Microsofts Activision-Übernahme: Sony unterschreibt 10-Jahres-Deal für Call of Duty

Andreas Frischholz
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Microsofts Activision-Übernahme: Sony unterschreibt 10-Jahres-Deal für Call of Duty
Bild: Activision

Eine doppelte Niederlage musste letzte Woche die amerikanische Regulierungsbehörde FTC hinnehmen, was Microsoft in der Übernahme von Activision Blizzard einen gewaltigen Schritt voranbrachte. Die Konsequenz: Auch Sony hat jetzt ein Abkommen für Call of Duty unterschrieben.

Die Shooter-Serie soll auch nach der Übernahme auf PlayStation-Konsolen erscheinen. Auf ein entsprechendes Abkommen haben sich Microsoft und Sony verständigt, verkündete Microsofts Xbox-Chef Phil Spencer am Sonntag auf Twitter. Gegenüber The Verge bestätigte der Konzern dann, dass es sich um eine auf zehn Jahre angelegte Vereinbarung handelt.

Diese Vereinbarung entspricht somit den Bedingungen, die Microsoft zuvor bereits mit Nintendo ausgehandelt habe. Die mit Cloud-Gaming-Anbietern sollen indes abweichen, heißt es bei The Verge.

Call of Duty als Faustpfand

Die Call-of-Duty-Reihe war ein wesentlicher Streitpunkt bei den Verhandlungen um Microsofts Übernahmepläne. Es ist eine der umsatzstärksten Marken von Activision Blizzard, dementsprechend ist auch die Bedeutung für PlayStation 5, wie Sony im FTC-Verfahren darlegte. Sony nutzte die Reihe nun, um wiederholt vor einer Übernahme zu warnen. Wenn Microsoft Activision kauft, drohe eine Xbox-Exklusivität oder zumindest Nachteile für die PlayStation-Version. Beides würde die Kräfteverhältnisse auf dem Konsolenmarkt beeinflussen und den Wettbewerb unterdrücken.

Um wettbewerbsrechtliche Bedenken auszuräumen, hat Microsoft von Anfang an auf Abkommen gesetzt. Das Ziel war offensichtlich: Die Botschaft an die Regulierungsbehörden weltweit sollte sein, dass man die Übernahme nicht nutzen wolle, um die Plattform abzuschotten. Titel sollten auch bei anderen Anbietern verfügbar sein. Ein Abkommen über fünf Jahre aus dem letzten Jahr hat Sony allerdings abgelehnt, ebenso eins mit 10-Jahren-Laufzeit aus dem Dezember 2022. Stattdessen versuchte man, die Übernahme mit den Verfahren der Regulierungsbehörden zu stoppen.

Wie im Rahmen des FTC-Verfahrens bekannt wurde, protestierte Sony nicht von Anfang an. Kurz nachdem die Übernahmepläne publik wurden, war Sonys PlayStation-Chef Jim Ryan noch entspannt. Bei dem Kauf würde es nicht um Exklusivität gehen, Call of Duty dürfte noch lange auf der PlayStation erscheinen, schrieb er in einer internen Mail. Zeitnah änderte Sony allerdings die Strategie. Was folgte war ein über ein Jahr laufender Rechtsstreit mit dem Höhepunkt im FTC-Verfahren.

Abschluss der Übernahme in Sicht

Die amerikanische Regulierungsbehörde konnte aber einen vorläufigen Stopp des Übernahmeprozesses vor Gericht nicht durchsetzen. Der Versuch der FTC, die Übernahme zu stoppen, hat somit einen empfindlichen Dämpfer erhalten. Denn für Microsoft läuft eine Frist bis zum 18. Juli – also morgen –, um die Übernahme abzuschließen.

Diese könnte der Konzern nun einhalten oder lediglich nur leicht überschreiten, berichtet The Verge. Abhängig ist das von den Verhandlungen mit der britischen Wettbewerbsbehörde Competition and Markets Authority (CMA), die die Übernahme ursprünglich untersagen wollte. Mittlerweile laufen aber Verhandlungen über Anpassungen am Deal, um Bedenken zu beseitigen.