Übernahme von Activision Blizzard: Microsoft erklärt, die Xbox habe den „Konsolenkrieg“ verloren

Update Andreas Frischholz
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Übernahme von Activision Blizzard: Microsoft erklärt, die Xbox habe den „Konsolenkrieg“ verloren

Microsofts darf Activision Blizzard vorerst nicht übernehmen, besagt ein Gerichtsbeschluss in den USA. Nachdem die Federal Trade Commission (FTC) am Montag eine einstweilige Verfügung eingereicht hatte, stoppte ein Richter vorläufig das Übernahmeverfahren.

Die FTC hat bereits im Dezember eine Klage eingereicht, um die Übernahme mit einem Wert von 68,7 Milliarden US-Dollar zu stoppen. Die Regulierungsbehörde befürchtet, Microsoft könnte mit dem Zukauf die Konkurrenz unterdrücken. Das betrifft sowohl den Konsolenmarkt als auch den Abo-Dienst Game Pass und das Cloud-Gaming.

Microsoft will schnelles Verfahren

Mit der einstweiligen Verfügung will die FTC nun verhindern, dass Microsoft die Übernahme frühzeitig abschließt. Laut der Nachrichtenagentur Reuters wäre das bereits am Freitag möglich gewesen.

Indem der Richter an dem Bundesgericht in San Francisco der einstweiligen Verfügung stattgab, ist das Verfahren vorläufig blockiert. Für den 22. und 23. Juni sind nun Beweisanhörungen angesetzt. Kann sich die FTC durchsetzen, muss erst das Urteil des im Dezember gestarteten Gerichtsverfahrens abgewartet werden. In diesem soll final geklärt werden, ob Microsofts Pläne in den USA wettbewerbsrechtlich zulässig sind.

In einer ersten Stellungnahme wirkt Microsoft nicht unzufrieden. Die einstweilige Verfügung ergebe Sinn, wenn sich dadurch das Verfahren beschleunigt, sagte Microsoft-Sprecher David Cuddy zu The Verge.

In Großbritannien blockiert, in der EU unter Auflagen

Nichtsdestotrotz geht der Übernahmeprozess für Microsoft damit in die entscheidende Phase über. Eigentlich sollte dieser bereits im Juli abgeschlossen sein, dann läuft eine formale Frist ab. Erwartet wird aber, dass sich die Gerichtserfahren noch über das Jahr hinweg ziehen. In Großbritannien hat die „Competition and Markets Authority“ (CMA) die Übernahme bereits untersagt. Vor allem beim Cloud-Gaming befürchten die britischen Wettbewerbshüter eine zu dominante Position, die Microsoft erreichen könnte.

In der EU wurde die Übernahme hingegen unter Auflagen gestattet. In weiteren Märkten wie China hat Microsoft ebenfalls grünes Licht.

Update

Heute starten die Verhandlungen, die über das FTC-Verfahren und damit Microsofts Übernahmepläne entscheiden. Wie The Verge analysiert, verfolgt der Konzern die Strategie, den Konkurrenzkampf mit Sony in den Mittelpunkt zu stellen. In den Dokumenten, die vor dem Verfahren eingereicht wurden, erklärt Microsoft, die Xbox habe „den Konsolenkrieg“ verloren. Sony wäre mit der PlayStation deutlicher Marktführer, auf Rang 2 folgt dann Nintendo. 2021 erreichte die Xbox demnach bei den Verkaufszahlen einen Marktanteil von 16 Prozent, bei den verbreiteten Geräten käme man auf 21 Prozent.

Die FTC teilt Microsofts Marktanalyse nicht. Zudem unterstreicht die Behörde in den ersten Stellungnahmen erneut die Bedeutung von Activision Blizzard. Mit Call of Duty, Diablo und Overwatch besitze der Publisher einige der wichtigsten Marken im US-Spielemarkt.

Für das Verfahren sind insgesamt fünf Tage in dieser und der nächsten Woche angesetzt. Für Microsoft sollen auch CEO Satya Nadella und weitere Xbox-Führungskräfte vor Gericht erscheinen, um die Übernahmepläne zu verteidigen.