schnell genug, um ein flüssiges Spielen zu ermöglichen.

AMD FSR und Nvidia DLSS SR mit Glanzauftritt

Selbst wenn die Hardware nicht schnell genug ist, stellt das kein großes Problem dar. Die Presets helfen abseits von VRAM-Mangel zwar wenig, stattdessen gibt es für nur etwas mehr Leistung schnell matschige Texturen zu sehen. Dafür bietet Diablo IV eine der besten Upsampling-Implementierungen, die die Redaktion bis dato getestet hat.

Mit DLSS Super Resolution (DLSS 2) und FSR 2 sieht Diablo IV durchweg besser aus als mit der nativen Auflösung, ganz gleich ob die jeweilige Technologie in Full HD, WQHD oder Ultra HD genutzt wird. Daher lautet vor vor allem in Ultra HD die Empfehlung der Redaktion, durchweg DLSS oder FSR im Quality-Modus zu nutzen. Alles andere kostet nur Leistung und sieht dennoch schlechter aus.

FSR 2 läuft auf GeForce GTX

Seltsam mutet dabei an, dass Blizzard auf GeForce RTX nur DLSS anbietet, obwohl FSR und XeSS auch auf Nvidias Grafikkarten laufen sollten. Aber immerhin haben die Entwickler mitgedacht: Auf einer GeForce GTX kann FSR 2 genutzt werden, so dass auch Inhaber einer solchen Karte in den Upsampling-Genuss kommen, den Nvidia ihnen verwehrt.

DLSS 3 beziehungsweise Frame Generation hakt zumindest auf dem Testsystem noch. In Verbindung mit DLSS Super Resolution wird Frame Generation mit jeder GeForce-Grafikkarte entweder nicht schneller oder sogar langsamer. Es handelt sich offenbar um einen Bug, denn ohne DLSS 2 funktioniert FG wie gewünscht.

Diablo IV im Technik-Test

Kein Shader-Compilation-Stuttering

Diablo IV hat nicht mit Shader-Compilation-Stottern zu kämpfen, mit Traversal-Stottern aber schon. Wenn Levelabschnitte nachgeladen werden, hakt das Spiel auf jeder Hardware kurz. Das ist gut zu spüren, stört aber nicht allzu sehr. Davon abgesehen ist Blizzard das Framepacing sehr gelungen, es ist als nahezu perfekt zu bezeichnen. In diesem Punkt schneidet Diablo IV besser als die meisten anderen Games ab.

Maximale Qualität fordert in hohen Auflösungen viel VRAM

Die Anforderungen an die GPU-Leistung sind gering, die an den Grafikkarten-Speicher aber ziemlich hoch. Erst ab 16 GB VRAM gibt es keinerlei Probleme mehr, mit 12 GB kann es in Ultra HD dagegen zu Rucklern oder nicht geladenen Texturen kommen. Mit 8 GB zeigt sich das Spiel in Full HD immerhin noch gut in Form. Die Texturdetails zu reduzieren, ist dabei auch in Full HD keine gute Lösung, denn bereits mit hoher Texturqualität gehen sichtbar Details und Bildschärfe verloren, spätestens ab „Mittel“ gibt es eigentlich nur noch Matsch. Hier sollte Blizzard noch etwas Feintuning in den geringeren Texturstufen betreiben.

Insgesamt liefert Blizzard mit Diablo IV eine ordentliche PC-Version ab, die zwar nicht perfekt läuft und kleinere Probleme hat, insgesamt jedoch zu überzeugen weiß – es spricht nichts gegen einen Kauf des Games direkt zum Start.

Die Redaktion plant, den Technik-Test über die kommenden Tagen noch zu erweitern. Unter anderem wird es Benchmarks mit älteren und noch langsameren Grafikkarten geben.

ComputerBase hat Diablo IV vom Publisher Activision Blizzard zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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